Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Georg Büchner (Seite 29 von 48)

Erster Blick auf die Büchner-Ausstellung in Darmstadt

Mit großer Besetzung fand am Mittwoch die Pressekonferenz zur bevorstehenden Ausstellung „Georg Büchner- Revolutionär mit Feder und Skalpell“ im Darmstädter Kongreßzentrum „Darmstadtium“ statt.

 

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Das „Panel" der Pressekonferenz 
(Klick auf Bild öffnet neues Fenster mit großem Bild, auf dem die Namensschilder lesbar werden)

Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch erwähnte zutreffend, dass unsicher bleiben muss, ob sich Georg Büchner ausgerechnet in dem doch eher palast- als hüttenartigen Neubau angemessen untergebracht gefühlt hätte. Bevor das Anwesende fälschlich als Kritik an dem in Darmstadt nicht unumstrittenen Bau interpretieren konnten, kriegte er grade noch die Kurve mit einer  Volte zu neuen Zeiten und demokratischen, jedenfalls demokratischeren, Zugängen zu solchen Gebäuden heute gegenüber 1830.

Angeführt von Ralf Beil, der seine Euphorie kaum verbergen konnte und von nun an für etwa 2 Stunden nicht mehr aufhörte, seine Installationen, Präsentationen und Interpretationen vorzuführen und zu erläutern, konnte schließlich der angekündigte erste Blick in die Ausstellung geworfen werden.

 

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Das „Familienzimmer", rechts die eigens angefertigte Tapete, die als Motiv in launigem Wechsel 
die überlieferte Haarlocke Büchners und den „Blutschwamm" aus einer der medizinischen Veröffentlichungen 
des Vaters Ernst Büchner zeigt. (Nicht nur, dass unsereiner vor einer solchen Tapete lieber nicht 
frühstücken würde, sondern auch, dass sich ein solcher Wandschmuck bei Büchners schwerlich hätte finden lassen,
schafft hierzu beim Autor eine gewisse Distanz)

 

Anlässlich Dr. Beils Vortrag in der BüchnerBox habe ich hier ja ein Modell der Ausstellung zeigen können, wie dort angekündigt, findet sich der Besucher zunächst im Familienzimmer der Büchners, auf dem Tisch aufgeschlagen Titel, deren Lektüre im Hause Büchner (den Häusern Büchner, wie hier in Kürze noch einmal erläutert werden wird) gesichert ist. Es ist ja schon lange bekannt, dass der (durchaus nicht nur vom Autor) geäußerte Wunsch, den Schwerpunkt dieser ja doch immerhin zweiten Büchner-Ausstellung auf Familie und persönliches Umfeld zu legen, nicht erfüllt wird. Dass das aber so konsequent nicht geschieht, dass sich selbst im Familienzimmer kein einziges Bild von Vorfahren, Eltern, Geschwistern, geschweige denn von Nachfahren findet, verblüfft dann doch.

 

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Beil mit Druckerpresse                                       OB mit Guillotine                                 Museumsdirektor Jülich mit der Schönhintrigen

 

Mit den Abteilungen Landbote, französische Revolution, Straßburg, Leonce und Lena, Naturwissenschaften, einem „Lenz-Tunnel“ und einer medizinisch-naturwissenschaftlichen Abteilung vollzieht Beils Präsentation die wesentlichen Lebensstationen Büchners nach, die vor dem Guckkasten des Züricher Sterbezimmers endet. Außergewöhnlich und noch nie gesehen ist dabei die filmische Rekonstruktion von Büchners Barben-Sezierung, bei der mich zunächst die überraschende Größe des Fisches verblüfft hat. Professor Hagner hat ja bei der Veranstaltung von Literaturland Hessen im Senckenbergmuseum darauf hingewiesen, wie außerordentlich sorgfältig und kenntnisreich Büchner diese Arbeit vorgenommen hat. Er sprach davon, dass kaum ein heutiger Student imstande sei, derart akribisch zu arbeiten und zu dokumentieren, um so weniger mit den bescheidenen Mitteln und unter den Umständen, unter denen Büchner arbeiten musste – ohne Mikroskop und künstliches Licht, im Studierzimmer statt im Labor, buchstäblich auf dem kaum vom Frühstück freigeräumten Arbeitstisch. Hier jedenfalls kann das Experiment in Großaufnahme nachvollzogen werden – Chapeau zu diesem Coup!

An Büchner-Zimelien ist alles versammelt, was Rang und Namen hat oder haben möchte: Handschriften aus Weimar und aus dem Besitz der Sparkassen-Kulturstiftung, die kürzlich sensationell wieder aufgetauchten Muston-Portraits,  das immer wieder zitierte „Emmaus-Bild“ von Savoys aus dem Landesmuseum, sämtliche Erstdrucke vom Landboten bis zur Dissertation und natürlich auch das umstrittene „Korsaren-Portrait“.

Geplant ist, dass die Besucher die Ausstellung mit Audio-Guide besuchen, den der wunderbare Max von Pufendorf, der ja schon 2008 und 2012 für uns in Pfungstadt und Darmstadt Büchner las, besprach.

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Woyzeck und Doktor. Marionetten aus der Inszenierung der Handspring Puppet Company

Am Ende findet sich noch ein kleiner Raum mit Informationen zur „Nachwirkung“, die aus Platzgründen auf einige Woyzeck-Inszenierungen beschränkt sind.

 

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 Der gewissenhafte Autor nach erster Augenscheinnahme

Für ein Fazit ist es sicher noch zu früh. Nur soviel schon hier: Ralf Beil ist eine schlüssige, nachvollziehbar inszenierte und im positiven Sinn pädagogische Präsentation von Leben und Werk Georg Büchners gelungen. Manche nicht unmittelbar „büchnersche“ Ausstellungsstücke wie eine Caspar David Friedrich Landschaft zum Woyzeck (Ried und Weiden) oder Géricaults „Floß der Medusa“ zur Guillotine sind freie Interpretation, bei denen ich mir als erläuternden Zusatz ein „Ich stelle mir vor“ oder „dazu fällt mir ein“ wünschen würde. Dass die mitkuratierende Marburger Forschungsstelle und ihr gerade fertiggestelltes Editionswerk nicht vorkommt, verblüfft. Dass die Georg-Büchner-Gesellschaft nicht vorkommt, war Eingeweihten schon bei den ersten Ankündigungen des Ausstellungsprojektes aufgefallen. Diese Eingeweihten hatten sich allerdings gleichzeitig schon damals gefragt, was diese denn beizutragen haben würde.

Technische Informationen wie Öffnungszeiten und Anreise finden sich hier, eine Besprechung des Kataloges, der wohl erst einige Tage nach Ausstellungsbeginn verkauft werden kann, folgt in Kürze.

 

 

 

 

 

 

 

In den letzten Tage des 200. Lebensjahres

 

Wenige Tage vor Georg Büchners 200. Geburtstag, der jetzt seit fast zwei Jahren vorbereitet wird, heute ein Hinweis auf gleich vier Veranstaltungen.

Für Offenbach und Zwingenberg empfehle ich dringend baldige Reservierung bei den angegebenen Adressen! :

 

am Donnerstag, dem 10. Oktober, präsentiert der traditionsreiche Offenbacher Oratorienchor seine Revue „Tun wir was dazu!“, zu der Peter Kühn und ich beitragen.

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Am Tag darauf ein weiterer Auftritt der „Fabelhaften Büchner-Bande“, diesmal im wunderschönen Zwingenberger „Theater mobile“:

 

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und ab Sonntag, dem 13. 10. ist dann die Ausstellung nach einer Vernissage im Darmstädter Staatstheater (Samstag, 12.10., 18:30, nach der aktuellen Meldung vom Staatstheater ist diese Veranstaltung bereits ausgebucht!) offen:

 

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und ebenfalls am 13.10. gibt es dann im Staatstheater Darmstadt noch die einmalige Gelegenheit, Georg Büchners dramatisches Werk in den Inszenierungen von Malte Kreutzfeld vollständig aufgeführt an einem Tag zu sehen; sozusagen ein Büchner-Ring.

 

 

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Titel der ersten Werkausgabe Georg Büchners von 1850, ohne den Woyzeck  

 

In Kürze dann mehr von der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung und über die Termine der kommenden Woche zum Geburtstag am 17.10. 

 

Reliquie – lat. „Überbleibsel“

Reinhard Pabst hat in den letzten Wochen bereits mehrfach mitgeteilt, dass eine Nachricht über bedeutende Büchneriana anstünde. Wer ihn kennt, war davon nicht überrascht – das macht er gern und oft.

Am vergangenen Samstag hat dann Hubert Spiegel im FAZ-Feuilleton mitgeteilt, worum es ging: die nur als Fotografie der siebziger Jahre bekannten Skizzen Alexis Mustons von Georg Büchner sind im Original aufgetaucht, werden in Darmstadt bei der Georg-Büchner-Ausstellung gezeigt und auf Dauer im Freien Deutschen Hochstift verwahrt werden.

EDIT: Hier findet sich jetzt auch der Bericht von Johannes Breckner im DARMSTÄDTER ECHO. 

Am Montag früh stellten die stolzen Finder der Presse ihre Schätze vor. Die Umstände der Wiederentdeckung, die Recherche nach Alexis Mustons Nachfahren und der Zugang zu ihnen ist im oben verlinkten Artikel gut geschildert,

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Präsentation der Muston-Zimelien im „Italien-Saal“ des Goethehauses;
vlnr Bettina Zimmermann (Handschriftenabteilung Hochstift/Goethehaus), Reinhard Pabst, Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und Chefin des Goethe-Museums), J. Breckner (Darmstädter Echo), Prof. Dr. H. Kurzke, ein Pressekollege und Nicole Schlabach (Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen)

Zu dem höchst umstrittenen Bildfund des „Korsaren“ kommt jetzt also eine Sensation, die erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen ist. Denn die Bilder waren ja bekannt, ihr Entstehungsumstand hundertfach beschrieben und ihre Originalität immer wieder gelobt. Dennoch hat die Büchnerforschung und die interessierte Öffentlichkeit lange kein solches Geschenk bekommen.

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Freundlicherweise hat das freie Deutsche Hochstift gut aufgelöste Scans der drei entscheidenden Bilder bereitgestellt, die ich hier (in webgerechter Auflösung) zeigen kann. Sie zeigen Frische, Tiefe und darstellerische Qualität, von der bisher niemand eine Ahnung hatte. Der erste Finder des Muston-Nachlasses, der Münchner Professor Fischer, hat nach Schilderungen von Reinhard Pabst überhaupt nur unter striktester Kontrolle der damaligen Besitzerin, der „Meeresbiologin mit dem märchenhaften Namen Yseult LeDanois“ (H. Spiegel in der FAZ) im Muston-Nachlass lesen und daraus fotografieren dürfen. Wahrscheinlich hatte er selbst nicht die geringste Vorstellung vom Ausmaß der Hinterlassenschaft, die nach den Berichten von Hermann Kurzke und seines Freundes Reinhard Bender unter vielem Anderen „mindestens 20.000 Briefe“ (!) an Muston umfasst. Es ist kaum vorstellbar, welche Funde und Erkenntnisse in diesem märchenhaften Konvolut stecken könnten. Selbst wenn keine einzige weitere Büchner-Zimelie mehr dabei wäre, enthält es doch ganz sicher bemerkenswerte Materialien zur Geschichte der Waldenser, des Protestantismus in Frankreich und damit der europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Der allergrößte Teil dieses Schatzes wird in Frankreich bleiben; Bender und Kurzke hatten etwa zwei Tage zur Sichtung (während derer sie sich allerdings nach eigenem Bericht südfranzösischer Lebensart und entsprechend ausgedehnten Unterbrechungen durch Pastis, Menü und Pause déjeuner unterwarfen). Diese erste flüchtige Durchsicht hat kein Büchner-Material aufgetan. Nicht nur Reinhard Pabst hält das allerdings nicht für eine abschließende Bewertung. Der jetzige Eigentümer, dem offenbar erst durch die euphorisierten Deutschen die Bedeutung seines Besitzes für die Büchner-Forschung klar wurde, hat sich vorgenommen, das Material fotografisch zu erfassen und erste Systematisierungen vorzunehmen. Neben den in der FAZ erwähnten Handeinbänden von tausenden von Handschriften gibt es dort eine Vielzahl von Tagebuchbänden Mustons, das Manuskript seines Revolutionsdramas, auf das auch schon Heinz Fischer aufmerksam gemacht hatte, mit handschriftlichen Anmerkungen von Alexandre Dumas, eine Vielzahl von Skizzen, Aquarellen und Zeichnungen u.v.a.m. Der Tagebuchtext, den Fischer zitiert, ist die Wiedergabe von Mustons viel später erfolgter Rein- und Zusammenschrift; offenbar liegt aber auch das frühe Original vor. Kurzke vermutet, dass Muston bei seiner Reinschrift die erhaltenswert gefundenen Skizzen und Zeichnungen ausschnitt und in einem begleitenden Album bewahrte. So entstand wohl auch der kaum briefmarkengroße „Schnipsel“ mit dem Büchner-Kopf. Möglicherweise kann auf die Dauer das zerschnittene Original wieder hergestellt werden, so dass wir hoffentlich eines Tages die noch immer rätselhaft Eintragung „Balzac“ unter dem Büchner-Bild im Zusammenhang lesen und verstehen können. Leider war es heute früh nicht möglich, auch die Rückseite dieses kleinen Bildes zu sehen; das Hochstift hat mir aber einen Scan davon zugesagt, so dass immerhin als nächstes dieses kleine Stück Text veröfentlicht wird. Ich werde ihn natürlich unverzüglich hier zugänglich machen. Prof. Kurzke hat ihn gesehen und meint sich zu erinnern, dass „Paris“ erwähnt werde: Büchner und Muston hatten sich in Straßburg – leider vergeblich – auf bessere Zeiten in der französischen Hauptstadt verabredet.

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Prof. Dr. Kurzke vor der Vitrine mit einem vergößerten Ausdruck einer Skizzenheft-Seite

Neben dem kleinen Bild haben Bender und Kurzke aus Frankreich die Tagebuch-Reinschrift, die wir von Fischers Fotografien, Transkriptionen und Übersetzungen kennen, und das Skizzenheft mitgebracht, aus dem die schöne Zeichnung Büchners auf dem Felsenmeer, sein skizzierter Kopf und die Mohnblüte, die neuerdings als Augapfel herhalten muss (?!), mitgebracht. In diesem Skizzenheft, das wohl weitere Schätze birgt, gibt es eine weitere Seite, die Fischer nur in einem Ausschnitt wiedergibt und die jetzt vollständig veröffentlicht werden kann.

 

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Links von den Köpfen, darunter vielleicht noch einmal Georg Büchner, vielleicht sein Bruder Wilhelm, vielleicht Mustons Darmstädter Logisgeber und wer weiß wer noch, hat Muston eine kleine Frankenstein-Skizze untergebracht, die natürlich besonders uns Regionalisten freut.

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Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen hat zugesagt, den Ankauf der Schätze, die bereits ab heute in Frankfurt gezeigt werden, möglich zu machen und das Material auf Dauer beim Hochstift zu belassen. Reinhard Pabst nutzte die Gelegenheit, auf die Planungen und Wünsche für ein Romantik-Museum bei Hochstift und Goethehaus hinzuweisen und dort als dringende Verpflichtung die Einrichtung einer „Büchner-Insel“ anzuregen.

Dem ist herzlich bester Erfolg zu wünschen!

Unbekanntes Büchner-Jubiläum versehentlich nicht begangen

Nachtrag vom 9.9.:

Ja, ganz zur Recht wurde mehrfach gefragt, ob es denn noch nie eine deutsche Briefmarke für Georg Büchner gegeben habe. Bereits vor 50 Jahren erschien zum 150. Todestag Geburtstag (Danke, R.P.!) eine Marke in der DDR. Nicht dass sie besonders schön gewesen wäre – aber besonders hässlich war sie immerhin auch nicht:

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Mit einem stilisierten Woyzeck-Motiv im Hintergrund und einem Portrait nach dem bekannten Hoffmann-Bild aller Ehren wert. 

Der Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten, Dieter Hartig, schrieb mir auf die Frage, ob und welcher inhaltlichen Kompetenz man sich bei der Entscheidung für das Marken-Motiv bedient habe:

Abstimmungen und Entscheidungen des Kunstbeirates (sollen? pb) unter Ausschluß der Öffentlichkeit erfolgen. Bitte wenden Sie sich direkt an das Postwertzeichenreferat im BMF in Berlin.

Außerdem ist der Kommentar von Stefan Benz aus dem Darmstädter Echo („Georg Büchner ist ein gesuchter Mann …“) inzwischen online zugänglich. Auf mein Kompliment dazu schrieb er mir:

Für Anregungen zur Satire bin ich ja immer dankbar. Wenns so weiter geht, kann ich noch eine Anthologie mit Büchner-Glossen herausbringen. Die Idee hinter der Steckbrief-Marke kann ich im Übrigen ja auch verstehen – frei nach dem Motto einer Roman-Polanksi-Filmbiografie: „Georg Büchner – wanted and desired“. Aber die Vorlage ist eben auch zu schön, um daraus nicht einige Pointen abzuleiten.

 

Nachtrag vom 7.9.:

Zahlreiche Reaktionen und Kommentare haben mich hierzu erreicht; Forschung, Publizistik und Büchner-Familie sind unisono konsterniert. Im DARMSTÄDTER ECHO hat Stefan Benz analog kommentiert (leider noch nicht online).

Ich habe die Grafikerin gebeten, ihre Überlegungen zur Gestaltung zu äußern und werde das Bundesfinanzministerium fragen, mit welcher inhaltlichen Kompetenz bzw. Beratung die Entscheidung für das Motiv gefallen ist.

Später mehr.

 

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Man hätte es wissen müssen: für  den Staat ist das wichtigste Büchner-Jubiläum offenbar der 13. Juni 1835.

 

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Die Querelen um die Herausgabe einer Georg-Büchner-Marke sind hier ja mehrfach erörtert worden; dass 1987 noch keine erscheinen durfte, ist allgemein als typisch beschrieben worden für die Distanz auch zu solchen Rechtsbrechern, die den heutigen Verhältnissen den Weg gewiesen haben. Ich selbst habe mich mehrfach mit Initiativen für eine Gedenkmarke eingesetzt; schon vor Jahren schrieben auf meine Anregung hin Bürgermeister und Abgeordnete an das Finanzministerium.

Die jetzt vorliegende Briefmarke, die zum 200. Geburtstag tatsächlich erscheint, schlägt allerdings dem Fass den Boden aus: die Deutsche Post nutzt die Gelegenheit, noch einmal an die offenbar immer noch gültige Festnahme -und Auslieferungsverfügung zu erinnern. 

Begleitet von knappstmöglichen Lebensdaten wird – der Steckbrief zitiert, verfasst vom schrecklichen Richter Georgi, den schon Alexander Büchner 1849 ungestraft den Mörder Weidigs nennen durfte! Die erneute Veröffentlichung dieses Steckbriefes vom 13. Juni 1835, der Georg Büchner für den Rest seines Lebens und bis ins Grab verfolgte, ist ein wirklich außerordentliches Denkmal für die Form staatlichen Gedenkens an ihn.

Das hätte sich selbst ein scharfer Kritiker der heutigen Verhältnisse nicht schlechter ausdenken können! 

 

Das schönste Büchner-Denkmal, das ich kenne!*

Sehr geehrte, liebe Damen und Herren,

Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde 

 

es ist zur Zeit unter Meteorologen noch umstritten, ob wir den schönen Sommer dem Erfolg der BüchnerBox oder ob die BüchnerBox ihren Erfolg dem guten Wetter zu verdanken hat – weit über Meteorologenkreise hinaus ist jedenfalls unbestritten, dass Darmstadt mit der BüchnerBox und dem Königreich Popo einen wichtigen und erfolgreichen Baustein zu den Büchnerjubiläen beigetragen hat. 

 
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Ich selbst möchte keinen der Abende, keines der Gespräche, keinen einzigen Eindruck missen, den ich selbst dort erlebt habe, und ich bin sicher, dass das annähernd alle Gäste bestätigen werden. Ein paar Bilder und erste Eindrücke habe ich im Blog veröffentlicht

(http://geschwisterbuechner.de/2013/07/15/buchner200-in-darmstadt/) und unter www.buechner200.de konnte das Tagesprogramm verfolgt werden. In Facebook findet sich die Box unter https://www.facebook.com/buechner200.

 

Am Samstag, dem 31. 8., müssen wir uns von dem schönen Ort verabschieden, das Festival ist zu Ende. Die wenigen unter Ihnen, die immer noch nicht dagewesen sind, sollten diese letzte Gelegenheit unbedingt nutzen, und bei den vielen, die schon einmal da gewesen sind, bin ich sowieso überzeugt, dass sie sich den letzten Eindruck nicht entgehen lassen wollen.

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 Abendstimmung im Königreich Popo 
(*J.-C. Hauschild: „Das schönste Büchner-Denkmal, das ich kenne!“)


Bitte kommen Sie also zahlreich und gut gelaunt. 

 

Eines der Anliegen der Aktivitäten vor dem Hauptbahnhof war, wissbegierig auf die bevorstehende Jubiläumsausstellung zu Georg Büchners 200. Geburtstag im Darmstadtium zu machen, und da ist es nicht mehr als angemessen, dass ihr Kurator, Dr. Ralf Beil, selbst den Bogen schlägt, indem er ab 16 Uhr zum Abschluss Konzept und Stand der Dinge erläutert – niemand weiß zur Zeit genauer als er, wie uns der Jubilar in seiner Ausstellung begegnen wird. 

 

 
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Dr. Ralf Beil in der BüchnerBox


Um 19:30 gibt es die Gelegenheit, „La Baguette“, die musikalische Interpretation von Motiven aus Büchners „Dantons Tod“, die die Akademie für Tonkunst im Danton-Projekt der Theatermacher erarbeitet hat, (noch einmal) zu sehen. 

 
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„La Baguette“ im Juni 2012 im Hof der Georg-Büchner-Schule 


Und ab 21 Uhr feiern wir dann zusammen mit den Studentinnen und Studenten der Hochschule Darmstadt, die mit ihren Arbeiten so vielfältig, phantasievoll und intelligent zur Gestaltung beigetragen haben. Dazu wird Petra Bassus singen, die sowohl als moderierende wie singende Stütze der Büchnerbande wirkt und auch Ariane Martins Vortrag zu Büchners Liedern wunderbar begleitet hat. 

 
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Petra Bassus mit meiner Wenigkeit

 

Aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass Papa Legba’s Blues Lounge, der „musikalische Teil“ der BüchnerBande, mit einiger Wahrscheinlichkeit am späten Abend eintreffen wird – 

 

 … und dann legen wir uns in den Schatten und bitten Gott um Makkaroni, Melonen und Feigen, um musikalische Kehlen, klassische Leiber und eine kommode Religion!

 

 
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Ganz herzlich grüßt
 
Ihr/EuerPeter Brunner
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