Peter Brunners Buechnerblog

Kategorie: Büchner (Seite 2 von 44)

Bist du todt? Todt! Todt! (es kommen Leute[,] läuft weg)

Am 21. Juni 1821, heute vor 200 Jahren, hat der Leipziger Perückenmacher und Ex-Soldat Johann Christian Woyzeck seine Geliebte Johanna Christiane Woost erstochen. 

 

Christian Suhr in seiner Ein-Personen-Interpretation des Woyzeck für die BüchnerBühne

2019 hat Anja Schiemann eine Arbeit vorgelegt, die sich dem Fall, der Büchner zu seinem Drama inspirierte, kriminalhistorisch nähert.  Sie kommt zu dem Schluß, dass das Verbrechen bereits am 2. Juni begangen wurde – auch dann bleibt es immerhin dabei, dass es inzwischen 200 Jahre her ist.

Soeben erschien der Roman „W.“ von Steve Sem-Sandberg.  Den Versuch, sich der Figur literarisch zu nähern, hat Rainer Moritz für den Deutschlandfunk besprochen. Er schließt:

„Hofrat Clarus kann, allein schon aus Berufsgründen, mit derartiger Komplexität wenig anfangen. Er will „klaren Bescheid“, er will die „Ereignisse in eindeutig überschaubarer Reihenfolge dargelegt bekommen“. So kommt sein Gutachten zu einem Ergebnis, das Woyzecks Schuldfähigkeit bejaht – eine Eindeutigkeit, mit der gelungene Romane in der Regel nichts anzufangen wissen. Steve Sem-Sandberg hat einen solchen geschrieben und das letztlich Unergründliche des Menschen umkreist. Mit einer Offenheit, die bemerkenswert ist.“

Mit jugendlicher Unbefangenheit nähern sich „Angelina & Lea“ in ihrem Podcast „Bibliomanie“ aus Anlass des Jahrestages dem Thema. „Ich glaube, ich les jetzt mal Woyzeck“ ist allemal ein guter Vorsatz!

 

 

 

Peter Soeder verstorben

Am 3. Juni 2021 verstarb Karl Ludwig Wolfgang Peter Soeder im Alter von 92 Jahren in Darmstadt. 

Peter Soeder war ein Ur-Enkel Ludwig Büchners, und er war sich dieser Verbindung sehr bewusst. Sein Großvater Gustav Buss war 1858 in Neubraunfels/USA als Sohn des deutschen Republikaners Karl Buss („Don Carlos“) geboren und hatte 1888 Ludwig Büchners Tochter Mathilde geheiratet. 

Bei unserem letzten Treffen anlässlich der Diskussionsveranstaltung um Last und Auftrag von Nachfahrenschaft hat er mir auf die Frage, wie denn ein Oberkirchenrat  mit der Religionskritik seines Vorfahren umgehe, geantwortet: „jedes ernsthafte Studium der Religion muss mit Religionskritik beginnen.“ Im Übrigen sei Ludwigs Kritik häufig Kritik an Erscheinungsformen gewesen, die er teile: wo Kirche nicht auf Seiten der Armen und Schwachen stehe, tauge sie nichts. 

Ich habe ihn als klugen und erfahrenen Ratgeber geschätzt, sein Verlust schmerzt.





Peter Soeder (rechts) mit Rainer von Hessen

„Er sieht so drein, wie er meistens dreinsieht und auch mit Vornamen heißt: Ernst.“

 

Ella Thiess verwickelt die Familie Büchner in einen historischen Kriminalfall

Georg Büchners Vater Ernst begegnet uns bei jeder Lebensschilderung des bedeutenden Sohnes. Je nach Haltung der/des Biograph*in werden dabei je bestimmte Züge als prägend beschrieben. Das kann die strikte Nüchternheit sein, der bedingungslose Realismus, der unterstellte Atheismus und die abweisende Strenge, denen meist zugleich jeweils die dagegen als positiv geschilderten Haltungen der liebevollen, weichen, religiösen Mutter Caroline gegenübergestellt werden.

So schreibt Dieter Zissler[1]: „Wenn man den biographischen Überlieferungen durch Karl Emil Franzos folgt und hört, die Mutter Georgs sei musisch, großzügig und einfühlsam gewesen, habe die Selbständigkeit und Urteilsfähigkeit ihrer Kinder gefördert; der Vater dagegen naturwissenschaftlich-exakt, illiberal-streng und auf das zielstrebige und praxisbezogene Fortkommen seiner Kinder bedacht, dann denkt man unwillkürlich an Goethes ‚Vom Vater die Statur, des Lebens ernstes Führen, vom Mütterchen die Frohnatur und Lust zu fabulieren‘.“ (S. 143) und weiter „Wie bedenklich realistisch der Vater seine Kinder erzog, zeigt auch die Tatsache, daß er mit Georgs damals gerade zwölf Jahre altem Bruder Ludwig, dem späteren Autor von „Kraft und Stoff“, der — so die Vorstellung des Vaters — ja einmal Arzt werden sollte, zu einer öffentlichen Hinrichtung gegangen ist.“ (S. 144)

Ernst Büchner war mit seinem damals 12-jährigen Sohn Augenzeuge der Hinrichtung des angeblichen Mörders Jacob Trumpfheller am 16. Oktober 1836 „auf der Bessunger Viehweide“ „in Gegenwart vieler tausende von Zuschauern“ (Großherzoglich-Hessische Zeitung, Juli-Dec. 1836,. S. 1584). Ähnlich wie seine „kalten und empathielosen“ Berichte über „medizinische Phänomene“ wird ihm auch dieser Besuch regelmäßig als Zeichen von erschreckender, scheinbar unmenschlicher Nüchternheit angelastet. Tatsächlich war die Erkenntnis von der Widerwärtigkeit der Todesstrafe und insbesondere ihrer öffentlichen Ausführung nicht besonders verbreitet, wir kennen ja ganz ähnliche Berichte auch von der Hinrichtung des Leipziger Soldaten Woyzeck 1824 in Leipzig. Immerhin gehören diese beiden Tötungen zu den jeweils letzten vor Ort, die in solcher Öffentlichkeit stattfanden[2].

Dass Ernst Büchner ein außergewöhnlich langmütiger, offenbar liebender und zugeneigter Familienvater war, der für buchstäblich jedes seiner Kinder um Zukunft und Auskommen bangen musste, weil alle sechs durchaus nicht regelkonform erwachsen werden wollten, wird dabei ebenso übersehen wie seine politische Sympathie für die griechische Befreiungsbewegung und seine Napoleonverehrung in Zeiten des um sich greifenden Nationalismus. Bis heute kaum gewürdigt wird auch, dass er jahrelang Mieter im Haus des Darmstädter Republikaners Ernst Emil Hoffmann war, einem der führenden Darmstädter Oppositionellen.

Elke Achtner-Theiss hat unter ihrem Pseudonym Ella Theiss einen Roman aus dem Darmstadt des 19. Jahrhunderts geschrieben, in dem die     Familie des Obermedizinalrats Büchner eine wichtige Rolle spielt. Ihr flott lesbarer Text stellt sich dem Anspruch, Geschichte zu erzählen, ohne sie zu verfälschen und darf mit Fug und Recht ein „historischer Roman“ genannt werden. Wer die Literatur über Georg Büchners Leben und Werk kennt, wird an diesem Punkt allerdings kurz den Atem anhalten: wo und mit welchem Recht wird wohl diesmal „imaginiert“ und mehr die Haltung der Schreibenden als des Beschriebenen berichtet? Wir können beruhigen: Ella Theiss meistert die Aufgabe souverän.

Detailreich und tadellos erzählt sie, wie Anna, das von ihr erfundene Dienstmädchen der Büchners, einen wichtigen Abschnitt im Leben der Darmstädter Geniefamilie miterlebt. Neben Georg mit einem Packen seines Landboten-Flugblatts haben auch die „Rokoko-Großmutter“ und die Geschwister ihren Auftritt, wobei die Vorliebe der Autorin, ganz passend zum bevorstehenden 200. Geburtstag, unzweifelhaft der kleinen Luise gilt. Anna steht zwischen zwei Männern – dem Taugenichts Rodrich und dem angehenden Journalisten Oscar Weiß, der sich weigert, Spitzeldienste zu leisten und darüber seinen Beruf verlieren wird. Sie alle sind verwickelt in den Fall des Jacob Trumpfheller, den Theiss zum Anlass ihrer Geschichte nennt und mit historischen Zitaten schildert und belegt: „Er wurde für den Mord an dem Waldförster Philipp Lust verurteilt, der am 17. Dezember 1833 verschwand und zwei Tage später tot aufgefunden wurde. Trumpfheller wurde als Täter überführt, nachdem bei ihm blutbefleckte Handschuhe gefunden worden waren und sich das Alibi, das ihm seine Mutter und seine Geliebte gegeben hatten, durch die widersprüchliche Aussagen aller Beteiligten als haltlos erwies. Im darauf folgenden Jahr, das Trumpfheller in Haft verbrachte, legte er ein Geständnis ab. Lust hatte ihn mit einer illegal geschlagenen Buche im Wald erwischt. Um einer Strafe zu entgehen, begann Trumpfheller einen Kampf, der mit dem Tod des Opfers Philipp Lust endete. Im April 1836 fiel das Urteil des Großherzoglichen Hofgerichts, das am 16. Oktober 1836 öffentlich durch den Scharfrichter Rettich aus Ettlingen vollstreckt wurde.“ (Rebekka Friedrich im Blog des Stadtarchiv Darmstadt)

Indem Theiss den Holzdieb Trumpfheller – wohl zu Recht – als fälschlich beschuldigt und seine Hinrichtung als Justizmord schildert, entwickelt sie um die handelnden Figuren einen stimmigen historischen Kriminalroman, der treffendes Zeit- und Lokalkolorit bietet und mit gekonnt geführtem Spannungsbogen zu überzeugen weiß. Wer einen Eindruck vom Darmstadt der 1830er Jahre gewinnen will, ohne sich gleich in Geschichtsstudien zu vertiefen, ist mit diesem Buch gut bedient – es steht als „True Crime-Roman“ für sich und kann gleichzeitig einen hervorragenden Einstieg in weitere Lektüre bieten.

In einem informativen und offenen Nachwort (disclaimer: der Autor dieses wird dort über Gebühr freundlich behandelt) schildert sie ihre Methode, Realität und Fiktion zu verweben, mit sympathischer Offenheit.

 

Ella Theiss: Darmstädter Nachtgesänge,

Historischer Roman, Edition Oberkassel 2021
Covergestaltung: Tilla Theiss
Paperback: 13 €, ISBN 978-3958132320, E-Book: 8,99 €

 

[1] „Von ‚Danton’s Tod‘ bis zum Nervensystem der Barben Naturforscher: Georg Büchner (1813-1837). Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg i.Br., 79, Freiburg 1991 (

[2] Ella Theiss hat dazu übrigens ein bezeichnendes Zitat von Ludwig Büchner gefunden (Vorort zu Fried,H.: Tagebuch eines zum Tode Verurteilten. Berlin 1898): „Ich halte die Todesstrafe für einen Barbarismus früherer Zeiten…“

 

Dieser Text ist gekürzt am 30. April im Darmstädter Echo erschienen

Von Peter Brunner

小屋和平!- Xiǎowū hépíng!*

Nachtrag vom 3.4.21:

Also: das war mein Aprilscherz 2021, das mit der Büchnerhauskopie wird nix, und das ist auch gut so.

Mir ist zweierlei aufgefallen: ziemlich viele haben’s wohl geglaubt, und niemand davon hat’s irgendwie antichinesisch kommentiert. Gut so.
 
Immerhin war nicht alles erfunden – mein kleines rotes Buch ist eine ganz frühe Ausgabe mit dem Vorwort von Lin Biao, und damit sollte ich eh nicht in die Volksrepublik einreisen …
 
 
So. Ab heute wieder alles echt im Geschwisterblog!
 
 
 

In den letzten Wochen ist es rund um das coronabedingt geschlossene Büchnerhaus erstaunlich lebendig geworden: von früh bis spät gingen geschäftige Menschen ein und aus. Von außen und innen wurde das historische Bauernhaus begangen und vermessen, fotografiert und skizziert. Große Kameras auf Stativgerüsten rotierten im Hof, Fotodrohnen überflogen das Gelände und aus den Giebelfenstern im Dachgeschoss blickten aufmerksame Gesichter. In der Kunstgalerie lagen Bau- und Bestandspläne auf Tischen ausgebreitet, und das gerade erste eingerichtete öffentliche W-LAN kam regelmäßig an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.

Auch das Innere des Museums mit der hochgelobten Dauerausstellung zu Georg Büchners Leben und Werk „Von Goddelau zur Weltbühne“ war belebt wie lange nicht. Jetzt endlich konnte Museumsleiter Brunner die Neugierde der Anwohner befriedigen: die Arbeiten stehen nicht im Zusammenhang mit der noch immer bestehenden Veranstaltungsbeschränkung wegen angeblicher Lärmbelästigung. „Das ist eine andere Baustelle“ lächelt Brunner.

„Gemeinsam an einem Tisch“ Installation im Büchnerhaus

Genauen Beobachter*innen hätte auffallen können, dass es sich bei den geschäftig aktiven unter verdeckenden Atemmasken nicht um örtliche Handwerker handelte: statt „Weck und Worscht“ gabs schon zum Frühstück Nudelsuppe, und das benachbarte Restaurant erhielt den Auftrag, „authentisch“ zu kochen und heiß zu liefern. Die Gäste kommen aus der Volksrepublik China, einige von ihnen sind international anerkannte Kapazitäten auf dem Gebiet von Gebäudeschutz und Rekonstruktion, andere sind Dozent*innen am germanistischen Institut. Trotz der Beschränkungen durch die Pandemie konnten die chinesischen Gäste vergleichsweise unproblematisch nach Deutschland und auch wieder zurück kommen: sie alle sind bereits seit Monaten geimpft, einige haben auch eine Corona-Infektion überstanden, in Goddelau konnten sie in einer leerstehenden Asylbewerberunterkunft völlig abgeschottet von der Außenwelt leben und arbeiten, und zurückgekehrt werden sie sich in China trotz all der Vorsichtsmaßnahmen noch einmal 10 Tage lang absondern. Dort können sie dann verwirklichen, was in der Büchnerstadt vorbereitet wurde: Sie planen nichts weniger als eine hundertprozentige Kopie des Goddelauer Büchnerhauses!

 Die ungewöhnliche Kooperation der beiden sonst weit voneinander getrennt operierenden Fachbereiche der renommierten Universität von Nanchang hat ein befreundeter Wanderer zwischen den Welten eingefädelt. Kurz nach dem Erscheinen seines neuen Buchs „Der kleine Herr Tod“ war Christian Y Schmidt Anfang 2020 nach Reinheim gekommen. Brunner konnte ihn überreden, nach der Lesung zu einem Gespräch mit ihm einzukehren, allerdings fand sich in erreichbarer Nähe nur ein höchst bescheidener Asia-Imbiss.

 

 

Dieser allerdings steht direkt gegenüber des Reinheimer Doktorhauses, dort, wo Georg Büchners Vater geboren wurde und wo vor ihm mehrere Generationen von Büchnerärzten praktizierten, was Brunner beredt schilderte.

Das Reinheimer „Doktorhaus“, wo Ernst Büchners Großvater praktizierte und sein Vater geboren wurde

Die Fahrradtour hat die Pandemie mittlerweile ebenso zunichte gemacht wie Schmidts Heimreise zu seiner Frau nach China, aber online fanden mit dem mittlerweile vorübergehend in Berlin untergekommenen Autor ständig Kontakt und Austausch statt.

 

 

Von Map of the Long March 1934-1935-en.svg: Rowanwindwhistlerderivative: Furfur – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet:  Map of the Long March 1934-1935-en.svg, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63200022

Schmidt erfuhr aus der chinesischen Presse von dem Plan der Bauingenieure aus Nanchang, ein deutsches Fachwerkhaus originalgetreu zu kopieren und dabei historische Bautechniken zu studieren. Brunners Schilderung von Büchners Geburtshaus, größer und originalgetreuer erhalten als das mehrfach umgebaute und kürzlich komplett sanierte Reinheimer Haus, regten Schmidt dann zu der zunächst abenteurlichen Idee an, Baukunst und Literatur zu einer ungewöhnlichen Kooperation zu bewegen.

Er sprach Professorin Wang Xin, ebenfalls Dozentin an der Nanchang-Universität, auf Büchners Geburtshaus an – die chinesische Wissenschaftlerin hat über Literatur im deutschen Vormärz promoviert – und fand in ihr eine engagierte Streiterin für das Projekt. Mit chinesischer Präzision und auf für deutsche Verhältnisse unglaublich kurzen Entscheidungswegen fiel im fernen Osten dann die Entscheidung: das Haus wird kopiert und neu errichtet. Geplant ist zunächst die baufachliche Analyse und der eigentliche Bau der Rekonstruktion. Dieser architektonische Teil des Projektes soll 2022 abgeschlossen sein, ab dann steht im hügeligen Wanli Distrikt von Nanchang eine hundertprozentige Kopie des Goddelauer Büchnerhauses.

Danach soll Brunner bei einem Studienaufenthalt den Aufbau der biografischen Ausstellung begleiten und überwachen. Der Plan steht und fällt natürlich auch mit der weiteren Entwicklung der Pandemie, die heute eine solche Reise noch ganz unmöglich macht. In enger Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Germanistik wird die Präsentation vor Ort behutsam modernisiert und dem chinesischen Vorverständnis angepasst. Brunner erwartet von diesem Arbeitsschritt auch wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung der Präsentation im Originalhaus. „Ich hoffe sehr darauf, dass Christian Y Schmidt mir auch dort so verbunden bleibt wie das bisher der Fall ist“ schildert Brunner den geplanten Verlauf. „Ich habe zwar mein Originalexemplar des ´kleinen roten Buches` wieder einmal hervorgeholt, aber alleine auf das Befolgen der Mao-Tse-Tung-Gedanken wird sich die Kooperation nicht beschränken lassen, und da muss mich Schmidt sozusagen in die chinesische Moderne begleiten“. Sollte sich das Projekt so erfolgreich entwickeln wie es alle Beteiligten aktuell erwarten, wird nicht ausgeschlossen, dass in Goddelau eines Tages eine originalgetreue Kopie der Lu Xun Memorial Hall in Shanghai errichtet wird – zur Erinnerung an den großen chinesischen Dichter, der mit Büchner neben dem bedeutenden Anteil an der Literatur auch sein soziales Engagement und den Arztberuf teilt.

* Friede den Hütten!

Von Peter Brunner

TU Darmstadt würdigt Freiheitskämpfer Friedrich Ludwig Weidig

Der Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Manfred Efinger, hat am 230. Geburtstag Friedrich Weidigs, dem 15. Februar 2021, einen Raum der Universität nach ihm benannt.

 

„… die Wahl des Raumes fiel nicht schwer: Er liegt in der Rundeturmstraße 10, dieser Ort ist eng mit Friedrich Ludwig Weidigs Geschichte verknüpft.

Weidig war im frühen 19. Jahrhundert ein Kämpfer für mehr Bürger- und Freiheitsrechte und für mehr Liberalität im damals sehr rückständigen Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Zusammen mit Georg Büchner (1813-1837) verfasste, druckte und verbreitete er den „Hessischen Landboten“ im Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Für seinen Kampf wurde Weidig verhaftet und im Juni 1835 ins Arresthaus nach Darmstadt verlegt. Während der Haft wurde er vom Untersuchungsrichter Konrad Georgi schwer misshandelt. Am 23. Februar 1837 nahm Weidig – vermutlich auch durch die Nachricht über den Tod seines Freundes Georg Büchner ausgelöst – sich das Leben.

Das zwischen 1832 und 1834 von Franz Heger beim „Runden Turm“ (das war das historisch ältere Gefängnis der Stadt) neu erbaute Arresthaus in Darmstadt befand sich auf dem Gelände, wo heute die Gebäude Rundeturmstraße 10 und 12 sowie das Fraunhofer IGD stehen. Teile des später erbauten Frauengefängnisses befanden sich an der Stelle, wo heute das Gebäude Rundeturmstrasse 10 steht. Direkt nebenan finden sich noch heute Reste der Gefängnismauer, welche die TU Darmstadt derzeit saniert und im Anschluss auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen möchte.

Eine Würdigung Friedrich Ludwig Weidigs an dieser Stelle ist übrigens nicht neu: Ein Teilabschnitt der heutigen Erich-Ollenhauer-Promenade hieß in den frühen 1960iger Jahren kurzzeitig Weidigweg.“ 

heißt es in der Pressemeldung. 

In einer E-Mail hat sich das Büchnerhaus bedankt und die Hoffnung geäussert, „vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit eines Besuchs bei uns, wenn die Umstände das wieder zulassen; vielleicht kommt es ja auch einmal zu einer „Büchner-Weidig-Republik“-Veranstaltung in dem neu benannten Saal.“ 


Von Peter Brunner
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