Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Büchner (Seite 30 von 45)

Herrenclub Moderne – Warum die Kunstgeschichte umgeschrieben werden muss

Auf die schöne, von der Luise Büchner-Gesellschaft mitveranstaltete

Ausstellung „Der weibliche Blick“

habe ich hier ja mehrfach hingewiesen.

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Hier findet sich ein Flyer mit ausführlichen Hinweisen. 

Kurz vor dem Ende ist es gelungen, die letztjährige Trägerin des Luise Büchner-Preises für Publizistik,

Frau Dr. Julia Voss 

zu einem Vortrag dorthin einzuladen. Unter dem Titel

Herrenclub Moderne – Warum die Kunstgeschichte umgeschrieben werden muss

 

wird Sie erläutern, was aus den vielen malenden, zeichnenden und bildhauernden Frauen der Moderne geworden ist. Warum spielen sie bis heute in der Kunstgeschichte und im Kunstbetrieb eine so geringe Rolle?

Der Vortrag beginnt mit den Veränderungen im 19. Jahrhundert, die einer Vielzahl von Frauen den Zugang zur Kunst ermöglichten, und verhandelt dann die Ereignisse des 20. Jahrhundert, die dazu führten, dass Künstlerinnen wieder aus der Kunstgeschichte gestrichen wurden.

 

 Donnerstag, 6. Februar, 19:30 Uhr

Kunstarchiv im Literaturhaus Darmstadt, 1. Stock, Kasinostr. 3

Eintritt 6 €, für Mitglieder der veranstaltenden Vereine frei

von wegen Odenwaldhölle …

edit: Mitschnitt einer Zugabe mit Georg Büchners Bemerkungen über „sein“ Darmstadt, als illustrierender Beitrag zur Haltung Jugendlicher zur Stätte ihres Erwachsenwerdens.

edit: so war’s am Samstag in Klein-Umstadt:

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Die ganze Bande auf der Bühne.
Beim Anklicken wechseln die handelnden Personen – wie im richtigen Leben! 

Über den witzigen Beitrag von Antonia Baum in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über ihre Erfahrungen als Heranwachsende im Odenwald ist in den letzten Wochen ja viel geschrieben und geredet worden. Zuletzt hat das Darmstädter Echo berichtet, dass der clevere Erbacher Unternehmer Koziol das wahrscheinlich einzig Richtige mit dieser Heimatbeschimpfung gemacht hat: er hat sie aufgegriffen und ihr öffentlich Referenz erwiesen: „Ich liebe die Odenwaldhölle“ könnte ein selbstironischer Slogan werden, der näher an den täglichen Erfahrungen der Einwohner ist als all der bemühte Tourismusslang mit Schäfchen und grünen Wiesen.

 

Am Rand der „Hölle“ trägt jedenfalls am Samstag, dem 25.1., um 20 Uhr im Alten Rathaus Klein-Umstadt, die fabelhafte Büchner-Bande schon mal zur kulturellen Vielfalt bei. 

 

Plakat_Buechnerbande

Ein Anatom des tierischen Gehirns, und gleichzeitig ein Anatom des menschlichen Geistes

„Er hat sich gewundert, dass die Leute bereit sind, ihr Elend zu tragen, und wollte die Bevölkerung mit seinem Hessischen Landboten aufrütteln … Er wollte, wie er selber gesagt hat, die Leute beim Geldsack packen. … (Der Landbote) ist im Grunde sein erster literarischer Versuch“ (Hauschild) 

Nach der Wiederholung gestern Abend auf ZDF-Kultur steht die umfangreiche und höchst informative  Dokumentation

 

Büchner-Protokoll

 

u.a. mit Reinhard Pabst und Jan-Christoph Hauschild, Buch und Regie Dag Freyer,  hier in der „Mediathek“ zum Ansehen zur Verfügung – nicht verpassen!

Freyer führt zu zahlreichen Orten Georg Büchners, darunter zum Reuss’schen Landhaus bei Straßburg, auf das Pabst aufmerksam machte. Er wirft einen Blick in Malte Kreutzfeldts Darmstädter Inszenierungen, geht einen Weg durch Waldersbach mit Caroline Fellrath vom Oberlinmuseum  und bietet gegen Ende eine höchst informative Schilderung der Untersuchungen Büchners am Hirn der Barbe von Professor Werner Kloas vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie („ … ist eigentlich nach wie vor aktuell,  … ”); dabei werden wir Augenzeuge der Untersuchung!

Sezierung_Barbe

Es folgt  eine Würdigung Büchners wissenschaftlicher Arbeit durch den Züricher Wissenschaftshistoriker Michael Hagner („der wohl beste Kenner seines wissenschaftlichen Werkes …“ – hier habe ich über seine Beteiligung am Gespräch im Senckenberg-Museum am 28. 9. 2012 berichtet): „Würden Sie sagen, dass die literarische Modernität Büchners … zum Teil auch seiner wissenschaftlichen Arbeit geschuldet ist?“ „ Das is‘ ’ne große These, aber ich glaube, die kann man vertreten … (weil er) ein Anatom des tierischen Gehirns war, und gleichzeitig aber auch ein Anatom des menschlichen Geistes

 

Heiliger Büchmann, steh‘ unsrer Regierung bei!

„Kräfte lassen sich nicht mitteilen, sondern nur wecken“

 

Mit dieser etwas kryptischen Bemerkung hat der hessische Ministerpräsident sein staunendes Volk in das neue Jahr entlassen – das muss klug und wichtig sein, denn es sei von Georg Büchner.

Isses aber nich! 

Mal wieder ist wer dem Blick des 19. Jahrhunderts erlegen: da gab es einen anderen berühmten Büchner, und der hat gerne immer mal kryptische Bemerkungen ohne große Aussage gemacht.  Der Satz steht in Ludwig Büchners „Kraft und Stoff“! 

Ludwig_oval

 

 

LudwigBuechner_KraftUndStoff_Ausschnitt_MulderKraefte

 

L. Büchner: Kraft und Stoff. 4. Aufl., 1856. Frankfurt. Meidinger.
In der zu Recht häufig zitierten (21.) Ausgabe von 1904 findet sich das Zitat nicht mehr. 

 

Zur Entschuldigung der Redenschreiber kann ich mitteilen, dass ich den Satz bei oberflächlicher Suche im Netz in der Tat etwa zu 30 % Georg Büchner zugeschrieben fand – unter anderem beim Darmstädter Echo. Außerdem ist es – aber auch das ist ja sehr büchnerisch – „nur“ ein Zitat des niederländischen Biochemikers Gerardus Johannes Mulder.

Schön, dass sich dieser Hinweis darauf, dass auch die „anderen Büchers“ einen zweiten Blick, Recherche und Aufmerksamkeit verdienen, ausgerechnet in der Neujahrsansprache  findet – noch schöner wäre es, wenn das als Ansporn dazu verstanden würde.

 edit: Inzwischen hat mich der fleißige „Literaturdetektiv“ Reinhard Pabst darauf aufmerksam gemacht, dass sich das Zitat bereits in einer Veröffentlichung von 1853 findet, nämlich in einer ausführlichen Abhandlung Julius Frauenstädt s in den „Blätter für literarische Unterhaltung” vom Januar 1853 (S. 30) unter „Naturwissenschaftliches. Streit der chemisch-physikalischen und der teleologischen Schule“. Seine Ansicht, Ludwig Büchner habe Mulder nicht gelesen, sondern nur diesen Artikel, teile ich (noch) nicht.

 

 

 

Am Ende angekommen und von vorne angefangen

Liebe Freundinnen und Freunde,

das anstehende neue Jahr nehme ich wie immer zum Anlass für einen kleinen Rückblick.

Das Geschwisterblog erfreut sich weiter zunehmender Besuche – insgesamt wurden in diesem Jahr (1.1. – 30.12.) 392.662 Besucher und 794.924 Seitenaufrufe verzeichnet. Den absoluten Spitzenwert erreichte die Statistik im Juni mit Tageswerten von über 5.000 Besuchern (am 10. Juni), offenbar in der Folge der Auffindung des angeblich weiteren Büchner-Portraits (https://geschwisterbuechner.de/2013/06/03/gewogen-und-viel-leicht-gefunden/ und https://geschwisterbuechner.de/2013/06/06/798/ ) und der dort erstmals bereit gestellten hochaufgelösten Scans der Georg- und Wilhelm-Portraits. Insgesamt erkläre ich mir die „Sommerhypes“ in der Statistik mit den Jubiläumsfeierlichkeiten und den Aktivitäten um die Büchner-Box. Insgesamt haben sich die Besucherzahlen von 96.000 (2011) über 160.000 (2012) weiter gesteigert – das nehme ich als Ansporn und Zeichen dafür, mich regelmäßig mindestens einmal in der Woche dort hören zu lassen.

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Besucher bei www.geschwistebuechner.de

 

Rund um die Georg-Büchner-Jubiläen

Ein wiederkehrendes Highlight waren die Auftritte mit der Büchner-Bande – beim Jahresempfang des Darmstädter Oberbürgermeisters, dem Straßenfest auf der Schweizer Straße in Frankfurt, im Jagdhofkeller, auf dem Hofgut auf dem Kühkopf, im Theater Mobile in Zwingenberg und bei Claus Netuschils Galerie hatten wir ein sensationelles, aufmerksames Publikum. Mit der Finissage der kleinen Geschwister-Büchner-Ausstellung im Dezember schlossen wir zwar das Jahr, aber noch nicht das Kapitel ab: am 25. Januar treten wir noch einmal auf – in Klein-Umstadt als Gäste der Kulturinitiative. Uns allen hat diese schöne Arbeit so viel Spaß gemacht, dass wir wild entschlossen sind, auch 2014 eine musikalische Revue zu präsentieren – bleiben Sie gespannt!

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Eine einzige riesige Büchner-Feier waren die Events rund um die Büchner-Box und das Königreich Popo am Darmstädter Hauptbahnhof. Es wäre ungerecht, eine der Veranstaltungen hier besonders hervorzuheben, weil jede für sich bemerkenswert und außerordentlich war. Das Team der Centralstation allerdings kann gar nicht genug hervorgehoben werden – ohne die tolle,unkomplizierte, zupackende und hochkompetente Arbeit der Kolleginnen und Kollegen, ganz besonders von Meike Heinigk und Michi Bode, wäre das alles nicht möglich gewesen. Auch unersetzlich war die gestalterische Arbeit der Hochschule Darmstadt/Fachbereich Gestaltung, deren Studierende unter Leitung von Prof. Ursula Gillmann und Su Korbjuhn im Rahmen eines Semesterprojektes wirklich sensationelle Formen und Assoziationsfelder entwickelt haben. In der Ankündigung durfte ich formulieren: „So wie er im Straßburger Studierzimmer seine Barben mit größter Kunstfertigkeit, aber bescheidensten Mitteln, sezierte – letztlich auf der Suche nach dem „was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet“ – so soll die Kunst während des Festivals Büchner200 mit der Frage „Wer ist Büchner?“ den Fokus auf Details lenken, die ein Stück von Georg Büchners Leben und Werk in unserem Heute sind.“ Ich denke, das ist ganz gut gelungen.

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Sehr gerne war ich auch mit dem Offenbacher Oratorienchor unterwegs, dessen agile Leiterin Marie Wilke Peter Kühn und mich resolut in ihr Programm einspannte. Die Arbeit mit dem traditionsreichen Chor (tatsächlich bereits 1826, also wirklich noch zu Georg Büchners Lebzeiten, gegründet) hat großen Spaß gemacht. Besonders schön war, dass die Sängerinnen und Sänger auch einen Auftritt in der Darmstädter Büchner-Box hatten.

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Mehr Büchneriana sind hier ja sowieso immer wieder Thema und müssen daher nicht erneut erwähnt werden – die Stichwortsuche findet von Darmstadtium bis Briefmarke, von Korsar bis Pfälzer Verwandtschaft mehr als genug davon – selbst zum Thema Luftschiff haben Büchners Erhellendes bemerkt!

Kommen Sie weiterhin gelegentlich hier vorbei – dann schreibe ich Ihnen auch weiterhin was!

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