Soeben gibt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung über ihren diesjährigen Preisträger bekannt:

„Als kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter hat er in seinen Romanen und Erzählungen die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt – von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung bis in die unmittelbare Gegenwart. Seine politisch hellwachen, ideologieresistenten und menschenfreundlichen Texte loten die historischen Tiefendimensionen der Gegenwart aus. Seiner souveränen Erzählkunst gelingt es, eine manchmal satirische Beobachtungsschärfe zu verbinden mit einer humanen Sensibilität, die seine Figuren oft decouvriert, aber nie denunziert. … ”

Hier F C Delius sebst.

So erfreulich die Nachricht über diesen verdienten Preisträger auch ist, so verblüffend die gleichzeitige Nachricht, man feiere in diesem Jahr 60 Jahre Georg-Büchner-Preis.

Das ist nun ärgerlicherweise gleich doppelt falsch.

Zunächst wurde der Büchnerpreis 1923, vor nunmehr also 88 Jahren, vom Volksstaat Hessen eingerichtet und bis 1932 an Künstler vergeben, die aus Hessen stammten oder „mit Hessen geistig verbunden waren“. Die Nazis verzichteten dann auf die Verleihung, 1945 (also vor 66  Jahren) kam es zu einer Neubelebung. Preisträger waren neben den Literaten Schiebelhuth, Usinger, Seghers und Langgässer auch der Maler Carl Gunschmann und der Komponist Hermann Heiß. Seit 1951 (und das war dann in der Tat vor 60 Jahren) verleiht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Büchnerpreis als Literaturpreis.

Eine knappe Geschichte und eine Liste der Preisträger bietet wikipedia hier.

Schade, dass die wichtige und außergewöhnliche Geschichte des Preises so verkürzt dargestellt wird – wollen wir hoffen, dass sich 2023 Berufene finden, das echte Hundertjährige zu begehen!