Gestern Abend in der BüchnerBox trug István Vincze bei einem „HörBar Spezial“ des Darmstädter Staatstheaters mit angemessener Emphase ein paar der frühen Texte Georg Büchners vor.
Die „Schülerschriften“ sind ja komischerweise das umfangreichste Textkonvolut Büchners, der erhalten ist. Das erklärt sich aus der Überlieferungsgeschichte: als seine Geschwister Luise und Ludwig Büchner 1850 eine erste Werkausgabe ihres Bruders Georg veröffentlichten, sortierten sie die im Haus vorhandenen und die von Minna Jaeglè erhaltenen Materialien. Die, die sie verwerten wollten, verwahrten sie in einem Raum im Haus, die anderen wohl im Keller oder auf dem Dachboden. Die scheinbar „wertvolleren“ sind dann zu einem großen Teil bei einem Brand im Haus in der Darmstädter Grafenstraße verloren gegangen. Viel später hat Georg Büchners Neffe, der Sohn Georg seines Bruders Ludwig, Material an Anton Kippenberg vom Insel-Verlag gegeben, der das wiederum nach Auswertung und Veröffentlichung durch Fritz Bergemann, der 1922 eine ziemlich gründliche Werkausgabe veröffentlichte, ans Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar gab. Dort liegen sie bis heute, und als die Luise-Büchner-Gesellschaft letztes Jahr kurz vor der Neueröffnung des Archives schon mal gucken durfte, sahen wir ein paar der schönen Handschriften. Georg Büchner hätte es der Forschung sehr viel leichter gemacht, wenn er seine späteren Texte auch nur halb so ordentlich geschrieben hätte wie diese …
Einer der bekanntesten dieser Schülertexte, „Rede zur Verteidigung des Kato von Utica“ ist Gegenstand in Luise Büchners Fragment „Ein Dichter“, wo nach dem Vortrag eine begeisterte Freundin zu Georgs Mutter sagt: „Sie sind eine glückliche, glückliche Mutter!“ und diese antwortet: „Glücklich ja, aber auch sorgenvoller als viele andere Mütter, der Feuerkopf wird uns noch viel zu schaffen machen!“
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