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Zu Georg Büchners 200. Geburtstag wird es in Darmstadt erneut eine große Ausstellung zu Leben und Werk geben. „Kosmos Büchner“ war der Arbeitsbegriff, unter dem die Verantwortlichen bisher von ihren Plänen sprachen; „Georg Büchner. Revolutionär mit Feder und Skalpell“ ist jetzt wohl der offizielle Titel der Landesausstellung vom 13. 10. 12013 bis zum 16. 2. 2014 im Darmstadtium, dem Kongresszentrum der Stadt Darmstadt. Ein geeigneterer Ort steht leider nicht zur Verfügung; die Mathildenhöhe selbst wird „energetisch saniert“ und ist im Herbst 2013 geschlossen, Alternativen mit historischem Bezug zu Büchner und seiner Darmstädter Zeit konnten aus räumlichen und/oder organisatorischen Gründen leider nicht realisiert werden. Das wiederhergestellte „Pädagog“, immerhin das Gymnasium, das Georg (und seine Brüder) besuchten, ist zu klein, das „Residenzschloss“ mitten in der Stadt, das bis vor kurzem die Universitätsbibliothek beherbergte, gänzlich ungeeignet (inhaltlich wäre es schon spannend gewesen, ausgerechnet Georg Büchner als Verfasser des „Hessischen Landboten“ ausgerechnet ins Schloss einziehen zu lassen …), und das Landesmuseum, das nach als unendlich enpfundener Schließungs- und Sanierungszeit im Herbst endlich wieder eröffnet werden soll, hat offenbar mit seiner eigenen Präsentation genug zu tun. Das Landesmuseum, das ja einen großen Teil seiner außerordentlichen Faszination als „Universalmuseum“ auf die ungebrochene Sammlertradition der hessischen Fürsten bezieht, ist ohne Zweifel der Ort der größten Nähe zu Georg Büchners Darmstädter Zeit, auch wenn es erst lange nach seinem Tod errichtet wurde – die Sammlung war zu Georg Büchners Zeiten öffentlich im Schloss zugänglich.  

Nun wird man die Bilder und Sammlungsstücke, die direkten Bezug zu seinem Leben und Werk haben, eben aus der Präsentation lösen und vorübergehend im Darmstadtium aufstellen. Mal sehen, was zu dem von Georg scheinbar so geschätztem „Christus im Emmaus“ von Carel von Savoy gesagt werden wird (Michael Will hat in „Autopsie und reproduktive Phantasie. Quellenstudien .. zu Büchners Lenz“, Königshausen & Neumann, 2000,  angedeutet, dass es nicht unbedingt dieses Bild sein muss, an das sich Georg erinnerte). Ich will schon mal darauf hinweisen, dass das Bild vielleicht mehr Dimensionen hat als bisher beachtet – was liegt denn da unter dem Tisch?! Leider habe ich nur die Reproduktion aus Zimmermanns  „Geht einmal nach Darmstadt“ (Justus Liebig Vlg. 1993) zur Hand: 

Savoy Christus in Emmaus

Hier findet sich jedenfalls die offizielle Pressemitteilung zur bevorstehenden Eröffnung.

Es erwartet die staunenden Besucher, von denen sicher viele noch eine gute Erinnerung an die letzte große Büchner-Ausstellung zum 175. Todestag auf der Mathildenhöhe haben, eine Präsentation von Georgs Leben mit dem Versuch, das, was er tat und das, was er sah, anschaulich zu machen. Dazu soll die Rekonstruktion des Sterbezimmers in Zürich (wir kennen davon ja den Bericht von Caroline Schulz, die ihn pflegte, und die schlichte Skizze), Spurensuchen nach  den Perspektiven auf die Welt, wie Georg sie hatte, und insbesondere eine umfangreiche und innovative Präsentation seiner Texte und seiner Schreibarbeit gehören. Immerhin gewagt ist schon mal die Formulierung von Georg Büchner als einem „genialen Schreibstrategen“ – woher der Bub von ältestenfalls 23 Jahren Zeit und Methode zum strategischen Schreiben nahm, wird erläutert werden müssen.

Es bleibt abzuwarten, ob es gelingt, der immer noch profunden und fast durch die Bank korrekturlos zitierfähigen Arbeit der Ausstellungsmacher von 1987 und ihrem wunderbaren Katalog (Georg Büchner : Revolutionär, Dichter, Wissenschaftler 1813 – 1837 ; d. Katalog ; Ausstellung Mathildenhöhe, Darmstadt, 2. August – 27. September 1987. Stroemfeld 1987. 3-87877-279-3. Erst seit kurzem beim Verlag vergriffen, aber leicht und günstig antiquarisch zu findeneine weitere Sicht hinzuzufügen, die nicht zuletzt den  den finanziellen Aufwand rechtfertigen. Immerhin ist von deutlich sechsstelligen Beträgen die Rede.

Auch diesmal wird wieder ein umfangreiches Druckwerk angekündigt:

„Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Katalogbuch, herausgegeben von Ralf Beil und Burghard Dedner, mit Essays u.a. von Ralf  Beil, Arnd Beise, Roland Borgards, Burghard Dedner, Nora Eckert, Michael Hagner, Ariane Martin und Peter von Matt sowie Quellentexten u.a. von Luise Büchner, Elias Canetti, Durs Grünbein, Elfriede Jelinek, Karl Marx, Alexis Muston und Heiner Müller. Deutsche und englische Ausgabe, Hardcover, ca. 416 Seiten.“

Zu weiteren neu erschienen und angekündigten Druckwerken demnächst hier mehr.