Peter Brunners Buechnerblog

Schlagwort: Büchnerland (Seite 1 von 2)

Das BüchnerLandFestival 2024

 

 

 

 

BüchnerLand-Festival 24

 

05.-07.07. Unter den Linden Leeheim

12.-14.07. BüchnerHaus Goddelau

 

 

An Erminig: Musique celtique de Bretagne

FR. 5.7.24 18 UHR UNTER DEN LINDEN LEEHEIM

AN ERMINIG, 1975 in Bonn

gegründet, lebt seit 1976 im

deutsch-französischen Grenzraum

Saarland-Lothringen und im

bretonischen Departement

Morbihan.

Das Trio (Barbara Gerdes,

Andreas Derow und Hans Martin

Derow) besteht seit der Gründung

in derselben Besetzung. AN

ERMINIG, das in der bretonischen Fahne abgebildete Hermelin, ist das

Symbol einer kulturell eigenständigen, keltischen Bretagne und so steht auch

der Name der Band seit über vier Jahrzehnten für eine eigenständige Arbeit

an der bretonischen Musik, stets offen für innovative Einflüsse, aber auch

immer geprägt vom Respekt vor den traditionellen Wurzeln.

AN ERMINIG versteht sich als Botschafter für die keltische Musik und

Sprache der Bretagne. Das Repertoire der Band ist das Ergebnis gründlicher

Recherche bei regelmäßigen Aufenthalten in der Bretagne. Dabei kommt

dem Morbihan, der Wahlheimat der Gruppe, eine besondere Bedeutung zu.

In zahlreichen Workshops bei hervorragenden bretonischen Musikerinnen

und Musikern hat die Band ihre musikalischen Kenntnisse im Laufe der

Jahrzehnte erweitert. Dabei stand das Erlernen der traditionellen Instrumente

sowie der bretonischen Tänze im Vordergrund. Im Laufe der Jahre

entwickelte sich daraus eine intensive Zusammenarbeit mit Künstlerinnen

und Künstlern sowie Verlagen, die die Gruppe bei der Produktion ihrer CDs

unterstützen. Regelmäßige Kontakte in die Folk- und Weltmusikszene und

vor allem die Eindrücke aus der umfangreichen Konzerttätigkeit auf

europäischen Bühnen verarbeitet die Band zu der ihr eigenen Mischung aus

traditionellen Elementen und Eigenkompositionen auf der Basis der

bretonischen Musik.

 

 

 

Kladderadatsch – DIe Revoluzzer-Revue

PREMIERE FR. 5.7.24 20 UHR. UNTER DEN LINDEN LEEHEIM

„Kladderadatsch“ ist ein lautmalerischer

Berliner Ausdruck, der etwas

bezeichnet, das heruntergefallen und

mit Krach in Scherben gebrochen ist.

Kladderadatsch war auch der Titel einer

politisch-satirischen Zeitschrift, die zum

Beginn der deutschen Revolution von

1848 bis 1944 regelmäßig wöchentlich

herausgegeben wurde. Dies machte

den Ausdruck so populär, dass er zum

politischen Schlagwort wurde, das

ironisch gebraucht – vor allem von

August Bebel – den Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft

charakterisierte …

Das Ensemble der BüchnerBühne lässt Ereignisse der Revolutionsjahre 1848

und `49 in einem satirischen Reigen aus Liedern, Texten & Szenen Revue

passieren, der verdeutlicht, wie sehr Freiheitsliebe und Humor sich

gegenseitig bedingen.

 

 

 

Flüchtlingsgespräche (Bertolt Brecht)

SA. 6.7.24 17:00 UHR UNTER DEN LINDEN LEEHEIM

Szenische Lesung mit Oliver Kai Müller & Christian Suhr

Diese in den frühen vierziger Jahren

geschriebenen Dialoge handeln vom

Alltag der aus Deutschland Vertriebenen,

vertreten durch den Intellektuellen Ziffel

und den Arbeiter Kalle, die sich im

Restaurant des Hauptbahnhofs von

Helsinki über die internationale Lage

(deutsche Truppen haben Dänemark und

Norwegen besetzt und rücken in

Frankreich vor) und die eigene Situation

unterhalten: »Der Pass ist der edelste Teil

von einem Menschen.«

„Die beste Schule für die Dialektik ist die Emigration. Die schärfsten

Dialektiker sind die Flüchtlinge. Sie sind Flüchtlinge infolge von

Veränderungen und sie studieren nichts als Veränderungen. Aus den

kleinsten Anzeichen schließen sie auf die größten Vorkommnisse, d.h. wenn

sie Verstand haben. Wenn ihre Gegner siegen, rechnen sie aus, wieviel der

Sieg gekostet hat, und für die Widersprüche haben sie ein feines Auge. Die

Dialektik, sie lebe hoch!“

Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg ist die Zahl der Menschen, die vor Krieg

und Verfolgung fliehen, heutzutage höher denn je. 2016 verzeichnete man

weltweit 65,3 Millionen Menschen, die auf der Flucht waren. Davon kamen

damals 745.545 Personen nach Deutschland. Diese Zahl war die Höchste,

die seit dem Bestehen des Bundesamtes für Flüchtlinge verzeichnet wurde

und die Höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. Was uns allen bevorsteht, wird

diese Erfahrungen wohl bei Weitem übertreffen …

 

 

 

Sind wir noch zu retten?

Demokratie-Werkstatt mit Thomas Freitag

SA. 6.7.24. 20 UHR UNTER DEN LINDEN LEEHEIM

Seit 1976 ist Thomas Freitag mit

bislang 18 Soloprogrammen in ganz

Deutschland unterwegs. Kritiker

charakterisieren ihn als den

„Komödianten unter den

Spitzenkabarettisten“. Ganz bewusst

abseits des Mainstreams präsentiert er

bis heute Programme, in denen er mit

hoher schauspielerischer Präsenz

unter einem Teppich zeitkritischer

Betrachtungen pointiert seine

kabarettistischen Tretminen zündet.

Für ein breiteres Publikum wurde er seither vor allem als glänzender Parodist

bekannt. Seine Strauss / Wehner / Brandt / Kohl / Lueg und Reich-Ranicki-

Parodien sind Legende.

Thomas Freitag ist einer der wenigen Kabarettisten, der neben der großen

Kunst der politisch-satirischen Unterhaltung mit schauspielerischem Können

brilliert. Trittsicher balanciert er auf dem schmalen Grat zwischen

intelligentem Humor und bitterem Ernst, bringt das Publikum zum Lachen und

zum Denken!

In einer einmaligen, extra für das BüchnerLand-Festival zusammengestellten

„Demokratie-Werkstatt“ sichtet er mit dem Publikum 50 Jahre

Republikgeschichte und fragt aus aktuellem Anlass: „Sind wir noch zu

retten?“

 

 

 

Erzähl mir was! Erzählmärchen mit Oliver Kai Müller

SO. 7.7.24 11 UHR UNTER DEN LINDEN LEEHEIM

Erzähl-Märchen für klein & groß

„Es war einmal,

Es wird einmal …

Es gibt kein Wenn und kein Vielleicht …

die Märchentür, sie öffnet sich … „

Oliver Kai Müller, Ensemble-Mitglied der BüchnerBühne, erzählt und spielt

Geschichten,

von Hier und Da und fremden Welten,

von Mäusen und Menschen und mutigen Helden.

 

 

 

Musikalischer Frühschoppen mit Sir Andrew:

onevoiceoneguitarpubmusic

SO. 7.7. 12:30 UNTER DEN

LINDEN LEEHEIM

Im Anschluss an die

Märchenstunde mit Oliver Kai

Müller laden wir am gleichen

Ort zu einem musikalischen

Frühschoppen ein:

Pubmusic mit „Sir Andrew“

unter freiem Himmel zum

Ausklang des ersten Festival-

Wochenendes Unter den

Linden in Leeheim.

Mit seinem Repertoire bedient

Sir Andrew alle Freunde

handgemachter und ehrlicher

Pubmusik. Ob irische und

schottische Traditionals oder

zeitgenössisches Liedgut, von

Klassikern, wie „Whiskey in the

jar“ oder dem „Wild Rover“

über Songs von Oasis, U2 und

Neil Young bis Johnny Cash, es ist für jeden etwas dabei!

 

 

Edith & Mina: Geschichte einer Freundschaft

FR. 12. JULI 2024 18:00 UHR BÜCHNERHAUS GODDELAU

Jürgen Flügge, Regisseur, Dramaturg und

Gründer des Hof-Theaters Tromm in

Grasellenbach im Odenwald, kommt zu einer

szenischen Lesung über einen Teil seiner eigenen

Familiengeschichte zum BüchnerLand-Festival.

Er findet eines Tages einen alten Koffer auf dem

Speicher, voller Briefe und Postkarten seiner

Mutter Mina aus der Zeit von 1934 bis in die 50er Jahre. Auch Postkarten in

alten Briefumschlägen sind dabei, auf den Briefmarken die Konterfeis von

Hitler und Heuss. Briefe und Karten aus den USA sind darunter, geschrieben

von jüdischen Freunden, die vor den Nazis fliehen mussten.

Erinnerungen werden wach an die Mutter und ihre Jugend in unserem

Nachbarort Stockstadt, das auch seine Jugend prägte, an die Freundschaft

zu Edith und ihrer Familie, bei der Mina als Dienstmädchen arbeitete sowie

an den brutalen Alltag der jüdischen Familie, als die Nazis an die Macht

kommen, aber auch an die Freundschaft zwischen Edith und Mina.

All das zeigen und belegen die original Dokumente aus Minas Koffer.

Geschichten und Anekdoten verweben sich zu einem Stück über eine

Freundschaft, die dem nationalsozialistischen Alltag versucht zu entfliehen.

An Edith Westerfeld wird seit 2014 mit einem Stolperstein in Stockstadt

erinnert.

 

 

 

Büchner, Weidig und die Demokratie

SA. 13. JULI 2024 15:00 UHR BÜCHNERHAUS GODDELAU

Unser Netzwerk mit der Weidigstadt Butzbach

Bürgermeistergespräch und Projektvorstellungen

Das BüchnerLandFestival möchte mit seinen Kooperationspartnern deutlich

machen, wo überall Georg Büchner und seine Familie Spuren hinterlassen

haben.

Insbesondere mit der Stadt Butzbach gibt es bereits Erfahrungen einer

fruchtbaren Zusammenarbeit. In Butzbach wirkte Friedrich Ludwig Weidig als

Lehrer und Theologe. Er hatte gemeinsam mit Büchner die berühmte

Flugschrift „Der Hessische Landbote“ verfasst. Die Zusammenarbeit soll mit

einem Gespräch der beiden Bürgermeister Michael Merle (Butzbach) und

Marcus Kretschmann (Riedstadt) vorgestellt und vertieft werden. Das

Gespräch wird die Pressesprecherin der Büchnerstadt, Anke Mosch,

moderieren.

Im Anschluss stellt die Weidigstadt Butzbach die Ziele und Aufgaben ihres

„Demokratikum“ vor. Riedstadt wiederum wird das Projekt Museumslauscher

präsentieren, wo Schülerinnen und Schüler der Martin-Niemöller-Schule mit

Unterstützung des Hessischen Rundfunks einen Audioguide für den

Rundgang durch das Büchnerhaus entworfen und realisiert haben.

 

 

 

Die Grenzgänger: Lieder von 1848 – Einigkeit und Recht

und Freiheit

SA. 13. JULI 2024 19:00 UHR BÜCHNERHAUS GODDELAU

Das Bremer Quartett um den Bremer

Liedermacher und Liedersammler Michael

Zachcial mag nach fünf Schallplattenpreisen,

mehreren Nummer-Eins-Titeln in der

Liederbestenliste und zahlreichen Radiokonzerten

für viele noch ein Geheimtipp sein. Doch

inzwischen füllen sie auch größere Säle und

hinterlassen landauf landab ein begeistertes

Publikum. Grenzgänger-Konzerte sind geprägt

von unbändiger Spielfreude und gleichermaßen unterhaltsam wie intelligent

gestrickt.

Die Grenzgänger zeigen, wie Geschichte entsteht: in Konzerten zwischen

den Genres, den Generationen und den Zeiten: Mittels verschollener und in

Vergessenheit geratener Lieder, die sie unnachahmlich arrangieren und

interpretieren, singen und erzählen sie aus der Perspektive der so genannten

„kleinen Leute“, aus Fabrik, Straße und Alltag.

In der aktuellen Besetzung klingen die Grenzgänger so druckvoll und virtuos

wie selten, Frederic Drobnjak spielt an der Gitarre im Stile eines Django

Reinhardt groß auf, Felix Kroll zaubert am Akkordeon ein ganzes Orchester

auf die Bühne, Annette Rettich berührt am Cello und verschmilzt mit der

Stimme von Michael Zachcial, der auf unverwechselbare Art unsere

Geschichte und die alten Lieder mit dem Hier und Jetzt verbindet.

Beim Konzert am Büchnerhaus werden Lieder aus der deutschen Revolution

von 1848/49 im Mittelpunkt stehen. Zu hören sind Lieder von Herwegh bis

Heine, von Fallersleben bis Marx und Freiligrath

 

 

 

Das Republikanische Café: Bürgergespräch mit Barbara

Sichtermann und Heribert Prantl

SO. 14. JULI 2024 15:00 UHR (EINLASS 14:00 UHR) BÜCHNERHAUS

GODDELAU

BüchnerFindetStatt e.V. lädt zum Abschluss des diesjährigen BüchnerLand-

Festivals erneut ein zu einer sommerlichen Kaffee- und Kuchenrunde im Hof

des Goddelauer Büchnerhauses. Das Republikanische Café nimmt dabei

Bezug auf eine über 200 Jahre alte Tradition. Damals waren solche

Zusammenkünfte ein bewährtes Mittel, Versammlungsverbote zu umgehen.

Aufrührerische Reden, die verhindert werden sollten, fanden ihr Publikum bei

scheinbar harmlosen gesellschaftlichen Treffen. Solche „gesellige

Veranstaltungen“ gab es schon im Vorfeld der französischen Revolution, und

auch vor der Paulskirchenversammlung 1848 dienten Bankette überall in den

vielen deutschen Staaten in Wirklichkeit der politischen Debatte.

Bei unserem ersten Republikanischen Café 2023 waren Bascha Mika und

Gregor Gysi unsere Gäste. Unter dem Titel „Ungleich frei?“ ging es damals

im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern um die Frage „Lässt es sich

vielleicht besser, ja freier, leben, wenn die Zwänge der Demokratie zu

Konsens, Mehrheit und nicht zuletzt Minderheitenschutz weniger wichtig

genommen werden?“

© 24 BFS Seite von

11 12BüchnerLand-Festival 24

In diesem Jahr haben wir Barbara Sichtermann und Heribert Prantl zum Café

eingeladen. Ihr Thema: „Demokratie verteidigen! Über Verbündete und

Brandmauern, Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen.”

Dahinter steckt nicht nur die Frage danach, wie groß die Not sein muss, um

manche Kooperation zu begründen, sondern auch, ob nicht gerade eine

solche Gemeinsamkeit die Schwäche birgt, die Verschwörungsparolen der

Rechtsradikalen zu bestätigen. Können der bayerische Ministerpräsident und

die Sprecherin von Fridays for future glaubwürdig und erfolgreich für eine, die

gleiche(?), Demokratie aktiv sein, wenn sie einander doch gleichzeitig

demokratische Haltung absprechen? Ist es nicht Wasser auf die Mühlen der

Querdenkenden, wenn sich sozusagen „alle“ gegen sie „verschwören“?

Nach einführenden Beiträgen der beiden prominenten Gäste wird Johannes

Breckner die Moderation des Gesprächs mit dem Publikum zum Thema

übernehmen. Mit einem abschließenden Statement von Frau Sichtermann

und Herrn Prantl endet die Veranstaltung.

Sitzplätze stehen nur beschränkt zur Verfügung!

 

Es war eine rauschende Busfahrt

Zum Tag der Literatur am 26. Mai hatten drei Büchnervereine ein gemeinsames Programm geplant und Gäste eingeladen,

mit dem Bus durchs Büchnerland


zu fahren.
Stadt Land Fluss

war als Motto ausgegeben worden, und so nahm sich die städtische Luise-Büchner-Gesellschaft das Leben in der Stadt um 1830 zum Thema, die „ländliche” BüchnerBühne in Riedstadt-Leeheim Büchner und das Land. Für das Büchnerhaus in Goddelau blieb dann, durchaus passend, der Fluss – hier sollte es um die ständige Präsenz des Rheins und des Wassers in Bächen, Pfützen und Sümpfen gehen.

Sonntag früh um 10 waren an die 50 Gäste in der Klause am Darmstädter Hauptbahnhof. Adrian Jost begrüßte als Gastgeber für die Initiative Essbares Darmstadt, Heiner Dieckmann als zweiter Vorsitzender der Luise Büchner-Gesellschaft.

Papa Legbas Blues Lounge vertrieben die letzte Morgenmüdigkeit, bevor sich zwei Peters einem dritten widmeten: Peter Engels vom Stadtarchiv sprach mit Peter Brunner vom Büchnerhaus über König Peter von Poponien und seine Gefolgschaft.

Peter Engels legt Wert darauf, dass die Ähnlichkeiten zwischen Büchners Königreich Popo und dem Darmstadt der 1830er Jahre nur gering sind: Hessen-Darmstadt war kein Zwergstaat, sondern das sechstgrößte Land im Deutschen Bund und in der Hauptstadt Darmstadt wehte ein durchaus kritischer Geist. Auch der Terrorstaat, den der Hessische Landbote bekämpfe, sei Hessen-Darmstadt nicht gewesen. Das Darmstadt um 1820 war jedenfalls auch das Darmstadt, das der Architekt Moller in einer Dimension vergrößerte und erweiterte, die den Vergleich mit dem neuen Frankfurt einhundert Jahre später durchaus zulässt.

Brunner machte darauf aufmerksam, dass die Lage in Oberhessen, auf die sich der Landbote bezieht, sehr wohl dramatisch und unterdrückerisch war: Hungeraufstände wurden militärisch niedergeschlagen.

Tatsächlich parodiert Büchners Komödie die Lage zur Karikatur. So treffend immerhin, dass die erste Aufführung von 1923 (!) in Darmstadt noch zu einem veritablen Theaterskandal führte, der schließlich sogar den Landtag befasste.

Pünktlich auf die Minute stand der Bus vor der Tür, und die fröhliche Gesellschaft machte sich auf den Weg zur nächsten Station, der Büchnerbühne.

Party im Bus: Die Papas spielen in jeder Lebenslage
Nur vorübergehend schläfrig: der Autor bei einer kreativen Pause

Der Weg vom Darmstädter Hauptbahnhof ins hessische Ried heißt ganz zu recht „Büchnerlinie“, der Bus fährt von Büchnerort zu Büchnerort. Wie gut sich ein Linienbus zum Musikmachen eignet, konnten die Papas auf dem Weg zur Stadtgrenze beweisen – der Bus schwebte förmlich auf einer Woge von Blues …

Brunner fasste dann kurz die vielen Darmstädter Bezüge der Familie zusammen, bevor der Bus die Pfungstädter Gemarkung bei Eschollbrücken erreichte.
Das war Anlass, Wilhelm Büchners Biografie zu rekapitulieren: der Mann, der zwischen 1845 und 1892 aus dem Bauerndorf Pfungstadt eine moderne Stadt machte, hat mit seinem Ultramarinblau das erste Industrieprodukt geschaffen, das erfolgreich aus Hessen-Darmstadt exportiert wurde. Als politisch und sozial engagierter Unternehmer hat er eine ganze Gegend geprägt (und politisch in Land- und Reichstag als Liberaler vertreten). Vom Darmstädter Architekten Balthasar Harres ließ er 1863 die Villa Büchner bauen („nach außen bescheiden wirkend, im Innern an Mitteln nicht sparend“ hieß Büchners Auftrag). Als er 1892 an Cholera stirbt, ist Pfungstadt, das eine zeitlang „das südhessische Manchester“ hieß, nicht mehr wiederzuerkennen. Aus dem Dorf ist eine Stadt, aus Bauern sind Arbeiter und aus Landidylle ist städtische Geschäftigkeit geworden.

Wilhelm Büchners „Blaufabrik“

Von Pfungstadt ging es weiter zum Hospital, dem „Irrenhaus“, dessen Verwalter Georg Büchners Großvater wurde. Ernst Büchner heiratete in der Hospitalkirche Caroline Reuß und holte sie zu sich in sein Untermietzimmer in der Goddelauer Weidstraße. Das Hospital wurde 1813 nicht ärztlich, sondern administrativ geleitet; erst 1821 wurde mit Carl C. G. Amelung ein Mediziner Hospitalleiter. Am Ort des großherzoglichen Hospitals betreibt heute das Unternehmen Vitos eine moderne psychiatrische Klinik; das Psychiatriemuseum dokumentiert seine Geschichte.
Die Buslinie würde ab hier direkt nach Goddelau weiterfahren und dort an den beiden Büchnerhäusern Hospital- und Weidstraße vorbeikommen. Wegen einer langwierigen Baustelle ist dieser Weg aktuell verbaut; die Büchnertour fuhr daher direkt über Land nach Leeheim, einen anderen der fünf Stadtteile Riedstadts.

Leeheim ist der Standort der BüchnerBühne und bildet eigentlich den Endpunkt der Büchnerlinie.

Zum Thema Land hatte sich Theaterleiter Suhr mehr ausgedacht als einfach nur platte Landschaftszitate – er führte den Gästen Büchners Gedanken zur Provinz in den Köpfen vor.

Dies bot Gelegenheit zu einer Parforcetour durch Büchners Leben und das Repertoire der kleinen Bühne. Das blendend aufgelegte Ensemble zeigte Ausschnitte aus der Edschmid-Dramatisierung „Wenn es Rosen sind …“, dem Danton, aus Lenz, Leonce und Lena und dem Woyzeck.

Alexander Valerius, Oliver Kai Müller,
Melanie Linzer, Christian Suhr

Quer durchs hessische Ried fuhr die bestens aufgelegte Reisegesellschaft schließlich nach Goddelau, in Georgs Geburtshaus, zur letzten Station der Reise – Fluss.

Das wunderbare Ehrenamtsteam des Fördervereins Büchnerhaus hatte Kaffe gekocht und Kuchen besorgt, bereits Stunden vorher erste Gäste im Museum begrüßt und eine sommerliche Bewirtung eingerichtet, und so konnte bei bestem Wetter zunächst im gastlichen Hof des Anwesens Rast gemacht werden.

Aber es stand ja noch „Fluss“ auf dem Programm, und Peter Brunner schilderte anschaulich, wie viel feuchter und „fließender” die ganze Geged vor 200 Jahren war. Mit Wolfgang Roth aus Eschollbrücken, der kurz vorher einen Vortrag über die Modau im hessischen Ried für seinen Heimatverein gehalten hatte, und Markus Zwittmeier aus Trebur, der sein Wissen zum Thema inzwischen wunderbarerweise auch noch im eigenen Blog aufgeschrieben hat, waren zwei Ko-Referenten anwesend, die Gegend und Geschichte bestens kennen und hervorragend präsentieren können.


Den Schluß machte Brunner mit einem Zitat des Büchner-Herausgebers Wilhelm Hausenstein, der in seiner Einleitung zur Werkausgabe (Leipzig, 1916) schrieb:

„An der Bahnlinie zwischen Mannheim und Frankfurt liegt nicht weit von Darmstadt – das hessische Dorf Goddelau. Der Ort ist kahl, und die umliegende Ebene ist dürftig. – Nur die Erhebungen des hessischen Odenwaldes im Osten und Südosten drüben geben diesem kümmerlichen Stück Welt einige Anziehung.

So muß es schon vor hundert Jahren gewesen sein. Es ist das seltsamste Gefühl, sich die Heimat eines Genies so vorstellen zu müssen. So viel unbestimmte Bedrücktheit, so wenig Profil, so wenig Horizont, so wenig Schwung: Das ist die Geburtsstätte des Dichters, der das Drama der Weltgeschichte umfaßte und im wonnigen Luxus des Märchens dionysisch umherging wie ein idealer Fürstensohn in einem morgenländischen Garten.“

Dem anwesenden Publikum konnte erfreulicherweise das Goddelau der Gegenwart durchaus dionysische Züge zeigen …

Versprochen musste versprochen bleiben: die BüchnerBande war angekündigt und die Büchnerbande trat auf. Das noch immer nicht erschöpfte Publikum freute sich über Wilhelm Büchners Bedenken, einen Orden anzunehmen, ebenso wie über Luise Büchners Spott über die Verehrung des „heiligen“ Rocks und schließlich über Ludwig Büchners Haschischexpertise.

Die fabelafte Büchnerbande –
Reiner Lenz, Peter Brunner, Heiner Dieckmann,
Petra Bassus, Jürgen Queißner, Thomas Heldmann

Durch den höchst komfortablen Service der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Gross-Gerau und ihren hervorragenden Fahrer endete der Tag mit einer kurzweiligen Heimfahrt wie geplant am Darmstädter Hauptbahnhof.

Zweierlei steht fest: das Büchnerland hat viel zu bieten, und die südhessischen Büchnerstätten liegen nah beieinander und sind bestens verbunden durch die Büchnerlinie Büchnerhaus und Büchnerbühne liegen nah der Stadt im Land am Fluss, aber da sind sie leicht zu finden und schnell zu erreichen!

Peter Brunner

von Peter Brunner

Das Programm im Büchnerland zum hessischen Tag für die Literatur „Stadt, Land, Fluss“ am Sonntag, dem 26. Mai 2019

Stadt.

Darmstadt: Literarisches Darmstadt-Frühstück

Darmstadt ist die erste Station der Stadt-Land-Fluss-Reise durch das Büchnerland: Wie sah die Stadt zur Zeit der Geschwister Büchner aus? Was hat das „Königreich Popo“ aus Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“ mit dem historischen Darmstadt zu tun? Darüber sprechen der Darmstädter Stadtarchivar Peter Engels und der Leiter des Goddelauer Büchnerhauses, Peter Brunner.

Musikalisch werden die beiden von Petra Bassus und Papa Legba’s Blues Lounge begleitet.

Um 12 Uhr fährt ein Sonderbus auf der Linie 40 (Büchnerlinie) nach Riedstadt ab, zu „Land“ und „Fluss“. Unterwegs gibt es Informationen zum Büchnerland und Musik.

Die Klause am Hauptbahnhof, 2013 als „Königreich Popo”

Eine Veranstaltung der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. in Kooperation mit dem Büchnerhaus Riedstadt-Goddelau, dem Stadtarchiv Darmstadt, der BüchnerBühne Leeheim e.V., Papa Legba’s Blues Lounge und KLAUSE – Bier- und Wein-Garten und Zentrum der Initiative Essbares Darmstadt

10 – 12 Uhr | Eintritt frei| Klause am Hauptbahnhof Darmstadt | Am Fürstenbahnhof | 64293 Darmstadt

Land.
Riedstadt-Leeheim: Büchner-Matinee im Theater

Die BüchnerBühne ist die zweite Station der Stadt-Land-Fluss-Reise durch’s Büchnerland. Christian Suhr und Ensemble-Mitglieder präsentieren Büchners Bild vom Land: In Briefen und Dramentexten, die von der Verehrung der Elsässer Berge bis zur Verachtung der Gießener Niederungen reichen.

Petra Bassus und Papa Legbas Blues Lounge machen Musik.

Der Sonder-Bus der Linie 40 (Büchnerlinie) fährt um 14 Uhr weiter zum Büchnerhaus. Unterwegs gibt es Informationen zum Büchnerland und Musik von Papa Legba’s Blues Lounge.

Die Büchnerbühne als „Marktrufer” (Christian Suhr und Alexander Valerius)

Eine Veranstaltung der BüchnerBühne Leeheim e.V. in Kooperation mit dem Büchnerhaus Riedstadt-Goddelau, der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. und Papa Legba’s Blues Lounge

12.30 – 14 Uhr | 7 € VVK |9 € TK | BüchnerBühne | Kirchstraße 16 | 64560 Riedstadt-Leeheim

Fluss.
Riedstadt-Goddelau: Vortrag, Musik, Bewirtung

Das hessische Ried zur Zeit der Büchners. Georg Büchners Geburtshaus am Altrhein bildet den Abschluss der Stadt-Land-Fluss-Reise von Darmstadt nach Riedstadt. Peter Brunner, Leiter des Büchnerhauses, spricht über die Lebensumstände am Ufer des Flusses am Anfang des 19. Jahrhunderts und über die Gestalt der Flusslandschaft vor der Rheinbegradigung am Kühkopf.

Die Fabelhafte Büchnerbande mit Petra Bassus, Heiner Dieckmann, Peter Brunner und Papa Legbas Blues Lounge tritt auf.

Dazu gibt es Kaffee und Kuchen.

Der Sonderbus der Büchnerlinie (Linie 40) fährt danach in 30 Minuten zurück zum Darmstädter Hauptbahnhof.

Museum Büchnerhaus. Georg Büchners Geburtshaus in Riedstadt-Goddelau

Eine Veranstaltung des Büchnerhauses Riedstadt-Goddelau und des Fördervereins Büchnerhaus e.V. in Kooperation mit: BüchnerBühne Leeheim e.V., Luise Büchner-Gesellschaft e.V. und Papa Legba’s Blues Lounge

14.30 – 17 Uhr | Eintritt frei | Büchnerhaus | Weidstraße 9 | 64560 Riedstadt-Goddelau

Peter Brunner

von Peter Brunner

„ …ich mit dir über dein ferneres Gedeihen der Zukunft beruhigt entgegen sehen darf”*

Für die Kreisvolkshochschule Gross-Gerau biete ich in den nächsten Monaten, beginnend am 5. Februar,  eine Reihe von Abendveranstatungen an, bei denen sich Interessierte in kommunikativer Runde mit Leben und Werk von Georg Büchner und seinen Geschwistern – der „fabelhaften Büchnerbande” … – vertraut machen können.

 

Im Büchnerhaus

„Gemeinsam an einem Tisch” heißt die Installation im ersten Raum des Goddelauer Büchnerhauses, wo sinnbildlich auf den ungewöhnlich engen Zusammenhalt der Büchner-Geschwister hingewiesen wird. Der oft als streng beschriebene Vater Ernst Büchner war in Wahrheit ein ungewöhnlich interessierter und seinen Kindern zugewandter Vater, von dem überliefert ist, dass er den täglichen Austausch mit ihnen suchte und forderte.

Mit jedem einzelen der Kinder hatte er Sorgen und Mühen, die andere schon bei einem Kind weit überfordert hätten: nach Georgs dramatischer Verwicklung in die Landbotenverschwörung, Flucht, Exil und frühem Tod scheiterte der nächste Sohn, Wilhelm, am Gymnasium und wurde später auch noch der Gießener Universität verwiesen. Die beiden Töchter Mathilde und Luise blieben, eine Katastrophe für einen bürgerlichen Vater des 19. Jahrhunderts, unverheiratet. Ob Luises Einsatz für Frauenrechte und Mädchenbildung, ihre Pubikationen und Vorträge ihn später dafür entschädigt haben, wissen wir nicht. Die jüngeren Söhne trieben 1848 Revolution in Gießen (der Vater erklärt öffentlich, entsprechende Gerüchte seien falsch und er werde Verleumder zum Duell fordern!), in die Auseinandersetzungen um das Ende der Paulskirchendemokratie an der Bergstraße machte Alexander 1849 mit der Schwester Mathilde einen „Pfingstausflug”, bei dem er verhaftet wird, Ludwig wurde für sein erstes Buch in Tübingen die Lehrerlaubnis entzogen, Alexander verlor als Verschwörer den „Access” als Jurist, er erhielt Berufsverbot. Ob und wie der Vater die spätere Prominenz seiner anstrengenden Kinder geschätzt hat, ob er stolz auf sie war – wir wissen es nicht. Häufig gedeutet und meist als Zeichen von kühler Distanz (miß)verstanden ist der einzige * Brief an eines seiner Kinder, den wir kennen: der vom 18.12.1836 an Georg in Zürich. 

Ein neues Licht auf Leben und Persönlichkeit der Mutter Caroline (geb. Reuss) wirft ein Fund, über den hier bei Gelegenheit (und natürlich bei den angekündigten Treffen) ausführlicher zu berichten sein wird: der Sohn ihres Cousins Johann Bechtold, Carl, hat ein bisher völlig unbekanntes, ausführliches Tagebuch hinterlassen, das eine Nachfahrin sorgfältig transkribiert und ediert hat. Carl war offenbar heilfroh, dass er, was wohl überlegt worden war, die von ihm als hypochondrisch beschriebene Verwandte an Ernst Büchner los wurde …

 

Die Galerie am Büchnerhaus, der frühere Kuhstall des Anwesens. Heute Veranstaltungsraum. Im ersten Stock Museums- und städtisches Kulturbüro.

 

Ohne Frage sind die Büchners im 19. Jahrhundert ebenso außergewöhnlich wie exemplarisch gewesen: außergewöhnlich als berühmte Geschwister, exemplarisch für die Themen, mit denen sie sich beschäftigten. Kommunismus, Sozialismus und Materialismus, Frauenrechte und Industrie, soziales Engagement und liberale Politik, Literatur und Geschichte, Kommunal-, Landes- und Staatspolitik haben sie betrieben und beeinflusst. Karl Gutzkow nennt sie „ … von demselben göttlichen Feuer ergriffen”. Bei den Treffen bietet sich daher neben der Bekanntschaft mit außergewöhnlichen Hessen und ihrer persönlichen Geschichte auch ein besonderer Blick auf die Geschichte von Land und Leuten im 19. Jahrhundert.

Die Treffen finden in der Galerie am Büchnerhaus statt und bieten neben Information und Austausch auf Wunsch stets auch den Besuch des Museums als Ergänzung. Die Volkshochschule bittet um Anmeldung, am einfachsten hier via Internet.

Im „Flyer” finden sich alle erforderlichen Informationen:

 

 

 

 

 

 

von Peter Brunner

 

Peter Brunner

Peter Brunner

… mit allen Sinnen erleben und erfahren

Klaus Heuer ist  wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Bibliothek, Literaturdokumentation und Archive des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung. Im Juni bietet er zum zweiten Mal eine Fahrradtour durch den südwest-hessischen Teil des Büchnerlandes an, zu der ich hier gerne einlade. Die Führung durch die Villa Büchner am 19.6. mache ich mit Vergnügen.

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Litera-Tour auf dem Fahrrad – Ein Wochenende auf den Spuren von Georg Büchner und seiner Familie zwischen Darmstadt und Kühkopf

Regionalgeschichte und Kulturgeographie sind der Rahmen, in dem die Biografie und das Werk von Georg Büchner (1813-1837) während der Fahrradtour mit allen Sinnen erlebt und “erfahren“ werden. So werden Spuren der Zeitumstände anhand von Auszügen aus dem „Hessischen Landboten“ (Flugschrift) und den Auseinandersetzungen um die Rheinbegradigung am Kühkopf freigelegt. Außerdem werden wichtige Voraussetzungen für Büchners Werk in der Familiengeschichte herausgestellt. Ausschnitte aus seinem Werk und deren musikalischer Bearbeitung werden über ein Hörbuch eingespielt.

Auf der zweitägigen rund 70 km langen Strecke gibt es guided tours in der Büchnerschen Villa in Pfungstadt, im Geburtshaus Georg Büchners in Goddelau und im Museum der Psychiatrie in Goddelau. Während der Tour gibt es auch immer wieder Gelegenheit für stärkende Imbisse und Gespräche in landschaftlich schöner Lage.

Infos:

  • Datum der Tour: Sa. 18.06.2016, 9 Uhr – So. 19.09.2016, 17 Uhr
  • Anmeldeschluss: 15.05.2016
  • Treffpunkt: Justus-Liebig-Haus am Ludwig-Metzger Platz, Darmstadt
  • Teilnahmegebühr: pro Person € 130,– Einzelzimmer; € 115,– Doppelzimmer
    incl.: Eintritte und Führungen, Karten, 1 Übernachtung mit Frühstück, 2 x Picknick
  • Bitte mitbringen: Fahrrad in technisch gutem Zustand
  • Bitte mitbringen: Mp3-Player oder Smartphone

Rückfragen und Anmeldung Klaus Heuer

Den Flyer zur Veranstaltung können Sie herunterladen
Oder sich anzeigen lassen

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von Peter Brunner

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