Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Genealogie (Seite 1 von 6)

Das bekannteste Büchner-Zitat? „Ish bin ein Bearleener“!

Büchnerstadt Riedstadt, 1. April 2025


„Friede den Hütten, Krieg den Palästen“! scheint die simple Antwort zu sein. Seit kurzem steht fest,  dass es mindestens eine weitere Parole gibt, die Weltgeltung erhielt, bisher aber nicht mit Georg Büchner in Verbindung gebracht wurde.

Es handelt sich um den Satz, den John F. Kennedy 1963 in Berlin ausrief – gestützt auf einen Schmierzettel, auf den der berühmte Ruf in Lautschrift für den Amerikaner notiert war: „Ish bin ein Bearleener“ (hier eine Abbildung des Originals aus dem Kennedy-Museum, Berlin):

 

Lochner kennedy

(darunter „Kiwis Romanus sum“ und „Lusd z nach Bearleen comen“)

Diesen Satz hat Robert Lochner, ein Verwandter Georg Büchners – sein Ur-Ur-Großcousin – als journalistischer Begleiter für Kennedy aufgeschrieben. Und auch der zweite, weniger bekannte Satz „Ich bin ein Bürger Roms“ ist ein deutliches Indiz für die Herkunft aus der büchnerschen republikanischen Überzeugung.

Im Büchnerhaus wurde das bei einem Besuch einer Verwandten Robert Lochners , Elizabeth Sailer, in Goddelau bekannt.

Elizabeth Sailer beim Besuch im BüchnerHaus

Sie schenkte dem Museum ein mit „Georg Büchner“ gekennzeichnetes Aquarellportrait aus dem 19. Jahrhundert, das ihre Ur-Ur-Großmutter Lina Büchner hinterließ. Das Bild reiste mit dem ebenfalls prominenten Journalisten Louis P. Lochner, der mit Lina Büchners Tochter Hilde Steinberger verheiratet war, bei der Ausweisung aus Deutschland mit in die USA.

Das Bild, das inzwischen ausführlichen Untersuchungen unterworfen wurde, wird in Kürze hier präsentiert und erläutert werden. 

Peter Soeder verstorben

Am 3. Juni 2021 verstarb Karl Ludwig Wolfgang Peter Soeder im Alter von 92 Jahren in Darmstadt. 

Peter Soeder war ein Ur-Enkel Ludwig Büchners, und er war sich dieser Verbindung sehr bewusst. Sein Großvater Gustav Buss war 1858 in Neubraunfels/USA als Sohn des deutschen Republikaners Karl Buss („Don Carlos“) geboren und hatte 1888 Ludwig Büchners Tochter Mathilde geheiratet. 

Bei unserem letzten Treffen anlässlich der Diskussionsveranstaltung um Last und Auftrag von Nachfahrenschaft hat er mir auf die Frage, wie denn ein Oberkirchenrat  mit der Religionskritik seines Vorfahren umgehe, geantwortet: „jedes ernsthafte Studium der Religion muss mit Religionskritik beginnen.“ Im Übrigen sei Ludwigs Kritik häufig Kritik an Erscheinungsformen gewesen, die er teile: wo Kirche nicht auf Seiten der Armen und Schwachen stehe, tauge sie nichts. 

Ich habe ihn als klugen und erfahrenen Ratgeber geschätzt, sein Verlust schmerzt.





Peter Soeder (rechts) mit Rainer von Hessen

Veranstaltungen im Büchnerhaus II/2018

Zum Ende der hessischen Sommerferien legt der Förderverein Büchnerhaus sein zweites Halbjahresprogramm 2018 vor und beginnt im August gleich mit vier Veranstaltungen.

Bitte nutzen Sie die Gelegenheit und tragen sich jetzt gleich unsere Termine ein; gerne dürfen Sie dieses Informationsmaterial weitergeben, gerne auch per Mail oder in sozialen Medien auf diesen Eintrag hinweisen! 

 

 

Hier findet sich das Programm als pdf zum Download – es eignet sich in dieser zweiseitigen Form auch als kleines Plakat zum Aushang, worum alle mit dieser Möglichkeit herzlich gebeten sind. Gedruckte Exemplare versenden wir gerne.

Für das Benefizkonzert unserer Freunde von Le Cairde aus Darmstadt am 12. August gibt es auch ein eigenes kleines Plakat, auch das hier to whom it may concvern als pdf. 

Spätestens seit der Umbenennung der Bus-Verbindungslinie vom Darmstädter Hauptbahnhof nach Riedstadt in „Büchnerlinie“ (hier der direkte link zum Fahrplan: günstige Verbindung ins Ried) lässt sich der Busanschluss übrigens nicht nur gut nutzen, sondern auch leichter finden!

Natürlich sind Fahrräder herzlich willkommen, und ein paar Autoparkplätze gibt es sogar im Hof des Büchnerhauses.

Die Ausstellung im Büchnerhaus ist regelmäßig Donnerstags und Sonntags geöffnet, außerdem öffnen wir das Museum eine Stunde vor den Veranstaltungen in der Galerie.

Also auf bald!

 

 

Peter Brunner Peter Brunner

Ist Georg Büchner ein illegitimer Abkömmling des Hauses von Hessen?

Vor einigen Wochen erhielt ich ein Konvolut von Tagebüchern eines Büchner-Verwandten, das eine große Menge von Informationen über die Zeit zwischen 1808 und 1841 liefert.

Carl von Bechtold war der Großcousin von Caroline Büchner (geb. Reuß), Georg Büchners Mutter, aber annähernd gleich alt; beide sind 1791 geboren.

Die transkribierten Tagebücher Carl von Bechtolds

Als hessischer Soldat ist Bechtold zwischen 1808 und 1815 auf vielen europäischen Schlachtfeldern gewesen, seine Tagebücher, ediert von einer Nachfahrin, sind ein wahrer Schatz und bedürfen der sorgfältigen, kommentierten Edition.

Es finden sich dort auch zahlreiche private Notizen zur Familie, und dort erfahren wir staunend, dass es offenbar den Plan gab, ihn mit Caroline Reuß zu verheiraten. Bekanntlich saß die ja bei ihren Eltern in Hofheim, der Verwaltersfamilie des „Irrenhauses“, und hatte sicher keine große Auswahl an Bewerbern. Bechtold macht allerdings sehr deutlich, wie ungern er sich gefügt hätte, und als schließlich Ernst Büchner auf den Plan tritt, zeigt er sich hoch erfreut.

Eine Bemerkung macht allerdings stutzig: im Januar 1813 kehrt er mit Prinz Emil von Hessen aus dem Feldzug nach Moskau vorübergehend nach Darmstadt zurück (s. dazu Künzel, Geschichte von Hesssen …, Friedberg 1856, darin SS 313/14: v. Hanesse, Die Feldzüge des Prinzen Emil von Hessen). In diesen Tagen kommt es zu einem möglicherweise folgenreichen Treffen mit Caroline Reuß. Bechtold stellt dem Fürsten seine Verwandte vor, beide stehen „sprachlos und wie verzaubert“, und Bechtold zieht sich „dem unübersehbaren Bedürfnisse der beiden folgend“ diskret zurück (zit. nach den unveröffentlichen  „Journalen“, hier Bd. 2., Eintrag vom 12. Januar 1813).

Das Treffen scheint Folgen gehabt zu haben – die jung verheiratete Frau (im Oktober 1812 hatte sie Ernst Büchner geheiratet und Bechtold damit eine schwere Last von den Schultern genommen…) ist schwanger. Bechtold ergeht sich in kryptischen Andeutungen, und hier wird die Forschung ansetzen müssen: „Caroline ist schwanger – wie es heißt, nicht seit Oktober, sondern erst seit Januar“ (a.a.O., 7.Mai 1813) und später „Carolines Kind wird ja glücklicherweise ehelich geboren“ (a.a.O., 18. August 1813).

Sollte am Ende ausgerechnet der Schlächter von Södel, unter dessen Befehl die oberhessischen Bauern niedergemacht wurden, eine ganz andere Verbindung zu den Büchners haben als bisher bekannt? War es sogar sein Einfluss, mit dem er (zu dieser Zeit als Präsident der ersten Kammer des Landtags) 1834 die Verhaftung Georg Büchners in Gießen persönlich verhinderte und ihn im März 1835 nach Frankreich entkommen ließ? Gab es einen privaten Grund dafür, dass er bei seinem Aufenthalt in Straßburg 1835 auf die Auslieferung des Landboten-Revolutionärs verzichtete (Büchner hat das gefürchtet: er schreibt am 17.August: „Die Gegenwart des Prinzen Emil, der eben hier ist, könnte vielleicht nachtheilige Folgen für uns haben, im Fall er von dem Präfecten unsere Ausweisung begehrte; doch halten wir uns für zu unbedeutend, als daß seine Hoheit sich mit uns beschäftigen sollte.“ zitn n. Hauschild, Büchner, 1993, S. 480, auch hier) )?

In diesem Blog ist bisher die These von der Auffindung eines neuen Büchner-Bildes mit großer Distanz kommentiert worden; zahlreiche Indizien schienen dagegen zu sprechen. Nun allerdings findet sich eine verblüffende Übereinstimmung in eine Richtung, die bisher gänzlich unerforscht war – der junge Prinz Emil ist ein regelrechtes Spiegelbild des „Korsars“, und wenn er wirklich der leibliche Vater wäre, müsste auch das neu aufgetauchte Bild neu bewertet werden.

 

Emil Prinz von Hessen und bei Rhein (1790–1856)

 

(angebliches) Jugendbild Georg Büchners

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als vor einigen Jahren in Zürich die Linde über Büchners Grab fiel und die Anlage neu gestaltet wurde, hat Reinhold Pabst angeregt, das Grab zu öffnen und die sterblichen Überreste zu analysieren – das wurde unisono abgelehnt, der Züricher Magistrat hat die Totenruhe für vorrangig vor der Forschung erklärt. Mit den neuen Erkenntnissen mag es auch einen neuen Vorstoß geben – und wenn sich der fünffache Großneffe Emils, Rainer von Hessen, bereit erklärt, könnte eine DNA-Analyse Klarheit verschaffen, ob in Zukunft von den „Geschwistern Büchner” nur noch in Anführungszeichen gesprochen werden kann.

Auch die oft beschriebene kühle Distanz von Ernst Büchner zu seinem Erstgeborenen, die am Beispiel seines Briefes an Georg am 18. Dezember 1836 oft beschrieben wird, erhält eine neue Dimension: wusste er, wer der Vater des Züricher Dozenten war? Dort schreibt er ihm: „…sollst du auch so gleich wieder den gütigen und besorgten Vater um das Glück seiner Kinder in mir erkennen.“ – meint er: auch wenn ich es nicht bin?

 

von Peter Brunner

 

Peter Brunner

Peter Brunner

„ …ich mit dir über dein ferneres Gedeihen der Zukunft beruhigt entgegen sehen darf”*

Für die Kreisvolkshochschule Gross-Gerau biete ich in den nächsten Monaten, beginnend am 5. Februar,  eine Reihe von Abendveranstatungen an, bei denen sich Interessierte in kommunikativer Runde mit Leben und Werk von Georg Büchner und seinen Geschwistern – der „fabelhaften Büchnerbande” … – vertraut machen können.

 

Im Büchnerhaus

„Gemeinsam an einem Tisch” heißt die Installation im ersten Raum des Goddelauer Büchnerhauses, wo sinnbildlich auf den ungewöhnlich engen Zusammenhalt der Büchner-Geschwister hingewiesen wird. Der oft als streng beschriebene Vater Ernst Büchner war in Wahrheit ein ungewöhnlich interessierter und seinen Kindern zugewandter Vater, von dem überliefert ist, dass er den täglichen Austausch mit ihnen suchte und forderte.

Mit jedem einzelen der Kinder hatte er Sorgen und Mühen, die andere schon bei einem Kind weit überfordert hätten: nach Georgs dramatischer Verwicklung in die Landbotenverschwörung, Flucht, Exil und frühem Tod scheiterte der nächste Sohn, Wilhelm, am Gymnasium und wurde später auch noch der Gießener Universität verwiesen. Die beiden Töchter Mathilde und Luise blieben, eine Katastrophe für einen bürgerlichen Vater des 19. Jahrhunderts, unverheiratet. Ob Luises Einsatz für Frauenrechte und Mädchenbildung, ihre Pubikationen und Vorträge ihn später dafür entschädigt haben, wissen wir nicht. Die jüngeren Söhne trieben 1848 Revolution in Gießen (der Vater erklärt öffentlich, entsprechende Gerüchte seien falsch und er werde Verleumder zum Duell fordern!), in die Auseinandersetzungen um das Ende der Paulskirchendemokratie an der Bergstraße machte Alexander 1849 mit der Schwester Mathilde einen „Pfingstausflug”, bei dem er verhaftet wird, Ludwig wurde für sein erstes Buch in Tübingen die Lehrerlaubnis entzogen, Alexander verlor als Verschwörer den „Access” als Jurist, er erhielt Berufsverbot. Ob und wie der Vater die spätere Prominenz seiner anstrengenden Kinder geschätzt hat, ob er stolz auf sie war – wir wissen es nicht. Häufig gedeutet und meist als Zeichen von kühler Distanz (miß)verstanden ist der einzige * Brief an eines seiner Kinder, den wir kennen: der vom 18.12.1836 an Georg in Zürich. 

Ein neues Licht auf Leben und Persönlichkeit der Mutter Caroline (geb. Reuss) wirft ein Fund, über den hier bei Gelegenheit (und natürlich bei den angekündigten Treffen) ausführlicher zu berichten sein wird: der Sohn ihres Cousins Johann Bechtold, Carl, hat ein bisher völlig unbekanntes, ausführliches Tagebuch hinterlassen, das eine Nachfahrin sorgfältig transkribiert und ediert hat. Carl war offenbar heilfroh, dass er, was wohl überlegt worden war, die von ihm als hypochondrisch beschriebene Verwandte an Ernst Büchner los wurde …

 

Die Galerie am Büchnerhaus, der frühere Kuhstall des Anwesens. Heute Veranstaltungsraum. Im ersten Stock Museums- und städtisches Kulturbüro.

 

Ohne Frage sind die Büchners im 19. Jahrhundert ebenso außergewöhnlich wie exemplarisch gewesen: außergewöhnlich als berühmte Geschwister, exemplarisch für die Themen, mit denen sie sich beschäftigten. Kommunismus, Sozialismus und Materialismus, Frauenrechte und Industrie, soziales Engagement und liberale Politik, Literatur und Geschichte, Kommunal-, Landes- und Staatspolitik haben sie betrieben und beeinflusst. Karl Gutzkow nennt sie „ … von demselben göttlichen Feuer ergriffen”. Bei den Treffen bietet sich daher neben der Bekanntschaft mit außergewöhnlichen Hessen und ihrer persönlichen Geschichte auch ein besonderer Blick auf die Geschichte von Land und Leuten im 19. Jahrhundert.

Die Treffen finden in der Galerie am Büchnerhaus statt und bieten neben Information und Austausch auf Wunsch stets auch den Besuch des Museums als Ergänzung. Die Volkshochschule bittet um Anmeldung, am einfachsten hier via Internet.

Im „Flyer” finden sich alle erforderlichen Informationen:

 

 

 

 

 

 

von Peter Brunner

 

Peter Brunner

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