Peter Brunners Buechnerblog

Monat: Juni 2013 (Seite 1 von 2)

Das fängt ja gut an – Büchner200 in Darmstadt am 29. 6. 2013

Meist nutze ich die „sozialen Netzweke“ im Zusammenhang mit den Geschwistern Büchner, um dort auf diesen Blog hinzuweisen.

Nach den Nutzerstatistiken bewährt sich das – die Zugriffe nach der Mitteilung, dass es hier Neuigkeiten gibt, steigen signifikant.

Heute nutze ich die Möglichkeit, eine größere Anzahl von Bildern online zu stellen, die mir Google bietet, und verlinke ausnahmsweise einmal von hier nach dort:

SAM_5774

 

Mit Mausklick auf das Bild kommen Sie zu einem kleinen Bilderalbum mit ersten Eindrücken vom Darmstädter Festival Büchner 200,
das am 29.6. mit einem Maskenzug vom Theater an den Bahnhof und einem anschließenden wunderbaren Fest eröffnet wurde.

 

 

Einladung zum Auftakt des Darmstädter Festival Büchner 200 am 29. Juni

Sehr geehrte, liebe Damen und Herren,

Freundinnen und Freunde,

a​m Samstag beginnt das Darmstädter Büchner-Festival „Büchner200″.

N​ach der Aufführung von Büchners Leonce und Lena im Staatstheater beginnt um 20:30 eine große Büchner-Aktion auf dem Büchner-Platz (vor dem Theater), zu der ich Sie ganz herzlich einlade. Machen Sie sich mit Ihren Freunden und Verwandten einen wunderbaren Büchner-Abend in Darmstadt, tragen Sie mit hunderten von anderen Gästen die schöne Büchner-Maske mit dem großartigen Holzschnitt von Helmut Lortz,

Lorz_Georg_frei
spazieren Sie in einer Demonstration, bei der Vermummung ausdrücklich erbeten ist, vom Theater zur Büchner-Box am Bahnhof (oder begleiten Sie den Zug ganz kommod im mitgeführten Bus), freuen Sie sich mit Ann Dragies‘ Clowns und der Musik von Papa Legbas Blueslounge, „Face Büchner“ mit dem Theaterlabor und Basstubation und erwarten Sie gespannt die Überraschungen der läd naid sürpries des Theaterensembles (Details auch unter http://www.ztix.de/Centralstation/infos/5485001.html).
Und das ist erst der Anfang.
Mit diesem Auftakt beginnen neun Wochen voller Büchner-Experimente und -Interpretationen, Vorträge, Erzählungen, Aufführungen und Berichte. A​uf der website http://www.buechner200.de/ finden Sie umfangreiche Informationen, Bilder und das ständig aktualisierte Veranstaltungsprogramm​.
Selbst wenn Sie es wirklich nicht schaffen, am Samstag nach Darmstadt zu kommen, bleiben Sie aufmerksam. Die Büchner-Box auf dem Platz vor dem Darmstädter Hauptbanhof und das daneben liegende Landidyll „Königreich Popo“ erwarten Sie!

S​ehen wir uns? Wir sehen uns!

Auf bald

Herzlich

Ihr

Peter Brunner ​

Ein unbekannter Text über das Leben der Büchners in Darmstadt

Die Luise-Büchner-Gesellschaft beging am 24. Juni 2013 ihre regelmäßige Jahreshauptversammlung.

Die Formalia konnten ohne Einspruch und Diskussionen abgearbeitet werden, der Vorstand wurde einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen entlastet.

Zur Versammlung erschien als Jahresgabe für die Mitglieder ein  Auszug aus einem Büchner-Interessierten bisher unbekannte gebliebenen Text, den ein Verwandter, der Berliner Geheime Oberregierungsrat Wilhelm Welcker (1859 – 1934) 1921 verfasst hat, mit einer Einleitung und ausführlichen Erläuterungen von mir. Dazu habe ich einen kommentierten Stammbaum von Johann Jakob Büchner (1753 – 1835), dem Großvater der „Geschwister Büchner“, erstellt, der im (gerade noch lesbaren…) Format DIN A 2 gedruckt und dem Text beigelegt wurde.

Hier die beiden Dokumente.

2013_LuBuGe_Jahresgabe_AuszugWilhelmWelckerUeberBuechners

2013_LuBuGe_Jahresgabe_Stammbaum_1

 

Großformatige, farbige Ausdrucke erhalten Mitglieder auf Anfrage vom Verein. Nicht-Mitgliedern bieten wir die beiden Dokumente zum Preis von 10 € incl. Verpackungs-/Versandkosten (in Deutschland, Auslandsversand auf Anfrage) zur Bestellung an. 

 

Bitte bestellen Sie unter dem Stichwort „Jahresgabe 2013″  hier (oder, noch besser für Sie und uns, werden Sie Mitglied!):

 

Luise-Büchner-Gesellschaft e.V.
Literaturhaus
Kasinostraße 3

64293  Darmstadt

oder per Mail: LuiseBuechner@aol.com

 

Ich weiß bestimmt, daß man mir in Darmstadt die abenteuerlichsten Dinge nachsagt

(Georg Büchner im Brief an die Eltern, Straßburg 2.11. 1835)

Zum zweiten Male, diesmal öffentlich, hat das Institut Mathildenhöhe als Veranstalter der künftigen Georg-Büchner-Ausstellung eingeladen, um den Fund eines Porträts zu diskutieren, das Georg Büchner zeigen soll.

1_Georg_Buechner

 

Georg Büchner im „Polen-Rock“ – Undatierte Bleistiftzeichnung von August Hoffmann. Reproduktion eines Fotoabzugs von 1875 (Schweizer Privatbesitz) aus der Sammlung Reinhard Pabst (www.literaturdetektiv.de), Bad Camberg. Die Original-Zeichnung wurde beim Bombardement Darmstadts 1944  zerstört.
R. Pabst überließ mir freundlicherweise dieses Foto vom Hoffmann-Bild, das 1875 von Ludwig Büchner bei Georgs Umbettung in Zürich an ausgewählte Gäste verteilt wurde. Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass es einen halbwegs wiedererkennbaren Georg zeigt.
Das Rarissimum wurde zum ersten Mal in der „Literaturland Hessen“-Ausstellung: „Briefe an Hund und Kater und andere Handschriften Georg Büchners“ (7. bis 22. Juli 2005) in der Kreissparkasse Groß-Gerau in Riedstadt-Goddelau öffentlich gezeigt, einem Gemeinschaftsprojekt von Hessischer Rundfunk (hr), Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie der Sparkassen-Stiftung Groß-Gerau. Erstdruck in der FAZ vom 9. Juli 2005, S. 35.
Angefertigt hat es der Darmstädter Fotograf  Wilhelm Rudolph. 

 

 

Bereits Nachmittags hatten sich die Protagonisten, Frau Dr. Mechthid Haas und die  Herren Prof. Dr. Borgards, Prof. Dr. Dedner, Dr. Beil und Prof. Dr. Oesterle mit Reinhard Pabst, in diesem Kreis als Kritiker allein auf weiter Flur, in geschlossener Runde zur Vorab-Erörterung getroffen.

Der in bescheidener Zahl anwesenden Öffentlichkeit sollte dann in breiter Präsentation die Gelegenheit geboten werden, sich einen eigenen Eindruck zu machen. Leider verlief dieser Teil unkoordiniert und konnte wohl nur denjenigen nutzen, die sich bereits in Tiefen und Untiefen der bisherigen Diskussion eingelesen hatten. Der einsame Laie jedenfalls, dessen gelegentliche Frage von mehr Interesse als von Kenntnis zeugten, wird die Veranstaltung wohl ratloser verlassen als betreten haben.

Vorbereitet war eine Präsentation von Bildern, die Prof. Dedner in einem Einleitungsvortrag präsentieren wollte. Schon nach wenigen Sätzen kam es aber zu Einwürfen, Fragen und schließlich – mangels konsequent geführter Diskussion – einem Ko-Referat von Reinhard Pabst. Pabst, der die Rolle als einzig anwesender kompetenter Kritiker durchaus willig annahm, glänzte mit profunder Kenntnis scheinbar unwichtigster Details; aber auch die Befürworter der These, hier sei Georg Büchner neu zu sehen, haben inzwischen ihre Argumentationen vertieft.  In der Diskussion um den Notenjüngling, Pabst nennt ihn „Pseudo-Schorsch“, sind ja Vergleiche aus dem Kino üblich geworden.  Pabst erinnerte in der Diskussion vorübergehend an Henry Fondas Einsatz in „Die 12 Geschworenen“, wo ein einzelner Zweifler in dramatischer Auseinandersetzung schließlich die anderen elf auf seine Seite holt und das Todesurteil verhindert.

buechner.jpg.17081170

 

August Hoffmann: Der Jüngling mit dem Notenblatt. 1833 

Pabst nannte zahlreiche Bedenken aus der Diskussion der vergangenen Wochen, darunter:

  • das neu aufgefundene Blatt trägt eine Kugelschreiber-Beschriftung, höchst wahrscheinlich durch den Pfarrer und Familienforscher Clotz, wohl aus den 50er Jahren, mit dem Wortlaut „August Hofmann“ – obwohl der Maler unbestritten und sicher auch Clotz wohl vertraut „Hoffmann“ hieß. Hat er es als Selbstportrait oder gar als Portät eines uns unbekannten „Hofmann“ kennzeichnen wollen?
  • durch das Notenblatt mit dem Zampa-Motiv liegen andere Zuschreibungen nahe: es könnte einer der damaligen Bühnendarsteller sein oder auch August Hoffmanns Bruder, der sich 1833 nach einer neuen Beschäftigung als Schauspieler umsah. Ihm  könnte ein Porträt als Bewerbungsanlage gedient haben;
  • die Zuordnung eines derart plumpen Textes (offenbar auch noch in einer plumpen Übersetzung aus dem Georg Büchner ja ganz geläufigen Französisch) und einer musikalisch zu recht längst vergessenen Melodie findet an keiner Stelle des bekannten Lebens und Werks des Dichters einen Anknüpfungspunkt. Dagegen lassen sich zahlreiche Indizien dafür finden, dass das eben gerade nicht seiner Haltung und Vorliebe entsprach. So schreibt er der Braut: „Lernst Du bis Ostern die Volkslieder singen, wenn’s Dich nicht angreift? Man hört hier keine Stimme; das Volk singt nicht, und Du weißt, wie ich die Frauenzimmer lieb habe, die in einer Soiree oder einem Konzerte einige Töne totschreien oder winseln“

 

 

Schließlich konnten mit Hilfe der projizierten Abbildungen einige Fragen vertieft angegangen werden: die der Datierung des Bildes (1833 oder 1839?), die Aufenthalte Hoffmanns in Darmstadt und die der „Porträt-Kompetenz“ des Malers Hoffmann.

Unbestritten ist, dass das Bild von August Hoffmann gemalt wurde, und auch der Datierung auf 1833 widersprach niemand. Nach in Augenscheinnahme zahlreicher weiterer Datierungen Hoffmanns auf anderen Bildern, die seine 9 deutlich von seiner 3 unterscheiden lassen, darf das als halbwegs gesichert gelten. Auch Hoffmanns Aufenthalt in Darmstadt, mindestens von Mitte bis Ende 1833, ist wohl nicht mehr umstritten. Dr. Mechthild Haas konnte versichern, dass das Papier und der Zustand des Bildes an der Herkunft aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts keinen Zweifel zulassen; eine Datierung auf ein Jahrzehnt oder noch genauer ist mit ihren Methoden allerdings nicht machbar. Ein Detail, das der Wahrheitsfindung deutlich dient, blieb ein wenig unterschätzt: das unbestrittene Georg-Büchner-Porträt ist ja nur mit „AH“ signiert und ließ deshalb letzte Zweifel an der Urheberschaft zu; aber jetzt ist diese Signatur August Hoffmanns durch viele weitere Belege gesichert.

Aufschlussreich erschienen dann die gezeigten weiteren Portraits aus Hoffmanns Hand, zwei en face gezeichnete Ansichten seiner Braut und ein aquarellierter männlicher Kopf von rechts. Dieser soll ein Selbstportrait des Malers sein. Was in der Diskussion um das unbestrittene Georg-Büchner-Bild, vielleicht aus Gründen der Pietät, selten ausgesprochen wurde, lässt sich jedenfalls jetzt nicht mehr bestreiten: Hoffmann war ein sehr mäßiger Portraitist. Die beidem Mädchenköpfe sind unübersehbar mehr aus standardisierten Versatzstücken zusammengesetzt als der Natur nach gemalt. Selbst die untere Gesichtspartie des „jungen Mann mit dem Notenblatt“ kann man in den beiden Mädchenbildern wiederfinden.

 

Bei diesem Stand der Erkenntnis muss jetzt jede, auch die kleinste, Spur, gründlich und vorurteilslos verfolgt werden. Ohne Frage muss der Nachlass von Pfarrer Clotz gesichtet werden, alle Bilder aller „Zampa“-Darsteller müssen auf Ähnlichkeit überprüft werden, gründliche Recherchen müssen weitere Werke und Informationen zu Leben und Aufenthalten August Hoffmanns suchen.

In den informellen Diskussionen der vergangenen Tage wurde wiederholt auf die Notwendigkeit einer kriminologischen Untersuchung der Abbildung hingewiesen. Es müsse doch möglich sein, mit modernen Methoden der Kriminalistik einen Gesichtsvergleich, unter anderem mit den unbestrittenen Fotografien der Eltern und Geschwister, die Identität des Abgebildeten zu prüfen (Reinhard Pabst kennt bereits nicht nur die Bezeichnung der Abteilung beim Bundeskriminalamt, sondern auch den Namen der kompetenten Mitarbeiter). Beim Stand der Dinge verbleibt hierfür allerdings wenig Hoffnung: so schlecht wie Hoffmann malte, kann jede Ähnlichkeit (oder Unnähnlichkeit) eben auch seiner Unfähigkeit geschuldet sein.

Insbesondere Professor Oesterle, der Finder des Bildes, hat sich weiteren gründlichen Recherchen im Gespräch zugeneigt und aufgeschlossen gezeigt. Ihm liegt offenbar an profunder, wissenschaftlich seriöser Recherche, auch wenn er verständlicherweise den Traum von der Authentizität nicht aufgibt. Professor Borgards dagegen verwahrte sich gegen Reinhard Pabst Forderung nach vollständiger Infragestellung: dann müsse man ja jederzeit jede Abbildung und jede Zuweisung aufs Neue prüfen. Wir dachten bisher, das genau sei die Aufgabe wissenschaftlicher Arbeit?!

Während sich in der öffentlichen Diskussion die Chance herauszukristallisieren schien, in der geplanten Ausstellung genau diese wissenschaftliche Recherche gründlich und als „work in progress“ zu präsentieren, widersprach Dr. Beil dem am Ende im informellen Gespräch deutlich: diesen Raum und diese Inszenierung lasse seine Vorstellung von der Ausstellung keinesfalls zu.

Es steht allerdings außer Frage, dass die Debatte um das Bild fortgesetzt werden muss und dass sie fortgesetzt werden wird – wenn nicht in der Ausstellung, dann an anderen Orten.

Für eine zuverlässige Zuordnung des Bildes ist es jedenfalls – und das war Konsens aller – noch viel zu früh.

 

 

„ … daß die literarisch-ästhetische Ausbildung … häufig nicht die richtigen Früchte trägt“

Luise Büchner hatte zum Thema Frauen und Ästhetik eine auf den ersten Blick überraschende Haltung. Sie wehrt sich nämlich – zu Recht – gegen die Abschiebung der Frauen auf das Spielfeld Kunst im Gegensatz zur Teilhabe am Erwerbsleben. Daher schreibt sie in einem Kommentar zur „Conferenz über das mittlere und höhere Mädchenschulwesen“ des preußischen Unterrichtsministeriums von 1873:

 

… Ich meine, dass das „Aesthetische“ bei der Mädchenschule wieder viel zu sehr in den Vordergrund gerückt ist. Wie es mir scheint, muß das Gefühl für das Schöne und das Gute ein Resultat des ganzen Unterrichts sein, es muß aber nicht besonders darauf hingearbeitet werden durch eine vorwiegende Pflege der Literatur, in einem Alter, wo das ernste Erlernen nützlicher Kenntnisse noch sehr am Platze ist.

Diese aesthetische Bildung vor der Zeit treibt Zweige ohne Saft und Kraft; wir machen z.B. bei den Damen-Lyzeen, welche doch die Schulbildung weiter führen und vertiefen sollen, allgemein die Erfahrung, dass sich die jüngeren Mädchen zu den Literaturvorlesungen drängen, dagegen an andern ebenso interessanten Fächern, wie Geschichte, Naturwissenschaft u. s. w., vorübergehen, weil ihnen zu deren Verständniß die gediegene Vorbildung fehlt, das Interesse dafür nicht richtig erweckt ist. Bemerken wir noch dabei, wie viel junge Damen es giebt, welche kaum rasch und gewandt etwas zu Papier zu bringen vermögen, und die später bei der Wahl ihrer Lectüre den schlechtesten Geschmack an den Tag legen, so muss man sich sagen, daß die literarisch-ästhetische Ausbildung, welche nach Ansicht vieler Pädagogen das ethisch entwickelnde Moment in der weiblichen Erziehung sein soll, häufig nicht die richtigen Früchte trägt.“

 Luise Büchner. Die Frau. Hinterlassene Aufsätze, Abhandlungen und Berichte zur Frauenfrage. Halle, Gesenius, 1878. S. 46 „Der höhere weibliche Unterricht… “

 

 

Dennoch und aus vielen guten Gründen zeigen die Luise-Büchner-Gesellschaft und das Darmstädter Kunstarchiv – übrigens ohne jede Spekulation über Provenienz, Datierung, Gegenstand und Authentizität – in den nächsten Monaten eine gemeinsame Ausstellung zum gemeinsamen Interesse:

 

„Der Weibliche Blick“ – Vergessene und verschollene Künstlerinnen in Darmstadt 1880 – 1930

Ist die Sicht der Frauen auf die Welt eine gänzlich andere als die ihrer männlichen Kollegen? Unsere Ausstellung spürt dem  „weiblichen Blick“ anhand von 35 spannenden KünstlerinnenLebensläufen nach. Alle beteiligten Künstlerinnen lebten und arbeiteten mehr oder weniger erfolgreich zwischen 1880 und 1930 in Darmstadt und der Region. Viele von ihnen wurden in Darmstadt geboren, andere zogen für eine kurze Zeit in die Stadt des Jugendstils, und wieder andere ließen sich erst in reiferen Jahren in Darmstadt nieder. Durchweg alle waren beseelt von dem Wunsch, Kunst zu schaffen, studierten in Paris oder anderswo, gründeten Malschulen und Künstlerinnenvereinigungen. Es forderte den Frauen in der damaligen Zeit eine besondere Entschlossenheit und Stehvermögen ab, sich neben ihren männlichen Kollegen zwischen Haushalt und Mutterrolle im Kunstmarkt zu behaupten. Die Qualität der „weiblichen Kunst“ ist der „männlichen“ ebenbürtig, ihr technisches Können souverän und ihre künstlerische Leistung überragend. Ihre Werke aber hängen nicht in den Ausstellungsräumen der Museen, sondern führen ein Schattendasein in den Depots und Archiven. Künstlerinnen sind zu Unrecht Verschollene und Vergessene der Kunstgeschichte. Es ist Zeit, sie nach rund hundert Jahren auszugraben, ihre Werke angemessenen zu würdigen und neu zu sehen mit dem „richtigen“ Blick.

Im Treppenhaus zeigen wir fotografische Blicke in die Ateliers der Künstlerinnen.

Zur Ausstellung, die von der Luise-Büchner-Gesellschaft gemeinsam mit dem Kunst Archiv Darmstadt veranstaltet wird, erscheint ein umfangreiches, reich bebildertes Katalogbuch. 

Hier findet sich der Flyer zu Ausstellung als pdf-Datei mit weiteren Informationen.

 

„Die Schwierigkeiten schuf der Widerstand einer männlich geprägten Welt von Kunstschaffenden und Kunstkritik gegen das aufkeimende Selbstbewusstsein der „unleidigen Zwitterwesen“ oder „Malweiber“, wie die Künstlerinnen in der Presse genannt wurden.“ schreibt Anette Krämer-Alig hier in ihrer Vorabbesprechung im Darmstädter Echo.

 

Besonders herzlich eingeladen wird zur

 

Eröffnung:
Sonntag, 23. Juni 2013, um 11 Uhr

im Darmstädter Literaturhaus, Kasinostraße 3

Es sprechen:
Oberbürgermeister Jochen Partsch, Agnes Schmidt und Claus K. Netuschil

Christiane Lüder spielt auf dem Akkordeon Musik um die Jahrhundertwende.

 

« Ältere Beiträge