Neues aus Buechnerland

Peter Brunners Buechnerblog

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Nicht schon wieder Büchner …

… hieß die gelegentliche Klage meiner Tochter, wenn ich wieder von „meinen Büchners“ erzählte. Inzwischen ist daraus „Büchners Welt“ entstanden.

Büchners Welt bei Radio Darmstadt

 – eine neue Sendereihe bei Radio Darmstadt 

(UKW auf 103,4 MHz, Südhessen weit über DAB+ zu empfangen und live im Internet: https://radiodarmstadt.de und 7 Tage nach der Sendung in der RadaR+7 Mediathek)

 

die ab dem 27. Februar jeweils am 2ten und 4ten Donnerstag des Monats von 17 bis 18 Uhr gesendet wird. Die Sendungen dieser Reihe wird es auch, allerdings ohne Musik, als Podcast in allen gängigen Portalen geben. 

Im Kern von „Büchners Welt“ steht Georg Büchner. Um ihn, seine Werke, seine Familie und seine Freundschaften spinnt sich ein Netz von Bezügen, Wirkungen, Ereignissen und Forschungen, die schier endlos erscheinen und in diesem Vielklang auch noch lange nicht abschließend beschrieben sind, ja wohl gar nicht abgeschlossen werden können.

Luise und Peter Brunner wollen in ihrer Sendung gemeinsam mit den Zuhörer:innen in diese Welt eintauchen. Dabei spielen nicht nur Büchners familiäre Bande eine zentrale Rolle, sondern auch die Vater-Tochter Beziehung zwischen Peter und Luise.

Peter Brunner beschäftigt sich seit Anfang der 2000er Jahre intensiv mit der Familie Büchner und begann, sich für die Sanierung der Pfungstädter Villa Büchner zu engagieren. Später hat er die Familienbiographie „Die Büchners oder der Versuch, die Welt zu verändern“ mit zwei Ko-Autoren veröffentlicht, Veranstaltungen in Darmstadt zu Georg Büchners 200. Geburtstag kuratiert, Aufsätze und Textbeiträge zum Thema veröffentlicht, zahlreiche Bilder und Texte zusammengetragen und den Stammbaum der Familie zusammengestellt und erweitert. Seit 2017 leitet er das Museum Büchnerhaus in Georg Büchners Geburtshaus in Riedstadt-Goddelau und ist Gründungsmitglied des hessischen Literaturrates, der Luise Büchner-Gesellschaft und von „BüchnerFindetStatt“. Er schreibt das Weblog „geschwisterbuechner.de“. 

Peters Tochter Luise Brunner ist heute Soziologin und Gewerkschaftssekretärin. Seit ihrer frühen Kindheit erlebt sie die lebendigen Geschichten, die ihr Vater von den Büchners erzählt. Zwar ist sie vertraut mit den zahlreichen Figuren und Anekdoten, die sich um die Büchners ranken, doch es gibt viele lose Enden der Erzählungen und viele ungeklärte Kontexte. In dieser Sendung will Luise versuchen, diese nie zu Ende geknüpften Netze von Zusammenhängen zu verbinden und die überraschenden aktuellen Bezüge zu hinterfragen. Peter stellt sich diesem Versuch, in jeder Folge im Gespräch mit seiner Tochter einer offenen Frage nachzugehen – von den politischen und historischen Hintergründen über die literarischen und wissenschaftlichen Aufsätze bis zu den Familienmitgliedern in der Welt der Büchners.

Hier findet sich ein kleiner „teaser“, eine kurze Audiodatei zur Einstimmung.

„He werda?“ – „Es lebe der König!“ – „Im Namen der Republik.“

Herbert Wender macht mich aufmerksam auf seinen gleichnamigen Beitrag im Blog des Kulturwissenschaftlichen Instituts, Essen.

Seine „Editionsphilologische(n) Anmerkungen zur Interpellation am Schluss von „Danton’s Tod“ beschäftigen sich mit der regelmäßig gestellten Frage, „was will uns der Dichter damit sagen“ – hier: ist Lucile, Camille Desmoulins Frau, schlicht verrückt geworden, als sie auf den Stufen der Guillotine buchstäblich im Blut des toten Geliebten „es lebe der König!“ ruft? Und woher stammt und worauf deutet die Regieanweisung „sinnend und wie einen Entschluß fassend plötzlich:„?

Leo Leonhard: Lucile (Federzeichnung)



Erneut löckt Wender hier gegen die Stachel der Büchnereditoren zur Frage, welcher Text die Grundlage für den Erstdruck des „Danton“ war, mit der Bemerkung „Herrschende Meinung ist derzeit das Maximum an Unwahrscheinlichkeit“. Wender: „Gerade deshalb ist zu bezweifeln, dass ein anderer als der Dichter selbst … die verständnisfördernde Szenenanweisung „(sinnend und wie einen Entschluß fassend plötzlich:)“ erfunden hätte.“

Wender nimmt seine Interpretation als Beweis und schließt: „Offenbar war dem Dichter wichtig, mit dem zuletzt gesprochenen Wort sein Ideal aufzurufen: die Republik der Jakobiner.“

Luise Büchner-Preis 2024 ging an Nicole Seifert

Nicole Seifert und Bettina Bergstedt, die Vereinsvorsitzende, mit der Verleihungsurkunde

Als „unliebsam und schmerzhaft“ würden Arbeiten zur Lage der Frau immer noch empfunden, sagte Nicole Seifert  in ihrem Dank zur Preisverleihung. Mit „Einige Herren sagten etwas dazu“, der gründlichen und höchst aufschlussreichen Aufarbeitung der Haltung der legendären Gruppe 47 gegenüber schreibenden Frauen, richtete sie einen neuen und unersetzlichen Blick auf die Beschränktheit und Überheblichkeit der versammelten Autoren: zwar duldeten die gelegentlich eine Frau in ihrer Reihen, waren und bleiben aber weit davon entfernt waren, sie als ebenbürtig oder gar besser anzuerkennen.

Die Preisträgerin warnte vor der aktuellen Entwicklung, die wenigen und bescheidenen Erfolge der Emanzipation als übertrieben darzustellen. Keineswegs gibt es auch nur annähernd hergestellte Gleichheit, und wo scheinbar viele Frauen auftauchen, sind es doch im besten Falle kaum die Hälfte. 

Auch Edda Fees, die für die Stadt Darmstadt sprach, und Daniela Dröscher als Laudatorin, appellierten an Wachsamkeit und Solidarität: es gelte, weiter für gleiche Rechte zusammenzuhalten und nicht darin nachzulassen, Schwächen und Mängel zu benennen und zu bekämpfen. 

Preisträgerin mit Vereinsvorstand (vlnr J. Baer, B. Bergstedt, N. Seifert, C.v.Prümmer, A. Leonhardt, I. Kuchemüller)

 

An die kämpferische Louise Dittmar, die standhafte Luise Otto Peters und viele weitere aussergewöhnliche Frauen wurde erinnert, und Bettina Bergstedt, die Vereinsvorsitzende, beschrieb die Vereinstätigkeit als Blick zurück zum Verständnis des Neuen. 

Die Website der Luise Büchner-Gesellschaft ist hier rechts in der Blogroll verlinkt, dort erscheint in Kürze das Veranstaltungsprogramm der nächsten Monate.

 

211, Georg Büchner alive and kickin

Auch 2024, zum inzwischen 211. Geburtstag Georg Büchners, haben wir ihm einen Blumengruß aufs Grab in Zürich gelegt.

BüchnerFindetStatt e.V., der Verein, der BüchnerHaus und BüchnerBühne trägt, grüßt mit dem Worten „Im Geburtsort unvergessen“ aus Goddelau, heute Stadtteil der Büchnerstadt Riedstadt.

 

Schön, dass wieder der Linksbüchnerianer Dr. Stefan Howald zusammen mit dem klugen Markus Bürgi auf ein Glas Sekt gekommen war, und dass auch diesmal Daniel Rohr von seinem Theater Rigiblick gegenüber zu uns stieß. 

 

Howald Brunner Bürgi Rohr (vlnr)

 

 

 

 

Stefan Howald

 

 

Wir sind schon jetzt für nächstes Jahr verabredet, und ich hoffe, schon vorher mehr über Markus Bürgis‘ Arbeit über Wilhelm Liebknecht zu erfahren – der hat ja seine zweite Frau, Karls Mutter, bei Ludwig Büchners zuhause kennen gelernt … 

 

 

Die Kraft zum Donnern

Mit dem zweiten republikanischen Café ist gestern unser viertes BüchnerLandFestival zu Ende gegangen.


Moderiert von Johannes Breckner haben Barbara Sichtermann und Heribert Prantl kontrovers über Demokratie und ihre Gegner vorgetragen. Im gelungenen Dialog mit den vielen Gästen wurde klar: es gibt keine Alternative zur Demokratie, die wir uns wünschen sollten – und unsere Demokratie hat die Kraft, zu bestehen, wenn wir ihr diese Kraft geben. Im Diskurs, im Streit, auf der Straße und vor Gericht.

In unser Gästebuch haben sie geschrieben:

„Demokratie- das sind wir alle.

Darum: Helfen wir beim Donnern,

streiten wir, ringen wir, trinken und

essen wir miteinander. Dann haben

wir auch die Kraft zum Donnern.“

Ganz herzlich

Ihr

Heribert Prantl

am 14. Juli 2024

Prantl spielt auf die Stelle im „Woyzeck“ an, wo der sagt: Wir arme Leut. Sehn sie, Herr Hauptmann, Geld, Geld. Wer kein Geld hat. Da setz einmal einer seinsgleichen auf die Moral in die Welt[.] Man hat auch sein Fleisch und Blut. Unsereins ist doch einmal unseelig in der und der andern Welt, ich glaub’ wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.“


„Solange über die Demokratie so kontro-

vers und lebhaft gestritten wird wie hier

im Büchner-Haus, ist sie (die Demo-

kratie) im Wesentlichen intakt.“

Barbara Sichtermann

mit Dank für die Einladung!

14.7.24

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