Im überfüllten Vortragssaaal des Darmstädter Literaturhauses hat die Luise Büchner-Gesellschaft einen Tag nach Luise Büchners Todestag (am 28. November 1877) den diesjährigen Preis für Publizistik an die Berliner Autorin Barbara Sichtermann übergeben.
Die Preisurkunde
Nach Begrüßung durch die Vorsitzende Agnes Schmidt
Agnes Schmidt
und Grußworten des Oberbürgermeisters
OB Jochen Partsch
und der Präsidentin des Darmstädter Lions-Club Louise Büchner,
Dagmar Basting
hielt die Verlegerin Brigitte Ebersbach die Laudatio (hier im Wortlaut). Nicht mehr „Kinder, Kücher, Kirche” seien die drei K im Leben einer Frau, sondern „Köpfe, Koryphäen, Konkurrentinnen”.
Brigite Ebersbach
Übergabe der Urkunde
In ihrem Dank zog Barbara Sichtermann Parallelen zu Luise Büchner, die angesichts der Zuwanderungen nach Deutschland sicher gewusst hätte, dass nur eine kluge Integrationspolitik „Rückschritte sogar verhindern muss” und das Vollverschleierung darauf hindeute, dass Frauen in der Öffentlichkeit „nicht anwesend sein sollen”.
Barbara Sichtermann
Im Publikum: Jury Mitglied hr2 Kultur-Leiter Hans Sarkowicz mit Rotraud Pöhlmann vom Riedstädter Büchnerhaus
Im Publikum: Jurymitglied und Stadträtin Iris Bachmann mit Stadtarchivar Dr. Peter Engels
Preisträgerin und Laudatorin mit dem Vereinsvorstand (v.l.n.r.: Dr. Schütz, Schmidt, Dieckmann, Sichtermann, Brunner, Ebersbach, Kuchemüller, Dr. von Prümmer)
Zum Sommerfest am 12.7. legt die Darmstädter Luise Büchner-Gesellschaft ihr Herbstprogramm 2015 vor.
Darunter:
Samstag, 19. September, 15.30 Uhr
Altes Pädagog, Pädagogstraße 5 „Ich fühle in meiner Seele einen Reichtum an Liebe“ Vortrag zum 200. Geburtstag der Darmstädter Schriftstellerin Louise von Gall von Agnes Schmidt
Donnerstag, 15. Oktober, 19 Uhr
Literaturhaus – Vortragssaal Veranstaltung zum 150. Jahrestag der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) in Leipzig
Sonntag, 15. November, 17 Uhr,
Literaturhaus – Vortragssaal „Denk ich an Deutschland in der Nacht …“ – Die Folgen des Wiener Kongresses Eine Konzert – Lesung mit Ute Büchter-Römer (Vortrag) und Nadja Bulatovic (Klavier)
Die Broschüre mit allen Informationen kann hier mit klick auf das Bild downgeloaded werden.
Am 12. Juni 1821, vor 194 Jahren, wurde in Darmstadt, im Haus der Familie, Obere Baustraße, heute Elisabethenstraße, Luise Büchner geboren.
Nach dem großen Erfolg ihrer Schrift „Die Frauen und ihr Beruf“ (hier ist die von ihr umfangreich überarbeitete und erweiterte Ausgabe letzter Hand, die 4. von 1872, verlinkt) veröffentlichte sie zahlreiche Aufsätze und Erzählungen. 1862 erschien in Berlin ihr Gedichtband „Frauenherz“.
Luise Büchners bleibende Qualität liegt nicht in ihrer lyrisch-belletristischen Begabung, vieles davon ist heute nur noch als Reminiszenz an sie zu lesen. Bedeutend bleibt sie als Frauenrechtlerin. Aber immer wieder finden sich Texte, in denen die persönliche Betroffenheit der Autorin unübersehbar ist. Dies gilt ganz besonders für Texte, die als guter Rat für das Leben einer Frau verfasst sind – so wie hier, wo wir buchstäblich das schwere Los einer mutigen, ledigen, konsequenten Frau des 19. Jahrhunderts nachlesen können:
Guter Rath
Still mußt du werden, pochend Herz,
Still wie der Stern am Himmelszelt,
Wie er, mußt unberührt du steh’n
Vom nicht’gen Treiben dieser Welt.
Still mußt du werden wie der Fels,
An dem sich wild die Brandung bricht;
Ob auch ein Schifflein jach zerschellt
An seinem Fuß, er fühlt es nicht.
Still mußt du werden wie der Schwan,
Der lautlos schwimmt den See dahin,
Wie einsam er die Fluth zertheilt,
Mußt du des Lebens Kreise zieh’n.
So stolz mußt steh’n du, so allein,
Dann wirst du froh und glücklich sein.
Doch ach! du seufzest leise: nein,
Nicht froh, nicht glücklich werd‘ ich sein!
O, ich versteh‘ dich, glühend Herz,
Zu heiß liebst du das Leben noch,
Trotz seinen Schmerzen, seiner Qual,
Trotz seiner Noth liebst du es doch.
So schlag‘ in Menschenleid und Lust,
So dulde denn und klage nicht,
Sei einsam eher nicht und kalt,
Nicht still, als bis der Tod dich bricht!
Donnerstag, 12. Februar um 19 Uhr Literaturhaus (Kennedy-Haus, Kasinostr. 3), Vortragssaal
Victoria Woodhull (1838-1927) – die erste Frau, die Präsidentin von Amerika werden wollte
Vortrag von Antje Schrupp (Frankfurt)
Sie war ein Mädchen aus der Unterschicht, das einen ungewöhnlichen Aufstieg schaffte: Victoria Woodhull, Zeitungsmacherin, Frauenrechtlerin und Sozialistin. Sie versammelte Teile der Frauenbewegung und der Arbeiterbewegung hinter sich und kandidierte 1872 in einer Aufsehen erregenden Kampagne bei den Präsidentschaftswahlen in den USA – fast 50 Jahre vor Einführung des Frauenwahlrechts. Ihre Aktivitäten waren ein Dorn im Auge auch von vielen fortschrittlichen Frauen und Männern: Der USA-Korrespondent der Gartenlaube, Otto von Corvin, ein alter 48er überschrieb seinen Bericht über die Kandidatur: Victoria Woodhull, der größte Humbug Amerika’s.
Bibliotheksgespräch: Luise Büchners Berichte über die ersten Ärztinnen in Amerika
In gemütlicher Runde bei Tee und Gebäck wollen wir einen Blick in Luise Büchners Schriften mit Thema Amerika werfen.
Eintritt frei, Spenden willkommen
Sonntag, 8. März Internationaler Frauentag
Von der Marktfrau zur Studentin Treffpunkt 14 Uhr am Marktbrunnen
Stadtrundgang auf Frauenspuren mit anschließendem Besuch der neuen Universitäts- und Landesbibliothek, wo wir im Sonderlesesaal alte Modezeitschriften und – bücher anschauen werden.
Mittwoch, 29. April 19 Uhr
Barbara Sichtermann (Berlin): Ich rauche Zigarren und glaube nicht an Gott – Ein Hommage an Louise Aston Literaturhaus (Kennedy-Haus, Kasinostr. 3), Vortragssaal
Sie war die deutsche George Sand, nicht nur wegen Zigarren und Hosen. Louise Aston ging mit Männern in Gastwirtschaften, mischte sich in die Politik ein, veröffentlichte unter eigenen Namen und wählte ihre Liebhaber selbst.
Barbara Sichtermann gehört zu den führenden Intellektuellen Deutschlands. Sie ist Autorin zahlreicher erfolgreicher Bücher. Ihre „Kurze Geschichte der Frauenemanzipation“, erschienen 2009, ist eines der besten Bücher über den langen Weg der Frauen zur Gleichstellung der Lebenschancen.
Eintritt: 6 Euro, für Mitglieder der Luise Büchner-Gesellschaft frei
Samstag, 25. April Tagesausflug nach Gießen mit dem Busunternehmer Brückmann. Abfahrt um 8 Uhr auf dem Parkplatz des Jugendstilbads (Merckplatz)
Das Museum in Butzbach
Gedenkstein für Friedrich Weidig auf dem von ihm errichteten ersten Sportplatz in Hessen
Führungen auf den Spuren der Büchnergeschwister und anderer Frauen und Männer in Gießen und Butzbach.
Teilnahmegebühr (Busfahrt+ Führungen): 32 Euro
Anmeldung bei Ilse Kuchemüller.
Email: ilse.kuchemueller@t-online.de
Tel.: 06151/44400
Donnerstag, 21. Mai um 19.30 Uhr
„Ich, die Verworfenste der Welt“ Vortrag von Dr. Jutta Schütz mit Bildern und musikalischer Begleitung durch den Gitarristen David Beyer Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Als „Zehnte Muse“, als „Phönix von Amerika“, wurde die mexikanische Nonne Sor Juana Inés de la Cruz im 17. Jahrhundert gefeiert. Für eine Frau des Kolonialreiches Neu-Spanien hat sie einen beispiellosen Ruhm erlangt – und das mit überwiegend weltlicher Lyrik. Sie stand im Briefwechsel mit herausragenden Gelehrten und stritt um das Recht der Frau, sich zu bilden. Im 20. Jahrhundert wurde Sor Juana wiederentdeckt. Octavio Paz, Mexikos Nobelpreisträger für Literatur, hat ihr einen Essay gewidmet. Maria Bemberg drehte einen Film über ihr Leben, ihre Hauptwerke wurden erneut ins Deutsche übersetzt.
Eintritt: 6 Euro, für Mitglieder der Luise Büchner-Gesellschaft frei
Sonntag, 31. Mai: Tag für die Literatur in Hessen
Der Schwerpunkt des 5. hessischen Literaturtags liegt auf „Naturerlebnissen“, also auf Veranstaltungen, die entweder open air stattfinden, oder die Landschaftsbeschreibungen und Naturerlebnisse thematisch in den Mittelpunkt stellen. Unsere Veranstaltung erfüllt beide Kriterien: In dem wunderschönen Barockgarten des Prinzen Georg und seiner Gemahlin, Prinzessin Marie Luise Albertine wollen wir die Geschichte des Gärtnerinnenberufs anhand literarischer Texte kennenlernen und anschließend im ehemaligen Gartenhaus des Kavalleriegenerals Pretlack Gedichte und Texte von Luise Büchner zur Natur und Landschaft hören.
15 Uhr: Gärtnerin als Beruf – Rundgang mit Agnes Schmidt Treffpunkt im Herrengarten am Eingangstor zum Prinz-Georg-Garten
Luise Büchner: Auf dem Lande, namentlich in der Nähe größerer Städte würde sich auch am schönsten ein Berufszweig entwickeln, den wir nicht gerade neu nennen können, weil er in Frauenklöstern schon im Mittelalter mit großem Geschick gepflegt wird, wir meinen die Gärtnerei, die Obst-, Gemüse- und Blumenkultur.
16 Uhr: „Wie bist du schön, o Rose!“ – Musikalische Lesung im Pretlackschen Gartenhaus
Lesung: Dr. Jutta Schütz und Sigrid Schütrumpf Musikbegleitung: Marcella Hagenauer
Luise Büchner (1821-1877) ist vor allem als Autorin von Schriften zur Frauenfrage bekannt. Die hochbegabte Tochter des Medizinalrats Ernst Büchner und seiner Frau Caroline schrieb jedoch auch Gedichte im Stil der romantischen Dichtung jener Zeit sowie Erzählungen und Reiseberichte. Die Luise-Büchner-Gesellschaft stellt eine Auswahl aus Luise Büchners Gedichtband „Frauenherz“ und Auszüge aus ihren Reiseberichten vor.
Die fettgesetzten Texte sind Tweets, die ich mit dem Hashtag #LuBuGe von der Preisverleihung aus geschrieben habe
Lisa Ortgies und Agnes Schmidt beim Darmstadt-Stadtplan an der Stadtmauer
Essen mit Vorstand und Jury am Vorabend
J Breckner von @Echo_Online dramatischer Strukturwandel braucht journalistische Kompetenz und Qualität
Johannes Breckner, Feuilletonchef beim Darmstädter Echo, bei seinem Grußwort
Marie-Christine Förster für Lionsclub LouiseBüchner gratuliert. Eigenes Motto ist „Aus dem Leben“ von LB
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Publikum. Erste Reihe v.l.: Stadträtin und Jurymitglies Iris Bachmann, M.-C. Förster, Vors. d. Lions-Club Louise Büchner, Agnes Schmidt, Lisa Ortgies, OB J. Partsch, B. Mika, J. Breckner. Zweite Reihe Mitte Jurymitglied Hans Sarkowicz, „Büchnerbandit“ Thomas Heldmann, Stadträtin H. Förster-Heldmann
OB Partsch: nächste Darmstädter Schule wird nach Luise Büchner heißen. Dafür ist es höchste Zeit!
Oberbürgermeister Jochen Partsch beim Grußwort zum Luise Büchner-Preis 2014
Bascha Mika Weibliche Berufstätigkeit ist Lebenserfüllung wusste schon LB. Es geht um Befreiung aus Unmündigkeit
Bascha Mika
B Mika zitiert Ortgies: Feminismus hat viele Stärken, aber bisschen wenig Humor und Sexapeal
B Mika lobt Preisjury: Kein vernagelter Emma-Feminismus
B Mika über Ortgies‘ Weggang von Emma: Du hast Alice herausgefordert, sie ist an Dir gescheitert
B. Mika, L. Ortgies
B Mika nur in D werden aus Peanuts wie Frauenquote Kokosnüsse, die Männern auf den Kopf fallen und Sinne vernebeln
Der Luise Büchner Preis für Publizistik ist verliehen!
Vereinsvorsitzende Agnes Schmidt überreicht den Preis an Lisa Ortgies
Preis hat besondere Aura insbesondere durch Bezug auf Vorkämpferinnen und Kontinuität
Lisa Ortgies bei ihrer Dankesrede
Socialfreezing ist übergriffig, gleichzeitig nur 6% Männer in Teilzeitarbeit
Einfluss des Weiblichen noch nicht an dem Punkt, an dem LB applaudieren würde
Lisa Ortgies
Erhebungen, Statistiken, Förderprogramme wg Frauenrolle überholt. Jetzt tun! Prämien an Abteilungen für gute Quote!
Nur 18% aller Leitartikel schreiben Frauen – und dies nur dank taz und FR
unter den Netzaktivistinnen und Bloggerinnen von heute ist die eine oder andere künftige Chefredakteurin!
Vorstand mit Preisträgerin und Laudatorin – v.l.n.r. Dr. C. v. Prümmer, P. Brunner, A. Schmidt, L. Ortgies, H. Dieckmann, B. Mika, Dr. J. Schütz, I. Kuchemüller