Neues aus Buechnerland

Peter Brunners Buechnerblog

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Märchenmuhme mit rosaroter Brille

Kürzlich habe ich angekündigt, weitere Recherchen zu Martha Frohwein-Büchner, der Großkusine „unserer“ Büchners, anzustellen.

 Das Ehepaar Frohwein-Büchner mit den beiden Söhnen Friedrich und Ernst-Armin 1918

Marthas Vater Friedrich Büchner (1826 – 1909) ist der erwähnte Autor von „Coligny“, er lebte von 1858 bis 1869 als „Mitprediger“ in Zwingenberg. Martha wurde als viertes und letztes Kind von seiner Frau Marie Hirsch, geb. 1833 in Bingen, in Horrweiler geboren, wo er 1869 Pfarrer war.

Im „Deutschen Literaturlexikon“ (Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Band X. Hg. v. Konrad Feilchenfeldt. Zürich und München: K. G. Saur 2007) ist sie wie folgt verzeichnet:

Frohwein-Büchner, Martha (geb. Büchner, verh., Frohwein), * 24. 4. 1872 Horrweiler/Rheinhessen, + 25. 4. 1935 Ebsdorf bei Marburg/L; enstammte d. hess. Dichterfamilie Büchner u. lebte ab 1897 in Ebsdorf, verh. m. e. Arzt. Mundartdg., Erzählung.

Schriften: Hesse-Späss, I Heimatgruß an unsere lieben Feldgrauen, II Vom Fritzche un annere neue Hessespäss, 1915/16 (zahlr. Aufl. u. Ausg: 1920 erhebl. Verm. Gesamt-Ausg.; 8., verm. Aufl. u. d. T.: Gereimte Hesse-Späss, 1927); Nebelreich und Rosenland. Bunte Seidenfäden der Märchenmuhme M. F.-W., 1920; Das Mäuschen und anderes Gereimtes und Ungereimtes. o. J. (1927); Die uhleidliche Ellemutter. E hessisch Stickche, o. J. (1930).

Literatur: B. Sowinski, Lex. dt.sprachiger Mundartautoren, 1997

Die meisten dieser Texte sind über die bekannten antiquarischen Anbieter leicht und günstig zu bekommen; aus „Nebelreich und Rosenland“ stelle ich hier einen Text online. Mit dem Autor der „Sprachecke“ des DARMSTÄDTER ECHO, Heinrich Tischner, habe ich über diesen Text korrespondiert – vielleicht ist dies die erste Erwähnung der „rosaroten Brille“, die wir so selbstverständlich als Metapher für einen schönend-unkritischen Blick verwenden.

 Er schreibt:

„Zuerst hat mich ja die altertümelnde Redeweise mit den vielen „-leins“ gestört, die alles verniedlicht und putzig aussehen lässt. Und die völlig unrealistische Pracht des Palastes mit elfenbeinernen Säulen. Und die längst ausgestorbene Gattung der Muhme ‚Tante, Schwester der Mutter‘. Ob die kindlichen Leser diese Sprache verstanden haben?

Dann aber hat mich die Geschichte fasziniert. Das ist ja eigentlich kein Märchen, das in verfremdeter Form Begebenheiten aus dem wirklichen Leben erzählt, sondern eine Allegorie, die abstrakte Zusammenhänge verdeutlicht: die Phantasie als Mädchen mit einer rosenroten Brille, die verschiedenen Menschen, denen sie begegnet: Der erdverbundene Bauer, der dafür keinen Sinn hat – der Schulmeister, der nur bedauern kann, dass er dem Kind keinen Respekt beibringen durfte – der hochnäsige Junker mit seinem affektierten Gehabe – und schließlich die drei Künstler, die ganz begeistert sind.

So ist es ja immer gewesen und auch heute noch: Es gibt Leute, die können Phantasie anderer verstehen – andere sind so „nüchtern“, dass sie nichts erkennen können. Nur die Lehrer gehen heute anders mit diesem Thema um. Mindestens im Prinzip versuchen sie zu begreifen, dass phantasievolle Kinder keine Spinner sind.“

 In Ebsdorfergrund, einem Dorf in der Nähe von Marburg, hat der Arzt Ulrich Freitag, der 1991 das dortige „Doktorhaus“ und die Arztpraxis übernahm, 2004 im Selbstverlag eine kleine Schrift unter dem Titel „100 Jahre Doktorhaus Ebsdorf 1904 – 2004“ veröffentlicht, die mir freundlicherweise der dortige Ortsvorsteher Heinrich Kutsch zur Verfügung stellte. Daher stammt auch das oben stehende Foto. Ulrich Freitag schreibt über Martha Büchner:

Eine außergewöhnliche Frau

Martha Frohwein-Büchner (geboren am 24. April 1872, gestorben am 25. April 1935) wirkte fast vier Jahrzehnte als Ehefrau des ersten Ebsdorfer Arztes, Dr. med. Carl Frohwein, im Dorf. In dieser Zeit widmete Martha Frohwein-Büchner sich intensiv der Brauchtumspflege. So zeichnete sie für regelmäßige Theater- und Volkstanzdarbietungen in Ebsdorf verantwortlich und war bei zahlreichen festlichen Veranstaltungen mit mundartlichen Gedichtvorträgen und Spinnstubendarstellungen in der Umgebung zu Gast. Noch heute steht in vielen Ebsdorfer Bücherregalen eine in der „Elwert´schen Verlagsanstalt“erschienene Ausgabe der „Hesse-Späߓ … Über dieses kulturelle Engagement hinaus wurde ihr eine vorbildliche liberale Einstellung nachgesagt. Beispielhaft hierfür … ist auch der Kontakt, den sie über Jahre zu der in den Sommermonaten in Ebsdorf lagernden Sinti- und Romasippe aufrechterhielt. … Martha Frohwein-Büchners Engagement und Gesinnung müssen wohl auch über die Dorfgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt haben, immerhin wurde ihr die Kandidatur zum Hessischen Landtag auf der Liste der Stresemann´schen Liberalen angetragen, deren Parteibuch sie auch besaß. Mit Rücksicht auf den Familienfrieden lehnte sie jedoch dankend ab. Carl Frohwein übrigens war eingeschriebenes Mitglied der Hugenberg´schen Deutschnationalen Volkspartei.

Die Einsicht, dass die Erinnerung an eine solche außergewöhnliche Frau nicht einschlafen dürfe, führte im Jahr 2001 auf Initiative des Verfassers zur Umbenennung der Grünfläche … zwischen Bortshäuser Straße und Waldweg in „Frohwein-Büchner-Platz“.

Der ältere Sohn Friedrich wurde Jurist und war zuletzt Landgerichtsrat in Marburg, der jüngere Sohn Ernst-Armin wurde Arzt und übernahm zunächst 1936 die Praxis des Vaters. Bald darauf verließ er Ebsdorf nach Dresden, 1938 wurde das Ebsdorfer Haus an die Nachfolgerin Augusta Weber geb. Löber übergeben.

Marthas Bruder Alexander, (*1868 in Zwingenberg, + 1935 in Gießen) war auch Arzt geworden; er lebte fast nebenan im „Schottener Doktorhaus“, das er 1902 – 1904 nach den Plänen des Ebsdorfer Hauses errichten ließ.

 

 

Wilhelm Büchner und die „Seeschlacht zu Pferde”

 

Postkarte zur Erinnerung an das große Ereignis
(gefunden bei http://www.mein-wilster.de/Postkarten/Schleswig-Holstein%20Erhebung%201848/)

 

Im gerade beendeten Herbsturlaub in Norddeutschland konnte ich einer Büchner-Anekdote nachgehen, die Alexander in seiner biographischen Skizze „Der Dumme Bub – Mein Bruder Wilhelm“ so schildert:

Nun war es endlich für Wilhelm Zeit, auch an seine persönliche Bequemlichkeit zu denken, nachdem er, wie er sagte, jahrelang in dem Dunst & Russ seiner Schornsteine und seiner Öfen herumgekrochen war. Er schuf sein ausgedehntes Gelände, insoweit es nicht von der Fabrik beansprucht wurde, zu einem reizenden Park um & erbaute in dessen Mitte ein mit allem erdenklichen Comfort ausgestattetes grosses Wohnhaus oder – wie die Franzosen sagen würden, Château, dessen Veranda eine prachtvolle Aussicht auf die gegenüberliegende Bergstrasse, den Frankenstein und den Melibokus bietet. Der „dumme Bub“ erwies sich hiermit auch als kunstgerechter Baumeister freilich ohne eine polytechnische Schule besucht zu haben. Als sich später sein einziger Sohn verheiratete, schuf der Vater auch eine geschmackvolle Villa für das junge Ehepaar. Vor den Gebäuden erhoben sich zwei gewaltige Flaggenstangen, die eine mit den hessischen Farben, weiss & rot die andere für das Deutsche schwarz-rot-gold welches seither durch schwarz-weiß-rot ersetzt worden ist. Unter allen feierlichen Gelegenheiten wurden diese Fahnen aufgezogen, wie z. B. am Tage, an welchem die Nachricht von dem Seesiege bei Eckernförde eintraf.

(Alexander Büchner: Mein Bruder Wilhelm „Der dumme Bub“. Nach dem handschriftlichen Original im „Depositum Wilhelm Büchner“ herausgegeben und transkribiert von Peter Brunner. Mai 2010. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Pfungstadt.)

 Wie so oft ist Alexander Büchner auch hier mindestens unpräzise: der Zusammenhang mit dem Bau der beiden Villen besteht überhaupt nur insofern, als es wohl schon 1849 vor der Blaufabrik, also bei der Frankensteiner Mühle, dem „Herrenhaus“, Fahnenmasten gab. Die Villa Büchner wurde ja erst 1864, das „Schweizerhaus“ ca. 1875 errichtet.

 

Die „Seeschlacht zu Pferde“ am 5. April 1849, einem Gründonnerstag, war eine Episode im Schleswig-Holsteinischen Krieg.

Dänischer Marine, die einen Angriff von See auf Eckernförde plante, stand eine deutsche Truppe zu Land gegenüber. Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha als Kommandeur befehligte u.a. nassauische Artillerie unter dem Hauptmann Julius Jungmann. Während sich die dänische Marine in der Bucht sammelte, gelang dem Kanonier Ludwig Theodor Preußer die artilleristische Meisterleitung, seine sechspfündige Kanone so auszurichten, dass sie eine Ankertrosse zwischen den beiden Segelschiffen „Christian VIII“ und „Gefion“ zerschoss. Manövrierunfähig trieben die Schiffe auf den Beschuss der Batterie zu. Die „Christian VIII“ geriet in Brand und sank, die „Gefion“ wurde erobert und später als „Eckernförde“ in den Dienst der neuen Marine des Deutschen Bundes gestellt.

 

 Das Denkmal zur Erinnerung an die „Seeschlacht zu Pferde“ in der Eckernförder Bucht.

Dieser strategisch völlig unbedeutende Sieg wurde in Deutschland überall als Signal für die Verteidigungskraft eines geeinten Deutschlands interpretiert und gefeiert, in Pfungstadt eben durch das Hissen der beiden Flaggen vor der Blaufabrik. Die provisorische Schleswig-Holsteinische Regierung trat dem deutschen Verfassungsgebiet bei und ernannte ihren Präsidenten Wilhelm Beseler zum Statthalter der provisorischen Reichsregierung in Frankfurt. Im Juli 1849 trat dann Preußen über einen Sonderfrieden aus dem Krieg mit Dänemark aus, die Schleswig-Holsteiner blieben sich alleine überlassen. Im „Londoner Protokoll“ vom 8. Mai 1852 wurde der Fortbestand der dänischen Herrschaft über die Herzogtümer garantiert. Unterzeichner waren Großbritannien, Frankreich, Russland, Preußen und Österreich.

 

Dankenswerterweise hat die Deutsche Marine mir für das Foto eines ihrer größten Schiffe,
die A 1411 „Berlin“, einen „Einsatzgruppenversorger“, vor Kimme und Korn der Denkmalkanone geschickt.

 Mit dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864, dem sogenannten ersten deutschen Einigungskrieg, wurde die schleswig-holsteinische Frage erneut Gegenstand kriegerischer Auseinandersetzung mit der Folge, dass Dänemark die Herrschaft zugunsten Preußens und Österreichs verlor. Im zweiten deutschen Einheitskrieg nahm Preußen dann Österreich 1866/67 Holstein ab und besiegelte diesen Schritt mit der Gründung Schleswig-Holsteins im Jahr 1867.

Ohne Frage haben Wilhelm Büchner und seine Geschwister diese bedeutenden Ereignisse der deutschen Einigungsgeschichte mit großer Aufmerksamkeit und stets auf der Seite der deutschen Einheit verfolgt.

 Luise Büchner schreibt in „Deutsche Geschichte von 1815 – 1870. Zwanzig Vorträge, gehalten in dem Alice-Lyceum zu Darmstadt.“ (1875 bei Thomas in Leipzig erschienen):

 

 

 

 

 

„Feder und Wort sind Euch gegeben, so gut wie dem Manne!”

Herzliche Einladung  zu einer

Hommage an Luise Büchner mit Nina Petri

Donnerstag, 4. 11. 2010, 19:30 Uhr, Literaturhaus Darmstadt

Nina Petri liest ausgewählte Text von Luise Büchner.

Eine Benefizveranstaltung zugunsten der Luise-Büchner-Bibliothek des Deutschen Frauenrings e.V.

Nina Petri bei der Präsentation unseres „Geschwister-Büchner-Buches”  im Juni 2008 in Pfungstadt

 

Moderation

Hans Sarkowicz (hr2-kultur)


Ort

Literaturhaus Darmstadt
Kasinostraße 3
64293 Darmstadt

Eintritt

10,- Euro an der Abendkasse (übliche Ermäßigungen)

 Für Mitglieder der Luise-Büchner-Gesellschaft

(und solche, die es an dem Abend werden): Einritt frei!

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ηὕρηκα! – HEUREKA !

„Ich habs gefunden” soll Archimedes gerufen haben, als seine Badewanne überlief und er so das Auftriebsprinzip entdeckte.

Mit einer Korrektur und einem erläuternden Schlußsatz vom 6. Oktober für H. B.

Und „ich habs gefunden” kann ich mit bestem Recht heute ebenfalls sagen, nachdem mir Dr. Wannowius in Darmstadt gezeigt hat, wie Ultramarin hergestellt wird. Seit Frühjahr 1999 ist er neben seinen Aufgaben im Hauptstudium der Lehramtsstudenten für den FB Chemie als Beauftragter für Schulkontakte tätig. Unter dem Logo „Chemie für Schüler“ hat er eine Vielzahl von Veranstaltungen für Schüler und Schülerinnen jeglichen Alters und Begabung wie z. B.: „TU Darmstadt unterwegs in Hessen“ und „Studenten experimentieren für Grundschüler“ ins Leben gerufen und mit Unterstützung des Fachbereichs umgesetzt.

Tuerschild_Juniorlabor

Ein Villabesucher riet mir kürzlich, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, als ich wieder einmal darüber klagte, dass ich das oft beschriebene „Wunder” der Ultramarinherstellung selbst noch nie gesehen habe. Minuten nachdem ich eine erste Mail geschrieben hatte, haben wir schon miteinander telefoniert. Und wenige Tage später rief er mich wieder an, nachdem eine Schülergruppe das von ihm ausgestattete Experiment erfolgreich durchgeführt hatte.

Man braucht nicht mehr als Kaolin, Schwefel, Holzkohle (unter dem Link zum Wikipedia-Eintrag findet sich der interessante Hinweis, dass man früher ein identisches Produkt aus Torf hergestellt hat; vielleicht also auch aus dem Torf aus dem Pfungstädter Moor) und Soda.

Ultramarin-Zutaten

Das Aerosil auf dem Bild ist eine moderne Zutat, die die Verarbeitung vereinfacht.

(Aerosil ist reines Siliziumdioxid, aus Siliciumtetrachlorid verdampft und in Hochtemperatur-Flamme mit Wasserstoff und Sauerstoff oxidiert. Die aggregierten amorphen nanogroßen Primärteilchen verleihen  freien Materialien eine Art „Pulverigkeit”.)

Durch Klaus Wannowius´ geduldige und präzise Erläuterung habe ich jetzt verstanden, dass durch die Erhitzung auf fast 800 Grad Celsius  in die Gitterstruktur des Tones Schwefelatome so „eingebaut” werden, dass das berühmte Blau entsteht. Wahrscheinlich bestimmt das Verhältnis von Holzkohle und Schwefel den Farbton, während das aus dem Soda freiwerdende CO2 Sauerstoff fernhält (und was daran hier falsch beschrieben ist, habe ich zu verantworten und falsch verstanden; aber so sehr im Geist der Büchners mehr Wissen mehr bildet, so wenig ist das hier ja auch eine Chemie-Vorlesung.)

Es war mir trotz vollständigem chemischem Kretinismus bereits länger bekannt, dass die Stoffe Ton, Schwefel, Holzkohle und Soda vermahlen und in Tigeln erhitzt werden müssen.

Moerser_mit_Ausgangsstoff

Moerser_mit_Brennergebnis

Und das funktioniert wirklich:  nach 6 Stunden in 760° ist Ultramarin enstanden:

Moerser_mit_Ultramarin

Schließlich hat mir Dr. Wannowius auch noch weitere Unterstützung zugesagt und seine Bereitschaft versichert, bei Gelegenheit am historischen Ort ein ebenso historisches Experiment durchzuführen: 2011 werden wir auf dem Gelände der Blaufabrik hoffentlich wieder einmal Ultramarin herstellen! Und weil das seine Zeit  dauern wird, bietet sich an, gleichzeitig ein Spanferkel an den Spieß zu stecken und den Brennofen anzuheizen – dann kann es sechs Stunden später Blau und Sau geben…

Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist (Christian Morgenstern)

„Es war von dem Besitzer die Aufgabe gestellt, auf das Aeussere des Gebäudes nur das dringend Nothwendigste zu verwenden, bei der inneren Ausstattung dagegen mit den Mitteln nicht zu kargen“.
(Balthasar Harres, der Architekt der Villa Büchner)

 (Text mit einem Nachtrag vom 4.9.10)

1864 kann Wilhelm Büchner seine Villa beziehen – Balthasar Harres (1799 – 1868) hat für ihn geplant, aber Büchner hat massiv in die Planung eingegriffen.

 

 

Zur Einweihung des renovierten Hauses Ende Juni kam neben zahlreichen Büchner-Nachfahren auch die Ur-Ur-Enkelin des Architekten – und letzte Woche konnte ich bei ihr zuhause dieses wunderschöne Bild ihres Vorfahren kopieren.

 

 

Leider ist der Künstler nicht bekannt, das Bild ist auch nicht signiert. Wir schätzen, dass es Harres im Alter von etwa dreißig Jahren zeigt, also ungefähr 1830 entstand.

 1830 ersucht der Architekt Balthasar Harres in Darmstadt um Zulassung zur Prüfung vor der Oberbaudirektion, 1838 ist er Stadtbaumeisterin Darmstadt, 1842 tritt er von diesem Amt zurück.  1842 ist er Lehrer an der Höheren Gewerbeschule zu Darmstadt, 1859 Baurat. Am 4. 8. 1868 wird er auf Nachsuchen pensioniert. Am 16. 8. 1868 stirbt er in Darmstadt. (Zit. nach „Hessisches Archiv- Dokumentations- und Informationssystem” HADIS)

1837 erhielt er den Auftrag für Schloß Hohenfels, 1837 bis 1840 arbeitete er an Plänen für das Hoftheater in Coburg , 1850 errichtete er dort die „Neue Kaserne“.

1844 plant er in Darmstadt das Schulhaus Kapellstraße 5. Im westlichen Flügel findet die Realschule (eine Vorgänger-Einrchtung der heutigen Lichtenbergschule) bis 1872 eine Heimat, während die Mitte und der östliche Flügel der höheren Gewerbeschule (später Technische Hochschule) vorbehalten bleiben.

 1862 – 1864, das ist die Zeit, in der auch für Pfungstadt plant,  ist er kommissarischer Leiter der Darmstädter Realschule.

 Die beiden großen Coburger Archive haben leider mit „Fehlanzeige” auf meine Frage nach Material über Harres geantwortet; bei Gelegenheit werde ich im Coburger Land seine Bauten besichtigen und fotografieren.

 Auf dem Kapellplatz in Darmstadt soll es einen Gedenkstein für ihn gegeben haben, und beerdigt sei er in Bingen (daher stammte seine Frau) – ob dort noch Erinnerungen an ihn  vorhanden sind, recherchiere ich noch.

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Nachtrag am 4.9.10

Freundlicherweise hat mir die Familie jetzt auch noch eine Kopie des bekannteren Bildes von Balthasar Harres übermittelt und ich kann es jetzt hier zeigen:

 

Harres wurde 69 Jahre alt – aber viel mehr, als dass er hier wohl über fünfzig ist, lässt sich kaum sagen.

 

 

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