Als ich vor zwei Jahren begann, die Veranstaltungsreihe „Republikanische Jubiläen“ für das Büchnerhaus zu planen, bin ich nicht auf die Idee gekommen, um ein Grußwort aus der Politik nachzufragen (allerdings hat die Hessische Landeszentrale für Politische Bildung das Projekt freundlich und großzügig unterstützt, und das war ja noch viel wichtiger!).
Der Beitrag von Bundespräsident Steinmeier in der ZEIT vom 14.3. liest sich aber ein bisschen so:
„Ein demokratischer Patriotismus in Deutschland weiß: 1789, 1848, 1918, 1949 und 1989 sind allesamt auch hoffnungsvolle Wendemarken der europäischen Geschichte. Sie führen uns in Europa nicht auseinander, sondern zusammen.“
Darüber hinaus ist es eine schöne Ermutigung, wenn er schreibt:
„In Berlin und Bonn leisten großartige Museen und der Bundestag wichtige Beiträge zur Erinnerungsarbeit. Aber es gibt weitere herausragende Orte der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte: Das Hambacher Schloss, der Friedhof der Märzgefallenen und die Festung Rastatt, das Weimarer Nationaltheater, Herrenchiemsee und die Nikolaikirche in Leipzig zählen dazu. Sie alle sollten nicht nur Ereignisorte sein, sondern wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass sie Lernorte der Demokratie werden. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Orte der Demokratiegeschichte, kleine und große, bekannte und weniger bekannte. Ich denke etwa an das Geburtshaus von Georg Büchner in Riedstadt und das von Matthias Erzberger in Buttenhausen, das Teehaus in Trebbow, wo sich Widerständler des 20. Juli trafen, an Denkmäler wie jenes für die Unterzeichnung der Weimarer Verfassung in Schwarzburg oder für die frühen Großdemonstrationen im Herbst 1989 in Plauen.
Viele dieser Orte werden von Ehrenamtlichen mit großem Einsatz gepflegt. Ihr Engagement ist wichtig. Wenn die Demokratie eine Staatsform für alle ist, dann gilt das für die Pflege ihrer Geschichte ganz genauso. Denjenigen, die sich dafür schon heute engagieren, will ich ausdrücklich danken. Aber die Existenz dieser Erinnerungsorte ist oft prekär, ihre Möglichkeiten sind begrenzt, die Öffnungszeiten eingeschränkt. Viele Orte bekommen nicht die Gestaltung und die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. …. Die Demokratie ist uns Deutschen wahrlich nicht in die Wiege gelegt. Wir müssen, immer aufs Neue, für sie arbeiten, für sie streiten. Deshalb verdient unsere Demokratiegeschichte mehr als freundliches Desinteresse. Sie braucht Neugier, Herzblut und, ja, auch finanzielle Mittel.“
Dabei kann es nicht darum gehen, einen unabhängigen und widerständigen Geist wie den Georg Büchners in irgendeiner Form oder unter irgendeiner Fahne zu vereinnahmen. Es steht aber außer Frage, dass er, die Mitverschwörer des Hessischen Landboten und weitere seiner Zeitgenoss*innen zu den Riesen gehören, auf deren Schultern wir in eine gerechtere, gleichere, weiblichere und freiere Zukunft schauen dürfen.
Das Büchnerhaus arbeitet schon lange im Arbeitskreis „Geist der Freiheit” der Kulturregion Frankfurt mit; jetzt haben wir auch Kontakt mit der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte aufgenommen.
von Peter Brunner
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