Heute vor 176 Jahren, am 22. Februar 1837, nur vier Tage nach Georg Büchners Tod in Zürich,  starb im Gefängnis in Darmstadt der Revolutionär, Demokrat, Turner und Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig.

Verzweifelt und vom sadistischen Richter Georgi  unmenschlich gequält hinterließ er an der Wand seiner Zelle, mit eigenem Blut geschrieben, den Satz:

Da mir der Feind jede Vertheidigung versagt, so wähle ich einen schimpfl. Tod aus freien Stücken 

  

 Weidig war sicher einer der bedeutendsten hessischen Demokraten im frühen 19. Jahrhundert, sein Beitrag zur Verfassungsbewegung von 1820, im Vorfeld des Frankfurter Wachensturms und zur demokratisch-aufrührerischen Bewegung um den hessischen Landboten ist nicht hoch genug zu bewerten. Noch immer steht die Bewertung seiner Lebensleistung unter dem Vorwurf, er habe Büchners Landboten-Text „entstellt“ und „entschärft“. Wahr ist wohl, dass er den Text des unerfahrenen jungen Wilden Büchner verändert und ergänzt hat. Aber wahr ist auch, dass Weidig das mit der profunden Erfahrung eines jahrzehntelangen Agitators und Volksbildners tat, mit einer Erfahrung also, über die Georg Büchner nicht verfügen konnte. Der „Landbote“ als Gemeinschaftswerk der Revolutionäre des Gießen-Butzbacher Kreises wurde zum Meilenstein der hessischen, ja der deutschen Demokratie, als vorbildliches und wirkungsvolles Flugblatt gegen Willkür, Unterdrückung und Fürstenherrschaft.

Weidig wurde auf dem Darmstädter Friedhof begraben, ich habe heute früh zwei Rosen auf sein Grab gelegt.

Das Zitat auf dem Grabkreuz entstammt seinem Gedicht

 Vaterlandsliebe

Frühling 1831

 

Wann die Glut des Morgens funkelt

Wann mich still die Nacht umdunkelt,

Schlägt dir, Vaterland, mein Herz,

Denket dein mit Freud und Schmerz.

 

Wann des Frühlings Keime schwellen,

Schlägt mein Herz in raschern Wellen,

Fragt: wann wirst Du, Deutschland, blühn

Sind dir bald die Zweige grün?

 

Wann des Sommers Ähren schwellen,

Schlägt mein Herz in raschern Wellen,

Fragt: ob dir statt Eigensucht

Wachse des Gemeinwohls Frucht?

 

Wann im Herbst die Traube reifet,

Sehnsucht durch das Herz mir schweifet,

Ob der Freiheitswein wohl gährt,

Frag ich: ob er wohl sich klärt?

 

Wann die Winterflur erstarret,

Bang das Herz des Frühlings harret,

Frag ich: ob nach Eis und Schnee

Freiheits-Frühling dich umweh? –

 

Vaterland, dein sei mein Leben,

Dein mein Fürchten, Hoffen, Streben;

Und zum Lohne gib dafür

Grab in freier Erde mir!

 

 

Seine Heimatstadt, die Weidig-Stadt Butzbach, dort besonders der Museums- und Archivleiter Dr. Dieter Wolf, pflegen und betreuen seine Erinnerung.

Das Gedicht findet sich bei:

Friedrich Ludwig Weidig. Gesammelte Schriften. Darmstadt. Eduard Roether Verlag. Hrsgg. v. d. Gesellschaft Hessischer Literturfreunde. 1987