Zum Jahresbeginn bietet sich vor dem Verfassen guter Vorsätze an, Rückblick zu halten und Schlüsse zu ziehen.
Für das Blog hier kann das Frequenz und Kontinuität betreffen – mit 42 Beiträgen habe ich immerhin fast wöchentlich einen neuen Beitrag geschafft – I’ll do my very best in 2015.
Die Frequenz ist von rund 392.662 Besuchern 2013 auf 352.268 leicht gesunken – die Seitenaufrufe sind im gleichen Zeitraum von 794.924 auf 901.040 gestiegen. Insgesamt scheint mir das nach dem Ende des Büchner-Marathons 2012/13 nicht auf schwächelndes Interesse hinzuweisen, und da ich noch keine ökonomische Verwertung für die Arbeit hier gefunden habe, ist das ja auch nicht von existenziellem Interesse.
Die auffällige Spitze bei den Besucherzahlen am 31.8. auf sage und schreibe 1.775 folgte auf den Beitrag zum Sommerfest des Literaturhauses Darmstadt am 29.8. – ich kann beim besten Willen nicht erklären, warum.
Nach wie vor erfolgen fast alle Reaktionen auf Beiträge hier in meinen Konten bei Google+, Twitter und Facebook sowie „persönlich” via E-Mail. Die direkten Kommentare im Blog kann ich an einer Hand abzählen.
Ich bedaure das und fordere ausdrücklich zum direkten Kommentieren auf; im besten Fall kann das ja zu einer fruchtbaren Diskussion unter mehr als nur zwei Beteiligten führen.
Bleiben Sie dem Blog und mir 2015 treu – und lassen Sie mich wissen, was Sie vermissen und was ich falsch mache.
Über die Datenbank Europeana, ihre Geburtswehen und Schwächen wird und wurde an anderer Stelle kompetenter als mir das möglich ist geschrieben. Insbesondere Archivalia, in allen Fragen von Archiv- und Bibliothekswesen unverzichtbare Quelle, hat nach meiner oberflächlichen Suche 191 Einträge dazu, die das Nachlesen lohnen.
Man selbst lobt und preist sich :
„Begeben Sie sich auf eine virtuelle Reise durch die Objekte, die Sie über Europeana finden können..
Entdecken Sie Millionen von Objekten aus einer großen Zahl von Europas führenden Galerien, Bibliotheken, Archiven und Museen. Bücher und Handschriften, Fotografien und Gemälde, Film und Fernsehen, Bildhauerei und Kunsthandwerk, Tagebücher und Karten, Noten und Tonaufnahmen, all das finden Sie hier. Sie brauchen nicht über den Kontinent zu reisen, weder physisch noch virtuell!
Haben Sie etwas gefunden, das Sie interessiert? Laden Sie es herunter, drucken, nutzen, speichern, teilen Sie es, spielen Sie damit, lieben Sie es!
Europeana ist die verlässliche Quelle für Kulturerbe, die die Europeana Foundation und zahllose europäische Kultureinrichtungen, Projekte und Partner Ihnen bieten. Sie ist ein lebendiges Beispiel für Zusammenarbeit.” (http://www.europeana.eu/portal/aboutus.html)
Seit kurzem ist bei eine neue Datenbanksuche hinzugekommen, die ein schönes Mosaikstück zur historischen Recherche werden kann – die Zeitungs- und Zeitschriftendatenbank Europeana Newspapers.
Herbert Wender hat mich nun freundlicherweise auf einen bemerkenswerten Fund dort aufmerksam gemacht, der zur Rezeptionsgeschichte Georg Büchners gehört:
Altonaer Nachrichten – 2. Oktober 1851 via http://www.europeana-newspapers.eu/
Unter dem Datum vom 2.10. 1851 erschien dieser kleine Hinweis knapp nach der Bearbeitungszeit, die sich kürzlich verdienstvoll Ariane Martin mit
Georg Büchner 1835 bis 1845
Dokumente zur frühen Wirkungsgeschichte
Vormärz-Studien Band XXXIV
vorgenommen hat (dazu hier in Kürze mehr).
Ich habe einmal begonnen, die große Liste mit 6250 Fundstellen, die sich bei der Suche nach „Büchner” zwischen 1813 und 1904 auftut, durchzublättern, und schon für die frühen Jahre ein paar wirklich schöne und mir unbekannte Einträge gefunden. Leider ist es (hoffentlich noch?!) nicht möglich, die Suche auf „neu hinzugekommen” einzuschränken, so dass alle hier gemachten Zahlenangaben mit der Hinzunahme weiterer Titel natürlich nicht mehr zutreffen – und die Suche mühsam von vorne begonnen werden muss …
Mit allen Einschränkungen dieses Stocherns im Nebel fand ich zwischen 1837 und 1856:
Über den revolutionären Complott Wiener Zeitung 08 November 1839
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051816058?hp=2&sortBy=dateasc&count=100&page=2&query=b%C3%BCchner
Geburtsanzeige E.W.F. Büchner in Darmstadt Opregte Haarlemsche Courant 30 March 1846
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000115636352?hp=3&sortBy=dateasc&count=100&page=3&query=b%C3%BCchner
Zur GB Werkausgabe
Wiener Zeitung 04 December 1850
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051790905?hp=18&sortBy=dateasc&count=100&page=18&query=b%C3%BCchner
Aexander Büchner verhaftet
Börsen-Halle 28 July 1851
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117698338?hp=4&sortBy=dateasc&count=100&page=4&query=b%C3%BCchner
Über GBs Danton
Wiener Zeitung 20 August 1851
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051832380?hp=14&sortBy=dateasc&count=100&page=14&query=b%C3%BCchner
GBs Danton aufführen!
Altonaer Nachrichten 02 October 1851
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000096108922?hp=4&sortBy=dateasc&count=100&page=4&query=b%C3%BCchner
Alexander Büchner aus Staatsdienst gestrichen
Börsen-Halle 02 October 1851
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117698302?hp=3&sortBy=dateasc&count=100&page=3&query=b%C3%BCchner
GB auf der Brücke zum neuen Drama
Wiener Zeitung 20 February 1852
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051857174?hp=12&sortBy=dateasc&count=100&page=12&query=b%C3%BCchner
Beschwerde Alexander Büchners gegen Streichung zurückgewisen
Wiener Zeitung 11 March 1852
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051800333?hp=2&sortBy=dateasc&count=100&page=2&query=b%C3%BCchner
Über Kleist GB erwähnt
Die Presse 16 December 1852
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051827526?hp=6&sortBy=dateasc&count=100&page=6&query=b%C3%BCchner
Wilhelm Büchenrs Blau auf der Ausstellung in New York
Börsen-Halle 17 October 1853
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117695916?hp=4&sortBy=dateasc&count=100&page=4&query=b%C3%BCchner
GB unter den früh verstorbenen Dichtern
Bote für Tirol 01 June 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000059020649?hp=2&sortBy=dateasc&count=100&page=2&query=b%C3%BCchner
Alexander Büchner:Das Eisenbahngespenst
Innsbrucker Nachrichten 28 June 1855 (30.6. , 2.7.)
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051846623?hp=3&sortBy=dateasc&count=100&page=3&query=b%C3%BCchner Ludwig soll sich wegen K+S erkären:
Wiener Zeitung 18 July 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051830914?hp=1&sortBy=dateasc&count=100&page=1&query=b%C3%BCchner#
Alexanders engl. Poesie erschienen
Hamburger Nachrichten 28 July 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117651013?hp=6&sortBy=dateasc&count=100&page=6&query=b%C3%BCchner
Ausführlich über LB Kraft+Stoff
Hamburger Nachrichten 01 August 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117651006?hp=1&sortBy=dateasc&count=100&page=1&query=b%C3%BCchner
Ludwig B nicht mehr in Tübingen
Hamburger Nachrichten 22 August 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117651030?hp=1&sortBy=dateasc&count=100&page=1&query=b%C3%BCchner
LBs K+S i.d. Leihbibl.:
Altonaer Nachrichten 28 October 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000096106907?hp=3&sortBy=dateasc&count=100&page=3&query=b%C3%BCchner
ABs engl. Poesie lfb
Wiener Zeitung 09 November 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051814123?hp=8&sortBy=dateasc&count=100&page=8&query=b%C3%BCchner
LBsK+S schon in zweiter Auflage:
Hamburger Nachrichten 23 November 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117651092?hp=1&sortBy=dateasc&count=100&page=1&query=b%C3%BCchner
LBs K+S in dritter Auflage # Gutzkows Kritik:
Hamburger Nachrichten 01 December 1855
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000117650974?hp=1&sortBy=dateasc&count=100&page=1&query=b%C3%BCchner
J Liebig gg LB:
Die Presse 24 January 1856
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000051834470?hp=9&sortBy=dateasc&count=100&page=9&query=b%C3%BCchner
Besonders schön ist auch dieses frühe „Interview“ von Ella Mensch mit Ludwig Büchner
ausf. Gespräch mit LB, u.a. über Schwester Luise
Berliner Tageblatt 27 March 1894
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/newspapers/issue/3000097234846?hp=5&sortBy=dateasc&page=5&query=%22luise+b%C3%BCchner%22
Ich freue mich sehr, wenn dies zu weiteren Suchen (und Funden!) anregen kann, und biete gerne an, sie in dieser oder besserer Form zugänglich zu machen.
Donnerstag, 12. Februar um 19 Uhr Literaturhaus (Kennedy-Haus, Kasinostr. 3), Vortragssaal
Victoria Woodhull (1838-1927) – die erste Frau, die Präsidentin von Amerika werden wollte
Vortrag von Antje Schrupp (Frankfurt)
Sie war ein Mädchen aus der Unterschicht, das einen ungewöhnlichen Aufstieg schaffte: Victoria Woodhull, Zeitungsmacherin, Frauenrechtlerin und Sozialistin. Sie versammelte Teile der Frauenbewegung und der Arbeiterbewegung hinter sich und kandidierte 1872 in einer Aufsehen erregenden Kampagne bei den Präsidentschaftswahlen in den USA – fast 50 Jahre vor Einführung des Frauenwahlrechts. Ihre Aktivitäten waren ein Dorn im Auge auch von vielen fortschrittlichen Frauen und Männern: Der USA-Korrespondent der Gartenlaube, Otto von Corvin, ein alter 48er überschrieb seinen Bericht über die Kandidatur: Victoria Woodhull, der größte Humbug Amerika’s.
Bibliotheksgespräch: Luise Büchners Berichte über die ersten Ärztinnen in Amerika
In gemütlicher Runde bei Tee und Gebäck wollen wir einen Blick in Luise Büchners Schriften mit Thema Amerika werfen.
Eintritt frei, Spenden willkommen
Sonntag, 8. März Internationaler Frauentag
Von der Marktfrau zur Studentin Treffpunkt 14 Uhr am Marktbrunnen
Stadtrundgang auf Frauenspuren mit anschließendem Besuch der neuen Universitäts- und Landesbibliothek, wo wir im Sonderlesesaal alte Modezeitschriften und – bücher anschauen werden.
Mittwoch, 29. April 19 Uhr
Barbara Sichtermann (Berlin): Ich rauche Zigarren und glaube nicht an Gott – Ein Hommage an Louise Aston Literaturhaus (Kennedy-Haus, Kasinostr. 3), Vortragssaal
Sie war die deutsche George Sand, nicht nur wegen Zigarren und Hosen. Louise Aston ging mit Männern in Gastwirtschaften, mischte sich in die Politik ein, veröffentlichte unter eigenen Namen und wählte ihre Liebhaber selbst.
Barbara Sichtermann gehört zu den führenden Intellektuellen Deutschlands. Sie ist Autorin zahlreicher erfolgreicher Bücher. Ihre „Kurze Geschichte der Frauenemanzipation“, erschienen 2009, ist eines der besten Bücher über den langen Weg der Frauen zur Gleichstellung der Lebenschancen.
Eintritt: 6 Euro, für Mitglieder der Luise Büchner-Gesellschaft frei
Samstag, 25. April Tagesausflug nach Gießen mit dem Busunternehmer Brückmann. Abfahrt um 8 Uhr auf dem Parkplatz des Jugendstilbads (Merckplatz)
Das Museum in Butzbach
Gedenkstein für Friedrich Weidig auf dem von ihm errichteten ersten Sportplatz in Hessen
Führungen auf den Spuren der Büchnergeschwister und anderer Frauen und Männer in Gießen und Butzbach.
Teilnahmegebühr (Busfahrt+ Führungen): 32 Euro
Anmeldung bei Ilse Kuchemüller.
Email: ilse.kuchemueller@t-online.de
Tel.: 06151/44400
Donnerstag, 21. Mai um 19.30 Uhr
„Ich, die Verworfenste der Welt“ Vortrag von Dr. Jutta Schütz mit Bildern und musikalischer Begleitung durch den Gitarristen David Beyer Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Als „Zehnte Muse“, als „Phönix von Amerika“, wurde die mexikanische Nonne Sor Juana Inés de la Cruz im 17. Jahrhundert gefeiert. Für eine Frau des Kolonialreiches Neu-Spanien hat sie einen beispiellosen Ruhm erlangt – und das mit überwiegend weltlicher Lyrik. Sie stand im Briefwechsel mit herausragenden Gelehrten und stritt um das Recht der Frau, sich zu bilden. Im 20. Jahrhundert wurde Sor Juana wiederentdeckt. Octavio Paz, Mexikos Nobelpreisträger für Literatur, hat ihr einen Essay gewidmet. Maria Bemberg drehte einen Film über ihr Leben, ihre Hauptwerke wurden erneut ins Deutsche übersetzt.
Eintritt: 6 Euro, für Mitglieder der Luise Büchner-Gesellschaft frei
Sonntag, 31. Mai: Tag für die Literatur in Hessen
Der Schwerpunkt des 5. hessischen Literaturtags liegt auf „Naturerlebnissen“, also auf Veranstaltungen, die entweder open air stattfinden, oder die Landschaftsbeschreibungen und Naturerlebnisse thematisch in den Mittelpunkt stellen. Unsere Veranstaltung erfüllt beide Kriterien: In dem wunderschönen Barockgarten des Prinzen Georg und seiner Gemahlin, Prinzessin Marie Luise Albertine wollen wir die Geschichte des Gärtnerinnenberufs anhand literarischer Texte kennenlernen und anschließend im ehemaligen Gartenhaus des Kavalleriegenerals Pretlack Gedichte und Texte von Luise Büchner zur Natur und Landschaft hören.
15 Uhr: Gärtnerin als Beruf – Rundgang mit Agnes Schmidt Treffpunkt im Herrengarten am Eingangstor zum Prinz-Georg-Garten
Luise Büchner: Auf dem Lande, namentlich in der Nähe größerer Städte würde sich auch am schönsten ein Berufszweig entwickeln, den wir nicht gerade neu nennen können, weil er in Frauenklöstern schon im Mittelalter mit großem Geschick gepflegt wird, wir meinen die Gärtnerei, die Obst-, Gemüse- und Blumenkultur.
16 Uhr: „Wie bist du schön, o Rose!“ – Musikalische Lesung im Pretlackschen Gartenhaus
Lesung: Dr. Jutta Schütz und Sigrid Schütrumpf Musikbegleitung: Marcella Hagenauer
Luise Büchner (1821-1877) ist vor allem als Autorin von Schriften zur Frauenfrage bekannt. Die hochbegabte Tochter des Medizinalrats Ernst Büchner und seiner Frau Caroline schrieb jedoch auch Gedichte im Stil der romantischen Dichtung jener Zeit sowie Erzählungen und Reiseberichte. Die Luise-Büchner-Gesellschaft stellt eine Auswahl aus Luise Büchners Gedichtband „Frauenherz“ und Auszüge aus ihren Reiseberichten vor.
Die fettgesetzten Texte sind Tweets, die ich mit dem Hashtag #LuBuGe von der Preisverleihung aus geschrieben habe
Lisa Ortgies und Agnes Schmidt beim Darmstadt-Stadtplan an der Stadtmauer
Essen mit Vorstand und Jury am Vorabend
J Breckner von @Echo_Online dramatischer Strukturwandel braucht journalistische Kompetenz und Qualität
Johannes Breckner, Feuilletonchef beim Darmstädter Echo, bei seinem Grußwort
Marie-Christine Förster für Lionsclub LouiseBüchner gratuliert. Eigenes Motto ist „Aus dem Leben“ von LB
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Publikum. Erste Reihe v.l.: Stadträtin und Jurymitglies Iris Bachmann, M.-C. Förster, Vors. d. Lions-Club Louise Büchner, Agnes Schmidt, Lisa Ortgies, OB J. Partsch, B. Mika, J. Breckner. Zweite Reihe Mitte Jurymitglied Hans Sarkowicz, „Büchnerbandit“ Thomas Heldmann, Stadträtin H. Förster-Heldmann
OB Partsch: nächste Darmstädter Schule wird nach Luise Büchner heißen. Dafür ist es höchste Zeit!
Oberbürgermeister Jochen Partsch beim Grußwort zum Luise Büchner-Preis 2014
Bascha Mika Weibliche Berufstätigkeit ist Lebenserfüllung wusste schon LB. Es geht um Befreiung aus Unmündigkeit
Bascha Mika
B Mika zitiert Ortgies: Feminismus hat viele Stärken, aber bisschen wenig Humor und Sexapeal
B Mika lobt Preisjury: Kein vernagelter Emma-Feminismus
B Mika über Ortgies‘ Weggang von Emma: Du hast Alice herausgefordert, sie ist an Dir gescheitert
B. Mika, L. Ortgies
B Mika nur in D werden aus Peanuts wie Frauenquote Kokosnüsse, die Männern auf den Kopf fallen und Sinne vernebeln
Der Luise Büchner Preis für Publizistik ist verliehen!
Vereinsvorsitzende Agnes Schmidt überreicht den Preis an Lisa Ortgies
Preis hat besondere Aura insbesondere durch Bezug auf Vorkämpferinnen und Kontinuität
Lisa Ortgies bei ihrer Dankesrede
Socialfreezing ist übergriffig, gleichzeitig nur 6% Männer in Teilzeitarbeit
Einfluss des Weiblichen noch nicht an dem Punkt, an dem LB applaudieren würde
Lisa Ortgies
Erhebungen, Statistiken, Förderprogramme wg Frauenrolle überholt. Jetzt tun! Prämien an Abteilungen für gute Quote!
Nur 18% aller Leitartikel schreiben Frauen – und dies nur dank taz und FR
unter den Netzaktivistinnen und Bloggerinnen von heute ist die eine oder andere künftige Chefredakteurin!
Vorstand mit Preisträgerin und Laudatorin – v.l.n.r. Dr. C. v. Prümmer, P. Brunner, A. Schmidt, L. Ortgies, H. Dieckmann, B. Mika, Dr. J. Schütz, I. Kuchemüller
Am 28. November 1821, vor 193 Jahren, starb Luise Büchner in Darmstadt.
Das Haus in der Oberen Baustraße, heute Elisabethenstraße, am Darmstädter Ludwigsplatz, in dem Luise Büchner geboren wurde (ca. 1935, Foto Stadtarchiv Darmstadt – links der heute noch stehende Brunnen, den es 1821 ebensowenig wie die Fahrräder gab)
In ihrem meist zitierten Werk, Die Frauen und ihr Beruf, in der Ausgabe letzter Hand, der 4. von 1872, ist der Anfang des Kapitels „Die Pflicht der Selbsterziehung“ ein gutes Beispiel dafür, wie Luise Büchner weit über die damals üblichen Erziehungsratgeber hinaus erkennt und beschreibt.
Die Pflicht der Selbsterziehung
Vor die Trefflichkeit setzten den Schweiß die
unsterblichen Götter.
Hesiod.
Der ist gut vor Allen, der selbst jedwedes erkennet,
Sinnend im Geist, was künftig ihm Besserung schaffe zum End‘ aus!
Hesiod.
Es denkt gewiß heutigen Tages kein Gebildeter mehr daran, die Behauptung zu verneinen, daß die ganze Fortentwicklung der Menschheit lediglich auf deren Erziehung und Bildung beruht. Dies ist keine neue Wahrheit, aber in ihrer ganzen Bedeutung ist sie wohl noch zu keiner Zeit so tief aufgefaßt und begriffen worden und so wird gewiß auch das Wie, welches dem höheren Ziele entgegenführt, von allen Seiten stets deutlicher erkannt und entwickelt werden.
Auf den Lykurgischen Standpunkt, der ein ganzes Volk nach der Schablone erziehen will, werden wir wohl hoffentlich nie mehr zurückkommen und sicherlich ist nur jene Ansicht unserer Zeit und der fortgeschrittenen, sittlichen Entwicklung würdig, welche stets bei der Erziehung die Individualität des Einzelnen im Auge behält.
Darum muß aber auch sowohl die öffentliche, als die häusliche Erziehung zuerst darauf hinwirken, daß der Einzelne sich selbst als Individuum schätzen lerne und daß der Trieb in ihm lebendig wird, an seiner Entwicklung thätig mitzuwirken. –
Sehen wir uns in der Geschichte der alten und neuen Zeit um, wo finden wir ein schöneres Vorbild der Volkserziehung, als in der Atheniensischen, die jedem Einzelnen die Möglichkeit einer freien, geistigen Entwicklung darbot? Wenn sich dort auf einem kleinen Fleck Erde Alles vereinigt fand, was die griechische Kunst Großes leistete, wo die Philosophie in offenen Schulen gelehrt wurde und das Spiel der Bühne ohne Unterschied allen Bürgern zu Theil wurde – wenn sich dort also eine Bildung geltend machte, von der wir heute kein Beispiel mehr haben und nach deren Ideal Dichter und Gelehrte aller folgenden Zeiten die Hände verlangend ausstreckten, so ist doch nicht zu verkennen, daß unsere Zeit so viele Bildungsmittel fast aller Orten aufgehäuft hat, um den Meisten, wenn sie ernstlich wollen, die Möglichkeit der Selbstbildung zu gewährleisten. Daß wir als deren schönste Frucht wiederum nur die höhere, moralische Empfänglichkeit, die reinste Humanität begrüßen können, versteht sich von selbst. –
So wie also jeder Einsichtsvolle den Fortschritt der Menschheit in der Entwicklung des Menschen sieht, kann er wohl nicht anders, als auch umgekehrt, die Verbrechen, die Laster und Fehler, welche die Menschheit beflecken, nicht in deren ursprünglicher Verderbtheit, in einer angeborenen Sucht zum Bösen zu erblicken, sondern er wird sie lediglich in individuellen Anlagen und was noch mehr ist, in den Verhältnissen suchen, unter deren Einfluß sich entweder der Einzelne, oder ganze Schichten einer Bevölkerung entwickelt haben.
Verdammung des Fehlers, aber objective Beurtheilung des Fehlenden, nach Maßgabe der Umstände und Verhältnisse, unter denen seine Individualität sich entwickelte, dieses muß nach unserer bescheidenen Ansicht, heute das Programm jedes ächten Anhängers der Humanität sein. Daß man diesen Grundsatz häufig mißdeutet und verkennt, daß man eine Verherrlichung des Schlechten überhaupt darin erkennen will, ja, daß auch andererseits Manche und nicht selten die Poesie in ihren Werken das Verbrechen mit dem Verbrecher zu adeln sucht, selbst diese Abirrung kann ihm von seiner inneren Wahrheit und Trefflichkeit nichts rauben. Die concrete Erscheinung hat ohne Zweifel das Recht, auch concret beurtheilt zu werden, ehe man ein Verdammungsurtheil über sie ausspricht. Es muß sich natürlicherweise dieser Grundsatz auf alle Verhältnisse und Beziehungen des Lebens anwenden lassen; es gilt eben so wohl für die kleinsten Fehler als die gröbsten Vergehungen, und die Ersteren sind es eigentlich, von welchen wir hier zu reden haben.
Wir schreiben für und über die Familie und es ist hier unsere Aufgabe zu zeigen, wie neben der nothwendigen Toleranz der Einzelnen unter einander, sich der sittliche Ernst des Individuums, der Trieb nach seiner eigenen, höheren Fortentwicklung geltend machen muß. Denn es gibt kleinere Vergehen, kleinere Fehler, die in ihrer täglichen Wiederholung oft grausamere und abscheulichere Folgen nach sich ziehen, als ein einfacher Todtschlag, und wir haben die größten Verbrecher und Verbrecherinnen nicht immer auf dem Schaffot oder in den Jahrbüchern der Criminalisten zu suchen. –
Sei uns aber das Innere eines Menschen und seine Handlungsweise noch so unklar und dunkel, wir werden beide verstehen lernen, sobald wir erfahren, unter welchen Verhältnissen und Beziehungen es sich entwickelte. Tout savoir, c’est tout comprendre, sagt ein geistreicher Franzose, und gewiß, könnten wir genau den Gang verfolgen, welchen die Erziehung von tausenden sogenannt »Wohlerzogenen« genommen, wir würden uns weit öfter in dem Fall sehen, beweinen und beklagen zu müssen, als daß wir verdammen dürfen.
Aber ist damit der Tugend und der Sittlichkeit Genüge geleistet? Sind beide damit zufrieden gestellt, wenn wir uns fast täglich genöthigt sehen, die alte Entschuldigung zu wiederholen: »Was konnte aus dem Menschen Besseres werden bei dieser Erziehung, diesem Beispiel, bei so vieler Vernachlässigung, das Gute zu wecken und zu pflegen?« Das aber ist die wahre Erbsünde, welche sich fortpflanzt von Geschlecht zu Geschlecht, daß es noch zu häufig mißkannt wird, was man der heranwachsenden Generation schuldig ist. Man glaubt gewöhnlich, es sei genug, die Kinder von dem Anblick grober Laster entfernt zu halten; als ob es genügen könnte, sie allein vor Diebstahl, Raub und Mord sicher zu stellen. Der tägliche Anblick des Leichtsinns, des Zorns, der Koketterie, der Unordnung, der Vergnügungssucht und der Oberflächlichkeit, wirken sie nicht gleichfalls demoralisirend auf das jugendliche Gemüth? Was nützen die schönsten moralischen Reden und Lehren der Eltern und Erzieher, wenn nicht das Beispiel des Guten und Schönen hinzutritt!
Diese Ersten sind es also vornehmlich, denen die Pflicht, an der eigenen Fortentwicklung unermüdlich zu arbeiten, nicht dringend genug an das Herz gelegt werden kann; Eltern, welche sich mit ihren Kindern nicht noch einmal miterziehen, sind sich selten klar über den ganzen Umfang ihrer Pflichten. Wer nur einige Erfahrung in der Welt gemacht, hat es gewiß schon hundertmal gesehen, wie systematisch in Kindern durch die Gedankenlosigkeit und Oberflächlichkeit ihrer Erzieher, die fehlerhaften Anlagen auf Kosten der Besseren recht geflissentlich entwickelt und gesteigert werden.