Professor aus den USA zum Stand der Wissenschaft und Technik von Simulation und Modellierung – Anwendung in der Mechatronik, der Fahrzeugtechnik und der Raumfahrt
Pfungstadt, Ostendstraße 3
20. Januar 2011, 18:30 Uhr
Seminarraum 9a
Prof. Dr. José Granda, Professor der California State University, führender Wissenschaftler in NASA-Projekten und Honorarprofessor der Wilhelm Büchner Hochschule erläutert im Rahmen eines Vortrags an der Wilhelm Büchner Hochschule die Modellierung und Simulation mechatronischer Systeme.
Zur Vorhersage des Verhaltens von dynamischen Systemen ist die Nutzung von Computermodellen und Simulationsmethoden sowohl in der lndustrie als auch im akademischen Bereich weit verbreitet. Professor Granda gibt einen Überblick über verschiedene Modellierungs- und Simulationsmethoden. Dabei wird er auf dynamische Mehrkörpersysteme und ihre Anwendung unter anderem auf Raumfahrzeuge sowie auf mechatronische und Steuersysteme eingehen. Außerdem wird Granda den Forschungsfortschritt in der automatischen Erzeugung von Bewegungsgleichungen, Übertragungsfunktionen und Zustandsraumdarstellungen erläutern. Angereichert wird der Vortrag durch Erfahrungen aus der lndustrie zu modernen Methoden in der Raumfahrt, die Granda als NASA Faculty Fellow gesammelt hat.
Vortragstitel in englischer Sprache: Modeling and Simulation Methodologies of MultiBody and Mechatronics Systems State-of-the-Art of Science and Engineering – Applications in Mechatronic Systems, Ground and Space Vehicles
Dauer: ca. 90 Minuten.
Jetzt anmelden! Plätze sind begrenzt.
Anmeldung telefonisch oder per E-Mail bis zum 18.01.2011 erbeten: Gabriele Lang-Seeger, Telefon: 06157 806-53, gabriele.lang-seeger@wb-fernstudium.de
Wilhelm Büchner Hochschule, Ostendstraße 3, 64319 Pfungstadt bei Darmstadt wvvw.wb-fernstudium.de
Ich hab schon einmal gesagt, dass mich die vielen Darmstadt-Krimis eigentlich anöden und ich nicht verstehen kann, warum man scheinbar nur dann einen Roman über Darmstadt veröffentlichen kann, wenn man gleich am Anfang irgendwen abmurkst. Jetzt ist aber mit Scharfes Glas von Werner Münchow ein Darmstadt-Krimi erschienen, der zumindest auf den ersten Blick besser und interessanter erscheint. Das Echo schreibt hier darüber.
So macht sich am 7.12. Jörg Heléne in seinem Blog Gedanken und fragt am Ende: falls es irgendwer kauft bzw. gelesen hat, kann er/sie ja mal bescheid geben.
Nach diesem nachdrücklichen Hinweis blieb mir ja gar nichts anderes mehr übrig, und während der Feiertage hab ich ´s dann gelesen. Ich bin kein besonders kenntnisreicher Krimileser, auch die gelobten historischen Kriminalromane von Marek Krajewski aus dem Breslau der zwanziger und dreißiger Jahre habe ich (noch) nicht gelesen. Krajewski, dessen Authentizität immer wieder gelobt wird, schreibt über eine Zeit, aus der noch Augenzeugen leben und vor zwanzig Jahren konnte der 1966 in Wrocław geborene Autor sicher so viel von der Geschichte seiner Heimatstadt erfahren wie beispielsweise der Autor dieser Zeilen von seiner 1922 geborenen Mutter über das Darmstadt der dreißiger und vierziger Jahre. Münchow schreibt über Darmstadt 1833 – trotzdem war das meine erste Assoziation und zugleich Befürchtung: 1833 ist halt ein bisschen länger her…
Als wir in Pfungstadt begannen, Eine Stadt schreibt ein Buch auf die Beine zu stellen, aus dem dann ja unser Krimi Kirschen rot Spargel tot entstand, hieß der erste Hinweis im workshop, den uns Heiner Boehncke als Coach der Aktion gab: versucht Euch nicht an historischen Stoffen der Recherche-Aufwand wird Euch überrollen!
So gewarnt habe ich weiter gelesen, als ein Kommissar aus Berlin als Ratgeber nach Darmstadt kommt (Münchow kommentiert das in den Anmerkungen als möglich, weil es ja verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt gab), auch, dass die Darmstädter Polizei zu dumm war, einen Tatort nachts mit mehr als einer Kerze zu beleuchten und dass der Kommissar im höchsten Biedermeier einer ihm bis dahin völlig unbekannten Schauspielerin überraschend nahe kommt, ja sie mehrfach alleine in deren Wohnung besucht, habe ich beim Lesen als nicht unmöglich akzeptiert.
In Wikipedia habe ich mich dann darüber informiert, dass das Cello bis etwa 1850 ohne Stachel (so heißt der Spieß, auf dem das Instrument steht) wie die Gambe mit den Beinen gehalten wurde (bei Münchow spielt dieser offenbar ultramoderne Stachel eine wichtige Rolle…). Dass in Darmstädter Gasthäusern vor der schrecklichen Reblauskatastrophe (1874 erstmals in Deutschland..) harmlosen Ausländern Apfelwein angeboten wurde, ist allerdings kaum zu glauben. Stattdessen hätte der Autor zum Beispiel den von Goethe so geliebten Elfer unterbringen können, von dem sicher noch ein paar Flaschen in Darmstadt lagen. Einen Georg Büchner schließlich, der in der Bibliothek ausgerechnet einen preußischen Kommissar antimonarchisch agitiert, während dieser ihn später vor drohender Verfolgung warnt den will ich mir weder vorstellen noch über ihn lesen.
Ja, dieser Krimi aus der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in Darmstadt hat wunderbare Motive, Merck und Büchner Vater und Sohn sind großartige Figuren (und für einen neuen Versuch wüsste ich kaum, welche/r Büchner weniger als die/der andere ), das Niebergall´sche Lokalkolorit lässt durchaus (Theater-)Bilder vor dem inneren Augen erstehen, Glasharfe und Strychnin sind schöne, ordentlich recherchierte Details, die Großherzöge hatten wirklich unterschiedliche Ambitionen, was das Geld ausgeben anging, – aber riechen, schmecken, klingen tut die Welt dieses Krimis leider nicht.
Heiner Boehncke hat recht: schon ein einziger historischer Patzer kann den ganzen Spaß verderben, und leider ist es bei Münchow nicht bei einem geblieben…
Werner Münchow: Scharfes Glas. Ein Krimi mit Datterich.
Frankfurt. Societäts-Verlag. 2010. EAN 978-3797312303.
215 S. 14,80 €
Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen hat 2006 in Thüringen eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto
Wortklang
Lyrik im Konzert
initiiert. Dabei treten renommierte Lyrikerinnen und Lyriker an der Seite von hoch begabten jungen Dichtern auf. Begleitet werden ihre Lesungen von Musik.
Im Oktober hat nun der Wortklang erstmals in Hessen stattgefunden. In Friedrichsdorf haben Franz Hodjak und Jan Volker Röhnert gelesen, Evert Groen hat sie an der Orgel begleitet.
In der Villa Büchner treten am 18. Dezember um 18 Uhr
Olga Martynowa
und
Daniela Danz auf.
Olga Martynowa (geb. 1962 in Dudinka, Russland) ist Lyrikerin, Erzählerin, Essayistin und Übersetzerin. Sie wuchs in Leningrad auf und studierte dort russische Sprache und Literatur. 1991 zog sie nach Deutschland. Mit ihrem Mann, dem Autor Oleg Jurjew, und ihrem Sohn Daniel lebt sie in Frankfurt am Main. Olga Martynowa schreibt auf Russisch (Gedichte, Essays) und deutsch (Essays, Prosa). Ihre zahlreichen Beiträge aus deutschsprachigen Periodika sind ins Englische, Polnische, Slowakische, Bulgarische, Dänische und neuerdings auch Russische übersetzt worden, ihre russischen Gedichte ins Deutsche, Englische, Italienische und Französische. Olga Martynowa ist als Essayistin und Rezensentin für Zeitungen wie die Neue Zürcher Zeitung, Die Zeit, oder die Frankfurter Rundschau tätig. Im Jahr 2000 wurde sie mit dem Hubert-Burda-Preis für junge Lyrik ausgezeichnet.
Daniela Danz (geb. 1976 in Eisenach) studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Tübingen, Prag, Berlin und Halle an der Saale. Sie bekleidet einen Lehrauftrag an der Universität Osnabrück und ist dort Teilnehmerin des Peter Szondi-Kollegs. Danz lebt als freie Autorin in Halle. Daniela Danz schreibt Lyrik und Prosa. Für ihr Werk wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Die musikalische Begleitung in Pfungstadt übernimmt
Papa Legba ´s Blues Lounge
Am liebsten spielen die Papas unverstärkt. So wie der Blues am Anfang des vergangenen Jahrhunderts im Mississippi-Delta gespielt wurde – von Robert Johnson, Fred McDowell, Son House oder Sony Boy Williamson. Und so kommt auch der Klang von Bluesharp, Blechgitarre (Dobro) und Kontrabass am besten zur Geltung, ohne elektronische Tricks und technische Spielereien. Dazu singen Jürgen Queissner, Reiner Lenz und Thomas Heldmann teilweise dreistimmig wie das legendäre Big Three Trio von Willie Dixon. Obwohl sich die drei Musiker bereits seit Jahrzehnten kennen und schätzen, beschlossen sie erst vor knapp drei Jahren ein rein akustische Bluestrio zu gründen. Seitdem hat Papa Legbas Blues Lounge bereits Tausende begeistert beim Münchner Studentenfestival Stustaculum, bei den Ingolstädter und Schwetzinger Jazztagen, beim Tucher Jazz- und Bluesfestival in Bamberg, beim Laubacher Bluesfestival, beim Rosenfestival in Kronach oder beim Stoffel-Openair in Frankfurt, zusätzlich in ungezählten Kneipen, Clubs, bei Festen und auf Festivals.
Am Wochenende 28./29. November war ich in Wuppertal.
Im historischen Zentrum wird die sehr lohnenswerte Ausstellung Licht fangen über die Anfänge der Fotografie gezeigt, die ich gerne sehen wollte, weil wir ja auch zahlreiche historische Fotografien aus dem Besitz der Büchnerfamilien kennen und uns Gedanken über deren Präsentation machen. (Den schönen Katalog verramscht Frölich & Kaufmann hier).
Friedrich Engels in Manchester, 1868
Gleichzeitig wurde am 28. 11. auch Friedrich Engels´ 190. Geburtstages gedacht. Dazu hörte ich eine Führung zu Friedrich Engels auf historischen Fotografien und am Sonntag Vormittag Dr. Jürgen Herres von der Berliner MEGA-Edition zu Friedrich Engels. Revolutionär, Unternehmer und Privatgelehrter. Natürlich ist es spannend für mich, Details zu Leben und Arbeit eines der Großen des Neunzehnten Jahrhunderts zu hören, noch einmal eindrücklicher am historischen Ort. Und natürlich ergeben sich spannende Parallelen und Dissonanzen aus meinen Überlegungen zur Biografie der Büchners. Gegen Ende des Vortrages erwähnte Herres Engels´ jahrelange Arbeit an der Herausgabe von Marx´ Kapital Band II und III. Der wesentliche Ansporn für Engels für diese Titanenarbeit sei die Notwendigkeit gewesen, der neuen Arbeiterpartei auch eine wissenschaftliche Grundlage zu verschaffen. Ohne Zweifle wäre Ludwig Büchners Herangehensweise gewesen, aus der wissenschaftlichen Erkenntnis auf die politische Notwendigkeit zu schließen, statt wie Engels das für richtig erkannte Politische im nachhinein wissenschaftlich zu begründen.
Alfred Hrdlickas Starke Linie, Denkmal für Friedrich Engels, das in Wuppertal Denkmal im Engelsgarten heißt
Der frühere DDR-Wissenschaftler Dieter Wittich hat in den Sitzungsberichten der Leibniz-Sozietät. Bd. 53, Berlin 2002 , einem insgesamt äußerst lesenswertem, selbstkritischen Text aus der Arbeit ehemaliger DDR-Wissenschaftler, über Ludwig Büchner geschrieben:
Der Weg zur Macht könne allein durch Einsicht, Vernunft, Überzeugung und vor allem eine weit höhere Volksbildung geebnet werden. Für eine solche friedliche Überwindung des Kapitalismus lebte und wirkte er. Auch ein staatliches Eigentum an Produktionsmitteln im Unterschied zu einem gesellschaftlichen wollte er nicht, denn das, meinte Büchner schon 1863 gegenüber Ferdinand Lassalle, würde die Eigeninitiative hemmen, die staatliche Bürokratie und Bevormundung grandios vermehren. Ja, eine solche Nationalproduktion müsse an der Schwerfälligkeit ihrer Bürokratie ersticken. Das waren Einwände, über die auch ich mich in früheren Publikationen geringschätzig hinweggesetzt habe, die aber nach dem in den letzten Jahrzehnten Erlebten weit ernsthafter zu betrachten sind. (a.a.O., Ludwig Büchner 1824-1899. Sein Einfluß auf das philosophische, kulturelle und politische Leben Deutschlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. S. 66)
Dies scheint mir schon lange eine der wesentlichen Differenzen in der Auffassung der Kommunisten des 19. Jahrhunderts einerseits und den Volksbildnern wie Ludwig Büchner andererseits zu sein. Der erste Inhaber eines ordentlichen Lehrstuhls für Pädagogik (1912 in Jena), Wilhelm Rein (1847 1929) hat das 1897 in dem programmatischen Satz erst Bildung, dann Freiheit ausgedrückt.
Anfang der 1880er Jahre wollte Büchner das freie Deutsche Hochstift in Frankfurt neu gestalten.
In das Stift“ sollte eine von Staat und Kirche unabhängige,also alternative Hochschule eingehen. Es sollte auf diese Weise auch einen Mittelpunkt für das unabhängige Privatgelehrtentum… bilden“, da ohnehin die Zahl der freischaffenden Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller ständig wachse. Das Stift“ solle sich dabei besonders auf allgemeinbildende Lehrveranstaltungen orientieren, schon weil die staatlichen Universitäten immer mehr zu bloßen Fachschulen“ mutierten. Ein reges Interesse für solche Veranstaltungen erwartete Büchner insbesondere von Journalisten, Theaterleuten und Schriftstellern. Darüber hinaus sollte das Stift“ eine Zufluchtsstätte für nicht-offizielle oder nicht-akademische Wissenschaft und Lehre“ sein, denn geistige Großthaten“, meinte Büchner, könnten häufig nur außerhalb der akademischen Philosophie und im Widerstand gegen den mächtigen Druck autoritärer, durch Stellung, Macht und Gewohnheit geschützter geistiger Gewalten“ gedeihen. Büchner verwies u.a. auf die Entdeckung des Energieerhaltungssatzes durch Robert Mayer. Büchners Ideen zur Neugestaltung des Freien Deutschen Hochstifts“ scheiterten am Konservatismus seiner führenden Mitglieder. Es gewann die lokalpatriotische Ansicht die Oberhand, dass dasjenige, was ein Frankfurter Bürger geschenkt habe, auch allein der Stadt Frankfurt zu Gute kommen solle. (Wittich, Büchner, a.a.O., S. 84)
Ludwig Büchner hat diesen Anspruch auf Volksbildung so ernst genommen, dass er aus dem (von ihm mitbegründeten) Hochstift 1883 austrat und in Darmstadt zusammen mit Otto Rocquette den Verein für Wissenschaft, Kunst und Literatur gründete, der eine Art alternative Hochschule werden sollte.