Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Harres (Seite 2 von 2)

Hessischer Denkmalschutzpreis 2012 für Villa Büchner

Mit Anerkennung und Urkunde wurde die „hervorragende und vorbildliche Sanierung der Büchner-Villa (sic!) in Pfungstadt“ ausgezeichnet.

„Angesichts der vielen und raschen Neuerungen auf dem Gebiet der digitalen Vernetzung und Kommunikation sind die Menschen heute mehr denn je bereit, sich für die bleibenden Werte `ihrer´Denkmäler einzusetzen. In einer durch Schnelligkeit und Veränderung geprägten Welt vermitteln Kulturdenkmäler Kontinuität.“ 

sagte die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, bei der Übergabe der Urkunde im Rittersaal der Burg Gleiberg.

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Villa Büchner in „Monumente“

Carola Nathan, die Chefredakteurin von Monumente, der Zeitschrift der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz, hat auf einer Recherchereise kürzlich die Pfungstädter Villa Büchner besucht. Die Stiftung hatte die Sanierungsarbeiten großzügig unterstützt.

Soeben ist die neueste Ausgabe erschienen, die hier online gelesen und auch per Post bezogen werden kann. In der Strud´l Stub´n der Villa liegt sie auch für Interessenten zur Mitnahme aus.

Frau Nathan hat anlässlich des Schwerpunktthemas zum Tag des offenen Denkmals  „Holz“ geschrieben; Türen, Wandverkleidungen, insbesondere aber die wunderschöne „falsche“ Holzdecke im Speisezimmer der Büchners sind ihr Thema.

„Die Architekten nahmen Bezug auf historische Strömungen – für die äußere Gestaltung genauso wie für die innere. Manchmal mischten sie die Stile, und es ist noch gar nicht so lange her, dass der Historismus aufgrund seiner Kopien und seines Stilpluralismus bei den Kunsthistorikern keine Gnade fand“ schreibt sie zum „gründerzeitlichen Historismus“ der Villa.

Der Festsaal der Villa mit (rekonstruiertem) Eichenparkett. Fenster und Türen sind unter Verwendung der Originale wiederhergestellt; die „Bierlasur“ gaukelt die Maserung wertvollerer Holzarten vor.

Mehr über Balthasar Harres

Am vergangenen Wochenende (4. / 5. Juni 2011) war ich, wie schon seit einiger Zeit angekündigt, in Coburg auf den Spuren von Balthasar Harres und konnte durch liebenswürdiges Entgegenkommen der Immobilienbesitzer gute Einblicke in das Werk von Harres bekommen. Bei Gelegenheit hier mehr dazu, voraussichtlich zeigen wir auch am Tag des offenen Denkmals am 18. September weitere Informationen zu Balthasar Harres in der Villa Büchner.

Außerdem fand ich zu Ludwig Büchners Verbindung zum „Helden der Seeschlacht zu Pferde”, dem Coburger Fürsten Ernst II., interessante Informationen. Auch dazu demnächst mehr.

Hier nur mal ein erster Eindruck von den Bauten – mir scheint, dass Harres Schloss Hohenfels als Vorbild für die deutlich kleinere Pfungstädter Villa nahm. Jedenfalls muss jeder, der die Coburger Bauten kennt, den Architekten in Pfungstadt wiedererkennen.

Harresbauten

Mehr über Balthasar Harres

Der Besuch von Gudrun Gottfried-Harres und ihrer Familie in der Villa Büchner ist ein guter Anlass, auf die Recherchen über ihren Ur-Ur-Großvater Balthasar, den Architekten der Pfungstädter Villa, zurückzukommen.

Gudrun Harres-Gottfried (links) mit ihrem Bruder Udo Harres, rechts daneben Udos Frau Liisa Marjatta geb. Kähäri. Ganz rechts ihr Ehemann Rudolf Gottfried bei ihrem Besuch der Villa Büchner am 28. März 2011.

 

Harres wurde am 22. November 1804 in Darmstadt geboren, sein Vater war der „Hofmaurermeister“ Carl Harres, seine Mutter eine geborene Hunsinger. Der Familienstammbaum, den man mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, nennt seine Eltern (Carl Ludwig, 1774-1813, „Maurermeister”) und Elisabeth Catharina geb. Hunsinger (nur das Datum der Eheschließung, 21.7.1799) sowie den Großvater Johann Ludwig Harres („von Bickenbach?”) 1744-1760, („nach Darmstadt, Beisaߔ).

Über seine Schul- und Ausbildungszeit ist nichts bekannt, der Nachruf (s. u.) erwähnt „Gymnasium, später Universität in Gießen“, also eine für Darmstadt ganz übliche Akademikerkarriere. 1829 ist er Stadtbaumeister in Coburg. Dort errichtet er 1837 das Landestheater, 1838 ein Schloss im Umland, das seit 1893 Hohenfels heißt. 1839 ersucht Harres den Herzog um seine Entlassung, noch im gleichen Jahr wird er Stadtbaumeister in Darmstadt. Mit Christian Rauch arbeitet er am Entwurf des Ludwig-Monuments (dem „langen Ludwig“), das 1844 mit Schwanthalers Standbild feierlich eingeweiht wird. 1841 wird er zum Lehrer für das Bau- und Maschinenfach und der Architektur an die „höhere Gewerbe- und technischen Schule“ berufen. 1844 wird die neu errichtete „Höhere Gewerbeschule“ am Kapellplatz errichtet, für die zwar die Pläne von Harres stammen, die aber in der Ausführung von seinem Nachfolger Johannes Jordan verändert wurden. 1856 erhält Harres „den Character als Baurath“. 1860 schließlich entwirft er für Wilhelm Büchner die Villa in Pfungstadt, die 1863 vom Darmstädter Bauunternehmer Georg Scherer errichtet und 1864 bezogen wird. In Darmstadt engagiert er sich in einer „Kommission zur Reorganisation der Technischen Schule“ und erreicht am 21. März 1868 die Zustimmung der Landstände zur Einrichtung der „Polytechnischen Schule“. Aus ihr entsteht 1877 die ruhmreiche Darmstädter Technische Hochschule. Noch 1868 errichtet er die „Bessunger Mädchenschule“. Am 4. August wird er mit dem Titel „Baurath“ pensioniert, und schon am 16. August 1868 stirbt er in Bingen, dem Geburtsort seiner Frau.

Die Darmstädter Zeitung widmet ihm am 19. 8. 1868 einen ausführlichen Nachruf, wonach er „im Gegensatz zu seinem grossen Lehrer Moller …. vorzugsmäßig die Zweckmäßigkeit der Gebäude als die Hauptaufgabe…“ ansah. Seine Gebäude „tragen alle entschieden den Charakter des äußerlich Einfachwürdigen, dafür aber der höchsten Zweckmäßigkeit im Innern an sich“. Erwähnt wird auch seine publizistische Tätigkeit, bei Spamer in Leipzig erschien „Die Schule des Maurers“, „Die Schule des Zimmermanns“ und „Die Schule des Steinmetzen“. Ein Reprint der „Schule des Maurers“ ist bis heute lieferbar (ISBN 978-3826208119).

 

 

In Darmstadt erinnert der Gedenkstein an Harres, den er auf dem Kapellplatz-Friedhof für seinen Vater Ludwig Carl Harres (3. 7. 1744 – 28. 2. 1813) errichten ließ.

 

Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist (Christian Morgenstern)

„Es war von dem Besitzer die Aufgabe gestellt, auf das Aeussere des Gebäudes nur das dringend Nothwendigste zu verwenden, bei der inneren Ausstattung dagegen mit den Mitteln nicht zu kargen“.
(Balthasar Harres, der Architekt der Villa Büchner)

 (Text mit einem Nachtrag vom 4.9.10)

1864 kann Wilhelm Büchner seine Villa beziehen – Balthasar Harres (1799 – 1868) hat für ihn geplant, aber Büchner hat massiv in die Planung eingegriffen.

 

 

Zur Einweihung des renovierten Hauses Ende Juni kam neben zahlreichen Büchner-Nachfahren auch die Ur-Ur-Enkelin des Architekten – und letzte Woche konnte ich bei ihr zuhause dieses wunderschöne Bild ihres Vorfahren kopieren.

 

 

Leider ist der Künstler nicht bekannt, das Bild ist auch nicht signiert. Wir schätzen, dass es Harres im Alter von etwa dreißig Jahren zeigt, also ungefähr 1830 entstand.

 1830 ersucht der Architekt Balthasar Harres in Darmstadt um Zulassung zur Prüfung vor der Oberbaudirektion, 1838 ist er Stadtbaumeisterin Darmstadt, 1842 tritt er von diesem Amt zurück.  1842 ist er Lehrer an der Höheren Gewerbeschule zu Darmstadt, 1859 Baurat. Am 4. 8. 1868 wird er auf Nachsuchen pensioniert. Am 16. 8. 1868 stirbt er in Darmstadt. (Zit. nach „Hessisches Archiv- Dokumentations- und Informationssystem” HADIS)

1837 erhielt er den Auftrag für Schloß Hohenfels, 1837 bis 1840 arbeitete er an Plänen für das Hoftheater in Coburg , 1850 errichtete er dort die „Neue Kaserne“.

1844 plant er in Darmstadt das Schulhaus Kapellstraße 5. Im westlichen Flügel findet die Realschule (eine Vorgänger-Einrchtung der heutigen Lichtenbergschule) bis 1872 eine Heimat, während die Mitte und der östliche Flügel der höheren Gewerbeschule (später Technische Hochschule) vorbehalten bleiben.

 1862 – 1864, das ist die Zeit, in der auch für Pfungstadt plant,  ist er kommissarischer Leiter der Darmstädter Realschule.

 Die beiden großen Coburger Archive haben leider mit „Fehlanzeige” auf meine Frage nach Material über Harres geantwortet; bei Gelegenheit werde ich im Coburger Land seine Bauten besichtigen und fotografieren.

 Auf dem Kapellplatz in Darmstadt soll es einen Gedenkstein für ihn gegeben haben, und beerdigt sei er in Bingen (daher stammte seine Frau) – ob dort noch Erinnerungen an ihn  vorhanden sind, recherchiere ich noch.

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Nachtrag am 4.9.10

Freundlicherweise hat mir die Familie jetzt auch noch eine Kopie des bekannteren Bildes von Balthasar Harres übermittelt und ich kann es jetzt hier zeigen:

 

Harres wurde 69 Jahre alt – aber viel mehr, als dass er hier wohl über fünfzig ist, lässt sich kaum sagen.

 

 

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