Soeben sind die Belegexemplare des neuen „Argonautenschiff“, des Jahrbuchs der Anna-Seghers-Gesellschaft, bei mir angekommen. Laut Verlag ist es ab Montag lieferbar.

Auf Vermittlung von Hans-Willi Ohl konnte ich dort mit ihm zusammen auf eine historische Marginalie aufmerksam machen, die „unsere Büchners“ mit der Büchnerpreisträgerin verbindet.

Anton Büchners Sohn Georg Alexander Wilhelm Ludwig (!)  Büchner (dem vielleicht nur das deutsche Namensrecht die Vornamen Mathilde und Luise erspart hat …) lebte von 1920 bis 2008. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat an der Ostfront und geriet im „Kessel von Tscherkassy“ im Februar 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo er sich am 20. Juli 1947, dem Tag der Büchnerpreisverleihung in Darmstadt (zu der Anna Seghers nicht nach Darmstadt kam!), noch befand. Am 19. November schrieb Anton Büchner an Anna Seghers (der Brief ist leider nicht erhalten) und bat um Vermittlung zur Freilassung seines Sohnes. Am 16.12. hat Anna Seghers darauf geantwortet, und am 7. Mai 1948 wurde Alexander Büchner aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Alexanders Sohn Manfred Büchner, dem ich diese Informationen verdanke, berichtet diese Geschichte so, dass sein Großvater die Büchnerpreisträgerin erfolgreich um „Rettung des letzten lebenden Büchnernachfahren“, tatsächlich eines Ur-Groß-Neffen Georg Büchners,  gebeten habe, eine Formulierung, die Anton Büchner durchaus zuzutrauen ist (er wusste sehr genau, dass weitere Verwandte lebten, aber in diesem Fall scheint mir die „Ungenauigkeit“ nur allzu verzeihlich).  Es muss bis zu einem glücklichen Fund in russischen Archiven ungewiss bleiben, ob die Freilassung tatsächlich Anna Seghers zu verdanken war (es ist gänzlich ungeklärt, ob sie überhaupt entsprechend weitreichenden Einfluss hatte). Hans-Will Ohl macht allerdings darauf aufmerksam, dass sich Anna Seghers im April 1948 als Vizepräsidentin der „Gesellschaft zum Studium der Sowjetkultur“ in der Sowjetunion aufhielt.

Alexander Büchner „nach Rückkehr aus russischer Gefangenschaft“
1948 mit seiner Stiefmutter Maria, geb. Hoesch 

(aus dem unveröffentlichten Tagebuch von Anton Büchner –
die Mythen der Technik machen es möglich, dass ich dieses schöne
Foto, aufgenommen von Anton Büchner, hier – mit einem weiteren herzlichen
Dank an Manfred Büchner für die freundliche Überlassung des Materials –
veröffentlichen kann, es den Graphikern beim Verlag aber zum Abdruck zu schlecht erschien)

Ausführlich erläutert und illustriert sowie mit dem erstmaligen Abruck von Anna Seghers Antwortbrief an Anton Büchner findet sich diese Geschichte im soeben erschienenen

 

Argonautenschiff 21/2012

Broschur, 296 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-351-02757-5 

24,00 €