Peter Brunners Buechnerblog

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Julia Voss erhält den Luise-Büchner-Preis für Publizistik 2013

Bei einer Pressekonferenz im Darmstädter Literaturhaus hat der Vorstand der Luise Büchner-Gesellschaft die Frankfurter Journalistin Dr. Julia Voss als Trägerin des Luise-Büchner-Preises für Publizistik 2013 vorgestellt.

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Julia Voss wurde 1974 in Frankfurt am Main geboren. In Freiburg, London und Berlin studierte sie Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte schloss sie Ende 2005 ihre Promotion in Kunstgeschichte ab, die im Fischer Verlag unter dem Titel „Darwins Bilder. Ansichten der Evolutionstheorie, 1837–1874“ erschienen ist. 2009 erhielt sie den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für ihre Studie.
Seit Februar 2007 ist sie Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zusammen mit Niklas Maak leitet sie das Kunstressort.

„In ihren Artikeln zur Kunst- und Wissenschaftsgeschichte beschreibt Julia Voss sach- und
fachkundig die Vorurteile gegen die künstlerische Arbeit von Frauen sowohl in der
Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Sie macht aufmerksam auf Ausstellungen vergessener Künstlerinnen außerhalb des
offiziellen Kunstbetriebs und etablierten Kunstinstitutionen. Ihre treffenden
Beschreibungen über den gegenwärtigen Kunstmarkt zeigen eine von Männern
dominierende Kunstszene, in der die meisten Künstlerinnen nach wie vor benachteiligt
werden.
Julia Voss beschäftigt sich jedoch nicht nur mit der Diskriminierung von Künstlerinnen,
sondern sie beschreibt auch die einseitige Interpretation der Geschlechterverhältnisse in
der Geschichte durch männliche Historiker.
Auch entlarvt sie stets den verbalen Sexismus in der Alltag- und Wissenschaftssprache.”

lautet die Begründung der Jury, der neben dem Vorstand der Gesellschaft Iris Bachmann, Mitglied des Magistrats der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Johannes Breckner, Chef des Feuilletons des Darmstädter Echo und Hans Sarkowicz, Leiter  des Ressorts Kultur, Bildung und künstlerisches Wort bei HR 2 angehören.

Mit dem Preis sollen Autorinnen und Autoren ausgezeichnet werden, die in Artikeln oder Büchern die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der Gegenwart aufdecken und Wege zu einer geschlechtsgerechten Gesellschaft aufzeigen. Erste Preisträgerin war die Berliner Publizistin Bascha Mika. Durch die Unterstützung des DARMSTÄDTER ECHO, der Stadt Darmstadt und weiterer Darmstädter Institutionen ist der Preis dotiert

 

mit der Gestaltung einer ganze Zeitungsseite des DARMSTÄDTER ECHO in Abstimmung mit dessen Redaktion sowie mit einer Geldsumme von 2.500 Euro.

 

Damit soll der Preisträgerin oder dem Preisträger die Möglichkeit eröffnet werden, sich der Öffentlichkeit unabhängig von einem redaktionellen Auftrag vorzustellen.

In einer Feierstunde am 1. Dezember wird Frau Voss den Preis im Darmstädter Literaturhaus entgegennehmen, als Laudatorin spricht die Lüneburger Kunstwissenschaftlerin Prof. Dr. Beate Söntgen. Oberbürgermeister Jochen Partsch spricht ein Grußwort.

 

 

Jetzt geht’s los!

Am Samstag Abend fand vor ausverkauftem Haus mit an die 1.000 Besuchern im großen Haus des Darmstädter Staatstheaters die Vernissage zur Ausstellung „Georg Büchner -Revolutionär mit Feder und Skalpell“ statt. Mit meinen beschränkten technischen Möglichkeiten habe ich Fotos geknipst, die nur der Dokumentation und nicht dem ästhetischen Anspruch dienen  (übrigens gab es eigentlich keinen Grund dafür, das Publikum in tiefste Theater-Dunkelheit zu tauchen – „mehr Licht“ hätte nicht geschadet):

 

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Ralf Beil, der Kurator, hatte sich ganz wörtlich in Frack geworfen und präsentierte nach der ersten (von später mehrfach wiederholten) Aufzählungen der immer gleichen Honoratiorinnen, teils mit, teils ohne vollständigem Titel,  sich selbst als Zampano, was darin gipfelte, dass ihm am Ende auch noch ein Preis für seine Kuratorentätigkeit für eine vergangene Ausstellung überreicht wurde. 

Kluge Regie hatte die unvermeidlichen Ansprachen zwischen gut ausgewählten Darbietungen hervorragender Ausschnitte von Büchner-Interpretationen platziert.

 

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Andreas Manz-Kozár  mit der Sain-Just-Rede aus dem „Danton“:
Soll eine Idee nicht ebensogut wie ein Gesetz der Physik vernichten dürfen, was sich ihr widersetzt?

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Leider unkrönbar: der unbestrittene Star des Abend, unser Freund Christian Wirmer, mit der sensationellen Interpretation von Büchners Lenz – wahrhaftig auf dem Kopf stehend. Als einziger wagte Wirmer nicht nur akrobatisch, sondern auch akustisch die Leistung, unverstärkt zu sprechen – obwohl der Kopfstand die Artikulation nicht leichter machte. Er erntete verdient den stärksten Applaus des Abends.

 

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Margit Schulte-Tigges:
Das Märchen aus Woyzeck  „ … und da sitzt es noch und ist ganz allein“

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Das Orchester unter Martin Lukas Meister mit
dem Orchesterzwischenspiel im 3. Akt von Alban Bergs „Wozzeck“

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Aart Veder:
Büchners letzter Brief – „Adio, piccola mia“

 

 

Zwei Honoratioren sprengten glücklicherweise den Rahmen veranstaltungstypischer Betulichkeit:

Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch zitierte den Bericht Carl Vogts über Büchner als Gießener Student, der ihn als schroff und wunderlich charakterisiert, und stellte die Frage, ob denn dieser Büchner heute hier und unter uns besser aufgenommen würde. In der Tat gibt es gute Gründe, sich Georg Büchner als demonstrativ unangepasst im Auftreten vorzustellen. Sein Bruder Wilhelm schreibt in dem Gedicht  „Am Grab des Bruders“:

 

Das blaue Aug, sein lockig Haar,
Die kühne Stirn mit den Apollo-Bogen,
Ein schlanker, grosser, junger Mann,
Geziert mit rother Jakobiner-Mütze
Im Polen-Rock, schritt stolz er durch die Strassen
Der Residenz, die Augenweide seiner Freunde!
Wie Anders ist es heut!

 

Man vergegenwärtige sich im biedermeierlich-behäbige Darmstadt („so lang und breit die Rheinstraß‘ ist, es wimmelt drin – ein Accessist“ – Alexander Büchner) einen Halbwüchsigen im demonstrativen Dresscode der französischen Revolution! Mir fehlen angemessene Beispiele  für eine heute vergleichbare Provokation. Die ersten Hippies auf deutschen Straßen oder vermummte Frauen in orthodoxen Kirchen mögen ähnlich anstößig gewesen sein. Es ist dem Oberbürgermeister und seinem Redenschreiber nicht hoch genug anzurechnen, dieses „deviante“ Verhalten des jungen Studenten zu thematisieren und damit eine Aktualisierung Büchners zu ermöglichen, die leider viel zu selten versucht wird. Diese Frage muss nämlich in der Tat gestellt werden: ist unsere Gesellschaft heute bereiter und fähiger, Provokateure und Kritiker anzunehmen und konstruktiv mit ihnen umzugehen?

In Facebook schrieb er spät nachts: 

„Habe darauf hingewiesen , dass bei aller Freude und Feier viele Menschen heute unter uns sind, die auch nicht verstanden werden, sensibel sind, revolutionäre Ideen haben, auch heute draußen stehen, Hmm nicht auf Empfängen … Darmstadt bleibt kritisch, natürlich auch gegenüber dem OB. Und völlig richtig ist Danys Anmerkung: Wenn ich mir das alles betrachte wäre für Büchner der Veggieday peanuts! Soisses.“

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Prof. B. Dedner

 

Auch Burkhard Dedner, der Leiter der Büchner-Forschungsstelle in Marburg,  widersetzte sich erfolgreich der üblichen Lobhudelei von Eröffnungsansprachen. Ihm war das Büchner-Zitat aus einem Schulheft als Motto zugeordnet, und er ließ erfreulicherweise keine der naheliegenden frechen Bemerkungen über DARM-stadt, Poponien und die Venus mit den schönen Hintern aus. Ihm ist zu verdanken, dass die Büchnerausstellung mindestens von den Anwesenden ab jetzt nicht nur als Labsal für Ohr und Auge, sondern auch mindestens als Bedürfnis der fühlenden Hand empfunden werden kann.

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Für Herz und Hand: die Venus mit dem schönen Hintern in der Ausstellung
Edit: (auf Wunsch mehrerer Altsprachler) Aphrodite Kallipygos  http://de.wikipedia.org/wiki/Aphrodite_Kallipygos

Der Weisheit der Vielen soll hier dann aber doch eine Bemerkung unterworfen werden, die mich verblüfft hat: Dedner meint nämlich , dieses „lambe me in podice” (für die glücklichen Nicht-Humanisten: „Leck mich am Arsch!“)  sei in der gesamten Literatur von Büchner als Erstem aufgeschrieben worden; ihm sei es nicht gelungen, eine frühere Fundstelle zu identifizieren. Ich persönlich hätte bis gestern darauf gewettet, dass sich das schon als Marginalie in einer mittelalterlichen Handschrift finden lässt – weiß wer mehr?

Die Festversammlung löste sich schließlich auf – hoffentlich zahlreiche Gäste nutzten dann noch die Gelegenheit zu einer ersten Besichtigung und dem Vernissagen-Schwoof im naheliegenden Welcome-Hotel. Der Berichterstatter, der ja bereits einen ersten Einblick haben durfte, zog ein Privatissimum vor.

 

 

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In den letzten Tage des 200. Lebensjahres

 

Wenige Tage vor Georg Büchners 200. Geburtstag, der jetzt seit fast zwei Jahren vorbereitet wird, heute ein Hinweis auf gleich vier Veranstaltungen.

Für Offenbach und Zwingenberg empfehle ich dringend baldige Reservierung bei den angegebenen Adressen! :

 

am Donnerstag, dem 10. Oktober, präsentiert der traditionsreiche Offenbacher Oratorienchor seine Revue „Tun wir was dazu!“, zu der Peter Kühn und ich beitragen.

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Am Tag darauf ein weiterer Auftritt der „Fabelhaften Büchner-Bande“, diesmal im wunderschönen Zwingenberger „Theater mobile“:

 

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und ab Sonntag, dem 13. 10. ist dann die Ausstellung nach einer Vernissage im Darmstädter Staatstheater (Samstag, 12.10., 18:30, nach der aktuellen Meldung vom Staatstheater ist diese Veranstaltung bereits ausgebucht!) offen:

 

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und ebenfalls am 13.10. gibt es dann im Staatstheater Darmstadt noch die einmalige Gelegenheit, Georg Büchners dramatisches Werk in den Inszenierungen von Malte Kreutzfeld vollständig aufgeführt an einem Tag zu sehen; sozusagen ein Büchner-Ring.

 

 

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Titel der ersten Werkausgabe Georg Büchners von 1850, ohne den Woyzeck  

 

In Kürze dann mehr von der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung und über die Termine der kommenden Woche zum Geburtstag am 17.10. 

 

Das schönste Büchner-Denkmal, das ich kenne!*

Sehr geehrte, liebe Damen und Herren,

Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde 

 

es ist zur Zeit unter Meteorologen noch umstritten, ob wir den schönen Sommer dem Erfolg der BüchnerBox oder ob die BüchnerBox ihren Erfolg dem guten Wetter zu verdanken hat – weit über Meteorologenkreise hinaus ist jedenfalls unbestritten, dass Darmstadt mit der BüchnerBox und dem Königreich Popo einen wichtigen und erfolgreichen Baustein zu den Büchnerjubiläen beigetragen hat. 

 
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Ich selbst möchte keinen der Abende, keines der Gespräche, keinen einzigen Eindruck missen, den ich selbst dort erlebt habe, und ich bin sicher, dass das annähernd alle Gäste bestätigen werden. Ein paar Bilder und erste Eindrücke habe ich im Blog veröffentlicht

(http://geschwisterbuechner.de/2013/07/15/buchner200-in-darmstadt/) und unter www.buechner200.de konnte das Tagesprogramm verfolgt werden. In Facebook findet sich die Box unter https://www.facebook.com/buechner200.

 

Am Samstag, dem 31. 8., müssen wir uns von dem schönen Ort verabschieden, das Festival ist zu Ende. Die wenigen unter Ihnen, die immer noch nicht dagewesen sind, sollten diese letzte Gelegenheit unbedingt nutzen, und bei den vielen, die schon einmal da gewesen sind, bin ich sowieso überzeugt, dass sie sich den letzten Eindruck nicht entgehen lassen wollen.

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 Abendstimmung im Königreich Popo 
(*J.-C. Hauschild: „Das schönste Büchner-Denkmal, das ich kenne!“)


Bitte kommen Sie also zahlreich und gut gelaunt. 

 

Eines der Anliegen der Aktivitäten vor dem Hauptbahnhof war, wissbegierig auf die bevorstehende Jubiläumsausstellung zu Georg Büchners 200. Geburtstag im Darmstadtium zu machen, und da ist es nicht mehr als angemessen, dass ihr Kurator, Dr. Ralf Beil, selbst den Bogen schlägt, indem er ab 16 Uhr zum Abschluss Konzept und Stand der Dinge erläutert – niemand weiß zur Zeit genauer als er, wie uns der Jubilar in seiner Ausstellung begegnen wird. 

 

 
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Dr. Ralf Beil in der BüchnerBox


Um 19:30 gibt es die Gelegenheit, „La Baguette“, die musikalische Interpretation von Motiven aus Büchners „Dantons Tod“, die die Akademie für Tonkunst im Danton-Projekt der Theatermacher erarbeitet hat, (noch einmal) zu sehen. 

 
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„La Baguette“ im Juni 2012 im Hof der Georg-Büchner-Schule 


Und ab 21 Uhr feiern wir dann zusammen mit den Studentinnen und Studenten der Hochschule Darmstadt, die mit ihren Arbeiten so vielfältig, phantasievoll und intelligent zur Gestaltung beigetragen haben. Dazu wird Petra Bassus singen, die sowohl als moderierende wie singende Stütze der Büchnerbande wirkt und auch Ariane Martins Vortrag zu Büchners Liedern wunderbar begleitet hat. 

 
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Petra Bassus mit meiner Wenigkeit

 

Aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass Papa Legba’s Blues Lounge, der „musikalische Teil“ der BüchnerBande, mit einiger Wahrscheinlichkeit am späten Abend eintreffen wird – 

 

 … und dann legen wir uns in den Schatten und bitten Gott um Makkaroni, Melonen und Feigen, um musikalische Kehlen, klassische Leiber und eine kommode Religion!

 

 
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Ganz herzlich grüßt
 
Ihr/EuerPeter Brunner

„… eine der angenehmsten und unterhaltsamsten Personen, welche ich jemals gesehen habe“*

 

Vor zahlreichen Gästen hat der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch Agnes Schmidt, der Vorsitzenden der Luise-Büchner-Gesellschaft, am 23. August die bronzene Verdienstmedaille der Stadt Darmstadt verliehen.

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In seiner Ansprache schilderte er ihren Lebenslauf, beginnend mit der Buchhandelslehre, danach dem Studium der ungarischen Sprache und Literaturwissenschaften in Budapest und den Weggang aus Ungarn „der Liebe wegen“ nach Darmstadt, wo sie „Tochter und Sohn zu urteilsfähigen und kritischen Menschen erzog“. Mit dem Böckel-Zitat machte er auf Gemeinsamkeiten zwischen Agnes Schmidt und Caroline Büchner (mit der sie den Geburtstag am 19.8. teilt!) aufmerksam, auch wenn Caroline ein Studium versperrt blieb. Nach der Zeit als Hausfrau und Mutter ging sie neue Wege: im Alter von 47 begann sie das Studium der Soziologie in Darmstadt, gründete den Kranichsteiner Literaturverlag mit, gab dort mehrere Bücher heraus, und „schenkte 1998 Darmstadt die Luise-Büchner-Bibliothek, womit sie einen entscheidenden Schritt dazu tat, die Erinnerung an die bedeutende Darmstädterin zu erhalten. Sie trug dazu bei, in besonderer Weise Alltag und Lebensweg von Frauen in verschiedenen Epochen erfahrbar zu machen; das Entdecken weiblicher Biographien als Vorbilder.“ Konsequent folgte die Gründung der Luise-Büchner-Gesellschaft und – seit 2012 – auch die Verleihung des Luise-Büchner-Preises für Publizistik, dessen erste Verleihung „bei einer sehr eindrucksvollen Feier“ stattfand. Für Darmstadt sind auch die vier Stadtrundgänge „aus Frauensicht“, die sie mitverfasst hat, von hoher Bedeutung.

 

In einem Leserbrief zur Anbringung einer Plakette, die zwar an Ernst Büchner, aber zu Unrecht nicht an seine bedeutende Frau erinnert, schildert sie Caroline, die ihre Kinder zu aufgeklärten und kritischen Menschen machte und dazu erzog, Frauen und Männer als gleichwertig und gleichberechtigt zu verstehen. Agnes Schmidt „hat stets daran erinnert, dass Frauen in allen Zeiten mindestens die Hälfte beigetragen haben oder, wie bei den Büchners, vermutlich sogar mehr als das“.

 

Zu dem Wunsch Agnes Schmidts, es solle in Darmstadt endlich eine Schule nach Luise Büchner benannt werden, sagte der OB: „Auf den neuen Konversionsflächen, wenn die neuen Stadtteile entstehen und sie werden entstehen, wird mit einem Viertel, einer Schule oder einer Straße Luise Büchner ein angemessener Platz in unserer Stadt gegeben werden.“

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Agnes Schmidt erhalte mit der Plakette eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Darmstadt. Sie wird verliehen an Personen, die sich durch in oder für Darmstadt vollbrachte und über ihre Grenzen hinaus wirkende politische, wissenschaftliche, künstlerische, wirtschaftliche oder andere gemeinnützige Leistung besonders ausgezeichnet und dadurch besonders verdient gemacht haben.

Er schloss „mit Dank für alles für unsere Stadt, die Wissenschaft und die Gleichberechtigung Getane und auf gute Zusammenarbeit auf dem immer noch langen und steinigen Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft!“

In ihrer knappen Dankesantwort sagte Agnes Schmidt:

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„Es gibt in der Geschichte sehr viele Männer, die die Frauenbewegung unterstützt haben, in unserer Stadt sind auch einige, und dazu gehört auch Oberbürgermeister Partsch. … Es geht um die sensiblen Hintergründe, wo in uns selber, in Männern und Frauen, diese 2.000, 5.000 Jahre Geschichte nachwirkt, es ist unglaublich, wie tief in uns drin noch diese Geschlechterdifferenz und die Unterordnung eines Geschlechtes unter das andere noch in unserem Denken und Handeln verankert ist. … Luise Büchner war immer dafür, in den Emanzipationsprozess auch die Männer einzubeziehen, … das kommt vielleicht von der guten Erfahrung und dem Mitlernen mit ihren Brüdern, das hat sie dazu bewegt, immer zu sagen: `wir müssen mit den Männern zusammenarbeiten´ – und sie hat immer hinzugefügt: `die haben das Geld und die haben die Macht´“.

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Unnötig zu sagen, dass es uns schon lange überfällig erschien, in Agnes Schmidt eine großartige Autorin, Forscherin, Frauenrechtlerin und – glücklicherweise – gute Freundin zu ehren!

 

 

* Aus einem Brief von Eugéne Böckel vom 16. Januar 1836 an Georg Büchner über dessen Mutter Caroline Büchner

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