Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Georg Büchner (Seite 23 von 48)

„ … das historische Faktengerüst … mit Motiven, Wortspielen und Zitaten Büchners auszufüllen”

Hier ist schon gelegentlich auf die Spekulationen um ein verschwundenes Büchner-Drama eingegangen worden; zuletzt bei der Besprechung der kleinen Erzählung Heidi von Platos: „Das verschwundene Manuskript“.

In Dieter Goltschniggs „Georg Büchner und die Moderne“ wird in Band 3 erstmals der Beginn eines Theaterstücks von Jan-Christoph Hauschild abgedruckt (SS 256 – 258, Erster Akt, Erste Szene). Goltschnigg erläutert:

 „In unserem rezeptionshistorischen Zusammenhang ist Hauschilds dramatische „Fiktion“ nur insofern von Interesse, als hier der ambitionierte Versuch unternommen wurde, das historische Faktengerüst um die schillernde, satirisch-frivole Renaissance-Figur, der unübersehbar (wie später auch bei Tankred Dorst, Nr. 65, 1990) die ungeteilte Sympathie des Autors gilt, mit Motiven, Wortspielen und Zitaten Büchners auszufüllen, die die Geistesverwandtschaft der beiden Dichter widerspiegeln sollen. Hauschilds Schauplätze sind durchweg bekannt: die Straßenszenen aus Danton, die märchenhafte, paradiesisch-utopische Schlaraffenlandschaft des italienischen Südens mit Feigen, Melonen und Oliven aus Leonce und Lena, die Szenerie des Jahrmarkts und des Wirtshauses aus dem Woyzeck. Auch die Dramenstruktur mit den vielen eingestreuten Liedern hat Hauschild von Büchner übernommen. Das historisch überlieferte‚ in Büchners Drama von Mercier auf Danton gemünzte Bild der „Dogge mit den Taubenflügeln“ (B 108) trifft genausogut auf Hauschilds Aretino zu, hinter dem jedoch auch der melancholische Leonce und schließlich Büchner selber als Verfasser des Hessischen Landboten zum Vorschein kommen. Der Ton der vormärzlichen Flugschrift schwingt deutlich mir, wenn Aretino gegenüber dem Marchese die Sache der bäuerlichen Untertanen vertritt. Auf den gräflichen Einwand, daß alle Bauern für ihre Arbeit „gut bezahlt“ würden, entgegnet Aretino rebellisch: „Oh ja, sie werden bezahlt, mit der Haut und den Schwielen ihrer Hände. Ihr zapft ihnen das Blut ab und zahlt sie mit ihrem eigenen Schweiß. Das ist der Lohn, den sie erhalten. Jeder Ziegel Eures Palastes ist gebrannt aus dem geronnenen Blut und dem Schweiß Eurer Untertanen. Hauschild kam es darauf an, nicht nur den schlüpfrigen Erotiker der Hurengespräche, sondern auch den Sozialkritiker zu Wort kommen zu lassen. Insgesamt ist Hauschilds dramatische „Fiktion“, die überall die Handschrift des Büchner-Epigonen verrät, ein originelles Beispiel für die produktiven Phantasien, die durch das verschollene Aretino-Drama freigesetzt wurden. Das Ergebnis ist die fiktionale Selbsterfüllung eines mit vielen Büchner-Verehrern geteilten Jugendtraums, gleichsam ein phantasiertes Traumsubstrat, das zwar zwei szenische Lesungen erlebt hat, dessen Bühnendebüt jedoch dem dramatisch dilettierenden Büchner-Forscher bisher noch versagt geblieben ist.”

(Goltschnigg, Dietmar: Georg Büchner und die Moderne. Texte, Analysen, Kommentar. Bd. 3. 1980 – 2002. Berlin. Erich Schmidt Verlag. 2004. SS 155/156)

Die beiden szenischen Lesungen verzeichnet Goltschnigg für den 29. Oktober 1983 im Marburger Schauspiel und für den 28. Juni 1984 im Tübinger Zimmertheater.

Hauschilds besondere Annäherung an das Thema wird zu meiner großen Freude jetzt endlich inszeniert und an Georg Büchners diesjährigem, dem 201. Geburtstag (17. Oktober), auf Christian Suhrs Büchnerbühne aufgeführt.

 

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„Du kennst meine Vorliebe für schöne Säle, Lichter und Menschen um mich …”

Die Luise Büchner-Gesellschaft freut sich,

zu ihrem Sommerfest am 27.7. in Pfungstadt einzuladen:

 

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Unter Verwendung eines Fotos aus dem Besitz der Familie Büchner. Es zeigt den Eingang zur Villa Büchner. Im Vordergrund Wilhelm Büchners Schwiegertochter Mary Büchner geb. von Ferber (1850 – 1925), die Mutter von Anton Büchner, der das Foto wahrscheinlich gemacht hat.  

 

Am 27.7. ab 17 Uhr wollen wir in der Tradition der Familie Büchner, die die „Sommerfrische in Pfungstadt”  oft und gern genossen hat, einen gemeinsamen Sommerabend verbringen.

Die Fabelhafte Büchnerbande spielt auf

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und Sabine Gündisch und ihre Belegschaft kümmern sich und Essen und Trinken.

Das Menü der Strud’l Stub’n:

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  • Mini- Mozzarella mit Kirschtomaten und frischem Basilikum
  • Kidney-Bohnensalat mit Mais Erdäpfel-Gurkensalat
  • Mediterraner Penne Rigatesalat
  • Blattsalate der Saison mit unserem „Strud‘l Stub‘n“ Balsamico-Honig-Senf Dressing
  • Franz. Weißbrot und Butter
  • Marinierte Schweinesteaks
  • Mini-Haxn
  • Hausmacher Bauern Bratwürstln
  • Folienkartoffeln mit Joghurt-Sauerrahm-Schnittlauch-Sauce
  • Gegrillter Kukuruz (Maiskolben) mit Butter
  • Versch. hausgemachte Grillsaucen
  • Strud‘l Variationen

 

Zum Sommerfest am 27. Juli bei der Villa Büchner, Pfungstadt, Uhlandstraße, 17 Uhr, können Sie sich telefonisch oder per E-mail anmelden: 06151 / 599 788 (Mo. + Do. 16 – 18 Uhr) oder per E-Mail an Ilse.Kuchemueller@t-online.de
Den Betrag von 20 € pro Person zahlen Sie bitte per Überweisung auf unser Konto IBAN DE45 5089 0000 0005 6730 20 BIC GENODEF1VB.

 

von Peter Brunner

„ … daß so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern … ”

In einiger Eile heute nur zwei aktuelle Informationen:

 

Erfolgreiche Jahreshauptversammlung der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. in Darmstadt am 16. Juni mit Neuwahlen

Zur ordentlichen Jahreshauptversammlung begrüßte die Vorsitzende Agnes Schmidt im Darmstädter Literaturhaus. 2013 war ein Jahr zahlreicher Aktivitäten der jungen Gesellschaft, die insgesamt 24 Veranstaltungen organisierte. Dabei spielte die Teilnahme an Aktivitäten zur „Büchner-Biennale“ anlässlich von Georg Büchners 200. Geburtstag eine gewichtige Rolle. Als Höhepunkt der Vereinsarbeit nannte die Vorsitzende in ihrem ausführlichen Bericht die Verleihung des zweiten Luise Büchner-Preises für Publizistik an die Journalistin Julia Voß. Außerdem gab die Gesellschaft den erfolgreichen Reisebegleiter ins „Büchnerland” heraus, dessen Herstellung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt wurde. Nicht zuletzt durch freundliche Sponsorenunterstützung konnte die Schatzmeisterin Ilse Kuchemüller einen erfreulichen Kassenstand berichten. Die Versammlung gewährte dem Vorstand mit herzlichem Dank einstimmig Entlastung. Die anstehenden Vorstandswahlen bestätigten alle vier amtierenden Vorstandsmitglieder, neben den beiden erwähnten Peter Brunner als Beisitzer und Heiner Dieckmann als stv. Vorsitzender, und ergänzten den neuen Vorstand um Dr. Christine von Prümmer als neue Schriftführerin und Dr. Jutta Schütz als weitere Beisitzerin.


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Der neugewählte Vorstand der Darmstädter Luise Büchner-Gesellschaft e.V. – v.l.n.r.:
Agnes Schmidt, Dr. Christine von Prümmer, Dr. Jutta Schütz, Heiner Dieckmann, Ilse Kuchemüller, Peter Brunner

 

Die seit zwei Jahren angekündigte Georg-Büchner-website ist online

 „Man muß sich darauf gefaßt machen, daß so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern, dadurch die Invention selbst beeinflussen und schließlich vielleicht dazu gelangen werden, den Begriff der Kunst selbst auf die zauberhafteste Art zu verändern.“

Paul Valéry: Pièces sur l’art

Mit diesem Zitat leitet Walter Benjamin den Aufsatz vom Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ein. Das gegebene Versprechen wird nicht immer eingelöst.

Unter http://buechnerportal.de/ findet sich ein webauftritt, der am Freitag, dem 27.6., bei einer Pressekonferenz vorgestellt und feierlich freigeschaltet werden sollte. Bedauerlicherweise hatte ich eine wichtige private Verpflichtung und konnte daher nicht anwesend sein. Das „Portal” war aber bereits seit Anfang der Woche zugänglich. Es verzichtet auf jede Erläuterung von Sinn und Zweck und lässt uns mit Präsentationen alleine, die ich – noch – nicht Friedhof nennen möchte. Die Vorstellung allerdings, eine aufgeweckte Sechzehnjährige stieße bei einer Recherche über Georg Büchner auf diesen Auftritt, macht mir Sorgen. Der Auftritt, der ausweislich des Impressums von Professor Dedner persönlich verantwortet wird, bestätigt mich in der Sicherheit, dass uninspirierte Handhabung medialer Möglichkeiten verbunden mit der Anhäufung von Massendaten wahrhaftig zu gar nichts Nutze ist. Und über meine Sorge, was das gekostet hat und wer das bezahlt hat, schweige ich.

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Dennoch, insbesondere wegen der dort angebotenen Büchner-Texte auf dem Stand der großen Werkausgabe, habe ich die Site hier rechts in meine „Blogroll“ aufgenommen.

von Peter Brunner

Lieb Kind, was macht denn die gute Stadt Straßburg? es geht dort allerlei vor*

Vom 29. Mai bis zum 1. Juni war die Darmstädter Luise Büchner-Gesellschaft auf einer Exkursion unterwegs im Elsass. Das Programm habe ich hier schon veröffentlicht. Die Stationen der Reise habe ich auf Twitter unter dem Hashtag #LuiseElsass begleitet. Hier noch einmal alle Tweets, teilweise ergänzt um Erläuterungen und weitere oder bessere Fotos.

Hier findet sich das aktuelle Veranstaltungsprogramm der Gesellschaft, die sich über weitere  Unterstützung und Mitgliedschaft freut!

* Titel aus Georgs Büchners Brief an Minna Jaeglé vom März 1834

Jüdisches Leben im Elsass – schönes Museum in Bouxwiller Nach vier Tagen sind wir jetzt auf der Rückfahrt

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Das jüdische Museum in der Synagoge von Bouxwiller

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Motto am Eingang

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Tomi Ungerers Denkmal für das Museum –
ungleich, aber gleich wert

Straßburg ich muss dich la-ha-ssen. Jetzt noch Buxweiler und dann zurück!

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Kleines Orgelkonzert von Prof Daniel Maurer im dt Gottesdienst in St Thomas auf der grandiosen Silbermann-Orgel

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Herad von Landsbergs Hortus ist keine Enzyklopädie, sdrn eine Anthologie

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Marie Theres Fischer führte kenntnisreich und mit pointierten Thesen durch „ihren“ Mt. St. Odile

Die Glocken läuten auf dem Odilienberg zum Blick ins Rheintal

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Marie Therese Fischer vor „Frankreichs erster Leihbibliothek“ im Oberlinmusem.

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Grab von Papa Oberlin – ohne Frauen wäre er nicht geworden was er war; Louise Scheppler im Grab nebenan

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Oberlins Grabstein auf dem Friedhof von Fouday

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Das kleine Oberlin-Portrait auf dem Grabstein

Den 31. geht’s in’s Gebirg. Heute Waldersbach und Mt. St. Odile.

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In Strassburg muss’s auch nicht unbedingt Choucroute sein

St. Wilhelm, die Straßburger Kirche, an der Pfr. Jaegle, Georg Büchners „Schwiegervater“, predigte.

Die Liste aller protestantischen Pfarrer in St. Wilhelm, rechts
„LV. Johann Jakob Jägle________________ 1826 – 37”
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Natürlich wird am Münster gebaut – nächstes Jahr ist 1000. Jubiläum!

Parkplatz vorm Haus. Heute wird gelaufen!

Guten Morgen mit Frühstück strasbourgoise – Guglhupf mit Salzbutter

Schöner Abend mit Barbara Honigmann im Hotel in Straßburg. Bon soir.

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„Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie“ Friederike in Sessenheim

Die protestantische Kirche von Sessenheim,
links vorm Altar der „Pfarrstuhl“, in dem Goethe und Friederike während einer Ostermesse … – saßen.
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Das Goethe-Memorial von Sessenheim  –
leider mit dem schrecklichen „Olympierkopf“, den Goethe damals (hoffentlich) noch nicht hatte …

Endlich in Weissenburg#LuiseElsass

Einig gleich und frei – beseelt in Hambach

„ … Doch wurde er heiter, als Oberlin ihm von seinen Freunden im Elsaß erzählte”

von Peter Brunner

„ … Doch wurde er heiter, als Oberlin ihm von seinen Freunden im Elsaß erzählte”

Vom 29.5. bis zum 1. 6. ist die Darmstädter Luise Büchner-Gesellschaft auf Exkursion im Elsass.

 

Während der Fahrt berichte ich gelegentlich via Twitter (@s_p_brunner) unter dem Hashtag #LuiseElsass und auf Facebook (https://www.facebook.com/s.peter.brunner) und freue mich über Follows und Kommentare dort!

 

Unser Programm:

 

 

Straßburg-Fahrt von 29. Mai – 1. Juni 2014

Reiseleitung: Agnes Schmidt, Peter Brunner

 

Programm

 

 

Donnerstag, 29. Mai

 

Stationen auf der Hinfahrt:

Hambacher Schloss, Wissembourg, Sessenheim

 

18 –19 Uhr: Treffen im Salon des Hotels mit der deutschen Schriftstellerin Barbara Honigmann, die seit den 1990er Jahren in Straßburg lebt. Sie liest und erzählt über ihren Vater, der 1929 in Gießen über Georg Büchner promovierte und auch über ihr Leben in Straßburg.

 

 

Freitag, 30. Mai: Straßburg zu Fuß

 

Mme Marie-Christine Perillon führt uns auf Spuren von Dichtern und Denkern mit Schwerpunkt Georg Büchner. Nach der ca. 2-stündigen Führung kurze Lesung an der Bootsanlegestelle aus Elly Heuss-Knapps Memoiren. Anschließend Besichtigung der Kathedrale.

 

Nach der Mittagpause treffen wir in derPfarrkirche St. Guillaume Pfarrer Christophe Kocher. Kirchenführung, Gespräch über Protestanten im Elsass, Georg Büchner und die Familie Jaeglé.
Anschließend Treffen mit Professor Daniel Maurer: Einführung zur Geschichte der Orgel in St. Guillaume und über die Silbermann-Orgeln allgemein. Kleines Konzert.

 

Samstag, 31. Mai: Busfahrt

 

Friedhof in Fouday, dort Treffen mit Mme Dr. Marie-Thérèse Fischer, die uns durch den Tag führen wird: Oberlinmuseum in Waldersbach, Schule und Kirche.

 

Fahrt zum Mont-Sainte-Odile. Vortrag von Mme Fischer über die Äbtissin Herrad von Landsberg, Autorin der berühmten mittelalterlichen Handschrift: Hortus deliciarum und Frauen in Klöstern

 

 

Sonntag, 1. Juni: Straßburg und Bouxviller (dt. Buchsweiler)

 

Individuelle Museumbesuche (Elsaß-Museums, Historisches Museum u.a.). Am 1. Sonntag des Monats freier Eintritt in den Museen!!!!

 

Besuch der Stadt Bouxviller, „schönster Ort in Elsass“, vor 1790 im Besitz der Darmstädter Landgrafen, ev. Besuch von Musée Judéo-Alsacien de Bouxwiller. 

 

 

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