von Peter Brunner
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Peter Brunners Buechnerblog
von Peter Brunner
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Es ist fast ein Jahr her, seitdem ich zuletzt über das Reinheimer „Doktorhaus” berichtet habe. Karl-Dieter Hessel hat das Stammhaus der Büchners gekauft und renoviert es mit lobenswertem Einsatz.
In dem Haus wurde Ernst Büchner, der Vater der Darmstädter Büchner-Geschwister, geboren. Ziemlich sicher haben es alle Darmstädter Büchner-Geschwister öfters besucht, um ihren Großvater Johann Jacob Büchner und später den Onkel Johann Karl, der der letzte Büchner-Arzt nach Generationen in Reinheim und in dem Haus wurde, sowie ihre Vettern und Basen Wilhelm, Rosalie, Luise und Hermann zu besuchen.
Das alleine wäre ja schon Grund genug, das Haus zu sichern und zu erhalten, aber es hat sich glücklicherweise darüber hinaus auch noch als ein richtiges Schmuckstück entpuppt.
Im Inneren gibt es noch einiges zu tun, aber dass das ganz wunderschöne Zimmer werden können, lässt sich schon erkennen.
Es ist wirklich ein große Freude, dass diese Rettung gelungen ist. In Kürze wird seine Tochter Susanne mit Mann und Kind neues Leben in das alte Haus bringen – die besten Wünsche dazu!
Und besonders schön wäre es, wenn dann an Stelle des scheußlichen bisherigen Schildes eine neue, freundliche Info-Tafel angebracht würde.
von Peter Brunner
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Kürzlich habe ich hier über Elisabeth Büchner, Wilhelm Büchners Frau, berichtet. Dort veröffentlichte ich auch ein Foto, das sich in der Hinterlassenschaft der Familie erhalten hat und von Ernst Büchner, ihrem Sohn, beschriftet wurde mit: „Mamas Geburtshaus in Gouda”.
Auf Facebook fand ich über Vermittlung der Tourist-Information eine Gruppe, die „Gouda Vroeger & Nu” („Gouda einst und jetzt“) heißt. Dort fragten die freundlichen Goudaer Fremdenbetreuer für mich nach:
„Wie kan ons vertellen waar dit huis in Gouda staat? De Duitse familie van Wilhelm Büchner (1816* – 1893†, arts) is op zoek naar zijn voormalig woonhuis (rond 1845).”
(„Wer weiß, wo diese Haus in Gouda steht? Die deusche Familie von Wilhelm Büchner ist auf der Suche nach seinem früheren Wohnhaus”)
Schon Minuten später kam die Antwort „Turfmarkt”, kurz danach die Hausnummer (54/56). Jetzt konnte ich selbst bei Google nachsehen und fand die aktuelle Ansicht des Hauses, die bei ausreichender Vergrößerung sogar die Aufschrift „W. F. Büchner Huis” zeigt (beim Klick auf das Foto öffnet sich Googles Streetview):
Später wurde auch noch ein Aufnahme veröffentlicht, die einen Zwischenstand des Hauszustandes zeigt:
Ein nicht besonders bedeutendes Detail der Büchnerschen Familiengeschichte, das sich natürlich auch mit einer Archivsuche in Gouda hätte machen lassen (die hierdurch auch nicht zu ersetzen ist), aber sich auf diesem Wege die „Weisheit der Cloud” zu nutze machte und mir ein paar informelle Kontakte nach Gouda verschafft hat.
von Peter Brunner
Ich komme gerade von einer sehr spannenden Baustellenbesichtigung in Reinheim (hier habe ich schon über die Bauarbeiten berichtet), wo mich Bauherr und Bauleiter der Sanierung des „Doktorhäuschens” sehr freundlich begleitet und informiert haben.
Das Haus, das inzwischen von zahlreichen Schichten und Versch/a/i/ndelungen befreit wurde, stellt ein paar spannende Rätsel, während sich mir endlich eine alte Frage geklärt hat.
Ich habe ja kürzlich schon Ernst Büchners Foto des Hauses hier gezeigt, aber ich wusste nicht, wie diese Ansicht zu dem heutigen Bestand passt. Das ist jetzt geklärt; der Zimmermann Roger Tietz hat es natürlich gleich gesehen: das Foto zeigt die Hofseite des Hauses mit einem richtigen, eineinhalb-geschossigen Giebel, der inzwischen verloren ist.Hier der tatsächlich fast exakt gleiche Blick auf das Haus von der Hofseite aus:
Das Haus ist wohl schon kurz nach seiner Erbauung deutlich verändert und vergrößert worden; die Entfernung der Schindeln an der Strassenseite hat einen Eingang enthüllt, der später verschlossen wurde, vor allem aber eine Anstückung als Erweiterung und Umbau. Vielleicht gab es zunächst eine Art offene Halle zu Straße hin; das passt aber weder zu dem eher kleinen Haus noch zu den Verwendungen eines Arztes im 18. Jahrhundert. Wenn der Zimmermann recht behält, und für mich spricht alles dafür, dann hat dieser Umbau ganz kurz nach der Errichtung des eigentlich kleineren Hauses, vielleicht nicht einmal zwanzig Jahre später, stattgefunden. Eine dendrochronolgische Untersuchung soll jetzt Klarheit über die Abfolge der Bauabschnitte bringen.
Schön, dass alle Beteiligten so aktiv an der Enthüllung der Geheimnisse und der Herstellung eines städtebaulichen Schmuckstückes beteiligt sind – und noch einmal ein besonderes Lob für den Bauherrn, der sich von dem alten hessischen Sinnspruch „Wer viel Geld hot un is dumm, kaaft e old Haus un baut’s um” nicht schrecken ließ!
von Peter Brunner
Gute Nachrichten berichtet heute das Darmstädter Echo aus Reinheim: dort hat Karl-Dieter Hessel das „Doktorhaus“ gekauft und wird es denkmalgerecht sanieren. Hessel hat bereits das nahe gelegene Kalb’sche Haus saniert und betreibt dort im „ältesten Fachwerkhaus Reinheims” ein „gemütliches Restaurant mit deutsch-spanischer Küche”. Im Büchnerhaus plant er „eine kleine Pension“.
Das Haus, in dem Georg Büchners Großvater Georg Philipp Büchner (1726 – 1794) und später sein Onkel Johann Jakob (1753 – 1835) praktizierte, war in den letzten Jahrzehnten unter einer hässlichen Verschindelung verborgen. Auch das Hinweisschild auf die bedeutenden Bewohner war in die Jahre gekommen.
In dem Haus praktizierte dann noch Johann Karl Büchner (1791 – 1858). Dessen Tochter Rosalie (1830 – 1904) heiratete Ferdinand Welcker, und deren Sohn Wilhelm Welcker hat in einer großen Genealogie der Welckers eine schöne Erinnerung an das Häuschen hinterlassen:
Das Reinheimer Doktorhäuschen erschien uns Kindern nach meiner Mutter und Tante Minchens Erzählungen als ein richtiges warmes Nest, das auch warmherzige Menschen beherbergte. Wohnten die Großeltern Welcker auf Schloß Lichtenberg in riesigen Zimmern hinter dicken Mauern, so war das Doktorhäuschen in Reinheim ein richtiges Bauernhaus, leicht in Fachwerk gebaut mit einem Erdgeschoß und einem Obergeschoß, beide niedrig mit kleinen Fenstern, die Dachtraufe nach der Straße zu gekehrt. Bei dem Wohnhaus ein kleiner Oekonomiehof und dahinter der Hausgarten. Zu dieser kleinen Bauernwirtschaft gehörte einiges Feld, das die Familie mit Knecht und Magd bebaute. Pferd und Wagen mußten wegen der Besuche in den umliegenden Ortschaften gehalten werden. In diesem bäuerlichen Rahmen spielte sich die Jugend meines Vaters ab.
Es ist ziemlich sicher, dass die Darmstädter Büchnergeschwister zu Gast in diesem Haus bei ihrem Onkel gewesen sind und dort auch einen Einblick in die Odenwälder Bauernwirtschaft hatten. Wenn es auch keinen definitiven Beleg gibt, so ist doch nahezu sicher, dass jetzt nach dem Geburtshaus Georg Büchners in Goddelau-Riedstadt und der Hofapotheke in Zwingenberg ein weiterer Ort saniert und erhalten bleibt, an dem sich Georg Büchner aufgehalten hat. Mit einer Inflation von Hinweisschildern à la „Hier lebte/schrieb/malte/traf … Goethe … ” ist dennoch nicht zu rechnen.
von Peter Brunner
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