Neues aus Buechnerland

Peter Brunners Buechnerblog

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Wenn die Bühne nicht zum Zuschauer kommt …

 

… müssen sich die Zuschauer auf den Weg des Propheten machen und zur Bühne kommen.

Das hat sich auch Christian Suhr gedacht und ermöglicht daher schnellentschlossenen Theater- und /oder Büchner-Junkies, eine Aufführung des zu recht hochgelobten multinationalen Büchnerprojektes „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ im polnischen Poznan zu besuchen.

Hier findet sich das Manuskript zu einem Feature im Deutschlandfunk, hier eine Besprechung im Darmstädter Echo zur Frankreichtournee und hier eine Ankündigung der Aufführung der FNP im Darmstädter Staatstheater vom Februar 2014.

Ich konnte die Uraufführung sehen, weiß, dass Erfahrung und Routine die Inszenierung noch verbessert haben und werbe daher mit Vergnügen für zahlreiche Teilnahme und zügige Anmeldung:

 

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von Peter Brunner

L’étrange Mr „L”

Das schöne Waldersbacher Musee Oberlin lädt zu einem Vortrag der geschätzten Marie-Thérèse Fischer ein:

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Frau Fischer hat uns kürzlich hochkompetent und beeindruckend engagiert durch ein Stück „Ihres“ Elsaß geführt.

 

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M-T. Fischer in der Waldersbacher Kirche, vor der Kanzel von der Lenz predigte 

 

Es freut mich sehr, dass der Aufenthalt von Jakob Michael Lenz bei Oberlin, der durch Georg Büchners Novelle verewigt ist, auf diese Art und Weise auch ein Teil der Erinnerung in Waldersbach bleibt.

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von Peter Brunner

„Das geschlechtsregister einer familie unter dem bilde des stammes und des geästes eines baumes vorgestellt und zur anschauung gebracht…”*

Zu den Erinnerungsstücken, die bei Nachfahren der Familie Büchner aufbewahrt werden und die ich in den letzten Jahren sichten und kopieren durfte, gehört auch ein unscheinbares und darüber hinaus beschädigtes Glasnegativ von etwa 10 x 20 cm Größe.

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Es handelt sich um die Fotografie eines aquarellierten Stammbaums der Familie Büchner. Das Originalbild des Darmstädter Theatermalers Hermann Schlegel (1860 – 1917) ist, wahrscheinlich im 2. Weltkrieg, verloren gegangen. Von der Glasplatte ist die linke obere Ecke abgebrochen und verloren. Schlegel, zu dessen Leben und Werk ich wenig herausfinden konnte, war ein Darmstädter (Theater-)Maler und, wie sich dessen Nachfahren erinnern, mit Fritz Büchner, ebenfalls einem Darmstädter Maler und Großneffe Georg Büchners, dem Enkel Wilhelm Büchners, befreundet.

Der Stammbaum zeigt die Generationenabfolge der Büchners seit Kilian Büchner (* 1575) und bietet keine neuen genealogischen Erkenntnisse. Ungewöhnlich ist, dass der Maler jeweils die Kinder als Seitenast darstellt, die weiter verfolgte Person dann am Hauptast wiederholt. Außerdem entspricht die Reihenfolge der Kinder nicht der ihrer Geburt. Die Datierung fällt ungewöhnlich leicht: Fritz Büchner heiratete 1911 Anna Julia Flückinger (1884 – 1954), 1913 wurde ihr erstes Kind, Karl Wilhelm Büchner (1913 – 1942) geboren. Die Ehefrau ist bereits eingetragen, das Kind noch nicht. Höchstwahrscheinlich ist der Stammbaum also in diesen wenigen Jahren, vielleicht anlässlich der Hochzeit der beiden am 20. Mai 1911, entstanden. Aufschlussreich für die Familienverhältnisse ist darüber hinaus, dass hier nur Ernst Büchners Nachfahren aus der ersten Ehe mit seiner Kusine Elisabeth Büchner gezeigt wird. Ernst Büchner hat 1885 in Berlin (?!) nach einer Scheidung Marie von Ferber geheiratet und mit ihr das gemeinsame Kind Anton Büchner (1887 – 1985), den ersten Chronisten der Büchnerfamilie, gezeugt. Diese Ehe und natürlich auch ihr Spross fehlen hier.

Die Halbbrüder Fritz und Anton Büchner haben sich nach dem Tod Ernst Büchners 1924 gelegentlich besucht; die lebenden Nachfahren erinnern sich an freundschaftlichen Umgangston der beiden.

Das Negativ ist eine schöne Erinnerung an einen verloren gegangenen Familienschatz.

Ich hatte jetzt die Gelegenheit, das Negativ einem Künstler zu zeigen, der sich regelmäßig mit der Kolorierung historischer schwarz-weiß-Fotos beschäftigt. Auf meine Anregung hin hat Doug Banks  das kleine Negativ wieder zum Leben erweckt und uns einen Eindruck davon verschafft, wie dieses schöne Bild einmal gewirkt hat.

 

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Bei Gelegenheit möchte ich eine kleine Dokumentation dieses Fundes mit Erläuterungen zu den dargestellten Personen und einem guten Druck der kolorierten Version des Aquarells veröffentlichen – Interessenten melden sich bitte per Mail oder Kommentar hier im Blog.

 *Grimm’sches Wörterbuch: „Stammbaum“

 

SPeterBrunner

von Peter Brunner

 

Das Veranstaltungsprogramm der Luise Büchner-Gesellschaft e.V. Herbst 2014

Freitag, 5. September
Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Haus der offenen Tür und Fest im Literaturhaus

Die Luise-Büchner-Bibliothek im 2. Stock steht zwischen 16 und 18 Uhr offen zur Besichtigung und zum Stöbern nach Literatur von und über Frauen. Ab 16.30 Uhr stellt Jutta Schütz die Frauenrechtlerin Luise Büchner als Lyrikerin mit einer Lesung aus dem Gedichtband „Frauenherz“ vor. Ab 18 Uhr literarisch/musikalisches Programm im Vortragssaal.

Dienstag, 30. September um 19 Uhr
Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Lulu und die anderen – Frank Wedekinds Frauen und die Bohème

mit Cornelia Bernoulli und Bruno Hetzendorfer (München)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts provozierte Frank Wedekind den Literatur- und Bühnenbetrieb mit seinem neuen Stil. Seine drastischen und freizügigen Texte wurden oft von der Zensur verboten. Die szenisch-musikalische Lesung anlässlich des 150. Geburtstags von Frank Wedekind schlägt einen rasanten Bogen mit Szenenausschnitten, Liedern, Tagebuchnotizen und Briefen des Autors, Kabarettisten und Schauspielers. Dem gegenüber stehen Zeugnisse und Zitate verschiedener Zeitgenossen; insbesondere von Frauen aus seinem Leben.
Gemeinsame Veranstaltung mit der Wedekind-Gesellschaft und der Leitung des Literaturhauses.
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro

Sonntag, 12. Oktober 16 – 19 Uhr
Von der Grafenstraße zum Alten Pädagog –  der Schulweg der Büchnergeschwister
Treffpunkt: Ecke Grafenstraße/Elisabethenstrasse um 16 Uhr

Alle vier Söhne des Medizinalrats Ernst Büchner und seiner Frau Caroline besuchten das Darmstädter  Gymnasium. Für die Töchter, Mathilde und Luise war dagegen der Zugang zur höheren Schulbildung versperrt. Auf einem kurzen Spaziergang mit Agnes Schmidt und Peter Brunner werden an diesem Nachmittag die Schulwege der Büchnergeschwister nachempfunden. Anschließend (17 Uhr) lesen Ute Meissner-Ohl und Sigrid Schütrumpf (angefragt) im Pädagogkeller Texte zum Schulunterricht von Mädchen und Jungen im 19. Jahrhundert.
Musikalische Begleitung: Hans-Willi Ohl und Edgar Illert.
Teilnahmegebühr für beide Veranstaltungen 10 Euro, für Mitglieder 5 Euro

Freitag, 17. Oktober
Theaterbesuch in Riedstadt/ Leeheim.
Georg Büchners  201. Geburtstag feiert die Leeheimer  Büchnerbühne mit der Uraufführung des Stückes Aretino – eine Fiktion von Büchnerbiograph Jan-Christoph Hauschild. Vor der Aufführung planen wir ein Treffen mit dem Autor. Für unsere Mitglieder werden wir  30 Eintrittskarten reservieren lassen.  Bitte melden, wenn Sie mitkommen möchten. Die Karten kosten 15 Euro. Gern organisieren wir Fahrgemeinschaften. Uhrzeit  wird noch bekannt gegeben!
Anmeldung bis 30. September bei Frau Ilse Kuchemüller, Tel.: 06151/44400;
Email: ilse.kuchemueller@t-online.de

Montag, 27. Oktober um 18 Uhr
Haus der Geschichte (Hess. Staatsarchiv), Karolinenplatz, Vortragssaal
Bertha von Suttner – die Mahnerin gegen den Krieg
Vortrag von Dr. Laurie R. Cohen, Universität Innsbruck

In allen Epochen der Friedensbewegungen wurden die WortführerInnen verhöhnt. Bertha von Suttner wurde, gerade weil sie eine Frau gewesen ist, besonderer Spott zuteil. Die Historikerin Laurie R. Cohen wird in ihrem Vortrag anhand von bisher nicht bekannten Quellen neue Facetten des Lebens und Wirkens dieser außergewöhnlichen Frau zeigen.
Gemeinsame Veranstaltung mit dem Historischen Verein für Hessen
Eintritt frei

Sonntag, 2. November um  18 Uhr
Büchnerhaus, Riedstadt-Goddelau, Weidstraße 9
Mathilde Büchner und der Darmstädter Hausfrauenverein
Vortrag von Agnes Schmidt

Mathilde Büchner, die ältere Schwester von Luise Büchner, ist die einzige unter den Geschwistern ohne schriftlichen Nachlass. In der Geschwisterreihe stand sie ihrem zwei Jahren älteren Bruder Georg am nächsten. Vielleicht war sie auch seine Vertraute. 1836 besuchte sie ihn zusammen mit der Mutter in Straßburg, später begleitete sie ihre Schwester Luise auf ihren zahlreichen Reisen. In Darmstadt war sie Mitbegründerin des Hausfrauenvereins.
Eintritt: 7 Euro zugunsten des Büchnerhauses

Dienstag, 4. November um 19 Uhr
Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Barbara Honigmann liest aus ihrem Buch „Ein Kapitel aus meinem Leben“

Eine Tochter erzählt von ihrer Mutter. Geboren 1910 in Wien, aufgewachsen im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Kroatien, schließlich vor den Nazis über Wien, Paris und Spanien nach London geflohen. Die Mutter der Autorin sprach stets nur von „einem Kapitel aus ihrem Leben“, wenn die Rede auf ihre Ehe mit dem britischen Doppelagenten Kim Philby kam.
Barbara Honigmann, 1949 in Ost-Berlin geboren, in das ihre Eltern aus dem Exil zurückgekehrt waren. Arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. 1984 Auswanderung mit der Familie nach Straßburg. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Gemeinsame Veranstaltung mit der Programmleitung des Literaturhauses
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro

Freitag 7. November um  19.30 Uhr
Literaturhaus (Kennedyhaus), Kasinostr. 3
Frank Wedekind und Georg Büchner
Vortrag von Dr. Ariane Martin (Universität Mainz)
Wie kommt es, dass wie selbstverständlich gesagt wird, Wedekind stehe in der Nachfolge Büchners? Der Vortrag sichtet die wenigen Rezeptionszeugnisse, die von Wedekind selbst stammen, sowie die Zuschreibungen einer angeblich ausgeprägten Büchner-Rezeption aus seinem unmittelbaren Umfeld, auf die das verbreitete Bild von Büchner als Vorläufer Wedekinds zurückzuführen sein dürfte.
Gemeinsame Veranstaltung mit der Wedekind-Gesellschaft
Eintritt frei

Freitag, 28. November um 19 Uhr
Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Luise und Mathilde –  szenische Lesung mit Rita Rosen und  Hiltrud Hauschke

Im Staatstheater Darmstadt wurde 2012 das Stück über Georg Büchners Schwestern von Peter Schanz mit großem Erfolg aufgeführt. Wegen der Erkrankung einer der beiden Schauspielerinnen wurde das Stück vorzeitig abgesetzt. Anfang 2014 zeigte Die junge Bühne Schlangenbad  mit großem Erfolg das Stück im Kellertheater  Frankfurt. Wir haben die beiden Schauspielerinnen eingeladen, Auszüge aus dem Stück vorzustellen.
Eintritt: 6 Euro

Sonntag, 30. November um 11 Uhr
Literaturhaus (Kennedy-Haus), Kasinostr. 3
Verleihung des Luise-Büchner-Preises für Publizistik an Frau Lisa Ortgies

Die von der Darmstädter Luise Büchner-Gesellschaft eingesetzte Jury des Luise Büchner-Preises für Publizistik hat den diesjährigen Preis an die Journalistin Lisa Ortgies verliehen.

Nach Bascha Mika (2012) und Julia Voss (2013) ist Lisa Ortgies die dritte Trägerin des Preises. Die 1966 geborene Journalistin steht in ihrer Arbeit für einen modernen Feminismus, der selbstbewusst und unverkrampft die Hälfte des Himmels für die Frauen reklamiert. In ihren Publikationen und Moderationen vertritt sie ihre Haltung sympathisch und konsequent.
Frau Ortgies moderiert seit 1997 die WDR-Sendung „FrauTV“. Dort gelingt es ihr stets, informativ und aufklärerisch die noch immer fehlende Chancengleichheit zu thematisieren und dabei klar feministische Position zu beziehen. Damit steht sie in der Tradition von Luise Büchner, die mit ihren Schriften und Vorträgen Frauen zu mehr Selbstbewusstsein und eigenständigem Handeln anregte.

Zur Preisverleihung werden gesonderte Einladungen verschickt.

Luise Büchner-Gesellschaft e.V.

Kasinostraße 3     Telefon 06151 599 788        64293 Darmstadt

E-Mail: luisebuechner@aol.com

www. LuiseBuechner.de

von Peter Brunner

UtopiAmerika – Die Fabelhafte Büchnerbande goes west

Unser UtopiAmerika-Programm ist noch nicht fertig. Zum  Sommerfest der Luise Büchner-Gesellschaft am 27.7. präsentieren wir ein paar Ausschnitte aus unseren bisherigen Recherchen. Die musikalischen Leckerlis der großartigen Papa Legbas Blues Lounge bleiben vorerst den Gästen vorbehalten – kommen Sie doch vorbei!

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Die Fabelhafte Büchnerbande in Klein-Umstadt

Hier die ersten Sätze aus unserer neuen Revue: 

 

Das Sommerfest heute wollen wir nutzen, zu erklären, wie wir auf die Schnapsidee gekommen sind, die Büchners in Amerika zu suchen.

Von der Debatte über die Ziele der aufrührerischen Demokraten berichtet August Becker, der engste Vertraute Georg Büchners, nach dem Tod von Büchner und Weidig, in einem Verhör:

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August Becker im „Deutschen Pionier“, 1871 

 

Büchner meinte, in einer gerechten Republik, wie in den meisten nordamerikanischen Staaten, müsse jeder ohne Rücksicht auf Vermögensverhältnisse eine Stimme haben, … .

Am 3. März 1835, Georg Büchner hat seinen Danton beendet und bereitet seine Flucht vor, schreibt ihm Gutzkow aus Frankfurt:

„Nun scheint es aber, als hätten Sie große Eile. Wo wollen Sie hin? brennt es Ihnen wirklich an den Sohlen? Ich kann Alles hören, nur nicht, daß Sie nach Amerika gehen. Sie müssen sich in der Nähe halten, (Schweiz, Frankr.) wo Sie Ihre herrlichen Gaben in die deutsche Literatur hineinflechten können; denn Ihr Danton verräth einen tiefen Fond, in den viel hineingeht, u viel heraus, u das sollten Sie ernstlich bedenken.“

Amerika war ein Thema im Europa des 19. Jahrhunderts. August Becker, der uns weiter begleiten wird, ist 1853 ausgewandert. Schon 1830 hatte er darüber nachgedacht. Im „Deutschen Pionier“ einer in Amerika erscheinenden deutschsprachigen Zeitung, hat er 1869 berichtet, warum er zunächst blieb. …

 

 

Und ein Ausblick:

 

Was noch zu erzählen bleibt:
Das Schicksal der Gießener um Follen und Münch. Münchs Leben als Farmer, sein Kontakt mit dem Badener Revolutionär Hecker, ja, dem aus dem Hecker-Lied. Beide hatten mit Wein experimentiert, und als die Reblausplage den gesamten europäischen Weinbau in den Abgrund zu reißen droht, sind es diese zwei, die herausfinden, dass es amerikanische Reben gibt, die reblausresistent sind. Und bis heute sind alle europäischen Weinreben auf amerikanische Grundstöcke gepfropft und wir verdanken unseren Weingenuss den alten Kämpen!

Die Geschichte der Darmstädter Kolonisten in Texas, die als Kommunarden und als Landwirte scheiterten. Man nannte sie die Lateiner, weil sie in der Kartoffelkiste in der Küche zur Hälfte – Bücher lagerten. Und die Geschichte der Verträge, die dort mit den Indianern abgeschlossen wurden – die einzigen, die von beiden Seiten nie gebrochen wurden und bis heute mit einem alljährlichen „Pow-Wow gefeiert werden.

Georg Büchners Genossen, die Deutschland nach Amerika verließen – Minnigerode, der nur aus der Haft entkam, weil er versprach, auszuwandern. August Beckers Leben – vom Theologiestudenten zum Revolutionär zum Publizisten zum Landtagsabgeordneten zum Zirkusakrobaten zum Feldprediger zum Herausgeber deutscher Zeitungen, zuletzt in Cincinatti. Der Offenbacher Landbotendrucker Preller, der zwar nie nach Amerika ging, aber in Mainz ein Auswandererbüro betrieb.

Die beiden Söhne Johann Karl Büchners, Wilhelm und Herrmann, Cousins „unserer“ Geschwister, die als Arzt und Apotheker nach Amerika gingen. Mehrfach sind die beiden zu Besuch in Deutschland gewesen, und ständig wechselten Briefe den Atlantik. Hermanns Tochter Luise, „Lulu“ Büchner, kommt zurück nach Darmstadt und heiratet in die Familie Welcker ein.

Friedrich Büchner, ein andere Cousin, Pfarrer in Zwingenberg, der einen Märchenband mit amerikanischen Grenzergeschichten veröffentlicht.

Karl „Don Carlos“ Buss, badischer Revolutionär, gebürtig aus Friedberg, der 1849 Hals über Kopf aus Deutschland flieht, im texanischen Neu-Braunfels kaum genug zu Essen hat, Bettelbriefe nach Hause schreibt, schließlich knapp den Südstaatlern entkommt, die ihn auf Seite der Sklavenhalter zur Armee pressen wollen. In Mexiko wird er mit einem Sägewerk schwer reich, seine Kinder schickt er nach Darmstadt zur Schule. Dort heiratet sein Sohn Ludwig Büchners Tochter Mathilde, und den heute hochbetagten Enkel hat der Großvater als Cowboy mit dem Lasso eingefangen. Er hat es uns selbst erzählt.

Luise Büchners aufmerksamer Blick ins Land der Zukunft: ihr „Kleiner Vagabund“ wandert als Fotograf aus Zwingenberg nach New York aus, wird reich und berühmt und holt sich schließlich seine Jugendliebe von der Bergstraße. Luise Büchner hat auch aufmerksam die Berufschancen und die gesellschaftliche Stellung der Amerikanerinnen verfolgt.

Alexander Büchner, der 1851 in London mit Deutschen Exilanten, unter ihnen der spätere amerikanische Innenminister Carl Schurz, konferiert: das künftige, einige, republikanische Deutschland solle sich schleunigst mit den Vereinigten Staaten zusammenschließen. So dachte man sich mal die Weltrevolution.

Ludwig Büchner, der 1872 eine sensationelle Vortragsreise durch die USA macht: vor Hunderten von Zuhörern sprach er jeweils mehrere Stunden lang über den „Gottesbegriff“; natürlich in deutscher Sprache. In der „Gartenlaube“ hat er einen vierteiligen Reisebericht veröffentlicht, der alleine ein abendfüllendes Programm bietet.

Sie hören, es gibt noch viel zu erzählen aus dem Büchner’schen UtopiAmerika. Wir bleiben dran!

 

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