Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Genealogie (Seite 6 von 6)

Vielen Dank, Jan-Christoph Hauschild!

Am 19. 2. 2013, Georg Büchners 176. Todestag, konnte die Luise-Büchner-Gesellschaft die gerade erschienene Büchner-Biographie des Büchnerforschers Jan-Christoph Hauschild im überfüllten Literaturhaus Darmstadt vorstellen.

Der Autor Jan-Christoph Hauschild und sein Verleger Günter Berg

Leider war Dr. Hauschild „stimmlich indisponiert“, aber die gefundene Lösung  dieses Problems, für dessen baldige Behebung hier noch gute Besserung gewünscht werden soll, war mehr als ein Notbehelf. Christian Wirmer, der kongeniale Interpret von Büchners Lenz, hat sich bereit gefunden, den Vortrag des Textes zu übernehmen (hier seine Website mit weiteren Auftrittsterminen und neuen Projekten).

Zum Buch ist ja hier schon einiges Lobende gesagt worden, das sich mehr als bestätigte.

Hauschild schließt:

„Was macht das Büchnervirus mit uns? Wenn wir es wissen, wird es zu spät sein“ 

Für die Vielzahl derjenigen, die nicht dabei sein konnten, haben mir der Verlag Hoffmann & Campe, der Autor und der Interpret erlaubt,

hier den Vortrag des letzten Teils des Buches zum Hören zur Verfügung zu stellen

(zum Anhören Anklicken)

– vielen Dank dafür und den Hörern viel Vergnügen mit Hauschilds abschließenden Bemerkungen.

Der „Zwingenberger Büchner”

Durch die liebenswürdige Recherche-Hilfe von H. W. aus Zwingenberg sind weitere Informationen über den „Zwingenberger Büchner” Friedrich, der hier bereits unter „Dichterspleen” und als Vater von Martha Frohwein-Büchner erwähnt wurde, gefunden worden.
H.W. hat die Einträge im Kirchenbuch ausgewertet und bestätigen können, was wir vermutet haben: tatsächlich war der Pate des ersten Sohnes Ernst der Großonkel Ernst Büchner, „unser” Geschwister-Vater. Und der letzte in Zwingenberg geborene Sohn (die „Märchenmuhme” Martha wurde ja erst 1872 in Horrweiler geboren) hieß nicht nur Alexander, er hatte wirklich den Cousin des Vaters, „unseren” Alexander Büchner zum Paten.

H. W. schreibt:

============================
Zu den in Zwingenberg geborenen Kindern des „Mitpredigers und Lehrers” in Zwingenberg, Friedrich Büchner und seiner Ehefrau Marie Johannette, genannt „Mathilde”, geb. Hirsch, sind folgende Geburten/Taufen eingetragen:
1. Ernst Georg Adolf Eduard August Büchner, geboren am 19.07.1860 „zwischen drei und vier Uhr”,
getauft am 23. 8. 1860
Gevatter:
1. Georg Hirsch, großherzoglicher Steuerkommissar, Gießen
2. Ernst Büchner, großherzoglicher Obermedizinalrat, zu Darmstadt
3. Adolf Stimmler, großherzoglicher Landgerichtsassessor, zu Friedberg
4. Eduard Davidson, großherzoglicher Artillerieleutnant, zu Darmstadt
5. August Hirsch, studiosus medicinae, zu Gießen
Das Protokoll im Geburts- und Taufregister ist unterschrieben von Eduard Davidsohn, August Hirsch, Friedrich Büchner und Pfarrer Hein

2. Ludwig Victor Büchner, geboren am 20. 9. 1863, nachmittags um vier Uhr. getauft am 25.10. 1863 ,
(gestorben am 11.08.1864 in Gießen); ,„zweites Kind”.
Gevatter:
1. Victor Achard, Frankfurt am Main
2. Ludwig Hein, Pfarrer zu Zwingenberg
Das Protokoll ist unterschrieben von Friedrich Büchner und Pfarrer Hein

3. Lina Augustine Elisa Maria Emma Büchner, geboren am 5. 2. 1866, „morgens zwischen acht und neun Uhr”, „drittes Kind, erste Tochter”, getauft am 2. März 1866 (gestorben am 23. 2. 1953 in Bad Godesberg)
Gevatter:
1. Elisa Achard, des Herrn Louis Achard zu Homburg v.d.H. Ehefrau
2. Fräulein Maria Führa, Herrn Georg Führa, Tabakfabrikanten zu Gießen, ledige Tochter
3. Fräulein Lina Höflinger, wes weiland Herrn Karl Höflinger, gewesener Distriktsfinanz…….. zu Gießen, nachgelassener ehelicher Tochter
4. Fräulein Emma Hirsch, der Wöchnerin leibliche, ledige Schwester
5. Herr Ernst Peters, Finanz………, zu Darmstadt
Das Protokoll ist unterschrieben von Emma Hirsch, Lina Höflinger, Ernst Peters, Friedrich Büchner und Pfarrer Hein

4. Alexander August Louis Büchner, geboren am 20. 5. 1868, morgens zwischen zwei und drei Uhr, „viertes Kind, dritter Sohn”, getauft am 20. 6. 1868,
Gevatter:
1. Alexander Büchner, Professor in Caen/Frankreich
2. August Kraus, des Pfarrer Kraus in Gimbsheim…….
3. Louis Achard, Gymnasiallehrer in Bad Homburg v.d.H.
Das Protokoll ist unterschrieben von August Kraus, Louis Achard, Friedrich Büchner und Pfarrer Dr. Stromberger
===========================================
Anton Büchner erwähnt Friedrich übrigens in seinem Buch „Die Familie Büchner” (Darmstadt 1963, S. 84):
„Zu Anfang August 1846 befand er (Alexander Büchner – pb) sich mit seinem Bruder (Ludwig Büchner – pb) und einem Gießener Vetter, dem 1909 verstorbenen späteren Kreisschulinspektor und Schulrat Friedrich Büchner (dem Vater der Schriftstellerin Martha Frohwein-Büchner) unter den rund 300 Teilnehmern an der academischen „secessio“ nach Staufenberg, die nichts Revolutionäres an sich hatte, vielmehr eine handfeste Protestaktion der auf einmal erfreulich solidarischen Studentenschaft gegen einen Übergriff der Polizei war.”

Märchenmuhme mit rosaroter Brille

Kürzlich habe ich angekündigt, weitere Recherchen zu Martha Frohwein-Büchner, der Großkusine „unserer“ Büchners, anzustellen.

 Das Ehepaar Frohwein-Büchner mit den beiden Söhnen Friedrich und Ernst-Armin 1918

Marthas Vater Friedrich Büchner (1826 – 1909) ist der erwähnte Autor von „Coligny“, er lebte von 1858 bis 1869 als „Mitprediger“ in Zwingenberg. Martha wurde als viertes und letztes Kind von seiner Frau Marie Hirsch, geb. 1833 in Bingen, in Horrweiler geboren, wo er 1869 Pfarrer war.

Im „Deutschen Literaturlexikon“ (Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Band X. Hg. v. Konrad Feilchenfeldt. Zürich und München: K. G. Saur 2007) ist sie wie folgt verzeichnet:

Frohwein-Büchner, Martha (geb. Büchner, verh., Frohwein), * 24. 4. 1872 Horrweiler/Rheinhessen, + 25. 4. 1935 Ebsdorf bei Marburg/L; enstammte d. hess. Dichterfamilie Büchner u. lebte ab 1897 in Ebsdorf, verh. m. e. Arzt. Mundartdg., Erzählung.

Schriften: Hesse-Späss, I Heimatgruß an unsere lieben Feldgrauen, II Vom Fritzche un annere neue Hessespäss, 1915/16 (zahlr. Aufl. u. Ausg: 1920 erhebl. Verm. Gesamt-Ausg.; 8., verm. Aufl. u. d. T.: Gereimte Hesse-Späss, 1927); Nebelreich und Rosenland. Bunte Seidenfäden der Märchenmuhme M. F.-W., 1920; Das Mäuschen und anderes Gereimtes und Ungereimtes. o. J. (1927); Die uhleidliche Ellemutter. E hessisch Stickche, o. J. (1930).

Literatur: B. Sowinski, Lex. dt.sprachiger Mundartautoren, 1997

Die meisten dieser Texte sind über die bekannten antiquarischen Anbieter leicht und günstig zu bekommen; aus „Nebelreich und Rosenland“ stelle ich hier einen Text online. Mit dem Autor der „Sprachecke“ des DARMSTÄDTER ECHO, Heinrich Tischner, habe ich über diesen Text korrespondiert – vielleicht ist dies die erste Erwähnung der „rosaroten Brille“, die wir so selbstverständlich als Metapher für einen schönend-unkritischen Blick verwenden.

 Er schreibt:

„Zuerst hat mich ja die altertümelnde Redeweise mit den vielen „-leins“ gestört, die alles verniedlicht und putzig aussehen lässt. Und die völlig unrealistische Pracht des Palastes mit elfenbeinernen Säulen. Und die längst ausgestorbene Gattung der Muhme ‚Tante, Schwester der Mutter‘. Ob die kindlichen Leser diese Sprache verstanden haben?

Dann aber hat mich die Geschichte fasziniert. Das ist ja eigentlich kein Märchen, das in verfremdeter Form Begebenheiten aus dem wirklichen Leben erzählt, sondern eine Allegorie, die abstrakte Zusammenhänge verdeutlicht: die Phantasie als Mädchen mit einer rosenroten Brille, die verschiedenen Menschen, denen sie begegnet: Der erdverbundene Bauer, der dafür keinen Sinn hat – der Schulmeister, der nur bedauern kann, dass er dem Kind keinen Respekt beibringen durfte – der hochnäsige Junker mit seinem affektierten Gehabe – und schließlich die drei Künstler, die ganz begeistert sind.

So ist es ja immer gewesen und auch heute noch: Es gibt Leute, die können Phantasie anderer verstehen – andere sind so „nüchtern“, dass sie nichts erkennen können. Nur die Lehrer gehen heute anders mit diesem Thema um. Mindestens im Prinzip versuchen sie zu begreifen, dass phantasievolle Kinder keine Spinner sind.“

 In Ebsdorfergrund, einem Dorf in der Nähe von Marburg, hat der Arzt Ulrich Freitag, der 1991 das dortige „Doktorhaus“ und die Arztpraxis übernahm, 2004 im Selbstverlag eine kleine Schrift unter dem Titel „100 Jahre Doktorhaus Ebsdorf 1904 – 2004“ veröffentlicht, die mir freundlicherweise der dortige Ortsvorsteher Heinrich Kutsch zur Verfügung stellte. Daher stammt auch das oben stehende Foto. Ulrich Freitag schreibt über Martha Büchner:

Eine außergewöhnliche Frau

Martha Frohwein-Büchner (geboren am 24. April 1872, gestorben am 25. April 1935) wirkte fast vier Jahrzehnte als Ehefrau des ersten Ebsdorfer Arztes, Dr. med. Carl Frohwein, im Dorf. In dieser Zeit widmete Martha Frohwein-Büchner sich intensiv der Brauchtumspflege. So zeichnete sie für regelmäßige Theater- und Volkstanzdarbietungen in Ebsdorf verantwortlich und war bei zahlreichen festlichen Veranstaltungen mit mundartlichen Gedichtvorträgen und Spinnstubendarstellungen in der Umgebung zu Gast. Noch heute steht in vielen Ebsdorfer Bücherregalen eine in der „Elwert´schen Verlagsanstalt“erschienene Ausgabe der „Hesse-Späߓ … Über dieses kulturelle Engagement hinaus wurde ihr eine vorbildliche liberale Einstellung nachgesagt. Beispielhaft hierfür … ist auch der Kontakt, den sie über Jahre zu der in den Sommermonaten in Ebsdorf lagernden Sinti- und Romasippe aufrechterhielt. … Martha Frohwein-Büchners Engagement und Gesinnung müssen wohl auch über die Dorfgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt haben, immerhin wurde ihr die Kandidatur zum Hessischen Landtag auf der Liste der Stresemann´schen Liberalen angetragen, deren Parteibuch sie auch besaß. Mit Rücksicht auf den Familienfrieden lehnte sie jedoch dankend ab. Carl Frohwein übrigens war eingeschriebenes Mitglied der Hugenberg´schen Deutschnationalen Volkspartei.

Die Einsicht, dass die Erinnerung an eine solche außergewöhnliche Frau nicht einschlafen dürfe, führte im Jahr 2001 auf Initiative des Verfassers zur Umbenennung der Grünfläche … zwischen Bortshäuser Straße und Waldweg in „Frohwein-Büchner-Platz“.

Der ältere Sohn Friedrich wurde Jurist und war zuletzt Landgerichtsrat in Marburg, der jüngere Sohn Ernst-Armin wurde Arzt und übernahm zunächst 1936 die Praxis des Vaters. Bald darauf verließ er Ebsdorf nach Dresden, 1938 wurde das Ebsdorfer Haus an die Nachfolgerin Augusta Weber geb. Löber übergeben.

Marthas Bruder Alexander, (*1868 in Zwingenberg, + 1935 in Gießen) war auch Arzt geworden; er lebte fast nebenan im „Schottener Doktorhaus“, das er 1902 – 1904 nach den Plänen des Ebsdorfer Hauses errichten ließ.

 

 

Dichterspleen?

 

Mit der Bemerkung

„Drama um den franz.Hugenottenführer. Verfasser (1826 Gießen- 1902), eigentl.Theologe, war später Kreisschulinspektor in Gießen. Eine Verwandtschaft mit der ebenfalls in Gießen und Darmstadt wirkenden Familie von Georg Büchner könnte angenommen werden (bisher ohne Nachweis).- Vorsatz mit eigenh. Widmung des Verfassers für den Prinzen Alexander von Hessen(-Darmstadt) und seiner Familie.”  bot ein Berliner Antiquar kürzlich an:

Büchner, Friedrich: Coligny. Drama in fünf Aufzügen.
Darmstadt, G. Jonghaus, 1864
.

Der Text dieses Schauspiels über den Hugenottengeneral ist schon länger bei Google Books zugänglich, so daß sich Interessierte selbst einen Eindruck von der Qualität des Stückes machen können.

Tatsächlich ist dieser Friedrich Büchner ein ziemlich enger Verwandter „unserer” Büchners, nämlich ihr Cousin.

====================================

IX 0 Friedrich B ü c h n e r, * Gießen 4. 1. 1826, + Ebsdorf bei

Marburg/Lahn 3. 11. 1909, Grhzgl. hess. Schulrat i.

R.; stud. Theologie in Gießen 1844, Vikar der fürstl. stol=

bergischen Hofkaplanei Gedern 1854, Vikar in Bicken=

bach 1856, Mitprediger in Zwingenberg a. d. Bergstr.

1858, Pfarrer zu Horrweiler in Rheinhessen 1869, Kreis=

schulinspektor u. Schulrat in Gießen 1874;

oo Gießen 6. 10. 1859 Marie Johannette M a t h i l d e

H i r s c h, * Bingen am Rhein 14. 7. 1833, + Ebsdorf 26.

·12. 1921, T. v. Georg Konrad Hirsch, Steuerkommissar

u. d. Amalie F r e y m u t h.

Kinder:

4. Martha, * Horrweiler bei Bingen 24. 4. 1872, + Ebsdorf

25. 4. 1935, schrieb „Hessespäß“ und andere Mundart=

Gedichte und Erzählungen; oo Gießen 6. 10. 1898 Karl

F r o h w e i n, Dr. med., praktischer Arzt in Ebsdorf.

 

===============================================

So ist Friedrich Büchner („Gießener Zweig IX o”) im „Deutschen Geschlechterbuch” Bd. 121 von 1955 verzeichnet.

Sein Vater Friedrich Georg Büchner (geb. am 15.6.1794 in Reinheim als achtes und letztes Kind von Jacob Carl Büchner und Wilhelmine Vorwerck, gest. am 4.7.1837 in Gießen) war ein Bruder von Ernst Büchner und lebte als „großherzoglich hessischer Obersteuerbote” in Gießen.

„Mein” Coligny – ich habe das Buch (natürlich …) gekauft – trägt auch noch eine außergewöhnliche Widmung:

 

 „Seiner Großherzoglichen Hoheit

dem Prinzen Alexander von Hessen

und

seiner allerhöchsten Familie

zugeeignet

von

dem Verfasser“

 

 und das Vorwort ist datiert mit „Zwingenberg 1864”.

H.W. hat mir mit der immer hilfreichen und fleissigen Recherche inzwischen (nachdem wir ihn erst vergeblich als Pfarrer gesucht hatten) bestätigt, daß Friedrich Büchner ausweislich der „Chronik der Stadt Zwingenberg” von 1974 (im Abschnitt über das Schulwesen)  von 1857 – 1870 als „Praezeptor” (also als Mitprediger) Lehrer in Zwingenberg war.

An diesem Ort aus gutem Grund keine Abhandlungen über den Adel – nur so viel: Alexander von Hessen lebte verheiratet mit Julie von Hauke, geadelter Prinzessin Battenberg, in Schloß Heiligenberg oberhalb von Jugenheim an der Bergstraße, nahe bei Zwingenberg (und sicher gelegentlich auch im „Fürstenlager” zu Zwingenberg).

Jedenfalls haben also unter den Büchners nicht nur Ernst und Carolines Kinder den Drang zum Schreiben gehabt.

In der obigen Aufstellung habe ich übrigens absichtlich das vierte Kind von Friedrich Büchner erwähnt – zu Martha Frohwein-Büchner und ihren Veröffentlichungen später hier.

Neuere Beiträge »