Dass das hessische Ried erhebliche Vorräte an Erdöl und Erdgas birgt, ist lange bekannt. Dass Büchner einen Hinweis auf diesen Schatz in seinem Werk versteckte, konnte erst jetzt nachgewiesen werden.
Georg Büchner wurde bekanntlich 1813 in Goddelau geboren. Dass die Familie anschließend 1815/16 bis zum Umzug nach Darmstadt in Stockstadt wohnte, ist dagegen kaum bekannt. Dorthin zurück führen wohl Georg Büchners früheste Kindheitserinnerungen, und auch in späteren Jahren hat es sicher Besuche der Büchners am Rhein gegeben. Der Bau des Rheindurchbruchs am Kühkopf zwischen 1826 und 1828 war sicher Thema bei den Büchners, und wahrscheinlich ist der Vater Ernst Büchner mit den Kindern dort gewesen, um die Arbeiten für den Durchstich, der die Rheinfahrt verkürzte und Stockstadt seinen Hafen verlieren ließ, zu besichtigen.
Im Werk Büchners versteckt sich ein Hinweis, der jetzt durch die intensive Zusammenarbeit von örtlichen Geologen und Literaturwissenschaftlern fruchtbar gemacht werden konnte.
In der „Handschrift 2” von Büchners Fragment Woyzeck findet sich gleich zu Beginn eine Szene, die nach intensivem Quellenstudium einem konkreten Ort, dem Schwarzbach zwischen Goddelau und Stockstadt, („Freies Feld. Die Stadt in der Ferne”) zugeschrieben werden konnte:
Woyzeck. Ja Andres, das ist er der Platz ist verflucht. Siehst du den leichten Streif, da über das Gras hin, wo die Schwämme so nachwachsen da rollt Abends der Kopf, es h[o]b ihn einmal einer auf, er meint es sey ein Igel, 3 Tage und 2 Nächte nur das Zeichen, und er war todt. (Leise) Das waren die Freimaurer, ich hab’ es haus.
Andres. Es wird finster, fast macht Ihr einem Angst. (er singt)
Woyzeck (Faßt ihn an). Hörst du’s Andres? Hörst du’s es geht! neben uns, unter uns, Fort, die Erde schwankt unter unsern Sohlen. Die Freimaurer! Wie sie wühlen!
(Er reißt ihn mit sich)
Andres. Laßt mich! Seyd Ihr toll! Teufel.
Woyzeck. [B]ist du ein Maulwurf, sind deine Ohren voller Staub? Hörst du das fürchterliche Getös am Himmel, Ueber der Stadt, Alles Gluth! Sieh nicht hinter dich. Wie es herauffliegt, und Alles daunter
…
Louise. Was hast du Franz, du siehst so verstört?
Woyzeck. pst! still! Ich hab’s aus! Die Freimaurer! Es war ein fürchterliches Getös am Himmel und Alles in Gluth! Ich bin viel auf der Spur! sehr viel!
Der Bezug auf die Freimaurer wurde bisher stets als Symbol für die heimlichen, verschwörerischen Kräfte gedeutet, von denen sich der verwirrte Woyzeck verfolgt sieht. In der Tat aber hat Büchner einen ganz handfesten Hinweis in seinem Werk versteckt, der jetzt entschlüsselt werden konnte.
Büchner bedient sich eines zu seiner Zeit weitverbreiteten Verschlüsselungscodes, bei dem jeder zweite Buchstabe eines Wortes ersetzt wird. Aus den ersten drei Buchstaben von „Freimaurer“ ergibt die Entschlüsselung – E r d ! (erster Buchstabe F -1=E, zweiter Buchstabe unverändert R, dritter Buchstabe E-1=D). Das elektrisierte die Forscher, die auf der Spur nach ausbeutbaren Schätzen jeder Art seit Jahren Handschriften und Bodenfunde analysieren.
Den Ort „wo die Schwämme so nachwachsen”, gibt es zwischen Riedstadt und Goddelau, und da kam Ortskenntnis der detektivischen Suche zu Hilfe. „Am Schwarzbach haben wir immer die besten Steinpilze gefunden” kommentiert Margarete M., erfahrene Kräutersammlerin und die beste Kennerin der sumpfigen Umgebung ihres Heimatortes Stockstadt. Dass „Am Schwarzbach” auch als mittelalterlicher Hinrichtungsort bekannt ist, konnte Markus Zwittmaier, ortskundiger Forscher aus Trebur und verdienstvoller Blogger von „Tribur. Geschichte und so Zeugs”, sicher bestätigen: „da rollt abends der Kopf” heißt es bei Büchner, und die Treburer Ortschronik berichtet für die Jahre 1214, 1338 und 1467 von Urteilsvollstreckungen mittels Handbeil „an dem swarzen Bace uff Stochstett”. Damit war die Indiziensuche vollständig, und „wir wagen es” entschied Dr. Michael Suana, Geschäftsführer der Rhein Petroleum GmbH (Heidelberg) „wir sind ja geradezu verpflichtet, dem Hinweis des berühmtesten Bürgers der Gegend zu folgen”. Traditionsbewusst wurde die erste Bohrung an Büchners Geburtstag, dem 17. Oktober 2014, am Riedstädter Schwarzbach niedergebracht. Und tatsächlich stießen die mutigen Probebohrungen der Prospektoren jetzt auf einen reichen Vorrat hochwertigen Erdöls, über den nicht nur die lokale Presse, sonder auch überregionale Medien berichten. „Nach einem Namen für de Quelle mussten wir nicht mehr suchen” so Suana weiter, ”die wird natürlich Georg Büchner heißen”. Burghard Dedner, Doyen der Büchnerforschung, kommentierte „dies ist das erste Mal, dass sich eine literarische Quelle auch als Geldquelle erweist“.
Eine Arbeitsgruppe, zu der jetzt auch die Mitglieder der Georg Büchner-Gesellschaft hinzugezogen werden soll, wird sich unter diesem ganz neuem Aspekt noch einmal gründlich des Werkes des großen Goddelauers annehmen „Mit diesen Kennern, die in der Vergangenheit ja schon mutig genug waren, bei einer Bildzuschreibung herkömmliche Methoden der Wissenschaft über Bord zu werfen und frei zu spekulieren, erhoffen wir uns noch weitere geldwerte Hinweise aus dem Werk unseres Landsmannes Büchner, der uns bisher ja immer nur Geld gekostet hat”, so Werner Amendt, der Bürgermeister Riedstadts. „Auch den nächsten Fund erhoffe ich mir auf unserer Gemarkung; vielleicht kannte Büchner ja den Ort, wo Hagen den Nibelungenschatz versenkte”. Seit den Stockstädter Funden ist jedenfalls unwiderlegbar, wie wertvoll eine historisch-kritische Werkausgabe für praktische Anwendungen werden kann.
Georgs Bruder, „der dumme Willi“, hatte es ja folgerichtig auch mit der Chemie. Und wurde in Pfungstadt damit reich.
Schade, daß uns hier nur die verseuchten Böden, den Stockstädtern aber überreiche Erdölvorkommen blieben.
Literatur bringt halt nicht jedem Geld.