Peter Brunners Buechnerblog

Autor: peter brunner (Seite 79 von 89)

Aus gegebenem Anlaß ein paar Gedanken zur Monarchie

Gg. Büchner am 9. 12. 1833 an seinen Freund August Stoeber: „Ich bete jeden Abend zum Hanf und den Laternen.”

und:

PETER (den Finger an die Nase legend.) In effigie? in effigie? Präsident, wenn man einen Menschen in effigie hängen läßt, ist das nicht ebensogut, als wenn er ordentlich gehängt würde?
PRÄSIDENT. Verzeihen, Eure Majestät, es ist noch viel besser, denn es geschieht ihm kein Leid dabei, und er wird dennoch gehängt.
[Büchner: Leonce und Lena.]

und:

Robespierre: „ … Erbarmen mit den Royalisten! rufen gewisse Leute. Erbarmen mit Bösewichtern? Nein! Erbarmen für die Unschuld, Erbarmen für die Schwäche, Erbarmen für die Unglücklichen, Erbarmen für die Menschheit! Nur dem friedlichen Bürger gebührt von seiten der Gesellschaft Schutz. In einer Republik sind nur Republikaner Bürger, Royalisten und Fremde sind Feinde. Die Unterdrücker der Menschheit bestrafen, ist Gnade; ihnen verzeihen, ist Barbarei. Alle Zeichen einer falschen Empfindsamkeit scheinen mir Seufzer, welche nach England oder nach Östreich fliegen. … ”
[Büchner: Dantons Tod. ]

Auf den Spuren der Familie Büchner

3. Tag für die hessische Literatur am 29. Mai 2011 

von Literaturland Hessen und HR2-Kultur

Im Rahmen dieses Literaturtages lädt die Luise Büchner-Gesellschaft e.V. zu einem Rundgang bzw. einer Rundfahrt „Auf den Spuren der Familie Büchner“ ein

Treffpunkt: um 13 Uhr beim Klinikum Darmstadt, Haupteingang Grafenstraße

Kaum eine andere Familie hat es im 19. Jahrhundert zu solchem Ruhm und Ansehen in Deutschland gebracht wie die Büchners aus Darmstadt. Während eines Spaziergangs lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Orte kennen, wo die Eltern und die berühmten Geschwister Büchner wohnten und wirkten. Anschließend fährt die Gruppe nach Riedstadt/Goddelau, wo kurz das Gelände des Philippshospitals besucht wird, wo Caroline, die Tochter des Hospitalmeisters Reuß den jungen Chirurgen Ernst Büchner kennen lernte und am 28. Oktober 1812 heiratete. Weiter geht es zum Geburtshaus von Georg Büchner. Letzte Station der Spurensuche ist die Villa Büchner in Pfungstadt, Treffpunkt der Familie nach 1864. Nach einem kleinen Imbiss ist die Rückfahrt nach Darmstadt um ca. 20 Uhr vorgesehen.

Mitwirkende: Sigrid Schütrumpf (Schauspielerin), Michael Kaiser (Schauspieler), Agnes Schmidt (Luise Büchner-Ges., Darmstadt), Rotraud Pöllmann (Büchnerhaus, Riedstadt/Goddelau), Peter Brunner (Villa Büchner, Pfungstadt)

Teilnahmegebühr inkl. Busfahrt und Imbiß:
Für die Mitglieder der Luise-Büchner-Gesellschaft 20 Euro, Nichtmitglieder: 30 Euro
Anmeldung: Postkarte: Luise Büchner-Gesellschaft e.V., Kasinostr. 3, 64293 Darmstadt
Email: LuiseBuechner@aol.com (bitte auch Tel Nr. angeben!)
Anmeldeschluss: 29. April 2011.

Lesung zum 200. Geburtstag von Fanny Lewald

Freitag, 15. April, 19.30 Uhr im Literaturhaus Darmstadt, Kasinostr. 3, Lesung zum 200. Geburtstag von Fanny Lewald (1811-1889)

Fanny Lewald, eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen im 19. Jahrhundert in Deutschland, hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Sie war eine entschiedene Vorkämpferin der Frauenemanzipation und war mit vielen Geistesgrößen der Zeit befreundet. Als Journalistin berichtete sie über die revolutionären Bewegungen in den 1840er Jahren.

Sigrid Schütrumpf liest aus Fanny Lewalds „Erinnerungen auf das Jahr 1848“.
Hans –Willi Ohl und Edgar Illert spielen zeitgenössische revolutionäre Lieder.
Moderation: Agnes Schmidt

Eintritt: 6 Euro, für Mitglieder der Luise-Büchner-Gesellschaft frei.

Ein Radikaler im öffentlichen Dienst

 

Alexander Büchner (um 1865)   Alexander Büchner (um 1865)

Dr. Thomas Lange stellt die Lebensgeschichte von Alexander Büchner in den Mittelpunkt seines Vortrages am Büchnerhaus

Interessante Parallelen zwischen Georg Büchner und seinem jüngsten Bruder Alexander will der Referent Dr. Thomas Lange aus Darmstadt bei der nächsten Vortragsveranstaltung am Goddelauer Büchnerhaus aufzeigen. Die Benefizreihe zugunsten des Fördervereins Büchnerhaus wird am Sonntag, 10. April 2011 um 18:00 Uhr fortgesetzt. Der Vortrag über die Lebensgeschichte Alexander Büchners steht unter dem Titel „Ein Radikaler im öffentlichen Dienst“.

Alexander Karl Ludwig Büchner, geboren 1827 und damit beim Tod seines berühmten Bruders Georg erst zehn Jahre alt, war ein deutsch-französischer Schriftsteller und Professor der Literaturgeschichte. Nach einem Jurastudium in Gießen war er „Accessist“ am Landgericht Langen (Hessen) geworden. 1851 wurde ihm der „Acceß“ jedoch wegen staatsfeindlicher Gesinnung entzogen. Er hatte sich in London mit exilierten 1848er-Revolutionären getroffen und war verraten worden. Alexander ging nach München, um dort Sprachen und Literatur zu studieren, und habilitierte 1852 als Privatdozent an der philosophischen Fakultät zu Zürich. Auf Vermittlung des Darmstädter Mitrevolutionärs und Freundes Dr. med. Wilhelm Zimmermann, konnte er 1855 Lehrer für neuere Sprachen am College Notre Dame im französischen Valenciennes werden. Er trat 1857 in den französischen Staatsdienst und war seit 1862 Professor der fremden Literaturen zu Caen. Im Jahre 1870 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an.

Der Eintrittspreis beträgt sieben Euro und kommt in voller Höhe dem Förderverein und damit dem Geburtshaus Georg Büchners zugute. Kartenreservierungen nimmt das städtische Kulturbüro (Telefonnummer 06158 930841/2, Fax 930843 oder per E-Mail: kultur@riedstadt.de ) gerne entgegen. Karten sind zudem an der Abendkasse erhältlich.

Mehr über Balthasar Harres

Der Besuch von Gudrun Gottfried-Harres und ihrer Familie in der Villa Büchner ist ein guter Anlass, auf die Recherchen über ihren Ur-Ur-Großvater Balthasar, den Architekten der Pfungstädter Villa, zurückzukommen.

Gudrun Harres-Gottfried (links) mit ihrem Bruder Udo Harres, rechts daneben Udos Frau Liisa Marjatta geb. Kähäri. Ganz rechts ihr Ehemann Rudolf Gottfried bei ihrem Besuch der Villa Büchner am 28. März 2011.

 

Harres wurde am 22. November 1804 in Darmstadt geboren, sein Vater war der „Hofmaurermeister“ Carl Harres, seine Mutter eine geborene Hunsinger. Der Familienstammbaum, den man mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, nennt seine Eltern (Carl Ludwig, 1774-1813, „Maurermeister”) und Elisabeth Catharina geb. Hunsinger (nur das Datum der Eheschließung, 21.7.1799) sowie den Großvater Johann Ludwig Harres („von Bickenbach?”) 1744-1760, („nach Darmstadt, Beisaߔ).

Über seine Schul- und Ausbildungszeit ist nichts bekannt, der Nachruf (s. u.) erwähnt „Gymnasium, später Universität in Gießen“, also eine für Darmstadt ganz übliche Akademikerkarriere. 1829 ist er Stadtbaumeister in Coburg. Dort errichtet er 1837 das Landestheater, 1838 ein Schloss im Umland, das seit 1893 Hohenfels heißt. 1839 ersucht Harres den Herzog um seine Entlassung, noch im gleichen Jahr wird er Stadtbaumeister in Darmstadt. Mit Christian Rauch arbeitet er am Entwurf des Ludwig-Monuments (dem „langen Ludwig“), das 1844 mit Schwanthalers Standbild feierlich eingeweiht wird. 1841 wird er zum Lehrer für das Bau- und Maschinenfach und der Architektur an die „höhere Gewerbe- und technischen Schule“ berufen. 1844 wird die neu errichtete „Höhere Gewerbeschule“ am Kapellplatz errichtet, für die zwar die Pläne von Harres stammen, die aber in der Ausführung von seinem Nachfolger Johannes Jordan verändert wurden. 1856 erhält Harres „den Character als Baurath“. 1860 schließlich entwirft er für Wilhelm Büchner die Villa in Pfungstadt, die 1863 vom Darmstädter Bauunternehmer Georg Scherer errichtet und 1864 bezogen wird. In Darmstadt engagiert er sich in einer „Kommission zur Reorganisation der Technischen Schule“ und erreicht am 21. März 1868 die Zustimmung der Landstände zur Einrichtung der „Polytechnischen Schule“. Aus ihr entsteht 1877 die ruhmreiche Darmstädter Technische Hochschule. Noch 1868 errichtet er die „Bessunger Mädchenschule“. Am 4. August wird er mit dem Titel „Baurath“ pensioniert, und schon am 16. August 1868 stirbt er in Bingen, dem Geburtsort seiner Frau.

Die Darmstädter Zeitung widmet ihm am 19. 8. 1868 einen ausführlichen Nachruf, wonach er „im Gegensatz zu seinem grossen Lehrer Moller …. vorzugsmäßig die Zweckmäßigkeit der Gebäude als die Hauptaufgabe…“ ansah. Seine Gebäude „tragen alle entschieden den Charakter des äußerlich Einfachwürdigen, dafür aber der höchsten Zweckmäßigkeit im Innern an sich“. Erwähnt wird auch seine publizistische Tätigkeit, bei Spamer in Leipzig erschien „Die Schule des Maurers“, „Die Schule des Zimmermanns“ und „Die Schule des Steinmetzen“. Ein Reprint der „Schule des Maurers“ ist bis heute lieferbar (ISBN 978-3826208119).

 

 

In Darmstadt erinnert der Gedenkstein an Harres, den er auf dem Kapellplatz-Friedhof für seinen Vater Ludwig Carl Harres (3. 7. 1744 – 28. 2. 1813) errichten ließ.

 

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