Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Büchner (Seite 34 von 45)

„… eine der angenehmsten und unterhaltsamsten Personen, welche ich jemals gesehen habe“*

 

Vor zahlreichen Gästen hat der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch Agnes Schmidt, der Vorsitzenden der Luise-Büchner-Gesellschaft, am 23. August die bronzene Verdienstmedaille der Stadt Darmstadt verliehen.

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In seiner Ansprache schilderte er ihren Lebenslauf, beginnend mit der Buchhandelslehre, danach dem Studium der ungarischen Sprache und Literaturwissenschaften in Budapest und den Weggang aus Ungarn „der Liebe wegen“ nach Darmstadt, wo sie „Tochter und Sohn zu urteilsfähigen und kritischen Menschen erzog“. Mit dem Böckel-Zitat machte er auf Gemeinsamkeiten zwischen Agnes Schmidt und Caroline Büchner (mit der sie den Geburtstag am 19.8. teilt!) aufmerksam, auch wenn Caroline ein Studium versperrt blieb. Nach der Zeit als Hausfrau und Mutter ging sie neue Wege: im Alter von 47 begann sie das Studium der Soziologie in Darmstadt, gründete den Kranichsteiner Literaturverlag mit, gab dort mehrere Bücher heraus, und „schenkte 1998 Darmstadt die Luise-Büchner-Bibliothek, womit sie einen entscheidenden Schritt dazu tat, die Erinnerung an die bedeutende Darmstädterin zu erhalten. Sie trug dazu bei, in besonderer Weise Alltag und Lebensweg von Frauen in verschiedenen Epochen erfahrbar zu machen; das Entdecken weiblicher Biographien als Vorbilder.“ Konsequent folgte die Gründung der Luise-Büchner-Gesellschaft und – seit 2012 – auch die Verleihung des Luise-Büchner-Preises für Publizistik, dessen erste Verleihung „bei einer sehr eindrucksvollen Feier“ stattfand. Für Darmstadt sind auch die vier Stadtrundgänge „aus Frauensicht“, die sie mitverfasst hat, von hoher Bedeutung.

 

In einem Leserbrief zur Anbringung einer Plakette, die zwar an Ernst Büchner, aber zu Unrecht nicht an seine bedeutende Frau erinnert, schildert sie Caroline, die ihre Kinder zu aufgeklärten und kritischen Menschen machte und dazu erzog, Frauen und Männer als gleichwertig und gleichberechtigt zu verstehen. Agnes Schmidt „hat stets daran erinnert, dass Frauen in allen Zeiten mindestens die Hälfte beigetragen haben oder, wie bei den Büchners, vermutlich sogar mehr als das“.

 

Zu dem Wunsch Agnes Schmidts, es solle in Darmstadt endlich eine Schule nach Luise Büchner benannt werden, sagte der OB: „Auf den neuen Konversionsflächen, wenn die neuen Stadtteile entstehen und sie werden entstehen, wird mit einem Viertel, einer Schule oder einer Straße Luise Büchner ein angemessener Platz in unserer Stadt gegeben werden.“

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Agnes Schmidt erhalte mit der Plakette eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Darmstadt. Sie wird verliehen an Personen, die sich durch in oder für Darmstadt vollbrachte und über ihre Grenzen hinaus wirkende politische, wissenschaftliche, künstlerische, wirtschaftliche oder andere gemeinnützige Leistung besonders ausgezeichnet und dadurch besonders verdient gemacht haben.

Er schloss „mit Dank für alles für unsere Stadt, die Wissenschaft und die Gleichberechtigung Getane und auf gute Zusammenarbeit auf dem immer noch langen und steinigen Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft!“

In ihrer knappen Dankesantwort sagte Agnes Schmidt:

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„Es gibt in der Geschichte sehr viele Männer, die die Frauenbewegung unterstützt haben, in unserer Stadt sind auch einige, und dazu gehört auch Oberbürgermeister Partsch. … Es geht um die sensiblen Hintergründe, wo in uns selber, in Männern und Frauen, diese 2.000, 5.000 Jahre Geschichte nachwirkt, es ist unglaublich, wie tief in uns drin noch diese Geschlechterdifferenz und die Unterordnung eines Geschlechtes unter das andere noch in unserem Denken und Handeln verankert ist. … Luise Büchner war immer dafür, in den Emanzipationsprozess auch die Männer einzubeziehen, … das kommt vielleicht von der guten Erfahrung und dem Mitlernen mit ihren Brüdern, das hat sie dazu bewegt, immer zu sagen: `wir müssen mit den Männern zusammenarbeiten´ – und sie hat immer hinzugefügt: `die haben das Geld und die haben die Macht´“.

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Unnötig zu sagen, dass es uns schon lange überfällig erschien, in Agnes Schmidt eine großartige Autorin, Forscherin, Frauenrechtlerin und – glücklicherweise – gute Freundin zu ehren!

 

 

* Aus einem Brief von Eugéne Böckel vom 16. Januar 1836 an Georg Büchner über dessen Mutter Caroline Büchner

Sehet, es kroch so nackt und weich in die Welt wie ihr

Der Verfasser ist royalistischer Sympathien ähnlich unverdächtig wie die Familie, die Gegenstand dieses Blogs ist.

 „ … der Mensch … heißt: unverletzlich, heilig, souverän, königliche Hoheit. Aber tretet zu dem Menschenkinde und blickt durch seinen Fürstenmantel. Es ißt, wenn es hungert, und schläft, wenn sein Auge dunkel wird. Sehet, es kroch so nackt und weich in die Welt wie ihr und wird so hart und steif hinausgetragen wie ihr…” (Der Hessische Landbote) 

Dennoch konnte ich nicht vermeiden, die minütlich aktuellen Niederkunfts-Meldungen der britischen Battenberg-Nachfahren wahrzunehmen. Berufenere als ich haben geschildert, wie Alexander von Hessen und seine „unstandesgemäße“ Gattin von Hauke zu dem damals längst ausgestorbenen Titel derer von Battenberg kamen – hier die Details in wikipedia.

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Anton Büchner (1887 – 1985) um 1910

Der schließlich hervorgebrachte Sprössling teilt allerdings ein Schicksal mit einem wesentlich unbekannteren Büchner-Nachfahren: Anton Büchner, Wilhelm Büchners Enkel, Georg Büchners Großneffe, der erste Biograph der Familie Büchner, war vom Büchner-Fieber so unheilbar befallen, dass sein 1920 geborener Sohn die Vornamen Georg Alexander Wilhelm Ludwig, also sämtliche Vornamen seiner Urgroßonkel, trug.

 

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Georg Alexander Wilhelm Ludwig Büchner
mit seiner Stiefmutter Maria, geb. Hoesch, 1948 

 

Der jüngste Windsor-Battenberg heißt immerhin George Alexander Louis, und den fehlende Vornamen Wilhelm trägt sein Vater William – das klingt doch verdächtig nach republikanischen Sympathien im britischen Königshaus?!

Das fängt ja gut an – Büchner200 in Darmstadt am 29. 6. 2013

Meist nutze ich die „sozialen Netzweke“ im Zusammenhang mit den Geschwistern Büchner, um dort auf diesen Blog hinzuweisen.

Nach den Nutzerstatistiken bewährt sich das – die Zugriffe nach der Mitteilung, dass es hier Neuigkeiten gibt, steigen signifikant.

Heute nutze ich die Möglichkeit, eine größere Anzahl von Bildern online zu stellen, die mir Google bietet, und verlinke ausnahmsweise einmal von hier nach dort:

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Mit Mausklick auf das Bild kommen Sie zu einem kleinen Bilderalbum mit ersten Eindrücken vom Darmstädter Festival Büchner 200,
das am 29.6. mit einem Maskenzug vom Theater an den Bahnhof und einem anschließenden wunderbaren Fest eröffnet wurde.

 

 

Einladung zum Auftakt des Darmstädter Festival Büchner 200 am 29. Juni

Sehr geehrte, liebe Damen und Herren,

Freundinnen und Freunde,

a​m Samstag beginnt das Darmstädter Büchner-Festival „Büchner200″.

N​ach der Aufführung von Büchners Leonce und Lena im Staatstheater beginnt um 20:30 eine große Büchner-Aktion auf dem Büchner-Platz (vor dem Theater), zu der ich Sie ganz herzlich einlade. Machen Sie sich mit Ihren Freunden und Verwandten einen wunderbaren Büchner-Abend in Darmstadt, tragen Sie mit hunderten von anderen Gästen die schöne Büchner-Maske mit dem großartigen Holzschnitt von Helmut Lortz,

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spazieren Sie in einer Demonstration, bei der Vermummung ausdrücklich erbeten ist, vom Theater zur Büchner-Box am Bahnhof (oder begleiten Sie den Zug ganz kommod im mitgeführten Bus), freuen Sie sich mit Ann Dragies‘ Clowns und der Musik von Papa Legbas Blueslounge, „Face Büchner“ mit dem Theaterlabor und Basstubation und erwarten Sie gespannt die Überraschungen der läd naid sürpries des Theaterensembles (Details auch unter http://www.ztix.de/Centralstation/infos/5485001.html).
Und das ist erst der Anfang.
Mit diesem Auftakt beginnen neun Wochen voller Büchner-Experimente und -Interpretationen, Vorträge, Erzählungen, Aufführungen und Berichte. A​uf der website http://www.buechner200.de/ finden Sie umfangreiche Informationen, Bilder und das ständig aktualisierte Veranstaltungsprogramm​.
Selbst wenn Sie es wirklich nicht schaffen, am Samstag nach Darmstadt zu kommen, bleiben Sie aufmerksam. Die Büchner-Box auf dem Platz vor dem Darmstädter Hauptbanhof und das daneben liegende Landidyll „Königreich Popo“ erwarten Sie!

S​ehen wir uns? Wir sehen uns!

Auf bald

Herzlich

Ihr

Peter Brunner ​

Ein unbekannter Text über das Leben der Büchners in Darmstadt

Die Luise-Büchner-Gesellschaft beging am 24. Juni 2013 ihre regelmäßige Jahreshauptversammlung.

Die Formalia konnten ohne Einspruch und Diskussionen abgearbeitet werden, der Vorstand wurde einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen entlastet.

Zur Versammlung erschien als Jahresgabe für die Mitglieder ein  Auszug aus einem Büchner-Interessierten bisher unbekannte gebliebenen Text, den ein Verwandter, der Berliner Geheime Oberregierungsrat Wilhelm Welcker (1859 – 1934) 1921 verfasst hat, mit einer Einleitung und ausführlichen Erläuterungen von mir. Dazu habe ich einen kommentierten Stammbaum von Johann Jakob Büchner (1753 – 1835), dem Großvater der „Geschwister Büchner“, erstellt, der im (gerade noch lesbaren…) Format DIN A 2 gedruckt und dem Text beigelegt wurde.

Hier die beiden Dokumente.

2013_LuBuGe_Jahresgabe_AuszugWilhelmWelckerUeberBuechners

2013_LuBuGe_Jahresgabe_Stammbaum_1

 

Großformatige, farbige Ausdrucke erhalten Mitglieder auf Anfrage vom Verein. Nicht-Mitgliedern bieten wir die beiden Dokumente zum Preis von 10 € incl. Verpackungs-/Versandkosten (in Deutschland, Auslandsversand auf Anfrage) zur Bestellung an. 

 

Bitte bestellen Sie unter dem Stichwort „Jahresgabe 2013″  hier (oder, noch besser für Sie und uns, werden Sie Mitglied!):

 

Luise-Büchner-Gesellschaft e.V.
Literaturhaus
Kasinostraße 3

64293  Darmstadt

oder per Mail: LuiseBuechner@aol.com

 

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