In der BüchnerBox hat Dr. Ralf Beil, der Kurator der bevorstehenden Darmstädter Büchner-Ausstellung Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell am Samstag bei brütender Hitze anhand eines Modells vorgestellt, was die Besucher von Oktober bis Februar im eigens ausgebauten künftigen Kleinen Saal des Darmstädter Kongresszentrums „Darmstadtium“ zu erwarten haben.
Ralf Beil in der BüchnerBox
Zu Beginn der Ausstellungsplanung war beabsichtigt, im Herbst mit Sanierungsarbeiten auf der Darmstädter Mathildenhöhe, Beils Heimathaus, zu beginnen, so dass die Räume für eine Ausstellung nicht zur Verfügung stehen würden. Zwei historische Gebäude-Alternativen wurden verworfen: das „Pädagog“, immerhin das neu aufgebaute Gebäude von Georg Büchners Darmstädter Schule, erschien zu klein, zu verwinkelt und ist darüber hinaus den benachbarten Schulen zur Verfügung gestellt, und das hessische Landesmuseum, seit Jahren wegen Umbau geschlossen und laut damaligem Plan ganz passend im Herbst 2013 endlich wieder eröffnet. Da das Landesmuseum aber beabsichtigte, seine Wiedereröffnung, die inzwischen übrigens ohnehin (natürlich?) nicht zum geplanten Termin Herbst 2013 klappen wird, als Feier des Museums „an sich“ zu begehen und kein Interesse daran hatte, sich zugunsten des „Revolutionärs mit Feder und Skalpell“, geschweige denn seiner Familie, zurückzunehmen, fiel auch diese Alternative aus. Mit dem Verzicht auf das Landesmuseum wurde auf eine Präsentation sehr besonderer Art verzichtet: in den Räumen des wunderbaren Universalmuseums hätte Georg Büchners Leben und Werk, ergänzt um die Dokumentation der Forschung und Publikation seiner Geschwister, auf eine noch nie dagewesene Art gezeigt werden können.
Im Kongresszentrum Darmstadtium dagegen bot sich die Gelegenheit, einen bisher brach liegenden Teil des Gebäudes zu aktivieren. Seit einigen Wochen wird jetzt auf etwa 800 qm in einen dafür kaum geeigneten Raum mit immensem Aufwand, Beil sprach von dadurch verursachten Kosten von ca. 700.000 €, ein Ausstellungsprovisorium eingebaut.
Modell der Ausstellung im Darmstadtium, rechts Ausblick auf Straßburg, links davon unten die Druckerpresse zum Landboten, dann Mitte unten ein „Lenz-Tunnel“, dahinter „Danton“ mit der Guillotine, links nach oben Naturwissenschaft und Woyzeck, ganz oben der Einblick in das rekonstruierte Sterbezimmer.
Beil erläuterte die geplanten Stationen. Offenbar greift er zu Beginn die Installation im Goddelauer Büchner-Haus auf: „Gemeinsam an einem Tisch“. Ein rekonstruiertes Wohnzimmer, das eine ganz besondere Tapete haben wird, soll für die Darmstädter Jahre stehen. Dann folgt ein Naturalienkabinett als Imagination der großherzoglichen Sammlung, die Büchner kannte und öfter besuchte, auf einer darüber gelegten Ebene Straßburg, so präsentiert, dass die Vorstellung vom „Blick in die Weite“, wie ihn Büchner im wörtlichen und im übertragenen Sinn dort erlebt hat, wahrgenommen werden kann. Darauf folgt die Landboten-Zeit mit einer Druckerpresse im Mittelpunkt. Der weitere Weg führt dann über den „Danton“ mit einer alles dominierenden Guillotine (nicht die mit dem Schinderhannes-Beil aus Mainz …) in einen „Lenz-Tunnel“, der die Geschichte vom Aufenthalt im Steintal erzählen wird, wieder nach oben zu der zweiten Straßburger Zeit mit einem „Leonce&Lena-Kabinett”, zu einer naturwissenschaftlichen Installation über die Barben-Forschung, der Arbeit am „Woyzeck” bis hin zur Rekonstruktion des Sterbezimmers in Zürich. Auf dem Rückweg ins Foyer wird dann noch die Rezeption Büchners präsentiert werden.
Das gleiche Modell gedreht, hinten ohne die obere Ebene, Draufsicht auf das Darmstädter Wohnzimmer
Wir bleiben gespannt.
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