Nachtrag 2 (6.2.)

Hier sind jetzt die ausführlichen Besprechungen zum Darmstädter Woyzeck im ECHO, in der FAZ und in der Giessener Allgemeinen.

NACHTRAG vom 4.2.:

Nach den beiden Premieren hat sich Johannes Breckner ausführlich und abschließend zur szenischen Lesung von Gaston Salvatores „Büchners Tod” (hier) und (zunächst?) knapp zum Woyzeck geäussert (hier).

Leider ist dem Verriss der szenischen Lesung nichts hinzuzufügen.  Mit dem Woyzeck allerdings bietet Darmstadt eine spannende, sehens- und hörenswerte Interpretation.

Wie so oft, wenn sich die Darstellung auf der Bühne von Text des Autors entfernt, stellt sich mir die zugegeben laienhafte Frage, ob das die Aufführung ist, die man einem Besucher wünscht, der noch nie einen Woyzeck auf der Bühne gesehen hat.

Interessant, dass Regisseur Malte Kreuztfeldt Simon Köslich als Woyzeck besonders die Gehetztheit betonen lässt, die auch Bernhard&Meyer als Grundthema seiner Denkmalinszenierung in den Vordergrund stellt. Das wurde bereits hier erwähnt.

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Das Darmstädter Staatstheater beginnt am 3. Februar mit der angekündigte Aufführung sämtlicher Stücke Georg Büchners, die alle von Malte Kreuztfeldt inszeniert werden sollen, mit dem Woyzeck in einer Fassung  nach Robert Wilson (der link führt zum englischsprachigen, besseren und ausführlicheren Eintrag) und Tom Waits. Ich konnte eine öffentliche Probe besuchen (im fast ausverkauften kleinen Haus!) und bin sehr gespannt auf die Darmstädter Umsetzung.

Titelblatt der Erstveröffentlichung  des Woyzeck durch K. E. Franzos (1879)

Die Oberhausener Inszenierung konnte ich beim Gastspiel in Ludwigshafen sehen, wo mich die Musik beeindruckte, aber für meinen Laiengeschmack ein bisschen wenig Büchner übrig geblieben war. Tom Waits Musik  gibt dem Ganzen auf den ersten Ton etwas Brecht´sches, und ich konnte bei den Gesangsstücken eine heftige Assoziation zur Dreigroschenoper nicht unterdrücken. Hoffentlich stellt man dem Darmstädter Publikum im Programmheft eine Übersetzung oder wenigstens den Abdruck der Songtexte zur Verfügung. Hier sind sie auf Tom Wait´s Homepage. Das schlichte Bühnenbild von Nikolaus Porz, das mich an ein Shakespeare-Theater erinnert, soll modifiziert in allen Inszenierungen eingesetzt werden.

Der Darmstädter Dramaturg Rainer Ortmann bietet für die Volkshochschule Darmstadt-Dieburg an, den Woyzeck-Besuch vor- und nachzubereiten.

Bereits einen Tag vor dem Woyzeck wird Gaston Salvatores „Büchners Tod”  als szenische Lesung aufgeführt werden – irgendwo habe ich von urheberrechtlichen Problemen, die eine Aufführung verhinderten, gelesen. Am 7. Oktober 1972 wurde das neue Gebäude der Darmstädter Theater mit der Uraufführung von Salvatores Stück eröffnet. Wikipedia berichtet:

„Neben dem Studium engagierte sich Salvatore politisch und entwarf zusammen mit Rudi Dutschke und anderen die Strukturen, die schließlich zur Studentenbewegung in der Bundesrepublik führten. 1969 wurden Salvatore und Dutschke aus diesem Grund wegen schweren Landfriedensbruchs angeklagt, wobei der Prozess gegen Dutschke aufgrund des Attentats ausgesetzt wurde. Man verurteilte lediglich Gaston Salvatore zu neun Monaten Gefängnis ohne Bewährung. Am Tag dieser Verurteilung flüchtete Gaston Salvatore nach Italien, später nach London und nach Chile. Bei der Schlüsselübergabe zur Eröffnung des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt am 7. Oktober 1972 wurde Gaston Salvatore in den neuen Räumen der Dramaturgie verhaftet, weil die Amnestie, die der damalige Bundeskanzler Willy Brandt für die verurteilten Mitglieder der Studentenbewegung erlassen hatte, nur für deutsche Staatsbürger galt. Salvatore schlug den Polizisten vor, den Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der den Feierlichkeiten beiwohnte, persönlich zu diesem Zwischenfall zu befragen. Daraufhin erhielt Salvatore umgehend eine unbefristete Arbeitserlaubnis in Deutschland.”