Neues aus Buechnerland

Peter Brunners Buechnerblog

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„Kraft und Stoff” im Dienst der Bildung

Ob „Kraft und Stoff” heute ein schützenswerter oder doch eher ein „schwacher”, wegen mangelnder Originalität nicht schützenswerter, Titel wäre, weiß ich nicht so genau. Dass schon um 1860 Charlotte Böttchers Kochbuch Kraft und Stoff erschien, als Ludwig Büchners Welterklärung gerade mal seit 1855 auf dem Markt war, habe ich ja schon berichtet.

Schon länger weiß ich, dass der Klett-Verlag nach 1945 ein Physik- und ein Chemie-„Arbeits- und Lernbuch für Volksschüler” mit diesem Titel hearusgegeben hat, das bis in die siebziger Jahre in immer neuen Auflagen und Ausstattungen erschien. (Die Deutsche Bibliothek kennt nur die zweite bzw. dritte Auflage einer – Lizenz-? – Ausgabe, 1951 bzw. 1953 bei Kösel erschienen.)  Heiner B. besitzt schon länger eine Ausgabe dieses Schulbuches, jetzt konnte ich die zwei Bände der Erstausgabe erstehen. Zuletzt erschien 1971 noch einmal ein Lehrerheft dazu. Der Autor Walter Nimmerrichter hat einige Lehrbücher verfasst, zuletzt erschien, soweit ich das „aus dem Handgelenk” nachweisen kann, 1982 im Selbstverlag „Die Vorherrschaft der Felder im neuen physikalischen Weltbild”. Ob er auch Autor einiger Heimatbücher eines Verfassers mit dem gleichen Namen ist, weiß ich nicht. Der Ko-Autor Erwin Baßler hat 1948 auch ein Rechenbuch bei Klett verlegt.

Ludwig Büchner jedenfalls als alter Volksbildner hätte mit den Lehrbüchern unter seinem Titel noch sicherer keine Probleme als mit dem Kochbuch gehabt – das ist ja ganz in seinem Sinne, was da im Vorwort des 2. Bandes – Chemie – von 1949 steht:

 

Liebe Schüler!

Kräfte und Stoffe liegen den Naturerscheinungen wie den Wundern der Technik zugrunde. Kräfte und Stoffe bestimmen den Alltag des Lebens. Auf Schritt und Tritt begegnet auch ihr Kräften und Stoffen. Sie erregen euer Staunen und drängen euch Fragen auf, wie diese oder jene Erscheinung vor sich gehe, warum das so sei usw.

Das vorliegende Arbeits- und Lernbuch will euch bei dieser Auseinandersetzung mit der Natur und Technik helfen. Es macht euch mit den entscheidenden Fragen der Physik und Chemie bekannt. Es zeigt euch Mittel und Wege, um über die eigene Erfahrung, über selbständiges Nachdenken und Überlegen wie auch über Versuche aus eurer Hand zu Einsicht und Klarheit zu gelangen. Es ist gut, wenn ihr euch das Erkannte in einprägsamer Form festhaltet und durch wiederholende Übungen zum sicheren Wissen werden laßt.

Die geforderte Arbeit ist nicht immer leicht. Am besten schließt ihr euch zu Gruppen zusammen, je 2-5 Schüler zu einer Arbeitsgemeinschaft. Packt die Fragen gemein­sam an, klärt sie in gemeinsamer Besprechung und führt die aufgegebenen Versuche gemeinsam durch! Ihr werdet sehen, wieviel Versuche ihr mit einfachen Konservendosen, mit Arzneifläschchen, mit gewöhnlichen Drähten, Holzstäbchen durchführen könnt, wenn ihr vorausschauend alles Altmaterial sammelt und euch auch nur einigermaßen zu helfen versteht.

Oft wird euch der Lehrer einzelne oder mehrere Aufgaben zur Vorbereitung einer Naturlehrestunde auftragen. Arbeitet dann die gestellten Aufgaben gewissenhaft durch! Haltet das Ergebnis schriftlich in Schlagwörtern oder durch Zeich­nungen fest! Gutgelungene Versuche mögt ihr in der Schule eueren Kameraden vorführen. Wo ihr im Zweifel bleibt oder die Aufgabe euere Kräfte übersteigt, das klärt in gemeinsamer Besprechung oder durch Befragen des Lehrers! Überarbeitet nach der unterrichtlichen Behandlung das Stoffgebiet mit Hilfe des Buches noch einmal. Besonders die Merksätze müssen euch völlig klar sein. Alle Behauptungen solltet ihr beweisen und durch Beispiele belegen können. Bearbeitet Abschnitte, Übungen und Aufgaben mit Sternchen erst in zweiter Linie, denn sie sind häufig nicht ohne Schwierigkeiten! Wer aber zu einer gründlichen Einsicht gelangen will und darnach strebt, die Zusammenhänge kennenzulernen, muß sich auch durch diese Gebiete hindurcharbeiten. Vielleicht ist es manchmal erst nach der Schule möglich.

Befolgt ihr unseren Rat, dann wird euch die Arbeit viel Freude bereiten.



Die Verfasser

 

Ich bin nicht vom Fach, und wenn ich mir die Texte zum Thema Chemie  ansehe, kann ich nicht einschätzen, wie aktuell und verwendbar das alles heute wäre; manches würde vielleicht als zu riskant so nicht mehr ausgeführt werden dürfen. Auffällig ist die sehr praktische  Herangehensweise mit den zeitgemäßen Hinweisen auf „vorausschauendes Altmaterialsammeln”, das fast schon sentimental werden läßt, und der überraschend distanzierte Schluß zum Thema Atomenergie im letzten Kapitel „Aus der Wunderwelt der Atome”:

 

„ … Die gewonnene Energie ist aber vorläufig nicht billiger als die aus Kohle und Wasserkraft gewonnene. Zu bedenken bleibt auch, daß bei der Atomzertrümmerung gefährliche radioaktive Rückstände bleiben, die die Gesundheit der Menschen in höchstem Grade gefährden. …” 

 

  Ein kleiner Nachtrag am 12.7.:

 

Heute Morgen kam mit der Post die vermutlich letzte Auflage von Nimmerrichters „Kraft und Stoff“ (auch bei Ernst Klett in Stuttgart, als Schulbuch wie üblich ohne die segensreichen Informationen eines Impressums, ja selbst ohne ISBN). Das Buch ist wohl etwa 1970 erschienen und verblüffenderweise mit dem kaum veränderten Vorwort der Erstauflage ausgestattet; auch das „Altmaterial“ ist dort unverändert erwähnt. Unter „Kernenergie“ fehlt nun allerdings plötzlich die bemerkenswerte Warnung von 1949 und die letzten Worte in diesem Kapitel lauten heute:

 

„Heute gibt es bereits Kraftwerke und Schiffe mit Atomantrieb. Wenn im Reaktor die Kerne von 1 Kilo Uran gespalten werden, entsteht soviel Wärme wie beim Verbrennen von 1000 Tonnen Kohle.

 

Im Atomkern steckt Energie

 

Die Kernenergie ist die Energiequelle der Zukunft.“

 

 

 

Daraus kann jetzt jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

 

Wir sind im wahren und vollen Sinne des Wortes Sonnenkinder

Ludwig Büchner hat regelmäßig in der Gartenlaube veröffentlicht – ein besonders guter Beleg für seine volkspädagogischen Absichten.  1894 erscheint ein Aufsatz zu Sonnenlicht und Sonnenkraft, den die geneigte Leserin wahlweise als Beitrag zum hoffentlich andauernden Sommer oder zur allfälligen Energiedebatte nehmen darf. Fast unglaublich auch hier wieder die Volte, diesmal im allerletzten Satz, doch noch eine Möglichkeit zu finden, die Familie zu erwähnen.

Aus den Provider-Daten weiß ich, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hier auf den Geschwister-Büchner-Sites etwa 40 Sekunden (mit leicht steigender Tendenz) beträgt – daher also nur ein uns Heutigen überschaubarer Auszug des Textes aus einer Zeit, als man statt zu surfen oder fernzusehen stundenlang die Gartenlaube las;  hier findet er sich für alle Interessierten in voller Länge.

 

Die Gartenlaube (1894)

 

Sonnenlicht und Sonnenkraft.

von Professor Dr. Ludwig Büchner.

 

(S. 699) Wenn wir heute lesen, dass so viele Völker des Altertums …die Sonne als einen Gott angesehen und ihr göttlicher Verehrung erwiesen haben, und dass dieses ganz oder teilweise bei manchen wilden oder halb wilden Völkern … bis auf den heutigen Tag der Fall ist, so lächeln wir wohl über solche Einfalt, da wir wissen, dass die Sonne kein Gott, sondern nichts anderes ist als dasjenige, als welche sie bereits der griechische Philosoph Anaxagoras im fünften Jahrhundert v. Chr. mit einer für seine Zeit bewunderungswerten Voraussicht bezeichnete, d.h. ein „feuriger Klumpen“.

Mag es nun Instinkt, Ahnung oder Zufall gewesen sein, was die Ursache für die so weit verbreitete Anbetung der Sonne als einer Gottheit geworden ist, man kann nicht leugnen, dass unter den verschiedenen religiösen Naturdiensten des Altertums keine eine so große innere Berechtigung gehabt hat wie gerade der Sonnendienst. Ist es doch heute keinem wissenschaftlichen Zweifel mehr unterworfen, dass nach Maßgabe des großen Gesetzes von der Haltung oder Unsterblichkeit der Kraft die Strahlen der Sonne in der That jenen unerschöpflichen Behälter bilden, aus welchem der gesamte Kraftvorrat der Erde sein Dasein herleitet. Wollte heute die Sonne aufhören zu leuchten, so würde – auch ganz abgesehen davon, dass Leben ohne Licht überhaupt unmöglich ist – sehr bald ein jeder Art von Leben unverträglicher Stillstand aller Kraftwirkungen oder Kraftumwandlungen eintreten. … Schwindet die Kraft in einer Form, so erscheint sie dafür sicher in einer anderen; und wo sie in neuer Form erscheint, da sind wir auch sicher, dass eine ihrer anderen Erscheinungsformen verbraucht ist.

Wenn auch die Erde nicht alle ihr auf diese Weise von der Sonne zuströmende Kraft zu ihren Zwecken verbraucht, sondern eine große Menge davon wieder als Wärme in den kalten Weltraum zurück strahlt, so findet doch der größte Teil eine sehr praktische Verwendung auf Speicherung, welche sich schon in den Vorbedingungen des Lebens in einer Weise geltend macht, dass ohne sie Leben überhaupt eine Unmöglichkeit wäre. …

 

Wenn somit schon Leben überhaupt ohne diese von der Sonne abhängigen Vorbedingungen auf die Erdoberfläche undenkbar ist, so wird diese Abhängigkeit von ihrer mächtigen Herrschaft noch viel deutlicher, wenn wir das Leben selbst ins Auge fassen. Wir sind, gerade so wie die Quellen, Bäche und Flüsse, von denen die Rede war, Sonnenkinder oder lichtgeborene Wesen, und zwar nicht bloß in bildlichen, sondern in ganz wörtlichem oder mechanischem Sinne. Wenn wir hungrig sind, ist es die Sonne, welche uns speist. Wenn wir durstig sind, ist es die Sonne, welche uns tränkt. Wenn wir Arbeit verrichten, einerlei, ob körperlich oder geistig, ist es wiederum dieselbe Sonne, welche die dafür erforderliche Kraft liefert oder leiht.

 

Denn Licht und Wärme sind die Nahrung der Pflanze. Unter dem Einfluss dieser zwei mächtigen Naturkräfte, welche aber nur eine einzige Kraft bilden, da Licht nur eine besondere Form der Wärme darstellt, zersetzt die Pflanze bekanntlich die Kohlensäure der atmosphärischen Luft derart, dass der Sauerstoff frei und der Kohlenstoff in dem Gewebe der Pflanze, deren Hauptbestandteil er bildet, festgelegt wird. Oder – mit anderen Worten – die lebendigen Kraft der Sonnenstrahlen wird in die ruhende oder Spannkraft der von der Pflanze erzeugten Stoffe umgewandelt. Diese Stoffe nähren nun das Tier. Tier und Pflanze nähren den Menschen – abgesehen davon, dass der durch den geschilderten Prozess des Pflanzenwachstum freigemachter Sauerstoff das unentbehrliche Lebenselement aller luftatmenden Wesen bildet.

 

…Titelbild Gartenlaube 1894

Das Titelbild des Jahrgangsbandes der Gartenlaube von 1894

 

Also genießen wir in der Pflanze oder im Tier, das von ihr gelebt hat, ein Stück Sonnenwärme oder Sonnenlicht oder Sonnenkraft und erzeugen damit alle Kraft unseres Leibes und Lebens. Wir können daher mit vollem Recht sagen, dass die Sonne, in dem Sie unsere Speisen erzeugt, auch die einzige und letzte Quelle aller von unserem Körper entwickelten Kräfte, Bewegungen und Tätigkeiten ist. Wir sind – um es zu wiederholen – im wahren und vollen Sinne des Wortes Sonnenkinder.

…

Die Kraft, welche die Dampfmaschine treibt oder die schnaubende Lokomotive mit ihrer angehängten Last spielend über die Schienen dahin jagt, ist nichts anderes als ein Tropfen Sonnenwärme oder Sonnenlicht, der ehemals in eine Pflanze umgewandelt, alsdann in die Erde eingesammelt, mit Schutt, Steinen und Lehm bedeckt und heute wieder durch die Hand des Menschen dem dunkeln Schoß der Erde entrissen wurde, um von neuem in Licht und Wärme umgewandelt zu werden. Daher die Lokomotiven von den Gelehrten mit Recht den poetischen Namen der „Sonnenrosse“ erhalten haben.

…

Ja, alles dieses stammt aus der nämlichen Quelle ebenso wie alle Erzeugnisse menschlicher Zivilisation. Sonnenkraft ist die Kraft, welche mir gestattet, mich zu bewegen und zu empfinden, ebenso wie die Bewegung des Blutes in meinen Adern oder die Bewegung meines Armes, welcher in diesem Augenblick meine Feder führt, oder der Gedanke, welchen ich wiederzugeben versuche, oder das Vergnügen, welches empfinde, indem ich diese Arbeit mit den Worten meines Vaters schließe: „Überall Wandlung – nirgendwo Vernichtung. In der organischen wie in der physischen Welt, in den lebendigen wie in den toten Körpern ist ununterbrochene Bewegung. Vollkommene Ruhe gibt es nicht. Alles verwandelt sich, und aus dem Schoß des Staubes erblüht ununterbrochen neues Leben.“ 

Kraft und Stoff essen und trinken – der Monat Juli

Ich habe letzten Monat versprochen, einmal im Monat aus dem wunderbaren Kochbuch „Kraft und Stoff“ der Charlotte Böttcher (aus meiner, der sechsten, Ausgabe von 1882, die ich natürlich nur deshalb besitze, weil sie unglaublicherweise den gleichen Titel trägt wie Ludwigs Jahrhundertwerk) die Einkaufs- und Kochhinweise zu veröffentlichen. Dafür bin ich gelobt und gerügt worden.

 

 

Lob gab es für die Bandbreite dieser „Büchner Seiten“, Rügen für die kaum lesbaren Reproduktionen. Daher folgt der Text hier jetzt aus der Frakturschrift transkribiert und damit hoffentlich leichter les- und nutzbar. Die Gelegenheit der Transkriptionen und die weitere Einübung meiner Diktiersoftware führt dazu, dass ich hier und heute auch die beiden Einleitungstexte zu den Kapiteln „Speisezettel für alle Tage in Jahre“ und „Was bringt jeder Monat auf den Markt“ veröffentliche. Ich habe übrigens keinen Zweifel, dass diese Texte auch dazu dienen können, unsere Vorstellung vom täglichen Leben der Büchners zu präzisieren. Charlotte Böttchers „Zielgruppe“ waren ganz sicher die bürgerlichen Haushalte, wie sie Ludwig Büchners Frau Caroline Georgine Sophie in der Darmstädter Grafenstraße und Wilhelm Büchners Frau Elisabeth in seiner Pfungstädter Villa führten. In der Gaststube der Pfungstädter Villa hängen zwei Fotos, die uns die Zeit der Jahrhundertwende, als die Geschwister schon gestorben waren, dennoch nahe bringen: zwei Dienstmädchen in ihrer Pause auf einer Bank im Park und Mary Büchner, wie sie zusammen mit zwei Dienstboten zusammen im Garten Spargel schält.

 

 

Mary Büchner, Wilhelm Büchners Schwiegertochter,  beim Spargelschälen mit Personal im Park der Villa Büchner (Südseite, vor dem Wintergarten, da, wo heute der Kaffegarten eingerichtet ist). Foto ihres Sohnes Ernst Büchner. 1915.

 

 

Ich wünsche einen wunderbaren neuen Monat und

 

guten Appetit!

 

Speisezettel für alle Tage im Jahre.

 Der nachstehende Speisezettel für alle Tage im Jahre soll nur ein schneller Ratgeber sein, wenn, wie es doch oftmals in jedem Haus Stande vorkommt, die Hausfrau sich fragen muss, ja was essen wir den heute oder morgen? Eine Antwort auf diese Frage findet man hier für den größten wie kleinsten Hausstand. Man hat nicht nötig, jeden Tag speziell so einzurichten, wie er verzeichnet sind, nein, man nimmt sich den betreffenden Monat her und sucht nun dort nach. Passt das eine Gericht nicht, so passt das Andere des nächstfolgenden Tages vielleicht usw. Man binde sich auch ja nicht an die oft zu ausgedehnten Speisezettel, sondern es werde davon fortgelassen, was zu hohe Ausgaben erfordert. Dieser Speisezettel zählt aber in jedem Monat diejenigen Fische, Gemüse etc. auf, die der Markt bringt.

 

  1. Suppe mit Gries. Puffbohnen mit Bratwurst.

  1. Grimpelsuppe. Taubenfricassee.

  2. Krebssuppe mit Blumenkohl und Semmelklösschen. Grüne Erbsen mit Fleischfüllsel. Entenbraten mit Blumenkohlsalat.

  3. Suppe mit Semmel und zerfahrenem Ei. Puffbohnen mit Schweinskoteletts.

  4. Fadennudelsuppe. Kohlrabi mit Schöppsenfleisch.

  5. Kerbelsuppe. Zuckerschoten mit Bratwurst

  6. Suppe mit Sago und Eiergelee. Blumenkohl mit gebackenen Hühnern. Rindeschmorbraten mit Grießklößen.

  7. Hafergrützsuppe. Puffbohnen mit Schinken.

  8. Heidelbeerensuppe mit gerösteten Semmelschnitten. Grüne Erbsen mit Omelett.

  9. Suppe mit Klösschen und Blumenkohl. Schleien mit Buttersauce. Gänsebraten mit Preiselbeeren.

  10. Reissuppe. Rindfleisch mit Senf und Kohlrabi.

  11. Suppe mit eingesetztem Ei und Schwarzbrot. Puffbohnen mit frischem oder gesalzenem Schweinefleisch.

  12. Milchsuppe mit Mandelklösschen. Grüne Erbsen mit Kalbskoteletts.

  13. Suppe mit Wurzelkräutern und Weißbrot. Blumenkohl mit jungen Hühnern, Klösschen, Erbsen, Karotten und Krebsschwänzchen.

  14. Bierkaltschale mit kleinen Rosinen. Grüne Bohnen mit neuem Hering und Spiegeleiern mit Cervelatwurst.

  15. Wassersuppe mit Petersilie und Kerbel. Puffbohnen mit Bratwurst.

  16. Suppe mit Sago und Blumenkohl. Wirsing mit gebratenen Hühnern. Rindsfiletbraten mit Apfelkompott.

  17. Graupensuppe. Grüne Erbsen mit kaltem Rindspökelfleisch.

  18. Suppe mit Kräutern und gerösteten Semmel. Rindfleisch mit Blumenkohl und Kohlrabi.

  19. Reissuppe mit abquirltem Ei. Puffbohnen mit Schweinskarbonade oder gebratene Schweinsschulter.

  20. Suppe mit Sago. Gefüllter Wirsing mit Rindspökelfleisch. Kalbnierenbraten mit Blumenkohlsalat.

  21. Grießsuppe. Grüne Erbsen mit Klösschen und Bratwurst.

  22. Heidelbeersuppe mit geröstetem Weißbrot. Fricassee vom Wildbret.

  23. Krebssuppe mit Reis und Blumenkohl. Kohlrabi mit Schöpsenkarbonade. Gänsebraten mit Bohnensalat.

  24. Suppe von frischen Kirschen mit gerösteten Semmelschnitten. Möhren mit frischem Schweinefleisch.

  25. Sagosuppe mit Eiergelee. Rindfleisch mit Champignons.

  26. Braune Suppe. Gänseklein mit neuen Kartoffeln.

  27. Suppe mit Kräutern und Wurzeln und Klösschen. Grüne Bohnen mit Hering. Gebratene Hühner mit geschmorten Kirschen.

  28. Bierkaltschale mit kleinen Rosinen. Grüne Erbsen mit gebackenen Fleischklösschen.

  29. Wassersuppe mit gerösteten Semmelwürfeln und Petersilie. Puffbohnen mit Bratwurst.

  30. Braune Fleischbrühsuppe mit Kalbsniere und Blumenkohl. Wirsing mit Fleischpastetchen. Gebackener Karpfen mit Salat.

 

 

Was bringt jeden Monat auf den Markt?

 

Es hat etwas außerordentlich die Tischfreuden erhöhendes, wenn in dem Aufgetragenen Mannigfaltigkeit der Gaben aus allen den Naturreichen herrscht. Aus diesem Grunde des Ergötzens an Abwechslung wird es zur wichtigen Bedingung, dass nicht immer die nämlichen Speisen in zu kurzen Zwischenräumen wiederkehren, wenigstens nicht ohne veränderte Zubereitung an einem der folgenden Tage und mit neuen Beigaben aufgeschmückt. Eine zu baldige Folge irgend ein und desselben Gerichts kann überhaupt nur dann gerechtfertigt erscheinen, wenn es irgendein Gegenstand für die Kochkunst ist, mit welchem die Jahreszeit rasch vorüber geht. Abwechslung bei dem, dass die Küche auf den Tisch schickt, ist schon darum eine der größten Bedingungen, weil die Appetilichkeit zumeist darin beruht.

 

Eine vorzüglich zubereitete und dem Benutzer angenehme Speise, immer wieder oder doch wenigstens zu häufig auf den Tisch zu bringen, würde in zunehmender Steigerung den Widerwillen der Speisenden daran erwecken. Nur wenn wir etwas uns wahrhaft Anmutendes essen, vergnügen sich zuerst daran die Sinne, von welchen namentlich der Geruchssinn nicht lange ein und dieselbe Speise erträgt. Endlich aber wird stets und immer nur dasjenige der Gesundheit förderlich sein, was gerne mit hohem Behagen genossen wurde.

Es ist ein ganz besonders vornehmes Gesetz, mit den Jahreszeiten zu leben und womöglich nichts von den Reichtümern zu versäumen, die jeder Monat in seinem mehr oder minder wohl versehenen Füllhorn führt.

Außerdem haben diejenigen Produkte, welche jedesmaligen Jahreszeit mit sich bringen, ja schon von selbst den eminenten Reiz des Neuen, und indem dies nur ihr zugleich soviel Erfrischendes, Anmutendes, ja selbst Heilsames darbietet, lebt Derjenige, welcher mit der Jahreszeit lebt, nach dem Willen der Natur, nach dem schönen Gleichgewicht blühender Erhaltung, zu welchem abwechselnde Mannigfaltigkeit allein die Mittel geben.

Darum ist die Frage, welche wir voranstellten: „was bringt jeder Monat auf den Markt“ eine so wesentliche naturnotwendige, dass wir es unternehmen, die Erzeugnisse, welche alle zwölf Monate der Küche liefern, in systematischer Ordnung aufzureißen. Diese Ordnung in den nun angelegten Tabellen wird folgende sein: Kraut-und grüne Gemüse. – Wurzelarten. – Hülsenfrüchte. – Fruchtsorten. – (Da die Fleischarten der größeren Zucht-und Schlachttiere sich täglich ganz von selbst ergeben) Zahmes Geflügel. – Wild-Geflügel. – Wild. – Süßwasser-und See-Fische (einschließlich der Schaltiere oder auch Meerfrüchte genannt, wozu außer Krebs und Hummer, noch Muscheln und Austern gehören, welche Letztere in jedem Monate, dessen Namen ein „R“ führt, zu haben sind).

 

 

 

 

Monat Juli.

 

Kraut und grüne Gemüse.

Petersilie. Sauerampfer. Spinat. Frische Schnittbohnen. Türkische Erbsen. Blumenkohl. Savoyer Kohl. Kopfsalat.

 

Wurzelarten.

Neue Kartoffeln (billig). Junge Wurzeln. Mai Rüben. Karotten. Frische Gurken. Rettige. Frische Champignons (teuer)

 

Hülsenfrüchte.

Pahl-Erbsen. Zucker-Erbsen.

 

Fruchtsorten.

Erdbeeren. Stachelbeeren. Johannisbeeren. Himbeeren. Heidel-Bick-Beeren (anfänglich noch teuer). Kirschen (sehr billig). Eßbirnen. Aprikosen (noch teuer). Melonen. Zitronen (teuer).

 

Zahmes Geflügel.

Küken. Suppen-Hühner. Tauben. Enten. Junge Gänse (teuer). Poularden.

 

Wild.

Rehkeule. Rehrücken.

 

Süßwasser-und See Fische.

Schleie. Karpfen.Hecht. Frischer Aale.Geräucherte Aale.Lachsforelle. Elblachs.Seezungen. Südschollen. Große Schollen. Steinbutt. Elbbutt. Krebse. Hummer.

Alt Heidelberg, du Feine …

Zwei kleine Ausstellungen waren mir am 24. Juni Anlass genug für einen angenehmen Ausflug nach Heidelberg. Aus naheliegendem Interesse – Mädchenbildung ist ein zentrales Thema von Luise Büchner – habe ich gestern im kurpfälzischen Museum mal wieder in allerletzter Minute (die Ausstellung endet am 26. Juni) die kleine Kabinettausstellung über Caroline Rudolphi angesehen.

Das Museum schreibt dazu auf seiner Website:

„Kabinettausstellung
Caroline Rudolphi (1753 – 1811)
Eine Pionierin der Mädchenbildung in Heidelberg

 

 

Caroline Rudolphi, die Gründerin des ersten privaten Mädchenpensionates in Heidelberg, war eine anerkannte Pädagogin und Schriftstellerin ihrer Zeit. Ihre Forderung nach einer umfassenden Bildung für Mädchen stellte das damalige Erziehungsideal zwar nicht grundsätzlich in Frage, war um 1800 aber zweifellos eine Besonderheit. Caroline Rudolphi beanspruchte das Recht auf wissenschaftliche und künstlerische Bildung auch für Frauen und Mädchen. In diesem Sinne führten sie und ihre Nachfolgerinnen das Heidelberger Institut.

 

  Darüber hinaus war die Pädagogin als Dichterin hoch geschätzt und pflegte Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie z. Bsp. zu Klopstock und Goethe. Sie veröffentlichte im Laufe ihres Lebens mehrere Gedichtsammlungen und pädagogische Schriften. Die Einnahmen daraus trugen zum finanziellen Unterhalt des Instituts bei. … Zum 25. Jubiläum der Institution erhielten die Nachfolgerinnen von Caroline Rudolphi, Emilie Heins und Elise Bartholomay, eine Ehrenurkunde der Stadt. Über sie informiert ausführlicher das „Kunstwerk des Monats März 2011“.

 

Es ist bekanntlich sehr schwierig, mit den Materialien, die uns normalerweise aus der Zeit vor 1850 als Lebenszeugnisse zur Verfügung stehen, eine Präsentation zu konzipieren, die anschaulich und spannend erzählt. Tatsächlich gibt es von Karoline Rudolphi wohl nur ganz wenige authentische Dokumente, aber immerhin eigene Veröffentlichungen, wenige Dokumente sowie einige Berichte von Zeitzeugen. Damit ist es den Ausstellungsmacherinnen gelungen, mein Interesse an ihr zu wecken, und Gudrun Perreys Biographie „Das Leben der Caroline Rudolphi (1753-1811): Erzieherin – Schriftstellerin – Zeitgenossin“, 2010 bei Winter in Heidelberg unter der ISBN 978-3825357139 zum Preis von 28 € über diese interessante Frau erschienen, werde ich lesen.

 Die Autorin informiert auf Ihrer website ausführlich über Caroline Rudolphi.

Ich erinnerte mich in der Ausstellung übrigens an das Institut in Weinheim, wenige Kilometer entfernt, das 50 Jahre später Ernst Büchner besuchte: das Bender´sche Institut, gegründet 1829, über das ich hier bereits kurz berichtete.

 

Nur ein paar Schritte weiter entlang der quirligen Hauptstraße steht auf der linken Seite die große Heiliggeistkirche, auf deren Emporen die Bände der „Palatina“ bis zur Eroberung Heidelbergs durch die Katholische Liga 1622 untergebracht war. Ihr Raub und der anschließende Transport auf Mauleseln über die Alpen gehören zu den unvergessenen Geschichten unter dem Motto „habent sua fata libelli“ (Bücher haben ihre Schicksale).

An diesem historischen Platz steht nun anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten der Heidelberger Universität eine Ausstellung zu Leben und Werk von Heinrich von Kleist, der in diesem Jahr seinen 200. Todestag hat. Auch diese Präsentation ist naturgemäß höchst textlastig, die schätzungsweise zwanzig Banner liefern eine knappe, aber aufschlussreiche Biografie des Autors, in den dabei gestellten Vitrinen liegen Faksimiles von Dokumenten, Erstausgaben und weitere Editionen Kleist´scher Texte. Während sich die Textbanner immerhin entspannt lesen lassen (die typografische Gestaltung ist sehr ordentlich) wirken die Werke in den Vitrinen ein bisschen wie „hineingeworfen“ – das hätte man publikumsfreundlicher und besser kommentiert präsentieren können.

 

Die halbe Stunde, die ich auf der Empore verbrachte, hat mich Kleist nicht näher gebracht (ist mir schon lange nahe), aber, da sie schlecht besucht war und ich eine ganze Weile ganz alleine dort oben stehen konnte, habe ich die Atmosphäre dieser schönen Kirche viel besser genießen können, als das unten im Kirchenschiff möglich gewesen wäre. So habe ich Heinrich von Kleist jetzt auch noch das zu verdanken.

 

 

 

 

 

1. Hauptversammlung der Luise Büchner-Gesellschaft

Am 20. Juni tagte die Mitglieder der Luise Büchner-Gesellschaft zur ersten Jahreshauptversammlung im Darmstädter Literaturhaus.

 Der Vorstandstisch

von links hinten nach rechts: I. Kuchemüller, A. Schmidt, H. Dieckmann, P. Brunner
(H. Hildebrandt konnte leider nicht teilnehmen)

Naturgemäß gab es über das Gründungsjahr 2010 wenig zu berichten – die eigentliche Vereinsgründung mit der Anerkennung der vorläufigen Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt erfolgte erst im November. Agnes Schmidt als Vorsitzende berichtete daher zu diesem Thema nur kurz, erwähnte aber die hervorragende Unterstützung durch HR 2 mit der Benefizlesung für die Luise Büchner-Bibliothek von Nina Petri.

Auch der Bericht der Kassenprüfer blieb bei einstelligen Kontobewegungen knapp und  führte zur Beantragung der Entlastung des Vorstandes, welche bei Enthaltung des Vorstandes selbst einstimmig erfolgte.

Mit großer Zustimmung wurde dann der Ausblick auf die Veranstaltungen 2011, der für das erste Halbjahr 2011 schon wieder ein Rückblick war, aufgenommen. Viele der Anwesenden hatten einige unserer Veranstaltungen besucht und ermutigten den Vorstand, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Hier findet sich auf den Seiten der Luise Büchner-Bibliothek unter „Aktuelles” das Programm für die zweite Jahreshälfte.

Die beiden großen Jubiläen Georg Büchners, sein 175. Todestag 2012 und sein 200. Geburtstag 2013, werfen mittlerweile erhebliche Schatten voraus. Peter Brunner berichtete von den Treffen im hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, an denen zahlreiche Akteure des kulturellen Lebens in Hessen – Universitäten, Akademien, Theater, Literaturinitiativen und so weiter – teilnehmen. Eine „Machbarkeitsstudie” ist in Arbeit. Voraussichtlich nach den Sommerferien 2011 werden die wesentlichen Veranstaltungspläne – natürlich auch hier – bekannt gegeben werden können.

Agnes Schmidt hatte Sigrid Schütrump, die schon zahlreiche Aktivitäten des Vereines mit ihrer Vortragskunst unterstützt hat, gebeten, Luise Büchners als Fragment veröffentlichten Text „Ein Wort an die Väter” vorzulesen. Der Text beginnt so:

„Es werden über die Erziehung des Mädchens seit Jahren so viele Bücher geschrieben, so viele Worte an die Mütter gerichtet; es gibt kaum eine Form, unter der man ihnen nicht die große, herrliche Aufgabe, die ihnen gestellt ist, ans Herz gelegt und für deren Erfüllung Tausende der weitesten Ratschläge erteilt hat. … Ist denn aber dafür die Tochter auch ausschließlich und allein auf die Mutter angewiesen?”

(Luise Büchner: Die Frau. Hinterlassene Aufsätze. Halle.Gesenius. 1878. S. 163-191)

S. Schütrump liest Luise Büchners „An die Väter”
(Die Fotoausstellung über junge Mütter mit ihren Kindern hing nur zufällig,
passte aber gut zu Luises Überlegungen zur Selbständigleit der Frau)

Mit guten Gesprächen bei einem Glas Wein  endete die Versammlung.

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