„Friede den Hütten, Krieg den Palästen“! scheint die simple Antwort zu sein. Seit kurzem steht fest, dass es mindestens eine weitere Parole gibt, die Weltgeltung erhielt, bisher aber nicht mit Georg Büchner in Verbindung gebracht wurde.
Es handelt sich um den Satz, den John F. Kennedy 1963 in Berlin ausrief – gestützt auf einen Schmierzettel, auf den der berühmte Ruf in Lautschrift für den Amerikaner notiert war: „Ish bin ein Bearleener“ (hier eine Abbildung des Originals aus dem Kennedy-Museum, Berlin):
(darunter „Kiwis Romanus sum“ und „Lusd z nach Bearleen comen“)
Diesen Satz hat Robert Lochner, ein Verwandter Georg Büchners – sein Ur-Ur-Großcousin – als journalistischer Begleiter für Kennedy aufgeschrieben. Und auch der zweite, weniger bekannte Satz „Ich bin ein Bürger Roms“ ist ein deutliches Indiz für die Herkunft aus der büchnerschen republikanischen Überzeugung.
Im Büchnerhaus wurde das bei einem Besuch einer Verwandten Robert Lochners , Elizabeth Sailer, in Goddelau bekannt.
Elizabeth Sailer beim Besuch im BüchnerHaus
Sie schenkte dem Museum ein mit „Georg Büchner“ gekennzeichnetes Aquarellportrait aus dem 19. Jahrhundert, das ihre Ur-Ur-Großmutter Lina Büchner hinterließ. Das Bild reiste mit dem ebenfalls prominenten Journalisten Louis P. Lochner, der mit Lina Büchners Tochter Hilde Steinberger verheiratet war, bei der Ausweisung aus Deutschland mit in die USA.
Das Bild, das inzwischen ausführlichen Untersuchungen unterworfen wurde, wird in Kürze hier präsentiert und erläutert werden.
Auch 2024, zum inzwischen 211. Geburtstag Georg Büchners, haben wir ihm einen Blumengruß aufs Grab in Zürich gelegt.
BüchnerFindetStatt e.V., der Verein, der BüchnerHaus und BüchnerBühne trägt, grüßt mit dem Worten „Im Geburtsort unvergessen“ aus Goddelau, heute Stadtteil der Büchnerstadt Riedstadt.
Schön, dass wieder der Linksbüchnerianer Dr. Stefan Howald zusammen mit dem klugen Markus Bürgi auf ein Glas Sekt gekommen war, und dass auch diesmal Daniel Rohr von seinem Theater Rigiblick gegenüber zu uns stieß.
Howald Brunner Bürgi Rohr (vlnr)
Stefan Howald
Wir sind schon jetzt für nächstes Jahr verabredet, und ich hoffe, schon vorher mehr über Markus Bürgis‘ Arbeit über Wilhelm Liebknecht zu erfahren – der hat ja seine zweite Frau, Karls Mutter, bei Ludwig Büchners zuhause kennen gelernt …
Mit dem zweiten republikanischen Café ist gestern unser viertes BüchnerLandFestival zu Ende gegangen.
Moderiert von Johannes Breckner haben Barbara Sichtermann und Heribert Prantl kontrovers über Demokratie und ihre Gegner vorgetragen. Im gelungenen Dialog mit den vielen Gästen wurde klar: es gibt keine Alternative zur Demokratie, die wir uns wünschen sollten – und unsere Demokratie hat die Kraft, zu bestehen, wenn wir ihr diese Kraft geben. Im Diskurs, im Streit, auf der Straße und vor Gericht.
In unser Gästebuch haben sie geschrieben:
„Demokratie- das sind wir alle.
Darum: Helfen wir beim Donnern,
streiten wir, ringen wir, trinken und
essen wir miteinander. Dann haben
wir auch die Kraft zum Donnern.“
Ganz herzlich
Ihr
Heribert Prantl
am 14. Juli 2024
Prantl spielt auf die Stelle im „Woyzeck“ an, wo der sagt: „Wir arme Leut. Sehn sie, Herr Hauptmann, Geld, Geld. Wer kein Geld hat. Da setz einmal einer seinsgleichen auf die Moral in die Welt[.] Man hat auch sein Fleisch und Blut. Unsereins ist doch einmal unseelig in der und der andern Welt, ich glaub’ wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.“
Tatsächlich ist das Foto aber 1:1 wiedergegeben – genau so wird in der örtlichen Aldi-Süd-Filiale geworben …
Im „18. Brumaire“ schreibt Karl Marx:
„Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce. „
Nicht jede Wiederholung in der Geschichte ist eine Farce, und manchmal kommt eben auch eine Farce aus der Vergangenheit als Realität auf uns zu.
Auf der Frankfurter Buchmesse von 1981 machte ein sorgfältig gestalteter Prospekt Furore: Siegfried Unselds Edition Suhrkamp werde künftig mit der Discounterkette ALDI kooperieren. Die Glosse war so gut gemacht, dass sich hartnäckig das Gerücht hielt, sie komme direkt aus dem Hause Suhrkamp, wo sich Angestellte über Unselds Affinität zu Marketing und Umsatz empörten. 2011 hat die „taz“ die Urheberschaft bekannt gemacht: Es waren Mitarbeiter des Berliner Verlags Klaus Wagenbach, Lektor Thomas Schmid und Verlagsassistent Thomas Platt.
2024 wird nun Realität, was an der Idee so naheliegend wie überzeugend ist. Im Prospekt hieß es:
“ … dies die Hoffnung meines Hauses, für viele Menschen dieser unserer Republik, die bisher dem Buch keine Aufmerksamkeit schenkten, Anstoß und Anlaß sein, tiefer in das Abenteuer Lesen einzusteigen.“
Werbung fürs BüchnerHaus in der ALDI-Filiale Riedstadt-Wolfskehlen
Zunächst ganz regional und damit im besten Sinne vor Ort kooperiert das Büchnerhaus ab sofort mit dem örtlichen Discounter. Die ALDI-Filiale bewirbt den Besuch des Museums, das Museum bewirbt Produkte bei ALDI.