Ein Zufall brachte mich auf eine Neuerscheinung in den USA: David Dixon veröffentlichte soeben „Radical Warrior. August Willich’s Journey from German Revolutionary to Union General”

Ich schrieb ihn mit der Frage an, ob der Deutsch-Amerikaner in Cincinnati Kontakt mit August Becker gehabt habe, und binnen kürzester Zeit tat sich mir ein neuer Horizont der Recherche über Georgs Freund und Vertrauten auf.

Ich habe noch nicht die geringste Ahnung, ob und wie weit diese Recherchen führen werden, aber schon eine allererste „advanced search“ in „chronicling america“ , auf die ich hingewiesen wurde, hat einen Aufsatz Beckers zu Tage gefördert, der seine Verbundenheit mit Georg Büchner und seine inhaltliche Auseinandersetzung mit dessen Haltung noch 30 Jahre nach seinem Tod belegt:

 

August Becker: „1848 in Kanne-Gießen“.

… Ehe ich indes dieselbe (eine ihm von Karl Vogt vermittelte Übersetzungsarbeit – pb) noch angefangen, hatte ich andere interessante Bekanntschaft in Gießen gemacht und erneuert. Da kamen zuerst die Brüder Louis und Alexander Büchner. Ich hatte die beiden als kleine Jungens in Darmstadt gesehen, wo sie mir ihr älterer, in Zürich verstorbener Bruder Georg, an jeder Hand einen, zugeführt und vorgestellt hatte. Jetzt waren sie groß und Studenten geworden, und kamen zu mir, mich nach ihrem Bruder auszufragen, dessen bester und einziger vertrauter Freund ich in Gießen gewesen war. Sie waren in der Politik Revolutionärs wie jener, aber mit ihrer Philosophie war es anders beschaffen. Während Georg´s großes Leidwesen darin bestand, dass er kein Materialist werden, dass er nicht glauben konnte an die Vernichtung des Individuums, während er den sterbenden Danton um sein Wort: „Ich kehre ins Nichts zurück!“ beneidet und sich über die verbohrten Schwachköpfe mokiert, welche ihn glauben machen wollten, das Ding was in ihm denke und fühle, sich freue und gräme, sei eine Combination von Phosphor, Kalk, Eiweiß, Gallerte, Sauerstoff und dergl., während er steif und fest glaubte und mit den schlagendsten Gründen behauptete, dass die persönliche Hudelei nie aufhören und dass wir nie und nimmer zu der ersehnten Ruhe und Vernichtung unseres Ichs gelangen könnten – lachte der Louis Buechner schon damals über alle diese Schrullen und Alexander vertheidigte sie wenigstens nicht.

 

(August Becker: „1848 in Kanne-Gießen“. Sonntagsblatt des Cincinnati Volksblatt. 23.6.1867. )

 

Ich habe die Hoffnung, dass die Verbindung zu David Dixon und weiteren, mit ihm verbundenen Forschern zu den „US-48ers“ zu weiteren Erkenntnissen über die US-Jahre Beckers und seine publizistische Tätigkeit führt. Alleine Beckers Verbundenheit zu Georg Büchner in Deutschland rechtfertigt jedes Interesse an seinem weiteren Ergehen; fänden sich noch weitere derart aufschlussreiche Hinweise auf seine Erinnerung an Büchners philosophische oder politische Haltung, wären echte Schätze zu heben.

 

 

Von Peter Brunner
Peter Brunner