Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Büchner (Seite 12 von 45)

Ein rührendes Erinnerungsstück – Kleine Sensation im Keller des Büchnerhauses gefunden

Mit einem Nachtrag vom 1.4. (s.u.)

In einer kleinen Schatulle im Keller des Goddelauer Büchnerhauses fand ich gestern Nachmittag ein zusammengefaltetes, französisch besticktes Leinentüchlein, das ohne Zweifel Georg Büchners „Schnuller“, sein Lutschbeutel, war.

Die geöffnete Kellertreppe im Boden von Georg Büchners Geburtshaus

Name und Datum lassen keinen Zweifel zu.

Charles George Buechner

XVII Octobre MDCCCXIII

Der eingestickte Text – besonders liebenswert
durch den Schreibfehler des fehlenden „s“ bei „Georges“

Ein erster Augenschein lässt bei den kleinen dunklen Überresten in den Stofffasern auf Mohn schließen, ein weiterer Beweis für die Verwendung des Stoffstückes als Schnuller: Schlafmohn, der in der Gegend angebaut wurde, war ein probates Mittel, schreiende Säuglinge zu beruhigen.

Es darf vermutet werden, dass das Tüchlein von der Großmutter Reuß für ihr erstes Enkelkind bestickt wurde, das erklärt auch die französische Form von Name und Datum. Der Enkel Alexander schildert anschaulich, dass sie noch als alte Frau in Darmstadt französisch parlierte.

Das Tüchlein wird nach einer ausführlichen Untersuchung in den Labors der Darmstädter Firma Merck, die freundlicherweise ihre Bereitschaft zur Unterstützung bei der Analyse angeboten hat, einen Platz in der Dauerausstellung des Museums finden. Merck war ein großer Abnehmer des von den Bauern der Umgebung Darmstadts angebauten Schlafmohns.

Im Büchnerhaus, das seine Ausstellung mit dem Schicksal beginnen musste, dass kein einziges Originalstück aus dem Leben Georg Büchners gezeigt werden konnte, findet sich in Zukunft neben dem mittlerweile in Pfungstadt aufgefundenen Fragment des Grabsteins aus Zürich als Memento auf den frühen Tod dieser kleine Schatz als ebenso wirksame Erinnerung an die allererste Zeit des kleinen Riedstädter Doktorkindes.

In einer dieser Vitrinen wird das Stofffragment künftig gezeigt werden

Ob und welche Schlüsse die Forschung auf mögliche Folgen des frühen Kontakts des jungen Georg mit Schlafmohn, (dessen lateinischer Name Papaver somniferum, schlafmachender Mohn, auf seine verbreitete Verwendung deutet) zieht, bleibt zunächst dahingestellt.

Nachtrag vom 1.4.2017:

Während Herr Worm im Kommentar (s.u.) die Glaubwürdigkeit der Nachricht anzweifelt, haben mich andererseits mehrere Büchnerfreunde auf durchaus bemerkenswerte Hinweise zu Büchner und Drogen aufmerksam gemacht:

Eine ganz besondere Brisanz erhält die Abbildung einer Mohnkapsel in Alexis Mustons Skizzenbuch von der Wanderung aufs Felsenmeer:

Skizzenbuch von Alexis Muston. Büchner auf dem Felsenmeer. Abbildungsnachweis: Jean Pierre Trouchaud, Fonds Muston; Leihgabe an das Freie Deutsche Hochstift Frankfurter Goethe-Museum

Und schon Dezember 1833 schreibt Georg Büchner an die Eltern (!): „Ich bete jeden Abend zum Hanf und zu d. Laternen.“, im März 1835 an Gutzkow: „Wenn es einmal ein Misjahr gibt, worin nur der Hanf geräth!“ Das könnte wörtlicher gemeint sein, als es bisher interpretiert wurde.

Von Eugene Boekel, dem Freund, wissen wir aus seinem Brief vom 11.1.1837 zwar, dass Büchner Tabakrauch mied, wenn er allerdings, was immerhin nach dem neuen Fund möglich erscheint, an die orale Aufnahme von Drogen gewöhnt war, hat ihm Minna vielleicht in Straßburg das eine oder andere Plätzchen gebacken?

 

 

von Peter Brunner

Peter Brunner

Peter Brunner

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Edschmids Büchner/Weidig-Roman wieder im Buchhandel

Die Edition Büchnerland wird in Zukunft gelegentlich Texte aus dem Forschungs- und Berichtsumfeld Georg Büchners, seiner Familie und deren Zeit vorlegen – stets als book on demand, gelegentlich parallel als e-book, und immer (und sehr bewusst!) als Gegenstand des Buchhandels.

Am vergangenen Sonntag, dem 19.2. 2017, Georg Büchners 180. Todestag,  wurde im Literaturhaus Darmstadt die Neuveröffentlichung von

Kasimir Edschmids Büchner-Roman
„Wenn es Rosen sind, werden sie blühen“

vorgestellt. Der Band erscheint als book on demand bei BOD und wird so weltweit recherchier- und bestellbar.

Christian Suhr, Peter Brunner und Heiner Dieckmann mit dem ersten Exemplar

Das Buch ist unter der ISBN 9783743149342 zum Ladenpreis von 29,90 ab dem 13.3.2017 lieferbar. Jede serviceorientierte Buchhandlung nimmt Bestellungen dafür gerne entgegen.

Noch 2009 hat der verdienstvolle Büchner-Beobachter Dietmar Goltschnigg im „Büchner Handbuch“ Edschmids Roman als „bedeutendstes belletristisches Werk der Nachkriegsjahre“ zum Thema Büchner bezeichnet. Die gleichnamige Inszenierung der BüchnerBühne bringt den Text auf die Bühne, Helmut Herbst hat ihn unter dem Titel „eine deutsche revolution“ 1982 verfilmt.

Edschmid ist es gelungen, einen biographischen Roman über zwei Revolutionäre des 19. Jahrhunderts, Georg Büchner und Friedrich Weidig, als Lehrstück von Widerstand und Verfolgung, Flucht und politischem Terror zu schreiben, der bis heute lesenswert geblieben ist.

Hermann Schlösser, Edschmids Biograf, schreibt: „Wer diesen kunstvoll gestalteten, politisch verantwortungsvollen Roman heute liest, begibt sich also auf eine doppelte Zeitreise: Die erste führt in die dreißiger Jahre des 19., die zweite in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Denkt man diese beiden Zeitschichten ineinander, gewinnt man eine Vorstellung von der besonderen Qualität des Romans, der lange vergriffen war und nun erfreulicherweise wieder zugänglich gemacht wird.“

von Peter Brunner

Peter Brunner

Peter Brunner

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… und ein groß Publikum mit so wenig Geschmack, als möglich.

… und bitte den lieben Gott um einen einfältigen Buchhändler und ein groß Publikum mit so wenig Geschmack, als möglich. Man braucht einmal zu vielerlei Dingen unter der Sonne Muth …..

Mit diesem – zugegeben nicht besonders werbekompatiblen – Büchnerzitat stellt sich eine neue Edition vor: mit der Edition Büchnerland haben sich Peter Brunner, Heiner Dieckman und Christian Suhr vorgenommen, neue oder vergriffene Texte verfügbar zu machen.
Als erster Band erscheint zu Georg Büchers 180. Todestag am 19. Februar die Wiederauflage von Kasimir Edschmids Büchner-Roman „Wenn es Rosen sind, werden sie blühen“.
Noch 2009 hat der verdienstvolle Büchner-Beobachter Dietmar Goltschnigg im ‚Büchner Handbuch‘ Edschmids Roman als ‚bedeutendstes belletristisches Werk der Nachkriegsjahre‘ zum Thema Büchner bezeichnet. Die gleichnamige Inszenierung der BüchnerBühne bringt den Text auf die Bühne, Helmut Herbst hat ihn unter dem Titel „eine deutsche revolution“ 1982 verfilmt.
Edschmid ist es gelungen, einen biographischen Roman über zwei Revolutionäre des 19. Jahrhunderts, Georg Büchner und Friedrich Weidig, als Lehrstück von Widerstand und Verfolgung, Flucht und politischem Terror zu schreiben, der bis heute lesenswert geblieben ist.
Hermann Schlösser, Edschmids Biograf, schreibt: „Wer diesen kunstvoll gestalteten, politisch verantwortungsvollen Roman heute liest, begibt sich also auf eine doppelte Zeitreise: Die erste führt in die dreißiger Jahre des 19., die zweite in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Denkt man diese beiden Zeitschichten ineinander, gewinnt man eine Vorstellung von der besonderen Qualität des Romans, der lange vergriffen war und nun erfreulicherweise wieder zugänglich gemacht wird.“


Am Sonntag, dem 19. Februar 2017, Georg Büchners 180. Todestag, stellen die drei Verleger das neue Buch bei einer Veranstaltung der Luise Büchner-Gesellschaft vor. Neben einem Editionsbericht „über die Herausgabe von Texten als book on demand“ und Informationen über künftige Verlagspläne wird Christian Suhr Passagen aus dem Theaterstück präsentieren.

Zur Neuherausgabe von Kasimir Edschmids Büchner/Weidig-Roman

„Wenn es Rosen sind, werden sie blühen“

Literaturhaus Darmstadt, Kasinostraße 3,

Sonntag, 19. Februar, 16 Uhr

Eintritt frei

von Peter Brunner

Peter Brunner

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Zum Landboten bitte hier entlang

Ausnahmsweise gibt es hier statt des Beitrages nur einen link – für ihr Blogevent #MeinKlassiker habe ich Birgit Böllinger für Sätze und Schätze einen Beitrag über den Hessischen Landboten geschrieben. Zu ihrem Blog schreibt sie:

 „ … seit 2013 finden sich unter dem Titel „Sätze&Schätze“ die literarischen Sätze und Schätze, die sich in einem Leserleben ansammeln: Schwerpunkte liegen auf der Literatur der Weimarer Republik, nordamerikanischen Autoren sowie zeitgenössischer deutschsprachiger Literatur. Ab und an werden literarische Orte vorgestellt und Kunst geschaut, weil Lesen eben doch nicht alles ist…
Der Blog ist ein reines Freizeitvergnügen von Birgit Böllinger, Jahrgang 1966, im Hauptberuf Pressesprecherin einer Gebietskörperschaft in Bayern. Regelmäßig bringen auch Gastautoren frischen Wind und neue Ansätze auf die Seite, die sich mit Lust&Leidenschaft Sätzen&Schätzen der Literatur verschrieben hat.”

Die entstandene Reihe (sie schreibt ganz zu Recht, dass das ein Adventskalender hätte werden können …) ist auf charmante Art illuster und individuell – sowohl was die vorgestellten Texte wie was die Persönlichkeiten der Beitragenden angeht. Ich freue mich also sehr, wenn Sie jetzt erst meinen Beitrag

#MeinKlassiker (22): Für Peter Brunner ist das #MeinBüchner

und dann auch alle anderen lesen!

Übrigens ist es ganz einfach, diesen Blog, Birgits „Sätze und Schätze“ und auch fast alle anderen, für die sich das lohnt, nicht aus den Augen zu verlieren: Blogs lassen sich (sehr gerne) abonnieren; meist mittels Anmeldung, die hier bspw. rechts unter „Registrieren“. Dann kommt nach jedem neuen Beitrag eine Erinnerungs-Mail. Das kostet und verpflichtet zu nichts!

 

von Peter Brunner

Peter Brunner

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Der Gipfel des Ruhms

In Hessen wurde beschlossen, nicht das historische Ereignis der Proklamation Groß-Hessens durch die amerikanische Militärregierung am 19. September 1945, die Historiker bisher stets für den Gründungsakt des neuen Landes hielten, zu feiern, sondern den 1. Dezember 1946, an dem die neue Verfassung durch Volksabstimmung angenommen wurde. Kritische Stimmene behaupten, das sei einfach der Tatsache geschuldet, dass 2015 niemand früh genug an das Jubiläum erinnert habe …

Für die historische Perspektive allerdings, und das rechtfertigt den Termin, hat die vom Volk beschlossene Verfassung tatsächlich die größere Bedeutung behalten.

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Beuschergruppe im historischen Saal des IG-Farben-Hauses in Frankfurt, wo 1945 Eisenhower die Gründung von „Groß-Hessen“ proklamierte

Jetzt wird jedenfalls gefeiert, was das Zeug hält:

„Laut und lustig geht es dann wieder beim Elvis-Auftritt zu, inklusive hysterischer Mädchen. Elvis Presley (1935-1977) war von 1958 bis 1960 als Soldat in Friedberg stationiert. Etwas zu lachen gab es auch, als der Schauspieler und Kabarettist Michael Quast rund 20 Jahre hessische Geschichte in viereinhalb Minuten steckte. Mit einem Ausschnitt aus dem Theaterstück „Woyzeck“ wurde dem (sic – pb) Schriftsteller Georg Büchner (1813 – 1837) gedacht, dessen Geburtshaus in Riedstadt bei Darmstadt steht. Auch die Erinnerung an den Parade-Hessen und „Blauen Bock“-Moderator, Heinz Schenk, wurde wieder lebendig, als eine Aufzeichnung von „Es ist alles nur geliehen“ über die große Leinwand flimmerte.” (Offenbach-Post am 1.12.16 über die Feierlichkeiten am 30. 11. im Wiesbadener Kurhaus)

Der Erwähnung Büchners war es noch nicht genug. Im Artikel über das eigens zum Jubiläum geschaffene Sammelbilderalbum erwähnt ihn Viola Bolduan im Darmstädter Echo am 7. Dezember mitsamt seiner Familie ausführlich – in einem Parforceritt durch hessische Prominenz von den Grimms zu Paul Kuhn. Das „Medienbüro juststickit“ hat das Album auf Anregung der hessischen Staatskanzlei und unterstützt durch Mitarbeiter der Verlagsgruppe Rhein-Main unter Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsidenten herausgebracht. Da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Pustekuchen.

Dankenswerterweise hat das ECHO den Bericht von Frau Bolduan mit einer Auswahl der Bildchen illustriert, die da in Tütchen á 5 Stück unter die sammelwütigen Hessen gebracht werden – und dankenswerterweise auch das, unter dem „Georg Büchner“ steht.

 

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Ausriss aus dem Darmstädter Echo vom 7. 12. 2016

 

Das kennen wir nun leider gut, und wir müssen selbstkritisch akzeptieren, dass dieses Blog bestenfalls Brechts Formulierung „hat Vorschläge gemacht“ entsprechen kann. Hier wurde ja mehrfach und ausführlich (am gründlichsten von Jan-Christoph Hauschild) darauf hingewiesen, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir dort Georg Büchner vor uns haben.  Im „Büchner-Portal“ von Burghard Dedner wird das Bild heute (als Illustration der Zeittafel „Darmstadt und Giessen 1833 – 1835″ mit der Bemerkung präsentiert: „Vermutlich im Dezember 1833 fertigt der spätere Frankfurter Theatermaler August Hoffmann die Zeichnung „Junger Mann mit Notenblatt“. Der darauf Dargestellte ähnelt dem unter dem Namen „Büchner im ‚Polenrock'“ bekannt gewordenen Porträt, das ebenfalls von Hoffmann stammt. Wahrscheinlich entstanden beide Zeichnungen etwa gleichzeitig. August Hoffmann war ein Schwager von Büchners Onkel Georg Reuß.“. So viel Platz ist halt beim besten Willen auf keinem Sammelbildchen.

Die Redaktion von juststickit schreibt mir:

Hallo Herr Brunner,

das Büchner-Bild stammt ja von August Hoffmann, der Büchner mit Bleistift gezeichnet hat.
Dass das Bild nicht ganz zweifelsfrei Büchner zeigt, steht ja auch im Wiki-Eintrag. 
Wir fanden das Bild, das wir letztlich verwendet haben, sehr schön. Beim Vergleich dieses Bildes, mit jenem, das Büchner zweifellos zeigt, fanden wir außerdem: Die Ähnlichkeit ist verblüffend.
Insofern haben wir beschlossen, den Sammlern ein Bild zuzumuten, das Büchner nur mit hoher Wahrscheinlichkeit zeigt. Wir glauben: So oder so ähnlich wird er ausgesehen haben – und hoffen, wir liegen damit nicht ganz falsch!
Herzliche Grüße, bleiben Sie uns (hoffentlich) gewogen
Alexander Böker
Juststickit GbR
Medienproduktion

 

Wir hätten da einen anderen Vorschag:

 

panininichtbuechnerfrei

 

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von Peter Brunner

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