Friedrich Karl Christian Ludwig Büchner (* 29. März 1824 in Darmstadt; 1. Mai 1899 ebenda), war Arzt, Naturwissenschaftler und Philosoph. Er gilt als ein der Wegbereiter des Vulgärmaterialismus oder Monismus.
Der jüngere Bruder Georg Büchners und erste, anonyme Herausgeber seiner Nachgelassenen Schriften“, studierte in Gießen Medizin, praktizierte als Arzt in Tübingen und veröffentlichte zahlreiche naturwissenschaftlich-philosophische Schriften. Noch während seiner Promotionszeit engagierte er sich in der 1848er-Revolution. Büchner war neben Carl Vogt und Jakob Moleschott einer der fruchtbarsten und erfolgreichsten Vertreter der Heiligen Familie, der (so Franz Mehring) in der nach 1848 sich formierenden Reaktion einen frischen Windstoߔ darstellte. 1881 gründete Büchner den Deutschen Freidenkerbund und war Mitinitiator des noch heute bestehenden Freien deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main.
Büchner betätigte sich als Vermittler naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse, er propagierte die Evolutionstheorie von Darwin in Deutschland und stellte eine mechanistische Vererbungslehre auf. Zugleich versuchte er sich immer wieder an systematischen Darstellungen seiner Theorie einer natürlichen, d.h. mechanistisch-materialistischen Weltordnung, deren philosophischer Gehalt seit dem Erstlingswerk Kraft und Stoff von 1854 das als Hausschatz des Kleinbürgertums“ erst durch Ernst Haeckels Welträtsel ersetzt wurde. Kraft und Stoff“ war mit 21 deutschen Auflagen innerhalb von nur fünfzig Jahren und zahlreichen Übersetzungen in andere Sprachen ein für seine Zeit ungewöhnlich erfolgreiches Buch, dessen Autor daraufhin allerdings schon 1855 die Lehrbefugnis entzogen wurde; er musste als praktischer Arzt nach Darmstadt zurückkehren.
Für Büchner sind Denken und Sein ebenso unzertrennlich wie Kraft und Stoff oder Geist und Materie; deshalb sei nichts klarer, als dass, so hoch differenziert und eigentümlich auch die Charaktere des Lebens sein mögen, dieselben doch nichts mehr und nichts weniger sind, als Bewegungen der unter eigentümliche und hochspezialisierte Bedingungen gebrachten gewöhnlichen Materie. Das große Welträtsel zu lösen, ist Büchner zufolge der eigene Materialismus außerstande: Auch wird dieses Welträtsel von dem menschlichen Verstande niemals gelöst werden, da dieser die ihm von Natur und Erfahrung gesteckten Grenzen von Zeit, Raum und Kausalität, die das Weltall als solches nicht kennt, nicht zu überspringen vermag. Von Büchners späteren Schriften, in denen als Kern seines Materialismus ein vulgärer, moralisch pointierter Idealismus sich erweist, sind denn auch mehrere dem Verhältnis der Naturwissenschaften zu religiösen Fragen gewidmet. Folgerichtig hat man auf seinen Grabstein (auf dem Alten Friedhof in Darmstadt) geschrieben:
Das Warum wird offenbar, wenn die Toten auferstehn,
doch das Wie ist sonnenklar, wenn die Welt wir recht verstehn.
Werke
Kraft und Stoff, 1854
Physiologische Bilder, 2 Bde., 1861/75
Die Darwinsche Theorie von der Verwandlung der Arten und die erste Entstehung der Organismenwelt, 1868
Die Macht der Vererbung und ihr Einfluß auf den moralischen und geistigen Fortschritt der Menschheit, 1882
Die Stellung des Menschen in der Natur, 1868
Über religiöse und wissenschaftliche Weltanschauung, 1887
Der neue Hamlet. Poesie und Prosa aus den Papieren eines verstorbenen Pessimisten, 1885 (pseudonym), 2. Aufl. 1901
Das Buch vom langen Leben oder die Lehre von der Dauer und Erhaltung des Lebens. (Makrobiotik), 1892
Darwinismus und Sozialismus, 1894
Im Dienste der Wahrheit, 1900
Sekundärliteratur
o J. Frauenstädt, Der Materialismus. Eine Erwiderung auf Ludwig Büchners Kraft und Stoff, 1856
o P. Janet, Der Materialismus unserer Zeit in Deutschland. Prüfung des Büchnerschen Systems, 1866
o F.A. Lange, Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung für die Gegenwart, hrsg. von Alfred Schmidt, 1974, Bd. 2, passim
o D. Wittich, Zur Geschichte und Deutung des Materialismus von Vogt, Moleschott und Ludwig Büchner, in: Wiss. Zschr. Der Humboldt-Universität Berlin, Gesellsch.-sprachwiss. Reihe Bd. 12, 1963, S. 389 ff.
P. Berglar, Der neue Hamlet. Ludwig Büchner in seiner Zeit, 1978
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