Peter Brunners Buechnerblog

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Im Geburtsort unvergessen

Der 17. Oktober 2022 ist Georg Büchners 209. Geburtstag.

Der Dichter, Republikaner und Naturwissenschaftler aus Goddelau starb 1837 im Zürcher Exil, noch nicht 24 Jahre alt. Heute ist sein Grab auf dem “Rigiblick“ oberhalb der Stadt.

BüchnerFinderStatt, der Verein von Büchnerhaus und Büchnerbühne, begeht den Geburtstag Tag seit Jahren mit einer besonderen Erinnerung. 2022 führte die Bühne Büchners „Dantons Tod“ auf und der Museumsleiter fuhr an Büchners Grab, um dort einen Blumengruß abzulegen.

 

BüchnerFindetStatt – Büchnerhaus und BüchnerBühne“ und „Im Geburtsort unvergessen – Büchnerstadt Riedstadt-Goddelau“ steht auf den beiden hessisch-weiß-roten Kranzschleifen.

Wie in den vergangenen Jahren waren auch diesmal Zürcher Freunde ans Grab gekommen – Daniel Rohr vom benachbarten Theater Rigiblick war verhindert, Dr. Stefan Howald, Gründer der Zürcher „Linksbüchnerianer“ brachte einen Freund mit; die beiden legten eine Rose und ein Exemplar des „Danton“ als Gruß aufs Grab.

Man habe sich, sagte Brunner, zwar am Grab versammelt, gedenke aber eines erfreulichen Ereignisses, nämlich eines Geburtstages, der in der Büchnerfamilie sicher auch stets festlich begangen wurde – daher sei es ganz angemessen, mit einem Glas Rheingauer Sekt auf den Jubilar anzustoßen.

 

Stadtspaziergang zu Luise Büchners 197. Geburtstag

Zu Luise Büchners 197. Geburtstag treffen sich Mitglieder und Freundinnen der Luise-Büchner-Gesellschaft am 12. Juni um 15 Uhr am neuen Denkmal vor dem „Pädagog” in der Döngesborngasse.

 

Agnes Schmidt, Jutta Schütz und meine Wenigkeit werden mit Berichten, Zitaten und einigen Bildern an die Kinder- und Jugendzeit der Büchners erinnern.

 

Meldebogen der Familie Büchner StadtA Darmstadt, St 12 A Nr. 142/6

 

Anschließend besuchen wir die Gräber von Luise Büchner und anderen Mitgliedern der Familie Büchner auf dem Alten Friedhof.

von Peter Brunner

 

Peter Brunner

Peter Brunner

Und nach und nach ward’s allen klar, dass Michel doch betrogen war

Vor 189 Jahren, am 25. Oktober 1827, wurde Alexander Büchner in Darmstadt im Haus der Familie in der Grafenstrasse, geboren.

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Das Haus der Büchners in der Darmstädter Grafenstrasse 39, 1944 zerstört. Fotografie, um 1900. Stadtarchiv Darmstadt

Als alte Männer haben Alexander und Wilhelm Büchner mit wehmütiger Distanz auf ihre Hoffnungen und Taten vergangener Zeiten zurückgeblickt. „Heute, als gereifter Mann, der während seines ganzen Lebens vielfach mit den politischen Verhältnissen in Deutschland vertraut geworden ist, kann es mir nicht einfallen, die fast kindlichen Bestrebungen jener Zeit als solche anzusehen, die jemals auf einen practischen Erfolg rechnen konnten, – aber als Vorläufer jugendlicher Hoffnungen, bei dem Mangel der gesetzlichen Möglichkeiten, Deutschlands Kräfte zu einigen, bleiben sie ein Zeichen der Zeit und ein Fingerzeig für Solche, die glauben mit Ausnahme Gesetzen, den sich regenden Geist in Banden schlagen zu können.” schreibt Wilhelm Büchner an Karl Emil Franzos am 9. September 1878.

 

1851 ließ Alexander Büchner eine Reihe von Gedichten drucken, die im Umfeld seiner Revolutionsaktivitäten 1848/49 entstanden waren.

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Darunter diese beiden, die von zweimal vergangener Hoffnung zeugten:

 

Zwei Geschichten vom Michel.

Erste Geschichte.

1813.

Zum deutschen Michel sprachen einst die Herren:
(Sie legten sich voll Angst zu seinen Füßen,
denn für sie leuchtete keine Rettung Stern)
„wir wollen einen neuen Bund beschließen!
Die Freiheit sei das Unterpfand
und Einheitsband.“

der Michel nahm das Neue Testament,
(das neueste und schlechteste von allen)
sein Schwert ergänzt, die Kriegesfackel brennt,
und Michel´s Kriegsruf hört man laut erschallen.
Bald fliehet aus dem Vaterlande
der Feinde Bande.

Und als der Michel wieder heimgekehrt,
da warf er seine blut´gen Waffen nieder
und legte sich, von seinem Sieg betört
vertrauensvoll auf seine Steine wieder
und träumte von der Preßfreiheit
und Einigkeit.

Da haben ihn die Herren zugedeckt,
mit Ketten und mit Kettchen, grob und fein,
das Testament ward aber nicht vollstreckt –
die Herren wollten wieder Herren sein;
und nach und nach ward’s allen klar,
dass Michel doch betrogen war.

 

Zweite Geschichte.

1848.
Jüngst aber hatte ich einen schönen Traum –
(dass er sich so erfüllte, hofft‘ ich kaum)
da war der liebe Michel aufgetaut
und hatte sich einmal rings umgeschaut.

Da sah er sich mit Ketten ausgeziert,
an Kopf und Magen jämmerlich geschnürt,
die Herren saßen breit auf seinem Bauch
und Tafel nach altem, deutschem Brauch.
Da sprach der Michel: „Liebe Herren, verzeiht,
ist das denn Freiheit, was man mir so beut?
Wie? Ketten um den Hals und um die Hand,
und um die Füße ein gewaltig Band?
Ist das die Preßfreiheit, dass ihr euch jetzt
also auf meinem alten Bauch ergötzt?“

Die Herren riefen: „Alter Michel, still!
Du siehst ja, dass man euer Bestes will,
denn kannst du Hals und Arm und Bein nicht regen,
so wirst auch Hals, Arm und Bein nicht brechen!“

Da ist im Michel ‚mal der Zorn erwacht,
die schweren Fesseln sprengte er mit Macht
und sprang auf seine eigenen Füße wieder –
die Herren fielen jämmerlich darnieder,
„gebt ihr mir nicht, was ihr gesollt,
so packt euch nun, wohin ihr wollt!
Ich nehme mir, was mir gehört,
will sehen, wer es mir verwehrt!“

 

 

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Alexander Büchner 25.10.1827 – 7.3.1904

von

Peter Brunner

Peter Brunner

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Nicht still, als bis der Tod dich bricht!

Am 12. Juni 1821, vor 194 Jahren, wurde in Darmstadt, im Haus der Familie, Obere Baustraße, heute Elisabethenstraße, Luise Büchner geboren.

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Nach dem großen Erfolg ihrer Schrift „Die Frauen und ihr Beruf“ (hier ist die von ihr umfangreich überarbeitete und erweiterte Ausgabe  letzter Hand, die 4. von 1872, verlinkt) veröffentlichte sie zahlreiche Aufsätze und Erzählungen. 1862 erschien in Berlin ihr Gedichtband „Frauenherz“.

Luise Büchners bleibende Qualität liegt nicht in ihrer lyrisch-belletristischen Begabung, vieles davon ist heute nur noch als Reminiszenz an sie zu lesen. Bedeutend bleibt sie als Frauenrechtlerin. Aber immer wieder finden sich Texte, in denen  die persönliche Betroffenheit der Autorin unübersehbar ist. Dies gilt ganz besonders für Texte, die als guter Rat für das Leben einer Frau verfasst sind – so wie hier, wo wir buchstäblich das schwere Los einer mutigen, ledigen, konsequenten Frau des 19. Jahrhunderts nachlesen können:

 

 

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Guter Rath

Still mußt du werden, pochend Herz,
Still wie der Stern am Himmelszelt,
Wie er, mußt unberührt du steh’n
Vom nicht’gen Treiben dieser Welt.

Still mußt du werden wie der Fels,
An dem sich wild die Brandung bricht;
Ob auch ein Schifflein jach zerschellt
An seinem Fuß, er fühlt es nicht.

Still mußt du werden wie der Schwan,
Der lautlos schwimmt den See dahin,
Wie einsam er die Fluth zertheilt,
Mußt du des Lebens Kreise zieh’n.

So stolz mußt steh’n du, so allein,
Dann wirst du froh und glücklich sein.
Doch ach! du seufzest leise: nein,
Nicht froh, nicht glücklich werd‘ ich sein!

O, ich versteh‘ dich, glühend Herz,
Zu heiß liebst du das Leben noch,
Trotz seinen Schmerzen, seiner Qual,
Trotz seiner Noth liebst du es doch.

So schlag‘ in Menschenleid und Lust,
So dulde denn und klage nicht,
Sei einsam eher nicht und kalt,
Nicht still, als bis der Tod dich bricht!

 

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von Peter Brunner

Alexander Büchner zum 187.

Am 25. Oktober 1827 wurde Alexander Büchner in der Darmstädter Grafenstraße geboren.

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Das einzig bekannte Foto des Büchner’schen Hauses in der Darmstädter Grafenstraße, wo Alexander Büchner 1827 geboren wurde

 

Ich habe hier schon einmal über seine Sympathie mit den Kämpfen der Polen um ihre Unabhängigkeit berichtet. Das hier folgende „5. Polenlied” aus seiner allerersten Buchveröffentlichung passt, finde ich, sehr gut auf die Verzweiflung und daraus folgende Allmachtsphantasie, die viele angesichts der Ungerechtigkeit auf der Welt gelegentlich packt. Dann ist es ein naheliegender Wunsch, das Ganze mal schnell zurechtzurücken – allerdings spricht das ein 19-jähriger halt leichter aus als ein älter und bedächtig Gewordener …

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Alexander Büchner (1827 – 1904) Ausschnitt aus einer Fotografie

Polenlieder aus dem Februar 1846

5.

Höret, horcht und lasst euch fragen,
Ist kein Teufel zu erjagen?
Ist die Hölle wirklich kalt?
Ist kein Satan aufzutreiben,
Gern möcht‘ ich mich ihm verschreiben
Für ein Stündchen Allgewalt

Für ein Stündchen Macht in Händen,
Da Gerechtigkeit zu spenden,
Wo das Unrecht Recht sein muß,
Hier vor Hungertod zu wahren,
Dort mit Blitzen d’rein zu fahren
In des Reichen Überfluß

Patrioten zu erretten
Von des Henkers Strang und Ketten
Und des Kerkers Einerlei,
Um Despotenmacht zu brechen,
Um zum Volke laut zu sprechen:
Stehe Volk!, sei frei, sei frei!

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