„ … Indem man mehr und mehr einsieht, wie sehr die Erziehung der Frau, im Gegensatz zu der des Mannes, seit Jahrhunderten vernachlässigt ist, lässt man ihren natürlichen Anlagen mehr Gerechtigkeit widerfahren.

Was uns von frühester Kindheit am meisten mangelt, das ist die Gewöhnung an folgerichtiges Denken und folgerichtiges Handeln. Unter tausend Mädchen lernen neunhundert das, was sie später leisten sollen, nur zufällig, im Absehen, im Hin-und Her-Rennen, unter Gescholten werden, und indem man ihnen gleichzeitig den Sinn durch eine Menge anderer Dinge zerstreut. Aber systematisch, nach Plan und Regeln werden nur wenige Glückskinder unter uns, ebenso wohl im Praktischen wie Geistigen, ausgebildet. Da gibt es gescheite Leute, welche, wenn sie sehen, wie sich ein Mädchen recht skeptisch und linkisch in praktischen Dingen benimmt, voll heißer Ungeduld ausgerufen: wie kann man sich für ein Mädchen so einfältig anstellen! Als ob ein Mädchen als praktisches Genie vom Himmel fiele, als ob es nicht erst durch verständige Anleitung und Übung praktisch gemacht werden müsse.

Das Universalmittel, welches für das Kochen, das Scheuern, das Waschen ebenso notwendig ist, wie für das Dichten, Französisch-Sprechen und Klavier-Spielen, ganz unerlässlich aber diejenige, welche den kleinen, höchst komplizierten Start, genannt Haushaltung, regieren soll – heißt: denken! Wer nicht denkt, macht alles verkehrt, und wenn man’s auch nicht besonders gelernt hat, so kann man es sich doch mit gutem Willen immer noch aneignen, sobald man einmal die Kinderschule ausgetreten hat. …”

 

Luise Büchner: die Frau.

Hinterlassenen Aufsätze, Abhandlungen und Berichte zur Frauenfrage

Halle. Hermann Gesenius. 1878.

Eine häusliche Betrachtung (S. 353 – 357, Auszug)

 

 

 

Hier wie versprochen (und nicht nur für die Frau….) aus Charlotte Böttchers

„Kraft und Stoff. Deutsches Universalkochbuch … ” von 1882

die Einkaufsempfehlungen und Rezeptvorschläge

 

Monat September

 

Kraut-und grüne Gemüse.

 

Spinat. Schnittbohnen. Rosenkohl (noch teuer). Blumenkohl. Savoyer Kohl. Roter Kohl. Magdeburger Sauerkohl. Kopfsalat.

 

 

Wurzelarten.

 

Neue Kartoffeln. Mairüben. Steckrüben. Junge Wurzeln. Karotten. Petersilienwurzeln. Sellerie. Rote Beete. Frische Gurken. Radieschen. Rettig. Junge Zwiebeln (noch teuer). Perlzwiebeln. Champignons.

 

 

Hülsenfrüchte.

 

Pahl-Erbsen. Junge Erbsen.

 

 

Fruchtsorten.

 

Johannisbeeren. Himbeeren. Bickbeeren. Kronsbeeren. Weintrauben. Pfirsiche (teuer). Aprikosen. Frische Pflaumen. Zwetschgen. Kochäpfel. Kochbirnen. Melonen (sehr teuer). Zitronen (teuer). Senf-, Pfeffer-und Salzgurken.

 

 

Zahmes Geflügel.

 

Küken. Suppen-Hühner. Tauben. Junge Gänze. Junge Kalkuten. Junge Poularden.

 

 

Wild-Geflügel.

 

Krammetsvögel. Junge Rebhühner. Alte Rebhühner. Küken. Junge Krick-Enten. Junge wilde Enten.

 

 

Wild.

 

Hasen. Rehkeule. Rehrücken.

 

 

Süßwasser-und See-Fische.

 

Schleie. Karpfen. Hechte. Lachsforellen. Frische Aale. Geräucherte Aale. Frischer Rheinlachs (teuer). Südschollen. Elbbutt. Schellfisch. Krebse. Hummer.

 

 

 

Speisezettel für alle Tage im Jahre.

 

Monat September.

 

 

  1. Suppe mit gerösteten Schwarzbrot. Leipziger Allerlei von jungem Huhn, Blumenkohl, Erbsen, Klösschen und Krebsschwänzen.

  2. Reissuppe. Weiße Rüben mit Bratwurst.

  3. Graupensuppe. Grüne Bohnen mit Schöpsenfleisch.

  4. Suppe mit Sago und Blumenkohl. Gedämpfte Ente mit Pastetchen. Rebhühnerbraten mit Krautsalat.

  5. Eiernudelsuppe. Möhren mit Bratwurst.

  6. Semmelsuppe mit abgequirltem Ei. Rindfleisch mit Senf und Kohlrabi.

  7. Hirsensuppe. Ragout von Enten und Rebhühner mit Salzkartoffeln.

  8. Suppe mit Sagogries und Morcheln. Grüne Bohnen mit Schöpsenkarbonade. Kalbsnierenbraten mit Gurkensalat.

  9. Braune Suppe. Gefülltes Weißkraut.

  10. Grimpelsuppe. Gänseklein mit Kartoffelklößen.Suppe mit Nudeln. Hühnermagen und Leber.

  11. Blumenkohl mit gebackenen Hühnern. Gänsebraten mit Birnen-Kompott.

  12. Grießsuppe mit klein geschnittenem Sellerie. Wirsing mit Bratwurst.

  13. Durchgerührte grüne Suppe mit geröstetem Weißbrot. Rindfleisch mit Morcheln und Klösschen.

  14. Gebrannte Mehlsuppe. Weiße Rüben mit Rindspökelfleisch.

  15. Reissuppe. Taubenfricassee. Schöpsenbraten mit Bohnensalat.

  16. Grimpoelsuppe. Möhren mit kaltem Rindspökelfleisch.

  17. Hasensuppe. Hasenklein mit Schmorkraut.

  18. Suppe mit Sago und Kräutern. Gefüllter Wirsing mit Schinken. Hasenbraten mit Krautsalat.

  19. Eiernudelsuppe. Rindfleisch mit Kartoffeln und Sellerie.

  20. Suppe mit ausgestochenem Ei und Petersilie. Rebhuhnfricassee mit Schmorkraut.

  21. Graupen Suppe. Ragout von Schöpsenbraten mit Salzkartoffeln.

  22. Suppe mit geschnittenem Eierkuchen und Kräutern. Frischer Hecht mit Weinsauce. Rinds-Schmorbraten mit geschmorten Heidelberen.

  23. Hirsensuppe. Fricassee von Huhn.

  24. Gebrannte Mehlsuppe. Weiße Rüben mit Schöpsenfleisch.

  25. Braune Fleischbrühesuppe mit Sago und Hühnermagen und Lebern. Blumenkohl mit geräucherter Rindzunge. Gänsebraten mit Kompott.

  26. Graupensuppe mit Zitrone. Möhren mit frischem oder gesalzenem Schweinefleisch.

  27. Eiergraupensuppe. Rindfleisch mit Senf und Kapernsauce.

  28. Biersuppe mit geröstetem Brot. Gänse lein mit Ragoutsauce und Kartoffelklößen.

  29. Reissuppe mit klein geschnittenem Sellerie. Wirsing mit Schöpsenkoteletts. Gebratene Rebhühner mit Krautsalat.

  30. Hasensuppe. Kalbfleischfricassee.