Peter Brunners Buechnerblog

Monat: August 2015

Ein Schmuckstück mehr in Reinheim

Ich komme gerade von einer sehr spannenden Baustellenbesichtigung in Reinheim (hier habe ich schon über die Bauarbeiten berichtet), wo mich Bauherr und Bauleiter der Sanierung des „Doktorhäuschens” sehr freundlich begleitet und informiert haben.

Das Haus, das inzwischen von zahlreichen Schichten und Versch/a/i/ndelungen befreit wurde, stellt ein paar spannende Rätsel, während sich mir endlich eine alte Frage geklärt hat.

Ich habe ja kürzlich schon Ernst Büchners Foto des Hauses hier gezeigt, aber ich wusste nicht, wie diese Ansicht zu dem heutigen Bestand passt. Das ist jetzt geklärt; der Zimmermann Roger Tietz hat es natürlich gleich gesehen: das Foto zeigt die Hofseite des Hauses mit einem richtigen, eineinhalb-geschossigen Giebel, der inzwischen verloren ist.Hier der tatsächlich fast exakt gleiche Blick auf das Haus von der Hofseite aus:

 

Buchnerhaeuser_PBrunner_07                            Reinheim_Buchnerhaus_Hofansicht_2015

 

Das Haus ist wohl schon kurz nach seiner Erbauung deutlich verändert und vergrößert worden; die Entfernung der Schindeln an der Strassenseite hat einen Eingang enthüllt, der später verschlossen wurde, vor allem aber eine Anstückung als Erweiterung und Umbau. Vielleicht gab es zunächst eine Art offene Halle zu Straße hin; das passt aber weder zu dem eher kleinen Haus noch zu den Verwendungen eines Arztes im 18. Jahrhundert. Wenn der Zimmermann recht behält, und für mich spricht alles dafür, dann hat dieser Umbau ganz kurz nach der Errichtung des eigentlich kleineren Hauses, vielleicht nicht einmal zwanzig Jahre später, stattgefunden. Eine dendrochronolgische Untersuchung soll jetzt Klarheit über die Abfolge der Bauabschnitte bringen.

Schön, dass alle Beteiligten so aktiv an der Enthüllung der Geheimnisse und der Herstellung eines städtebaulichen Schmuckstückes beteiligt sind – und noch einmal ein besonderes Lob für den Bauherrn, der sich von dem alten hessischen Sinnspruch „Wer viel Geld hot un is dumm, kaaft e old Haus un baut’s um” nicht schrecken ließ!

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von Peter Brunner

„ … ein richtiges warmes Nest”

Gute Nachrichten berichtet heute das Darmstädter Echo aus Reinheim: dort hat Karl-Dieter Hessel das „Doktorhaus“ gekauft und wird es denkmalgerecht sanieren. Hessel hat bereits das nahe gelegene Kalb’sche Haus saniert und betreibt dort im „ältesten Fachwerkhaus Reinheims” ein „gemütliches Restaurant mit deutsch-spanischer Küche”. Im Büchnerhaus plant er „eine kleine Pension“.

Das Haus, in dem Georg Büchners Großvater Georg Philipp Büchner (1726 – 1794) und später sein Onkel Johann Jakob (1753 – 1835) praktizierte, war in den letzten Jahrzehnten unter einer hässlichen Verschindelung verborgen. Auch das Hinweisschild auf die bedeutenden Bewohner war in die Jahre gekommen.

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Das Reinheimer Doktorhäuschen 2012

 

 

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Gedenktafel am Reinheimer Doktorhäuschen. 2012

In dem Haus praktizierte dann noch Johann Karl Büchner (1791 – 1858). Dessen Tochter Rosalie (1830 – 1904) heiratete Ferdinand Welcker, und deren Sohn Wilhelm Welcker hat in einer großen Genealogie der Welckers  eine schöne Erinnerung an das Häuschen hinterlassen:

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Das Reinheimer Doktorhaus. Foto von Ernst Büchner, Wilhelm Büchners Sohn. Ca. 1900

Das Reinheimer Dok­torhäuschen erschien uns Kindern nach meiner Mutter und Tante Minchens Erzählungen als ein richtiges warmes Nest, das auch warmherzige Menschen beherbergte. Wohnten die Großeltern Welcker auf Schloß Lich­tenberg in riesigen Zimmern hinter dicken Mauern, so war das Doktorhäuschen in Reinheim ein richtiges Bau­ernhaus, leicht in Fachwerk gebaut mit einem Erdgeschoß und einem Obergeschoß, beide niedrig mit kleinen Fenstern, die Dachtraufe nach der Straße zu gekehrt. Bei dem Wohnhaus ein kleiner Oekonomiehof und dahin­ter der Hausgarten. Zu dieser kleinen Bauernwirtschaft gehörte einiges Feld, das die Familie mit Knecht und Magd bebaute. Pferd und Wagen mußten wegen der Besuche in den umliegenden Ortschaften gehalten werden. In diesem bäuerlichen Rahmen spielte sich die Jugend meines Vaters ab.

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„Büchnerhaus in Reinheim“ Fotograf und Quelle unbekannt

Es ist ziemlich sicher, dass die Darmstädter Büchnergeschwister zu Gast in diesem Haus bei ihrem Onkel gewesen sind und dort auch einen Einblick in die Odenwälder Bauernwirtschaft hatten. Wenn es auch keinen definitiven Beleg gibt, so ist doch nahezu sicher, dass jetzt nach dem Geburtshaus Georg Büchners in Goddelau-Riedstadt und der Hofapotheke in Zwingenberg ein weiterer Ort saniert und erhalten bleibt, an dem sich Georg Büchner aufgehalten hat. Mit einer Inflation von Hinweisschildern à la „Hier lebte/schrieb/malte/traf … Goethe … ” ist dennoch nicht zu rechnen.

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von Peter Brunner

Irgendwas mit Revolution

Noch bis zum 13. September können

Beitragsvorschläge vor allem zum Themenkomplex „Georg Büchner und die Revolution“.  
Auch andere das Werk Georg Büchners berührende Themenvorschläge sind herzlich willkommen.

zur Jahrestagung der Georg Büchner Gesellschaft (30./31. 10. in Marburg)  eingereicht werden, teilt diese hier und  hier (bei H-Net) mit.

Da wird sich ja wohl ‚was finden lassen. Google findet zu den beiden Stichworten z.B. 169.000 Einträge. Ob und wie das Motto

„Die Natur folgt ruhig und unwiderstehlich ihren Gesetzen (…)“. Georg Büchner und die Revolution”

(aus der Saint Just Rede im Danton) Weichen stellen soll, wird sich wohl erst am Ende der Tagung erweisen.

2. August 1816 – Wilhelm Büchner wird in Stockstadt geboren

Am 2. August 1816 wurde in Stockstadt am Rhein das dritte Kind von Caroline und Ernst Büchner geboren – der Sohn Wilhelm Ludwig.

Aus Familienbesitz hier eine spätere Abschrift seiner Geburtsurkunde, 1844, vielleicht anlässlich seiner Hochzeit (am 27.2.1845 in Gouda), erstellt.

 

Wilhelm_Geburtsurkunde_1816_1844

 

Auszug

aus dem Geburtsprotokoll der Pfarrey Stockstadt
vom Jahr 1816

Im Jahre Christi achtzehnhundertundsechzehn den zweyten
August Morgens um Vier Uhr wurde nach glaubhafter An-
zeige dem Herrn Ernst Büchner Doctor allhier und seiner
Ehefrau Caroline, einer geborenen Reuß, das dritte Kind geboren,
ein Sohn, der zweyte und den achtzehnten getauft, wo er die
Namen Wilhelm Ludwig erhielt.

Gevatter waren:
Herr Wilhelm Büchner Dr. Medicinae und Herr Ludwig Büchner,
Militair-Chirurg, welche gegenwärtiges Protokoll nebst dem Vater
und mir dem Pfarrer, der die Taufe verrichtet, unterschrieben haben.

In Abwesenheit des Hrn. (?) Dr. Buechner zu Gouda in Holland
Reuß Lieutn. Louis Büchner, Militair-Chir, – Dr. E. Büchner
Grandhomme.

Für die Richtigkeit des

Auszugs
?Unterschrift? z.Zt. Pfr.

Siegel

Stockstadt den 5ten July
1844

Als Paten wurden zwei Brüder des Vaters eingesetzt, Wilhelm Friedrich (12.9.1780) und Johann Karl (7.6.1791). Wilhelm, der als Arzt in Gouda lebte, wurde später auch der Schwiegervater seines Patenkindes, als Wilhelm Büchner dessen Tochter Elisabeth Wilhelmine Frederika heiratete. Der als Zeuge unterschreibende L(i)eutnant Reuß war Bruder der Mutter Caroline; Pfarrer war Friedrich Peter Grandhomme.

Stockstadt_GeburtshausWilhelm

Stockstadt, Ort des Wohnhauses der Familie Büchner 1816, heute Vorderstraße 13 (Foto 2008)

Aller Wahrscheinlichkeit nach steht dieses Haus auf den Grundmauern dessen, in dem die Büchners zwischen 1815 und 1816 wohnten – im April 1815 war Mathilde noch in Goddelau geboren worden, im Oktober 1816 wohnt die Familie bereits in Darmstadt in der Hospitalstraße, der Vater Ernst Büchner ist „Amts- und Stadtchirurg“.

 

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von Peter Brunner