Peter Brunners Buechnerblog

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Luise-Büchner-Preis für Publizistik geht 2019 an Margarete Stokowski

Der diesjährige Luise-Büchner-Preis für Publizistik geht an die Journalistin Margarete Stokowski. Der Preis wird von der Luise Büchner-Gesellschaft jährlich vergeben. Die Preisträgerin wird durch eine Jury ausgewählt, der neben dem Vorstand des Vereins die Darmstädter Stadträtin Iris Bachmann, die jeweilige Präsidentin des Lions-Clubs Louise Büchner, der das Preisgeld stiftet, sowie die beiden Journalisten Johannes Breckner (Darmstädter Echo) und Hans Sarkowicz (HR2Kultur) gehören. Bisherige Preisträgerinnen sind die Journalistinnen und Autorinnen Bascha Mika, Julia Voss, Lisa Ortgies, Barbara Sichtermann, Luise Pusch, Barbara Beuys und Julia Korbik.

Der Preis ist verbunden mit einem Preisgeld von 2.500 € sowie der Gelegenheit, einen ganzseitigen Text im DARMSTÄDTER ECHO zu gestalten.

Die Begründung der Jury:

Die in Polen geborene, in Deutschland aufgewachsene Journalistin Margarete Stokowski veröffentlicht seit 2009 Artikel, Essays und Bücher. Schwerpunktthema ihrer Arbeit ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern.

Mit scharfem Blick analysiert sie in ihren Texten Widersprüche in den Beziehungen zwischen Frauen und Männern, die in unserer vermeintlich egalitären Gesellschaft immer noch vorhanden sind. Ihre Kolumnen zeichnen sich durch gründliche Recherchen aus, sie sind oft frech und ironisch, aber nie verletzend.

Margarete Stokowski hat alles im Blick: Sowohl die ungleiche Macht-, Geld- und Karriereverteilung als auch den Umgang mit Sex und die Körper der Geschlechter. Das sind Themen, über die zu Luise Büchners Zeiten selten gesprochen und erst recht nicht geschrieben wurde.

Bei allem Gegenwartsbezug ihrer Artikel weiß Margarete Stokowski genau, dass „unsere heutige Freiheit den Kämpfen derer zu verdanken ist, die darauf bestanden haben, dass noch nicht alles gut ist, und die sich nicht einschüchtern ließen von Leuten, die ihnen erzählten, sie seien zu verbittert, zu naiv oder komplett verrückt“.

Mit diesem Gedanken trifft sie die Haltung Luise Büchners, die in einer längst vergangenen Welt den Mut bewiesen hat, vorsichtig aber energisch auf Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern hinzuweisen.

Der Preis wird im November 2019 in Darmstadt übergeben.

Peter Brunner

von Peter Brunner

Es war eine rauschende Busfahrt

Zum Tag der Literatur am 26. Mai hatten drei Büchnervereine ein gemeinsames Programm geplant und Gäste eingeladen,

mit dem Bus durchs Büchnerland


zu fahren.
Stadt Land Fluss

war als Motto ausgegeben worden, und so nahm sich die städtische Luise-Büchner-Gesellschaft das Leben in der Stadt um 1830 zum Thema, die „ländliche” BüchnerBühne in Riedstadt-Leeheim Büchner und das Land. Für das Büchnerhaus in Goddelau blieb dann, durchaus passend, der Fluss – hier sollte es um die ständige Präsenz des Rheins und des Wassers in Bächen, Pfützen und Sümpfen gehen.

Sonntag früh um 10 waren an die 50 Gäste in der Klause am Darmstädter Hauptbahnhof. Adrian Jost begrüßte als Gastgeber für die Initiative Essbares Darmstadt, Heiner Dieckmann als zweiter Vorsitzender der Luise Büchner-Gesellschaft.

Papa Legbas Blues Lounge vertrieben die letzte Morgenmüdigkeit, bevor sich zwei Peters einem dritten widmeten: Peter Engels vom Stadtarchiv sprach mit Peter Brunner vom Büchnerhaus über König Peter von Poponien und seine Gefolgschaft.

Peter Engels legt Wert darauf, dass die Ähnlichkeiten zwischen Büchners Königreich Popo und dem Darmstadt der 1830er Jahre nur gering sind: Hessen-Darmstadt war kein Zwergstaat, sondern das sechstgrößte Land im Deutschen Bund und in der Hauptstadt Darmstadt wehte ein durchaus kritischer Geist. Auch der Terrorstaat, den der Hessische Landbote bekämpfe, sei Hessen-Darmstadt nicht gewesen. Das Darmstadt um 1820 war jedenfalls auch das Darmstadt, das der Architekt Moller in einer Dimension vergrößerte und erweiterte, die den Vergleich mit dem neuen Frankfurt einhundert Jahre später durchaus zulässt.

Brunner machte darauf aufmerksam, dass die Lage in Oberhessen, auf die sich der Landbote bezieht, sehr wohl dramatisch und unterdrückerisch war: Hungeraufstände wurden militärisch niedergeschlagen.

Tatsächlich parodiert Büchners Komödie die Lage zur Karikatur. So treffend immerhin, dass die erste Aufführung von 1923 (!) in Darmstadt noch zu einem veritablen Theaterskandal führte, der schließlich sogar den Landtag befasste.

Pünktlich auf die Minute stand der Bus vor der Tür, und die fröhliche Gesellschaft machte sich auf den Weg zur nächsten Station, der Büchnerbühne.

Party im Bus: Die Papas spielen in jeder Lebenslage
Nur vorübergehend schläfrig: der Autor bei einer kreativen Pause

Der Weg vom Darmstädter Hauptbahnhof ins hessische Ried heißt ganz zu recht „Büchnerlinie“, der Bus fährt von Büchnerort zu Büchnerort. Wie gut sich ein Linienbus zum Musikmachen eignet, konnten die Papas auf dem Weg zur Stadtgrenze beweisen – der Bus schwebte förmlich auf einer Woge von Blues …

Brunner fasste dann kurz die vielen Darmstädter Bezüge der Familie zusammen, bevor der Bus die Pfungstädter Gemarkung bei Eschollbrücken erreichte.
Das war Anlass, Wilhelm Büchners Biografie zu rekapitulieren: der Mann, der zwischen 1845 und 1892 aus dem Bauerndorf Pfungstadt eine moderne Stadt machte, hat mit seinem Ultramarinblau das erste Industrieprodukt geschaffen, das erfolgreich aus Hessen-Darmstadt exportiert wurde. Als politisch und sozial engagierter Unternehmer hat er eine ganze Gegend geprägt (und politisch in Land- und Reichstag als Liberaler vertreten). Vom Darmstädter Architekten Balthasar Harres ließ er 1863 die Villa Büchner bauen („nach außen bescheiden wirkend, im Innern an Mitteln nicht sparend“ hieß Büchners Auftrag). Als er 1892 an Cholera stirbt, ist Pfungstadt, das eine zeitlang „das südhessische Manchester“ hieß, nicht mehr wiederzuerkennen. Aus dem Dorf ist eine Stadt, aus Bauern sind Arbeiter und aus Landidylle ist städtische Geschäftigkeit geworden.

Wilhelm Büchners „Blaufabrik“

Von Pfungstadt ging es weiter zum Hospital, dem „Irrenhaus“, dessen Verwalter Georg Büchners Großvater wurde. Ernst Büchner heiratete in der Hospitalkirche Caroline Reuß und holte sie zu sich in sein Untermietzimmer in der Goddelauer Weidstraße. Das Hospital wurde 1813 nicht ärztlich, sondern administrativ geleitet; erst 1821 wurde mit Carl C. G. Amelung ein Mediziner Hospitalleiter. Am Ort des großherzoglichen Hospitals betreibt heute das Unternehmen Vitos eine moderne psychiatrische Klinik; das Psychiatriemuseum dokumentiert seine Geschichte.
Die Buslinie würde ab hier direkt nach Goddelau weiterfahren und dort an den beiden Büchnerhäusern Hospital- und Weidstraße vorbeikommen. Wegen einer langwierigen Baustelle ist dieser Weg aktuell verbaut; die Büchnertour fuhr daher direkt über Land nach Leeheim, einen anderen der fünf Stadtteile Riedstadts.

Leeheim ist der Standort der BüchnerBühne und bildet eigentlich den Endpunkt der Büchnerlinie.

Zum Thema Land hatte sich Theaterleiter Suhr mehr ausgedacht als einfach nur platte Landschaftszitate – er führte den Gästen Büchners Gedanken zur Provinz in den Köpfen vor.

Dies bot Gelegenheit zu einer Parforcetour durch Büchners Leben und das Repertoire der kleinen Bühne. Das blendend aufgelegte Ensemble zeigte Ausschnitte aus der Edschmid-Dramatisierung „Wenn es Rosen sind …“, dem Danton, aus Lenz, Leonce und Lena und dem Woyzeck.

Alexander Valerius, Oliver Kai Müller,
Melanie Linzer, Christian Suhr

Quer durchs hessische Ried fuhr die bestens aufgelegte Reisegesellschaft schließlich nach Goddelau, in Georgs Geburtshaus, zur letzten Station der Reise – Fluss.

Das wunderbare Ehrenamtsteam des Fördervereins Büchnerhaus hatte Kaffe gekocht und Kuchen besorgt, bereits Stunden vorher erste Gäste im Museum begrüßt und eine sommerliche Bewirtung eingerichtet, und so konnte bei bestem Wetter zunächst im gastlichen Hof des Anwesens Rast gemacht werden.

Aber es stand ja noch „Fluss“ auf dem Programm, und Peter Brunner schilderte anschaulich, wie viel feuchter und „fließender” die ganze Geged vor 200 Jahren war. Mit Wolfgang Roth aus Eschollbrücken, der kurz vorher einen Vortrag über die Modau im hessischen Ried für seinen Heimatverein gehalten hatte, und Markus Zwittmeier aus Trebur, der sein Wissen zum Thema inzwischen wunderbarerweise auch noch im eigenen Blog aufgeschrieben hat, waren zwei Ko-Referenten anwesend, die Gegend und Geschichte bestens kennen und hervorragend präsentieren können.


Den Schluß machte Brunner mit einem Zitat des Büchner-Herausgebers Wilhelm Hausenstein, der in seiner Einleitung zur Werkausgabe (Leipzig, 1916) schrieb:

„An der Bahnlinie zwischen Mannheim und Frankfurt liegt nicht weit von Darmstadt – das hessische Dorf Goddelau. Der Ort ist kahl, und die umliegende Ebene ist dürftig. – Nur die Erhebungen des hessischen Odenwaldes im Osten und Südosten drüben geben diesem kümmerlichen Stück Welt einige Anziehung.

So muß es schon vor hundert Jahren gewesen sein. Es ist das seltsamste Gefühl, sich die Heimat eines Genies so vorstellen zu müssen. So viel unbestimmte Bedrücktheit, so wenig Profil, so wenig Horizont, so wenig Schwung: Das ist die Geburtsstätte des Dichters, der das Drama der Weltgeschichte umfaßte und im wonnigen Luxus des Märchens dionysisch umherging wie ein idealer Fürstensohn in einem morgenländischen Garten.“

Dem anwesenden Publikum konnte erfreulicherweise das Goddelau der Gegenwart durchaus dionysische Züge zeigen …

Versprochen musste versprochen bleiben: die BüchnerBande war angekündigt und die Büchnerbande trat auf. Das noch immer nicht erschöpfte Publikum freute sich über Wilhelm Büchners Bedenken, einen Orden anzunehmen, ebenso wie über Luise Büchners Spott über die Verehrung des „heiligen“ Rocks und schließlich über Ludwig Büchners Haschischexpertise.

Die fabelafte Büchnerbande –
Reiner Lenz, Peter Brunner, Heiner Dieckmann,
Petra Bassus, Jürgen Queißner, Thomas Heldmann

Durch den höchst komfortablen Service der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Gross-Gerau und ihren hervorragenden Fahrer endete der Tag mit einer kurzweiligen Heimfahrt wie geplant am Darmstädter Hauptbahnhof.

Zweierlei steht fest: das Büchnerland hat viel zu bieten, und die südhessischen Büchnerstätten liegen nah beieinander und sind bestens verbunden durch die Büchnerlinie Büchnerhaus und Büchnerbühne liegen nah der Stadt im Land am Fluss, aber da sind sie leicht zu finden und schnell zu erreichen!

Peter Brunner

von Peter Brunner

Das Programm im Büchnerland zum hessischen Tag für die Literatur „Stadt, Land, Fluss“ am Sonntag, dem 26. Mai 2019

Stadt.

Darmstadt: Literarisches Darmstadt-Frühstück

Darmstadt ist die erste Station der Stadt-Land-Fluss-Reise durch das Büchnerland: Wie sah die Stadt zur Zeit der Geschwister Büchner aus? Was hat das „Königreich Popo“ aus Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“ mit dem historischen Darmstadt zu tun? Darüber sprechen der Darmstädter Stadtarchivar Peter Engels und der Leiter des Goddelauer Büchnerhauses, Peter Brunner.

Musikalisch werden die beiden von Petra Bassus und Papa Legba’s Blues Lounge begleitet.

Um 12 Uhr fährt ein Sonderbus auf der Linie 40 (Büchnerlinie) nach Riedstadt ab, zu „Land“ und „Fluss“. Unterwegs gibt es Informationen zum Büchnerland und Musik.

Die Klause am Hauptbahnhof, 2013 als „Königreich Popo”

Eine Veranstaltung der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. in Kooperation mit dem Büchnerhaus Riedstadt-Goddelau, dem Stadtarchiv Darmstadt, der BüchnerBühne Leeheim e.V., Papa Legba’s Blues Lounge und KLAUSE – Bier- und Wein-Garten und Zentrum der Initiative Essbares Darmstadt

10 – 12 Uhr | Eintritt frei| Klause am Hauptbahnhof Darmstadt | Am Fürstenbahnhof | 64293 Darmstadt

Land.
Riedstadt-Leeheim: Büchner-Matinee im Theater

Die BüchnerBühne ist die zweite Station der Stadt-Land-Fluss-Reise durch’s Büchnerland. Christian Suhr und Ensemble-Mitglieder präsentieren Büchners Bild vom Land: In Briefen und Dramentexten, die von der Verehrung der Elsässer Berge bis zur Verachtung der Gießener Niederungen reichen.

Petra Bassus und Papa Legbas Blues Lounge machen Musik.

Der Sonder-Bus der Linie 40 (Büchnerlinie) fährt um 14 Uhr weiter zum Büchnerhaus. Unterwegs gibt es Informationen zum Büchnerland und Musik von Papa Legba’s Blues Lounge.

Die Büchnerbühne als „Marktrufer” (Christian Suhr und Alexander Valerius)

Eine Veranstaltung der BüchnerBühne Leeheim e.V. in Kooperation mit dem Büchnerhaus Riedstadt-Goddelau, der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. und Papa Legba’s Blues Lounge

12.30 – 14 Uhr | 7 € VVK |9 € TK | BüchnerBühne | Kirchstraße 16 | 64560 Riedstadt-Leeheim

Fluss.
Riedstadt-Goddelau: Vortrag, Musik, Bewirtung

Das hessische Ried zur Zeit der Büchners. Georg Büchners Geburtshaus am Altrhein bildet den Abschluss der Stadt-Land-Fluss-Reise von Darmstadt nach Riedstadt. Peter Brunner, Leiter des Büchnerhauses, spricht über die Lebensumstände am Ufer des Flusses am Anfang des 19. Jahrhunderts und über die Gestalt der Flusslandschaft vor der Rheinbegradigung am Kühkopf.

Die Fabelhafte Büchnerbande mit Petra Bassus, Heiner Dieckmann, Peter Brunner und Papa Legbas Blues Lounge tritt auf.

Dazu gibt es Kaffee und Kuchen.

Der Sonderbus der Büchnerlinie (Linie 40) fährt danach in 30 Minuten zurück zum Darmstädter Hauptbahnhof.

Museum Büchnerhaus. Georg Büchners Geburtshaus in Riedstadt-Goddelau

Eine Veranstaltung des Büchnerhauses Riedstadt-Goddelau und des Fördervereins Büchnerhaus e.V. in Kooperation mit: BüchnerBühne Leeheim e.V., Luise Büchner-Gesellschaft e.V. und Papa Legba’s Blues Lounge

14.30 – 17 Uhr | Eintritt frei | Büchnerhaus | Weidstraße 9 | 64560 Riedstadt-Goddelau

Peter Brunner

von Peter Brunner

Stadtspaziergang zu Luise Büchners 197. Geburtstag

Zu Luise Büchners 197. Geburtstag treffen sich Mitglieder und Freundinnen der Luise-Büchner-Gesellschaft am 12. Juni um 15 Uhr am neuen Denkmal vor dem „Pädagog” in der Döngesborngasse.

 

Agnes Schmidt, Jutta Schütz und meine Wenigkeit werden mit Berichten, Zitaten und einigen Bildern an die Kinder- und Jugendzeit der Büchners erinnern.

 

Meldebogen der Familie Büchner StadtA Darmstadt, St 12 A Nr. 142/6

 

Anschließend besuchen wir die Gräber von Luise Büchner und anderen Mitgliedern der Familie Büchner auf dem Alten Friedhof.

von Peter Brunner

 

Peter Brunner

Peter Brunner

„Jetzt hab’ ich’s. Wir feiern die Hochzeit in effigie.”*

Es ist längst bewiesen und steht außer jeder Frage: die Namensgleichheit von Mary Shelleys Menschenschöpfer mit der Burg über der Bergstraße ist zufällig und ohne jede Bedeutung. Die Frage danach allerdings, was aus der Anhäufung von Zellen menschliches Leben macht, wie sich das organisch Entstandene vom künstlich Geschaffenen unterscheidet und welche Grenzen technischer und ethischer Natur auf dem Weg zur künstlichen Zeugung zu überwinden sind, ist auch im Schatten von Burg Frankenstein immer wieder bedacht worden.

Fritz Buechner: Der Frankenstein. Aquarell. Ca. 1925.
(Fritz Büchner war ein Großneffe Georg Büchners, Enkel seines Bruders Wilhelm)

Aus zwei unterschiedlichen Perspektiven richten Büchnerhaus und Luise-Büchner-Gesellschaft in den nächsten Wochen den Blick daher nicht auf den Berg, sondern auf Frankenstein, den modernen Prometheus:

Im Büchnerhaus spricht Professor Dr. Rudolf Drux am 1. März unter dem Titel

„Im Labor des Lebens oder Frankenstein als der moderne Prometheus“

Georg Büchner hat das Thema des künstlichen Menschen in Leonce und Lena aufgegriffen; so weit, das schließlich Automaten sogar „in effigie“, stellvertretend, die Ehe schließen.

Die Gestalt des künstlichen Menschen ist längst aus den Phantasien schreibender und bildender Künstler herausgetreten. Shelleys Frankenstein und Goethes Homunculus entstehen im Labor, aber das heute Machbare übertrifft ihre wildesten Phantasien.

Nicht in der Werkstatt des Künstlers oder in den Werkshallen der Industriebetriebe ist Prometheus anzutreffen, sondern er dürfte heute wohl am ehesten in den Labors der Biotechnologen und Reproduktionsmediziner zu finden sein. Dort werden spezifische menschliche Fähigkeiten technisch nachgebildet und menschliches Leben manipuliert. Diese Entwicklung haben Mary Shelley im Frankenstein (1818) und übrigens auch Goethe in der Homunculus-Szene aus Faust II (1832) literarisch vorweggenommen.

 

Professor Drux war von 1992 bis 1996 Professor für Deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der TH Darmstadt, heute ist er C4-Professor für deutsche Literaturgeschichte an der Universität zu Köln. Das Mitglied der Georg-Büchner-Gesellschaft forscht zu Deutscher Dichtung von der Frühen Neuzeit bis zum Vormärz, Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Motiv- und Stoffgeschichte, historischer Metaphorik (bes. literatur- und technikgeschichtliche Interferenzen), Gattungspoetik (Kasualpoesie, Satire, Nachtstücke, experimentelle Lyrik) und Intermedialität (Wechselbeziehungen zwischen Literatur, Musik und Film).

 

 

Der Benefizvortrag zugunsten des Fördervereins Büchnerhaus findet am

Donnerstag. 1. März um 19 Uhr in Riedstadt-Goddelau, Weidstraße 9 statt. Eintritt 7 €

Seit dem 10. Dezember fährt die Buslinie 40 als „Büchnerlinie“; sie verbindet komfortabel den Hauptbahnhof Darmstadt mit dem Büchnerhaus (Station Goddelau-Rathaus). Hier der link zum aktuellen Fahrplan.

 

 

Am Donnerstag, dem 24. Mai, widmet sich die Luise-Büchner-Preisträgerin Barbara Sichtermann der Biografie der Autorin des „Frankenstein“:

Mary Shelley – Leben und Leidenschaften der Schöpferin des Frankenstein

 

 

Barbara Sichtermann, Autorin zahlreicher Bücher über Frauen, erzählt in ihrer Romanbiografie die spannende Geschichte einer inspirierenden, emanzipierten und starken Frau, die für die Liebe große Risiken eingeht und selbstbewusst ihren Traum vom Schreiben verfolgt.

 

 

 

 

Darmstadt, 24.5., 19 Uhr,  Literaturhaus, Kasinostraße 3
Eintritt: 6 Euro, für Mitglieder der Luise-Büchner-Gesellschaft frei.

 

 

* Büchner, Leonce und Lena, III,3

von Peter Brunner

 

Peter Brunner

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