Am Freitag konnten wir endlich Manfred Pennings freundliche Einladung annehmen, die spannende Schellack-Ausstellung auf der Mainzer Zitadelle anzusehen.

An die zwanzig Besucher aus dem Umkreis der Luise Büchner-Gesellschaft und des Pfungstädter Heimatvereins waren der Einladung zur geführten Besichtigung in das stadthistorische Museum auf der Mainzer Zitadelle gefolgt.

Erst auf den zweiten Blick erklärt sich die Verbindung zum Gegenstand dieses Blogs:  vom 15. 9. bis zum 15.10. 1842 fand in Mainz die erste Allgemeine Deutsche Industrieausstellung statt. Zu den Ausstellern gehörte der Darmstädter Unternehmer Wilhelm Büchner, der hier aber noch kein Ultramarin, sondern „gebleichten Schellack“ ausstellte und dafür prämiert wurde.

Manfred Penning vor der Schautafel zu Wilhelm Büchner; in der Vitrine der Bericht über Ausstellung und über ausgezeichnete Produkte 

Büchner hatte ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der eigentlich gelb bis rötlich gefärbte Lack farblos  machen ließ – damit stiegen die Verwendungsmöglichkeiten natürlich erheblich. In Mainz traf er auf den Unternehmer Carl Ludwig Marx, der 1832 eine „Materialwaarenhandlung” gegründet hatte; 1834 begann er mit der Herstellung von Lack, Firnissen und Möbelpolitur.

Manfred Penning schreibt im Katalog:

„Der Kontakt zwischen Marx und Büchner führte zu einer technischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Bleichens von Schellack und der Herstellung von Schellackpolituren. … Mit den von Büchner übernommenen Kenntnissen begann Ludwig Marx in seiner Fabrik in Mainz um 1845 mit dem Bleichen von Schellack in industriellem Maßstab.”

Welche Form diese Zusammenarbeit und die Übergabe von Büchners Technik, den Schellack mit Chlor zu bleichen,  im Einzelnen hatte, ist leider nicht bekannt. Fest steht, dass Marx damit einen bedeutenden Mainzer Industriezweig begründete; so viel wir wissen, arbeitete Wilhelm Büchner seit seiner Niederlassung in Pfungstadt (1845) nicht mehr mit Schellack.

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Manfred Penning vor einem Grammophon mit Schellack-Platte, im Hintergrund Heide Hildebrandt aus dem Vorstand der Luise Büchner-Gesellschaft

In der Mainzer Ausstellung ist das naturgemäß nur eine Bemerkung wert; ein Besuch lohnt sich aber grundsätzlich für alle Interessierten an Industriegeschichte. Mit zahlreichen Schautafeln, Bildern und in Vitrinen präsentierten Produkten erschließt sich die Geschichte einer Warengruppe, die über 100 Jahre lang prägender Faktor der Mainzer Wirtschaft war.

Dass das bis auf die Jahre nach 1945 auch eine hessische Geschichte ist, sei nur am Rande vermerkt.

Die Ausstellung kann noch bis zum 15. April besichtigt werden.

Der schöne Katalog „Schellack in Mainz. Die 150-jährige Ära der Schellack-Produktion in Mainz” von Manfred Penning ist 2011 im Bodenheimer Verlag Bonewitz  unter der ISBN 978-3-9813999-7-4 erschienen.