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Ich habe es im letzten Blogbeitrag über die unbedingt nachhörenswerte Veranstaltung zu Büchner als Naturforscher (am 3.10. um 18:05) bereits erwähnt – der Hessische Rundfunk widmet den Tag der Deutschen Einheit (ausgerechnet!) mit einem Radiotag“ Georg Büchner.
Hier das vollständige Programm, Hinweise für Menschen, die nicht einen ganzen Tag am Stück Radio hören wollen, folgen unten!
Es krassiert ein entsetzlicher Müßiggang
Mittwoch, 3. Oktober 2012, 9:05 Uhr
Der große Schriftsteller Georg Büchner
Am Tag der Deutschen Einheit sprechen wir über Büchners Radikalität und Aktualität unter anderem mit dem Büchnerforscher Burghard Dedner, und wir stellen Ihnen Büchner als Hirnforscher vor. Erleben Sie eine Hörspielfassung von Leonce und Lena, Alban Bergs Oper Wozzeck, das große Büchner-Rätsel und das Beste aus sechs Jahrzehnten Büchnerpreis-Reden.
Das Programm
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- 9:05 Uhr Von Goddelau zur Weltbühne
- Gespräche, Reportagen und Musik zu Georg Büchner / Büchner-Rätsel Folge 1 3 / Moderation: Ruth Fühner
- 11:30 Uhr Georg Büchner, der Naturforscher
- Ein Feature von Regina Oehler
- 12:05 Uhr Doppel-Kopf
- Am Tisch mit Burghard Dedner, Büchner-Begeisterter
- Gastgeber: Hans Sarkowicz / (Wdh. 23.05 Uhr)
- 13:05 Uhr Rondo Klassik am Mittag
- Musik aus der Büchner-Zeit
- 14:05 Uhr Leonce und Lena
- Hörspiel nach Georg Büchner / Mit Gerd Martienzen,
- Martha Marbo u.v.a. / Regie: Karlheinz Schilling (hr, 1952)
- 15:30 Uhr Der Revolutionär als Nationaldichter
- Gespräche, Reportagen und Musik zu Georg Büchner / Büchner-Rätsel Folge 4 5 / Moderation: Alf Mentzer
- 18:05 Uhr Ich sitze am Tag mit dem Scalpell und die Nacht mit den Büchern
- Der Hirnforscher Georg Büchner / Mit Durs Grünbein, Michael Hagner und Wolf Singer / Moderation: Regina Oehler / Aufzeichnung einer öffentlichen Veranstaltung
- vom 28.09.2012 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
- 19:05 Uhr Notenschlüssel
- Alban Bergs Wozzeck / Aufgeschlüsselt von
- Paul Bartholomäi (Wdh. vom 24.11.2010)
- 20:05 Uhr Wozzeck
- Von Alban Berg / Oper nach Georg Büchner / Mit Franz Grundheber, Waltraud Meier u.a. / Staatskapelle Berlin, Ltg. Daniel Barenboim
- 22:00 Uhr Dank an Büchner Sechs Jahrzehnte Büchnerpreis-Reden
- Moderation: Ulrich Sonnenschein
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Wer das alles gerne hören möchte, aber am 3.10. auch noch was anderes vor hat, dem bieten sich verschiedene Zugänge über einen Life-Mitschnitt oder den späteren Download“ von Podcasts“, also vom Rundfunk zur Verfügung gestellten Dateien mit den Beiträgen.
Am einfachsten kann man hr2-Beiträge mit dem hier vom Sender selbst zur Verfügung gestellten Programm mitschneiden.
Ich nutze meist den Phonostar-Player, der mich auch mich einmal wöchentlich per E-Mail über besonders attraktive Hörfunk-Ereignissse informiert, und zwar mit der Möglichkeit, diese mit einem Klick aufzuzeichnen.
Schließlich finden sich hier die Podcast-Angebote von hr2.
Sechs Biographien – sechs Akteure – 60 Zuschauer

Am letzten hessischen Ferientag fand die lange angekündigte Premiere der Revue Die wunderbare Büchnerbande“ an einem der wenigen authentischen Büchnerorte überhaupt statt – in Wilhelm Büchners Pfungstädter Villa.

Petra Bassus, Heiner Dieckmann und Peter Brunner
Seit Wochen waren die knapp sechzig Plätze im großen Festsaal ausverkauft, und für die sechs Akteure auf der nicht vorhandenen Bühne blieb nur noch knapper Platz. So kam man sich schnell näher, und spätestens seit dem Lied über den Frankfurter Wachensturm (In dem Turme saßen, zu Frankfurt an dem Main….“) war klar, dass Szenenapplaus und Mitsingen erlaubt, ja gewünscht war.

Jürgen Qeißner und Thomas Heldmann
Das zweimal 40 Minuten lange Programm mit Originaltexten der Büchnergeschwister bietet im ersten Teil Erinnerungen an den großen Bruder Georg, im zweiten höchst unterschiedliche Textpassagen aus ihren eigenen Werken.

Petra Bassus und Reiner Lenz
Noch am Abend konnten mehrere Anfragen für weitere Auftritte besprochen werden, und so wird das Büchnerland sicher noch einiges von der wunderbaren Büchner-Bande zu hören bekommen.
In Kürze mehr Informationen und Bilder an dieser Stelle!
Anfragen nach Auftrittsterminen und mit Veranstaltungsangeboten wie immer jederzeit gerne an Post@EntwicklungUndKultur.De
Fotos Frank Backes
Nur in seltenen Fällen spaltet sich der Funke des Prometheus und senkt sich auf eine Familie herab, wo sich Vater und Sohn, Geschwister und nächste Blutsverwandte zu gleicher Zeit als von demselben göttlichen Feuer ergriffen offenbaren. Eine solche Familie ist die des verstorbenen Medicinalraths Büchner in Darmstadt.
Karl Gutzkow in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung, 20.12.1868, S. 442.
Diesem Text ist wenig hinzuzufügen – er kann nur bestätigt werden.
Dem widmet sich ein Projekt, dessen Titel uns freundlicherweise Uwe Wittstock verschafft hat – er hat seine Rezension des Geschwister-Buches so überschrieben.
In der Büchnerbiennale“ müssen sich Georg Büchner und seine Geschwister Aufführungen, Präsentationen und Veröffentlichungen aussetzen, die sie nicht kommentieren und gegen die sie sich nicht wehren können. Wir haben uns vorgenommen, sie selbst zu Wort kommen zu lassen.
Vertieftem Studium bietet sich natürlich Lektüre an; zahlreiche Texte, auch Alexanders, Ludwigs und Luises, sind heute online zugänglich. Um dazu anzuregen und mit dem kaum glaublichen Leben der sechs Geschwister auf feuilletonistische Art bekannt zu machen, entstand die Idee zu einer musikalisch-literarischen Revue, die in wunderbarem Austausch zusammen mit Petra Bassus und den Freunden von Papa Legba´s Blous Lounge, erfahrenen Recken des musikalischen Vergnügens, erarbeitet wurde. Von August an steht dieses Programm der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. interessierten Veranstaltern zur Buchung bereit, am einfachsten über eine informelle Mail.
Zunächst findet aber am gebotenen Ort die Premiere statt, zu der hier eingeladen wird:
am Freitag, dem 10. August um 20 Uhr in der Pfungstädter Villa Büchner.

Die Villa bietet in ihrer Beletage nur beschränkte Platzkapazität; es wird daher zu baldiger Kartenreservierung geraten!
(Strud´l Stub´n 06157 / 91 97 064 oder Ticketshop 06157 / 97 42 01)
Weitere Aufführungen sind geplant und werden hier und an Interessenten auf Rückfrage per E-Mail bekannt gegeben.

Glücklicherweise ist es gelungen, Christian Wirmer für eine Veranstaltung des Kultursommer Südhessen 2012 zu gewinnen. Seine Interpretation von Georg Büchners Lenz ist unbedingt sehens- und hörenswert.
Es steht noch eine Anzahl von Karten zur Verfügung, ab dem 21. 6. im Vorverkauf beim Ticketservice Pfungstadt und – vor Ort – im Restaurant Strud´l Stub´n in der Villa Büchner.
Ich zitiere mich ungern selbst, aber meiner Besprechung von Christian Wirmers unvergesslichem Auftritts im Darmstädter Literaturhaus habe ich nichts hinzuzufügen:
Ganz frei, wie erzählt, wie gerade erlebt trug er den großartigen Text vor. Das bewies erneut, wie aus der Zeit Büchners Texte, die ja eigentlich inhaltlich ganz konkret angesiedelt und zuordenbar sind, dennoch wirken. In allen Wendungen der Novelle verzichtet Wirmer darauf, dem Affen Zucker zu geben. Weder er als Interpret noch der Text selbst haben es nötig, dass wir mit der Nase auf die richtige Stelle gestoßen werden. Lenz´ Sprung in den Brunnen, die Beschwörung am Bett des toten Kindes, der erste und der letzte Satz, alles bleibt im Duktus der Erzählung, und Wirmer füllt den Begriff Erzählung auf, wie es dem Publikum noch nie begegnet war. Da steht ein Mann und spricht, e r z ä h l t , und wir hören einen altbekannten Text plötzlich wie zum ersten Mal.

(Christian Wirmer)
Büchners Lenz ist wirklich zum Erzählen geschrieben (neben dem Landboten ist es ja auch sein einziger Prosatext), und das führt Christian Wirmer unpathetisch vor. Es gibt ja in der Büchner-Familie die belegte Tradition des Erzählens, Luise Büchner schildert das im Dichter, Georg spielt gerne mit erzählenden Figuren, Luise Büchner selbst hat ihre Märchen zuerst Ludwig Büchners Kindern vorgelesen. Vielleicht müssen wir uns ab jetzt den Lenz als eine (wörtlich) E r z ä h l u n g Georg Büchners denken, als einen Text, von einem Dramatiker als Sprechtext geschrieben.
Der Verdienst, diesen wichtigen Gedanken angeregt zu haben, gehört Christian Wirmer. Nach über einer Stunde konzentriertester Aufmerksamkeit lobte das Publikum mit anhaltendem Beifall.