Peter Brunners Buechnerblog

Monat: Juli 2009 (Seite 1 von 2)

Der Chemiker Ernst Büchner

Seit einiger Zeit korrespondiere ich mit einem englischen Chemie-Historiker, der mich darauf aufmerksam machte, dass Wilhelm Büchners Sohn Ernst Büchner (1850 – 1924) ein prominenter Chemiker seiner Zeit war.
Ernst meldete 1888 die Entwicklung eines Laborinstrumentes zum Patent an, das bis heute Bestandteil fast jedes chemischen Labors ist. Der flache Büchner-Trichter mit großer Filtrierfläche, zusammen mit einer Filterflasche auch „Nutsche” genannt, machte die schnelle Filtrierung von Flüssigkeiten erheblich einfacher, nachdem bis dahin alles durch nach unten spitze Filter laufen musste, die sich natürlich viel schneller zusetzten.

Vom Deutschen Museum in München erhielt ich die Kopie eines Laborinstrumentekataloges mit „Büchner-Trichtern”.
Die Firma Haldenwanger liefert bis heute „Trichter Dr. Büchner” in verschiedenen Größen.
In Kürze mehr zu Ernst Büchners Leben und Arbeit.

Der Vorhang ist gefallen!

Seit gestern, Dienstag, ist die Verhüllung der Pfungstädter  Villa Büchner aufgehoben und Interessierte können für ein paar Tage mal auf die Details der erhaltenen Fassadenstrukturierungen schauen.

Villa befreit

villa suedseite balkon demontiert

Die Geländerabdeckplatte auf dem kleinen Südbalkon war leider so stark angegriffen, dass sie ausgewechselt werden muss. Die gusseiseren Säulchen warten auf den Wiedereinbau.

bakonsaeulchen zwischengelagert


In Kürze kommt der neue Putz und eine Komplettsanierung nach den besten Erkenntnissen der Denkmalspflege – dann sieht die Villa wieder so aus, wie sie Wilhelm Büchner 1864 dem Architekten Balthasar Harres abgetrotzt hat. Harres hätte gerne mehr „Schwulst“ ans Haus gebracht, Wilhelm Büchner wünschte „das Äussere bescheiden zu gestalten, im Innern an Mitteln nicht zu sparen”.

So ist es dann geworden, und so wird es wieder werden!

Isaak Maus

In dem rheinhessischen Örtchen Badenheim, in dem ich geboren wurde, lebte 150 Jahre früher der „Bauer mit dem Dichterspleen“, Isaak Maus.

Kürzlich fiel mir „Mainz zwischen Rot und Schwarz. Die Mainzer Revolution 1792 – 1793 in Schriften, Reden und Briefen“, herausgegeben von Claus Träger, 1963 bei Rütten und Loening., Berlin, in die Hände.

Neben zahlreichen anderen wunderbaren Texten pro und contra erster Deutscher Republik  findet sich dort auch Maus´ fiktiver Brief an den Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal, den ich hier eingestellt habe.

Für mich war spannend zu lesen, wie aus der Unterdrückung heraus das Vertrauen auf die Gottgegebenheit der Fürsten langsam zur Rechtfertigung des Aufstandes gegen sie wird.

Neuerscheinung

Titel “Stadtspaziergänge 3: Waschen, … Agnes Schmidt, die Leiterin der Luise-Büchner-Bibliothek in Darmstadt, hat den dritten Band ihrer schönen Reihe „Stadtrundgänge: Darmstadt aus Frauensicht“ unter dem Titel „Waschen, Kochen, Baden“ herausgegeben.

Abgesehen von den vielen Darmstadt-Informationen ist dies auch die erste Veröffentlichung mit dem kürzlich von Frau Schmidt gefundenen Mathilde-Büchner-Bild. Dazu kommt der in jeder Hinsicht passende Hinweis auf Mathildes Bruder Wilhelm und seine Verdienste um saubere Wäsche.

 

 Stadtspaziergänge 3, SS 32 33Stadtspaziergänge 3, SS 18 19

Jeder Band (die ersten beiden heißen „Von der Marktfrau zur Studentin“ und „Kinder, Küche, Kunst“) kostet 12 Euro und ist im Buchhandel, im Ticket-Shop am Luisenplatz, im Museumsshop auf der Mathildenhöhe, im Shop des Hess. Landesmuseums am Luisenplatz und in der Luise-Büchner-Bibliothek (während der Öffnungszeiten) zu beziehen.

Presse zum Büchner-Buch

Im „Neuen Deutschland“ lobt Dieter Wittich, der bereits 1971 „Schriften zum kleinbürgerlichen Materialismus in Deutschland / [Von] Vogt, Moleschott ; Büchner.“ veröffentlichte: „Das Buch besticht nicht nur durch seine fleißigen Recherchen, sondern auch durch seine Aufmachung – im Großformat und auf Glanzpapier, mit einer Fülle von Abbildungen. Zu recht erhielt es den »Hessenbuch-Preis«.“

Allerdings: „Unerwähnt bleibt leider auch die Frage, warum keines der Geschwister Georgs trotz des ihnen allesamt eigenen »Wunsches, die Welt zu verändern« bereit war, politisch der Entschlossenheit des ältesten Bruders zu folgen. Sie fand etwa im »Hessischen Landboten« Ausdruck in der Losung »Friede den Hütten! Krieg den Palästen!«

Lieber Professor Wittich: Danke für die Blumen!

Wir sind nicht sicher, ob die politische Entschlossenheit der überlebenden Büchners wirklich so viel bescheidener war wie die Georgs: über Alexanders launische Berichte im „Tollen Jahr“ vergessen wir gerne, dass es 1848/49 für ihn und für Ludwig ums Leben ging; beide erhielten später Berufsverbot, Alexander musste ins Exil. Luises Austritt aus dem behüteten „höhere Tochter-Dasein“ mit der Veröffentlichung von Die Frauen und ihr Beruf  bedurfte großen Mutes und des Willens zur Veränderung, was zweifellos für politische Entschlossenheit spricht. Wilhelm schließlich hat sich 1849 ins erste wirklich gewählte hessische Parlament wählen lassen und sein Leben lang politische Entschlossenheit an den Tag gelegt. Und Georgs „politische Entschlossenheit“ hätte als Lebensform eines Züricher Professors wohl auch andere Formen angenommen – leider kam es nicht dazu.

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