Auf mehrfachen Wunsch hier also auch noch Ernst Büchners Veröffentlichung über seine Erfindung:
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1876 heiratet Ernst seine Kusine Mathilda Büchner (* 6. 1. 1852 in Gouda).
Die beiden haben zwei Kinder: Carl Büchner (* 1877) und Friedrich Wilhelm (Fritz) Büchner (*1880), beide in Pfungstadt geboren.
Die Ehe wird 1884 geschieden, Mathilda Büchner zieht mit den Söhnen nach Darmstadt, wo sie am 1. 4. 1908 stirbt.
In zweiter Ehe heiratet Ernst dann 1885 in Berlin Marie Ludovike Karoline (Mary) von Ferber (1850 – 1925). Aus dieser Ehe entstammt ein weiterer Sohn, Anton Büchner, der ebenfalls in Pfungstadt geboren wird.
Ernst und seine Familie leben im „Schweizer Haus“, einem „Chalet“ auf dem Gelände der Büchners in Pfungstadt (zwischen dem Herrenhaus und der Villa an der Modau gelegen). Es heißt, Wilhelm Büchner habe auch bei der Planung dieses Baus erheblichen Einfluss genommen. Leider steht das Haus nicht mehr, die Stadt Pfungstadt hat es als baufällig und unbewohnbar in den siebziger Jahren abreissen lassen.
Fritz Büchner wird Kunstmaler, baut ein Haus in Darmstadt-Eberstadt (Schillerstraße) und hinterlässt drei Kinder, darunter Anna Mathilde Büchner (verh. Roßmann), die Mutter der drei heute lebenden Ur-Ur-Enkelinnen Wilhelm Büchners. Die Stadt Pfungstadt hat kürzlich ein Konvolut von Fritz Büchners Odenwald- und Bergstraßenbildern angekauft.
Anton Büchner wird Lehrer und stirbt hochbetagt als pensionierter Oberstudienrat in Ingelheim. Von ihm stammt die erste gemeinsame Darstellung des Lebens seiner Großelterngeneration: „Die Familie Büchner“ (Darmstadt, Roether, 1963).
Ernst wurde am 8. März 1850 als drittes Kind der Büchners nach Caroline / Lina (1846 – 1918) und Elisabeth (Jan. – Okt. 1848) in Pfungstadt geboren. Sein Großvater Ernst Karl Büchner (1786 – 1861) war Pate und Namensgeber, im Pfungstädter Kirchenbuch hat er zusammen mit Wilhelm Büchner die Geburtsanzeige unterschrieben.
Wilhelm schickte Ernst von 1859 bis 1866 ins Weinheimer Bender´sche Institut, eine bedeutende Reformschule des neunzehnten Jahrhunderts, obwohl die stramm deutschnationale und regimetreue Haltung der Benders sicher nicht seiner Anschauung entsprach. Die Schule wurde 1829 begründet. Helene Eggert hat in Pioniere der Reformpädagogik. Die Bender’sche Erziehungsanstalt für Knaben in Weinheim an der Bergstraße (1829-1918), ISBN: 3888644178, eine sorgfältige Dokumentation des Instituts vorgelegt.
Andrea Rößler vom Weinheimer Stadtarchiv hat uns zum Institut und zu Ernsts Schulzeit wertvolle Auskünfte gegeben.
August und September 1868 verbringt er auf einer ausführlichen Englandreise, über die er in der Tradition der in der Weinheimer Schule üblichen Reiseschilderungen 1869 bei Louis Ochs in Gernsheim einen gedruckten Bericht vorlegt.
Wilhelm und Ernst Büchner, Pfungstadt, ca. 1865
1875 dissertiert er in Tübingen Über ein Chlorbromanilin und die Zersetzung des Parabromanilins“.
Seit einiger Zeit korrespondiere ich mit einem englischen Chemie-Historiker, der mich darauf aufmerksam machte, dass Wilhelm Büchners Sohn Ernst Büchner (1850 – 1924) ein prominenter Chemiker seiner Zeit war.
Ernst meldete 1888 die Entwicklung eines Laborinstrumentes zum Patent an, das bis heute Bestandteil fast jedes chemischen Labors ist. Der flache Büchner-Trichter mit großer Filtrierfläche, zusammen mit einer Filterflasche auch Nutsche genannt, machte die schnelle Filtrierung von Flüssigkeiten erheblich einfacher, nachdem bis dahin alles durch nach unten spitze Filter laufen musste, die sich natürlich viel schneller zusetzten.
Vom Deutschen Museum in München erhielt ich die Kopie eines Laborinstrumentekataloges mit Büchner-Trichtern.
Die Firma Haldenwanger liefert bis heute Trichter Dr. Büchner in verschiedenen Größen.
In Kürze mehr zu Ernst Büchners Leben und Arbeit.
Seit gestern, Dienstag, ist die Verhüllung der Pfungstädter Villa Büchner aufgehoben und Interessierte können für ein paar Tage mal auf die Details der erhaltenen Fassadenstrukturierungen schauen.
Die Geländerabdeckplatte auf dem kleinen Südbalkon war leider so stark angegriffen, dass sie ausgewechselt werden muss. Die gusseiseren Säulchen warten auf den Wiedereinbau.
In Kürze kommt der neue Putz und eine Komplettsanierung nach den besten Erkenntnissen der Denkmalspflege – dann sieht die Villa wieder so aus, wie sie Wilhelm Büchner 1864 dem Architekten Balthasar Harres abgetrotzt hat. Harres hätte gerne mehr „Schwulst“ ans Haus gebracht, Wilhelm Büchner wünschte das Äussere bescheiden zu gestalten, im Innern an Mitteln nicht zu sparen.
So ist es dann geworden, und so wird es wieder werden!