Seit Jahren vagabundiert ein Bild durch die Welt, das einen blondgelockten Jüngling „mit Logenbijou“ zeigt und für Georg Büchner ausgegeben wird.

 

Offenbar war es aus unerfindlichen Gründen in Walter Killy Literaturlexikon abgedruckt worden und hat von da aus seinen Eroberungszug angetreten. Bereits im Januar 2012 ist auch die Frankfurter Rundschau in einem online leider nicht mehr verfügbaren Artikel auf diese Fälschung reingefallen und hat sie anderntags korrigiert.

Bei einem kürzlichen Treffen der Büchner-Initiativen zur Jubiläums-Biennale Büchner 12/13 hat der Leiter der Büchner-Forschungsstelle in Marburg, Professor Burghard Dedner, so darauf hingewiesen:

„ … weist darauf hin, dass es nur zwei zu Lebzeiten entstandene Porträts Büchners gibt: Die Bleistiftskizze von Alexis Muston, die Büchner bei einer Wanderung durch das „Felsenmeer“ im Odenwald zeigt (eine weitere Federzeichnung Mustons von Georg Büchner entstand vermutlich später aus der Erinnerung) und das Porträt Heinrich Adolf Valentin Hoffmanns. Es existiert in etlichen, aber immer schwarz-weißen Abwandlungen. Ein – farbiges – Bild, das außerdem als Büchner-Porträt kursiert, zeigt einen jungen Mann im grünen Wams mit dem Abzeichen eines niederländischen Freimaurer-Ordens. Hierbei handelt es sich NICHT um Georg Büchner: Das Bild ist in der Überlieferungsgeschichte nicht verzeichnet und tauchte erst nach dem zweiten Weltkrieg auf. An die Runde ergeht die Bitte, das „falsche“ Porträt in Publikationen, Programmhinweisen u.ä. nicht zu verwenden!

 

          

 

Das alles konnte nicht verhindern, dass die geschäftstüchtigen Verantwortlichen des BTN Versandhandels GmbH eine Medaille anbieten, bei der sich allen Kennern buchstäblich die Haare zu Berge stellen. Nicht genug damit, dass anlässlich 200. Geburtstages 2013 (ja, sie sind die Ersten!) das schreckliche Lockenkopfbild verwendet wurde, die Randprägung lautet „Einigkeit und Recht und Freiheit“ und auf der Rückseite sind unter den Schwingen eines Adlers die Wappen der aktuellen Bundesländer versemmelt versammelt.

 

                                                  

Den erläuternd beigegebenen Text stelle ich hier im Original und vollständig zur gefl. Kenntnisnahme:

                                          

 „Einigkeit und Recht und Freiheit“ hat bekanntlich August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1841 für sein „Lied der Deutschen“ gedichtet, da war Georg Büchner leider schon seit 4 Jahren tot. Es ist auch mehr als fraglich, ob er diese Parole getragen hätte – sie ihm auf diese Art und Weise unterzuschieben ist jedenfalls kaum anders denn als Blödsinn zu bezeichnen. Über Bundesadler und Landeswappen auf der Rückseite möchte ich den Mantel christlicher Nächstenliebe decken, statt sie zu kommentieren.

Wir haben also zu vermelden: es erschien eine Medaille, die Georg Büchners 200. Geburtstag zum Anlass nimmt, aber überhaupt nichts mit ihm und seinem Gedenken zu tun hat.  Mal seh‘ n, was da noch alles auf uns zu kommt …