Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Villa (Seite 6 von 7)

Mehr über Balthasar Harres

Am vergangenen Wochenende (4. / 5. Juni 2011) war ich, wie schon seit einiger Zeit angekündigt, in Coburg auf den Spuren von Balthasar Harres und konnte durch liebenswürdiges Entgegenkommen der Immobilienbesitzer gute Einblicke in das Werk von Harres bekommen. Bei Gelegenheit hier mehr dazu, voraussichtlich zeigen wir auch am Tag des offenen Denkmals am 18. September weitere Informationen zu Balthasar Harres in der Villa Büchner.

Außerdem fand ich zu Ludwig Büchners Verbindung zum „Helden der Seeschlacht zu Pferde”, dem Coburger Fürsten Ernst II., interessante Informationen. Auch dazu demnächst mehr.

Hier nur mal ein erster Eindruck von den Bauten – mir scheint, dass Harres Schloss Hohenfels als Vorbild für die deutlich kleinere Pfungstädter Villa nahm. Jedenfalls muss jeder, der die Coburger Bauten kennt, den Architekten in Pfungstadt wiedererkennen.

Harresbauten

Tag der Literatur mit den Büchners

Gleich an zwei Veranstaltungen über die Büchners konnte ich gestern teilnehmen.

Zunächst hatte der Förderkreis für Kunst und Kultur in Zwingenberg zusammen mit dem Café Schoko und Wein zu einem literarischen Picknick eingeladen. Edda Fürst, Dieter Kullak, Hanns Werner und meine Wenigkeit  trugen Texte aus der tausendjährigen Zwingenberger Geschichte vor. Das neunzehnte Jahrhundert präsentierten wir mit Hinweisen auf Johann Georg Dieffenbach (1787-1848), den Wirt des bunten Löwen, der den Beinamen „Zeitgeist” ganz zu Recht trug. Er war der Motor der demokratischen Bewegung der zwanziger Jahre in Zwingenberg und wurde Abgeordneter der hessischen Volkskammer.

Auch Zwingenberger Geschichte:  Hanns Werner liest einen NS-Aufruf zur Versammlung am 29. Mai

Wie zahlreich Büchners Verbindungen nach Zwingenberg waren, konnte ich dann mit einigen Texten belegen: bekannt und bereits berichtet ist der Besuch Georg Büchners mit seinem Freund Muston beim Bruder Wilhelm in der Hofapotheke, auch Luises Erzählung vom kleinen Vagabund war schon bekannt. Dass Alexanders „Pfingstausflug” 1849 auch einen Zwischenstop bei Dieffenbach erzählt, war weniger bekannt, auch, dass Wilhem Bücher für Zwingenberg in den 1849/50er „Revolutionslandtag” einzog, war vielen neu. Friedrich Büchner, der Cosin „unserer Büchners”, war lange Jahre Lehrer und „Hilfspfarrer” in Zwingenberg, sein Drama „Coligny” konnte ich nur noch kurz erwähnen. Der Pate seines Sohnes Alexander war „unser” Alexander. Schließlich stellte ich noch die „Märchenmuhme” Martha Frohwein-Büchner vor, die mit ihren Mundartgedichten und -Erzählungen den Büchnerschen „Schreibwurmb” wie Anton Büchner, Wilhelms Enkel, ins zwanzigste Jahrhundert trug.

Die Villafassade in der gleissenden Sommersonne am 29.5. 

Nachmittags habe ich eine private Führung in der Villa betreut, bis schließlich der Bus mit den Teilnehmer/inne/n  der Fahrt auf Büchners Spuren gegen 19 Uhr in Pfungstadt eintraf. Nach einem kurzen Spaziergang übers Gelände gingen wir zum Flammekuche-Essen ins Restaurant, was ja sehr gut zu den Elsässer Beziehungen der Büchners passte. Beim Essen hörten wir Alexander Büchner über seinen Bruder Wilhelm, den „dummen Bub”. Schließlich besichtigte die interessierte Gruppe noch die Beletage und  die Wohnräume der Büchners in der Villa, als der Busfahrer vernehmlich mit den Hufen scharrte – er wollte nach Hause.

Nach Hause!

Erst nach 21 Uhr haben wir die Besuchergruppe verabschiedet – bis zum Rande gefüllt mit den unzähligen Geschichten und Ereignissen, die im Laufe das Tages auf sie einströmte. Für die mit etwa 40 Personen ausgebuchte Fahrt von Darmstadt über Goddelau nach Pfungstadt musste die Luise Büchner-Gesellschaft weitere zwanzig Interessierte abweisen, obwohl schon Wochen vorher „ausgebucht” veröffentlicht war. Damit ist eine baldige Wiederholung fast unausweichlich geworden.

Erst für 2013 ist der nächste „Tag der Literatur” geplant – so lange werden wir mit weiteren Büchner-Veranstaltungen sicher nicht warten.

Auf den Spuren der Familie Büchner

3. Tag für die hessische Literatur am 29. Mai 2011 

von Literaturland Hessen und HR2-Kultur

Im Rahmen dieses Literaturtages lädt die Luise Büchner-Gesellschaft e.V. zu einem Rundgang bzw. einer Rundfahrt „Auf den Spuren der Familie Büchner“ ein

Treffpunkt: um 13 Uhr beim Klinikum Darmstadt, Haupteingang Grafenstraße

Kaum eine andere Familie hat es im 19. Jahrhundert zu solchem Ruhm und Ansehen in Deutschland gebracht wie die Büchners aus Darmstadt. Während eines Spaziergangs lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Orte kennen, wo die Eltern und die berühmten Geschwister Büchner wohnten und wirkten. Anschließend fährt die Gruppe nach Riedstadt/Goddelau, wo kurz das Gelände des Philippshospitals besucht wird, wo Caroline, die Tochter des Hospitalmeisters Reuß den jungen Chirurgen Ernst Büchner kennen lernte und am 28. Oktober 1812 heiratete. Weiter geht es zum Geburtshaus von Georg Büchner. Letzte Station der Spurensuche ist die Villa Büchner in Pfungstadt, Treffpunkt der Familie nach 1864. Nach einem kleinen Imbiss ist die Rückfahrt nach Darmstadt um ca. 20 Uhr vorgesehen.

Mitwirkende: Sigrid Schütrumpf (Schauspielerin), Michael Kaiser (Schauspieler), Agnes Schmidt (Luise Büchner-Ges., Darmstadt), Rotraud Pöllmann (Büchnerhaus, Riedstadt/Goddelau), Peter Brunner (Villa Büchner, Pfungstadt)

Teilnahmegebühr inkl. Busfahrt und Imbiß:
Für die Mitglieder der Luise-Büchner-Gesellschaft 20 Euro, Nichtmitglieder: 30 Euro
Anmeldung: Postkarte: Luise Büchner-Gesellschaft e.V., Kasinostr. 3, 64293 Darmstadt
Email: LuiseBuechner@aol.com (bitte auch Tel Nr. angeben!)
Anmeldeschluss: 29. April 2011.

Mehr über Balthasar Harres

Der Besuch von Gudrun Gottfried-Harres und ihrer Familie in der Villa Büchner ist ein guter Anlass, auf die Recherchen über ihren Ur-Ur-Großvater Balthasar, den Architekten der Pfungstädter Villa, zurückzukommen.

Gudrun Harres-Gottfried (links) mit ihrem Bruder Udo Harres, rechts daneben Udos Frau Liisa Marjatta geb. Kähäri. Ganz rechts ihr Ehemann Rudolf Gottfried bei ihrem Besuch der Villa Büchner am 28. März 2011.

 

Harres wurde am 22. November 1804 in Darmstadt geboren, sein Vater war der „Hofmaurermeister“ Carl Harres, seine Mutter eine geborene Hunsinger. Der Familienstammbaum, den man mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, nennt seine Eltern (Carl Ludwig, 1774-1813, „Maurermeister”) und Elisabeth Catharina geb. Hunsinger (nur das Datum der Eheschließung, 21.7.1799) sowie den Großvater Johann Ludwig Harres („von Bickenbach?”) 1744-1760, („nach Darmstadt, Beisaߔ).

Über seine Schul- und Ausbildungszeit ist nichts bekannt, der Nachruf (s. u.) erwähnt „Gymnasium, später Universität in Gießen“, also eine für Darmstadt ganz übliche Akademikerkarriere. 1829 ist er Stadtbaumeister in Coburg. Dort errichtet er 1837 das Landestheater, 1838 ein Schloss im Umland, das seit 1893 Hohenfels heißt. 1839 ersucht Harres den Herzog um seine Entlassung, noch im gleichen Jahr wird er Stadtbaumeister in Darmstadt. Mit Christian Rauch arbeitet er am Entwurf des Ludwig-Monuments (dem „langen Ludwig“), das 1844 mit Schwanthalers Standbild feierlich eingeweiht wird. 1841 wird er zum Lehrer für das Bau- und Maschinenfach und der Architektur an die „höhere Gewerbe- und technischen Schule“ berufen. 1844 wird die neu errichtete „Höhere Gewerbeschule“ am Kapellplatz errichtet, für die zwar die Pläne von Harres stammen, die aber in der Ausführung von seinem Nachfolger Johannes Jordan verändert wurden. 1856 erhält Harres „den Character als Baurath“. 1860 schließlich entwirft er für Wilhelm Büchner die Villa in Pfungstadt, die 1863 vom Darmstädter Bauunternehmer Georg Scherer errichtet und 1864 bezogen wird. In Darmstadt engagiert er sich in einer „Kommission zur Reorganisation der Technischen Schule“ und erreicht am 21. März 1868 die Zustimmung der Landstände zur Einrichtung der „Polytechnischen Schule“. Aus ihr entsteht 1877 die ruhmreiche Darmstädter Technische Hochschule. Noch 1868 errichtet er die „Bessunger Mädchenschule“. Am 4. August wird er mit dem Titel „Baurath“ pensioniert, und schon am 16. August 1868 stirbt er in Bingen, dem Geburtsort seiner Frau.

Die Darmstädter Zeitung widmet ihm am 19. 8. 1868 einen ausführlichen Nachruf, wonach er „im Gegensatz zu seinem grossen Lehrer Moller …. vorzugsmäßig die Zweckmäßigkeit der Gebäude als die Hauptaufgabe…“ ansah. Seine Gebäude „tragen alle entschieden den Charakter des äußerlich Einfachwürdigen, dafür aber der höchsten Zweckmäßigkeit im Innern an sich“. Erwähnt wird auch seine publizistische Tätigkeit, bei Spamer in Leipzig erschien „Die Schule des Maurers“, „Die Schule des Zimmermanns“ und „Die Schule des Steinmetzen“. Ein Reprint der „Schule des Maurers“ ist bis heute lieferbar (ISBN 978-3826208119).

 

 

In Darmstadt erinnert der Gedenkstein an Harres, den er auf dem Kapellplatz-Friedhof für seinen Vater Ludwig Carl Harres (3. 7. 1744 – 28. 2. 1813) errichten ließ.

 

Villabesichtigung

to whom it may concern:

Samstag, 12. Februar

Unter der Führung von Herrn Brunner besichtigen wir die Villa Büchner  in Pfungstadt.

Treffpunkt: 10:00 Uhr an der Villa Büchner


Anmeldung bei: Helga Pathenschneider Telefon 06157-7643

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